Prostatakrebs: Welche Behandlung ist für mich geeignet?

Bei Prostatakrebs gibt es viele Behandlungen, je nach Stadium – von Beobachten, Prostata-OP, Strahlentherapie und Hormontherapie bis hin zu fokalen Behandlungen, die nur auf den Prostatatumor abzielen.

A | Wie lässt sich Prostatakrebs behandeln?

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten der Behandlung bei Prostatakrebs. Oft kombinieren Ärzte und Ärztinnen mehrere Krebstherapien miteinander, um ihre Wirksamkeit und Schlagkraft zu erhöhen. Welche Behandlung für Sie geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel:

  • Stadium des Prostatakrebses: Wie weit ist Ihr Prostatakrebs fortgeschritten? Dies lässt sich aus der sogenannten TNM-Klassifikation ablesen. So behandeln Ärztinnen und Ärzte ein Prostatakarzinom, das noch lokal auf die Prostata begrenzt ist, anders als einen Prostatakrebs, der schon in umliegendes Gewebe eingewachsen ist oder in Lymphknoten oder andere Organe gestreut (also Metastasen gebildet) hat.
  • Aggressivität des Tumors: In manchen Fällen ist der Tumor in der Prostata sehr aggressiv. Dann teilen sich die Zellen rasant , er wächst schnell und breitet sich rasch aus. Der Gleason-Score lässt Rückschlüsse darüber zu, wie aggressiv Ihr Prostatakrebs ist. In vielen Fällen wächst der Tumor aber langsam und ist vergleichsweise harmlos.
  • Allgemeine Faktoren: Daneben spielen für die Auswahl der Prostatakrebs-Behandlung auch Ihr Alter, bestehende Vorerkrankungen und Ihre persönlichen Wünsche, Erwartungen und Vorstellungen eine Rolle. Vielen Männern ist zum Beispiel eine gute Lebensqualität trotz Krebstherapien wichtig. Sie möchten weiterhin ihren Alltag und Beruf gut bestreiten können.

 

Onkologen und Onkologinnen verfügen heute über eine Vielzahl an Therapien bei Prostatakrebs, die sie individuell auf Sie und Ihren Prostatakrebs zuschneiden können. Lassen Sie Ihren Prostatakrebs am besten in einem zertifizierten Krebszentrum behandeln. Besprechen Sie immer alle Möglichkeiten ausführlich mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Lassen Sie sich einige Tage Zeit, um alle Vorschläge zu überdenken. 

Sagen Sie Ihrem Arzt oder der Ärztin, wenn Sie Zweifel an den Therapievorschlägen haben und holen Sie sich eine Zweitmeinung bei einem anderen Krebsspezialisten oder einer -spezialistin ein. Adressen erhalten Sie bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, bei den Krebsorganisationen oder auch den Krankenkassen. Erst dann entscheiden Sie, welche Krebsbehandlung für Sie in Frage kommt. Am besten treffen Sie die Entscheidung gemeinsam mit Ihrem Arzt oder der Ärztin auf Augenhöhe. Es gibt einen Fachausdruck dafür: Partizipative Entscheidungsfindung oder Englisch: Shared Decision Making. 

Sie müssen ein gutes Gefühl bei den Krebsbehandlungen haben. Nur dann bleiben Sie Ihrer Therapie auch treu und brechen sie nicht ab. „Compliance“ heißt der Fachbegriff für die Therapietreue.

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B | Kontrolliertes Zuwarten (watchful waiting) bei Prostatakrebs

Kontrolliertes Zuwarten (engl. watchful waiting) ist eine Therapiestrategie, bei der Ärztinnen und Ärzte den Prostatakrebs nur behandeln, wenn Symptome auftreten. Das watchful waiting kommt zum Beispiel für Männer in Frage, die schon älter sind oder noch andere Begleiterkrankungen mitbringen. Ärzte und Ärztinnen kontrollieren den Prostatakrebs dabei etwa alle sechs Monate. Bei Bedarf behandeln sie ihn mit einer Hormontherapie

Wichtig zu wissen ist, dass beim kontrollierten Abwarten die Heilung des Prostatakrebses nicht mehr im Vordergrund steht. Es geht nur darum, das Fortschreiten des Tumors hinauszuzögern und die Lebensqualität zu erhalten.

C | Aktive Überwachung (active surveillance) bei Prostatakrebs

Die aktive Überwachung ist eine Behandlungsmöglichkeit, die sich für einen Prostatakrebs mit niedrigem Risiko eignet. Ärztinnen und Ärzte gehen in diesem Fall davon aus, dass der Tumors weniger gefährlich ist und womöglich zu Lebzeiten keine Probleme verursacht. Meist sterben diese Männer an einer ganz anderen Erkrankung als an ihrem Prostatakarzinom. Aktive Überwachung heißt jedoch nicht, dass Ärzte und Ärztinnen überhaupt nichts tun - im Gegenteil.

Sie überwachen die Männer engmaschig, behandeln den Prostatakrebs aber (noch) nicht. Erst wenn bestimmte Messwerte (z.B. PSA-Wert) darauf hindeuten, dass der Prostatakrebs fortschreitet, beginnen sie mit einer Krebstherapie. Infrage kommen beispielsweise eine Operation (radikale Prostatektomie) oder eine Strahlentherapie. Wichtig zu wissen bei einer aktiven Überwachung: Die Heilungschancen stehen dann immer noch sehr gut!

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Der Urologe Dr. Frank Schiefelbein erklärt, für wen sich die aktive Überwachung eignet. 

D | Operation (radikale Prostatektomie) bei Prostatakrebs

Die Operation - die radikale Prostatektomie - ist eine sehr wichtige Behandlungsmöglichkeit bei Prostatakrebs. Die Prostata-Op eignet sich für Männer, deren Prostatakrebs früh genug entdeckt wurde. Dann ist der bösartige Tumor noch auf die Prostata begrenzt. Er hat die Kapsel noch nicht durchbrochen und auch nicht in die umliegenden Lymphknoten oder weiter entfernt liegende Organe gestreut (z.B. Knochen, Leber, Lunge). 

Bei einer radikalen Prostatektomie entfernen Ärzte und Ärztinnen die gesamte Prostata inklusive des Tumors. In der Regel wird die Operation mit Hilfe eines Roboters durchgeführt. Er operiert aber nicht selbstständig, sondern unterstützt Ärzte und Ärztinnen nur bei ihrer Arbeit. Die Prostatakrebs-Op bietet die Möglichkeit auf vollständige Heilung. Sie birgt jedoch einige Risiken: So leiden viele Männer anschließend (oft vorübergehend) unter Inkontinenz und Erektiler Dysfunktion. Diese beiden Folgen der Op setzen Männern oft am meisten zu. 

Eine Alternative zur Prostatakrebs-Op ist die Strahlentherapie, die ebenso gut wirksam ist und vergleichbare Behandlungsergebnisse erzielt. Lassen Sie sich vor einer Therapieentscheidung immer von Fachleuten aus der Urologie und Radiologie über die Vor- und Nachteile beider Krebsbehandlungen beraten. Einige Kliniken bieten eine gemeinsame (interdisziplinäre) Sprechstunde mit Ärzten und Ärztinnen aus beiden Fachgebieten an.

E | Strahlentherapie (Radiotherapie) bei Prostatakrebs

Die Strahlentherapie (Radiotherapie) ist eine gute Alternative zur Operation bei Prostatakrebs (radikale Prostatektomie) – sie erzielt etwa gleich gute Behandlungsergebnisse. Grundsätzlich gibt es bei der Bestrahlung zwei Möglichkeiten: 

  • Perkutane Strahlentherapie: Die Bestrahlung der Prostata von außen über die Haut. Die Strahlendosis wird nicht auf einmal, sondern in mehreren Sitzungen verabreicht.
  • Brachytherapie: Die Strahlenherapie von innen. Dabei platzieren Ärztinnen und Ärzte winzige Strahlenquellen in der Prostata. Hier gibt es wiederum zwei Varianten: Die LDR- und HDR-Braychtherapie.

 

Daneben sind noch andere Bestrahlungsformen bekannt, etwa die Protonenbestrahlung oder die Radiochirurgie - dabei kommt ein "Messer" aus Strahlen zum Einsatz. Noch relativ neu ist die Bestrahlung mit radioaktivem Lutetium-177 bei metastasiertem Prostatakrebs.

F | Fokale Therapien: VTP, HIFU, Kryotherapie, IRE und andere 

Fokale Therapien zielen nur auf den Tumor selbst ab und schonen gesundes umliegendes Gewebe gut. Sie sind eine Möglichkeit, wenn der Prostatakrebs noch lokal begrenzt ist und ein niedriges Risiko birgt, dass er weiter wächst. Einige Beispiele für fokale Therapien:

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Dr. Tobias Egner erklärt, wie die HIFU funktioniert und abläuft.

G | Hormontherapie, Chemotherapie, Lutetium-Therapie, Immuntherapie

Bei einem fortgeschrittenen Prostatakrebs gibt es noch viele Behandlungsmöglichkeiten, auch wenn dann oft keine Heilung mehr möglich ist, zum Beispiel die Hormontherapie oder Chemotherapie, auch in Kombination. Ärztinnen und Ärzte können den Tumor noch lange Zeit in Schach halten und sein Wachstum bremsen. Diese Palliativbehandlung zielt darauf ab, Beschwerden zu lindern, das Überleben zu verlängern und eine gute Lebensqualität zu erzielen. So lassen sich zum Beispiel Schmerzen bei Knochenmetastasen gut behandeln.

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Prof. Andreas Buck erklärt, wie die neue Lutetium-Therapie funktioniert.

H | Komplikationen bei Prostatakrebs behandeln

Einige Therapien gegen Prostatakrebs rufen Nebenwirkungen und Komplikationen hervor, zum Beispiel eine Operation (radikale Prostatektomie) oder Strahlentherapie. Die häufigsten Folgen  sind Inkontinenz und die Erektile Dysfunktion (umgangssprachlich Impotenz). Auch die chronische Erschöpfung  – die Fatigue – ist eine Folge mancher Krebsbehandlungen. Alle Folgen lassen sich gut behandeln.

I | Komplementär- und Alternativmedizin bei Prostatakrebs

Die Komplementär- und Alternativmedizin (CAM) ist beliebt bei vielen Menschen mit einer Krebserkrankung. Dazu gehören zum Beispiel die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) mit Akupunktur, die Naturheilkunde oder Homöopathie. Für Menschen mit Krebs können manche Verfahren aber riskant sein. Wichtig ist, dass die Komplementärmedizin immer nur eine Ergänzung und kein Ersatz für schulmedizinische Behandlungen ist, deren Wirksamkeit in Studien belegt ist.

Sagen Sie Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin immer, wenn sie Methoden der Komplementär- und Alternativmedizin anwenden, denn sie können mit anderen Behandlungen Wechselwirkungen eingehen. Einige „Naturpräparate“ sind sogar giftig.

J | Psychoonkologie

Ärzte und Ärztinnen wissen heute, dass bei einer Krebserkrankung nicht nur der Körper, sondern auch die Seele leidet. Die Psychoonkologie bietet Hilfen bei seelischen Tiefs. Scheuen Sie sich nicht, psychologische Hilfe zu suchen und anzunehmen. 

Die Psychoonkologie ist heute ein fester Bestandteil von Krebsbehandlungen. Sie wirkt sich zudem positiv auf den Behandlungserfolg und Ihre Lebensqualität aus. Es gibt verschiedene Möglichkeiten – von Entspannungstechniken über die Verhaltenstherapie bis hin zur Paartherapie, in die Therapeuten den Partner oder die Partnerin miteinbeziehen.

K | Yoga bei Prostatakrebs

Neben den Krebsbehandlungen können Männer auch selbst einige Dinge tun, um sich besser zu fühlen oder die Krebstherapien besser zu verkraften. DAzu gehören zum Beispiel eine gesunde Ernährung sowie Bewegung und Sport. Auch Yoga kann Männern mit Prostatakrebs helfen! Yoga besitzt vielfältige positive Effekte - lesen Sie, welche das sind!

L | PSA-Rezidiv behandeln

Ein Rezidiv bedeutet, dass der Prostatakrebs zurückkehrt. Dies geschieht manchmal trotz Krebsbehandlungen wie einer Operation  oder Strahlentherapie. Erkennbar ist ein Rückfall oft alleine anhand des gestiegenen PSA-Wertes. Dann sprechen Ärztinnen und Ärzte von einem PSA-Rezidiv.

M | Kastrationsresistenter Prostatakrebs

Manchmal wächst der Prostatakrebs auch ohne Testosteron weiter. Dann wirkt der Hormonentzung nicht mehr. Was hilft Männern mit kastrationsresistentem Prostatakrebs? Alle Antworten.

N | Supportive Therapien - Nebenwirkungen behandeln

Krebstherapien sind oft mit Nebenwirkungen verbunden. Supportive Therapien können die Nebenwirkungen lindern oder ihnen sogar vorbeugen. Lesen Sie einen Überblick über die Supportivmedizin bei Prostatakrebs.

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Überstürzen Sie nichts! Es gilt, sich mit klarem Kopf und ganz in Ruhe fundiert über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.

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