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„PSA ist ein Hinweisgeber, aber nicht der einzige Wert"
25. März 2025Wir sprachen mit der Urologin Prof. Angelika Borkowetz auf dem Prostata-Infotag 2025 in Kiel über die Früherkennung von Prostatakrebs und warum der PSA-Wert nur einer von mehreren Bausteinen ist.
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Frau Prof. Borkowetz*, wie wichtig ist eigentlich die Früherkennung und hat sie überhaupt einen Nutzen?
Die Früherkennung ist extrem wichtig! Möglicherweise lässt sich der Schaden reduzieren, der später durch Prostatakrebs entsteht. Wir können fortgeschrittene Krebsstadien, den Anteil der Männer mit Metastasen – das sind Krebsabsiedelungen in anderen Organen – und Todesfälle aufgrund von Prostatakrebs reduzieren.
Die Früherkennung beim Prostatakarzinom besteht aus der Bestimmung des prostataspezifischen Antigens, des PSA. Dieser Bluttest ist leider nicht so ganz spezifisch für den Prostatakrebs, weil der PSA auch aus anderen Gründen erhöht sein kann. Aber er ist der Marker, der uns am meisten hilft. Wir führen den PSA-Test derzeit gemeinsam mit anderen Untersuchungen durch, zum Beispiel einer multiparametrischen MRT der Prostata.
Sie haben den PSA-Wert gerade genannt. Dieser ist ja mittlerweile sehr umstritten und verunsichert auch sehr viele Männer. Warum würden Sie trotzdem sagen, dass er wichtig ist?
Der PSA-Wert kann ein Hinweisgeber sein. Er ist aber nicht der einzige Wert, den wir uns angucken. Wir durchleuchten auch die Familiengeschichte und erfragen, ob andere Krebserkrankungen in der Verwandtschaft vorkommen. Außerdem bestimmen wir das Volumen der Prostata mit dem Ultraschall, weil die Größe der Prostata den PSA-Wert beeinflussen kann. Und wir schließen Entzündungen in der Prostata aus. Auch das Alter eines Mannes spielt übrigens für die Höhe des PSA eine Rolle.
Anhand dieser Ergebnisse entscheiden wir, ob wir weitere Untersuchungen durchführen, etwa eine multiparametrische MRT der Prostata. Sie zeigt uns, ob es in der Prostata krebsverdächtige Herde gibt. Wenn wir alle Befunde vorliegen haben, entscheiden wir, ob eine Biopsie ratsam ist. Bei dieser invasiven Diagnostik entnehmen wir mit einer Nadel Gewebe aus der Prostata.
Viele Männer sorgen sich, dass sie in eine Maschinerie hineingeraten. Sie sagen: Wenn ich erst einmal bei der Früherkennung bin, komme ich nicht mehr heraus. Was sagen Sie diesen Männern?
Bei der Früherkennung haben wir natürlich das Dilemma, dass wir teilweise Tumore entdecken, die möglicherweise gar nicht behandlungsbedürftig sind. Die Therapie wäre womöglich nicht notwendig gewesen, weil sich zu Lebzeiten des Mannes nie ein gefährlicher Krebs entwickelt hätte.
Allerdings kann ich Männern hier Ängste nehmen, denn es gibt bei der Therapie des Prostatakrebses viele Entwicklungen. Wir haben zum Beispiel die Strategie der Aktiven Überwachung. Dabei beobachten wir Männer, die ein niedriges Risiko haben, dass ihr Prostatakrebs metastasiert oder sie an ihrem Krebs versterben. Zur Überwachung setzen wir die MRT, aber auch den PSA-Wert ein. Damit haben wir zwei Werkzeuge an der Hand, um zu entscheiden, ob auch während des Abwartens regelmäßig eine Biopsie durchgeführt werden muss oder nicht.
Welche Gefahr birgt die Aktive Überwachung?
Es besteht das Risiko, dass ein zunächst weniger aggressiver Prostatakrebs später doch aggressiver wird. Weil ein Mann aber bei uns engmaschig kontrolliert wird, erkennen wir frühzeitig, wenn ein Tumor fortschreitet. Dann können wir die entsprechende Therapie in die Wege leiten.
*Prof. Dr. Angelika Borkowetz ist Urologin und Direktorin der Urologischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Rostock.