Reha bei Prostatakrebs – das kommt nach dem Klinikaufenthalt!

Wie geht es für Patienten mit Prostatakrebs nach dem Klinikaufenthalt weiter? Ist eine Reha notwendig? Erfahren Sie, was in dieser Phase wichtig ist.

A | Reha bei Prostatakrebs - was bringt sie mir?

Die Rehabilitiation ist ein Angebot für Männer mit Prostatakrebs, die ihre Krebsbehandlungen abgeschlossen haben, zum Beispiel eine Prostata-Op und Bestrahlung. Umgangssprachlich heißt sie meist kurz und knapp „Reha“, im Fachjargon Anschlussheilbehandlung (AHB). Der Name rührt daher, dass sie nach dem Abschluss der Krebstherapien stattfinden. 

Die Reha umfasst medizinische, psychotherapeutische, soziale und beruflichen Maßnahmen, welche die Wiedereingliederung in die Familie, Gesellschaft und den Beruf fördern sollen. Die Reha soll Ihnen helfen, besser mit krebsbedingten Problemen umgehen zu können. Das können zum Beispiel eine Erektile Dysfunktion und Inkontinenz sein, die viele Männer betreffen. Oft sind diese Nebenwirkungen der Krebsbehandlungen aber nur vorübergehender Natur. Durch die Reha soll es Ihnen anschließend gelingen, wieder gut am Alltag teilzunehmen.

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Interview mit dem Reha-Arzt Prof. Ullrich Otto: “Je früher die Reha, desto bessere Erfolge”

Die Reha nach einer Krebserkrankung wie dem Prostatakrebs ist keine Verpflichtung, sondern ein Angebot. Sie entscheiden selbst, ob Sie daran teilnehmen möchten oder nicht. Ärzte und Ärztinnen schätzen, dass sich nur etwa jeder zweite Mann mit Prostatakrebs für die Reha entscheidet. Dies seien deutlich zu wenige, finden Urologen. Denn viele Männer profitieren davon und überwinden körperliche Einbußen und seelische Beeinträchtigungen dank einer Reha deutlich schneller. Die Deutsche Rentenversicherung oder die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Anschlussheilbehandlung.

Herr Prof. Engehausen, kann man mit Sport Krebs bekämpfen?

Sport ist eine ganz wesentliche Sache, mit der wir unseren Körper nach vorne bringen, aufbauen und unsere eigene Immunabwehr stärken. Und das sind Grundlagen, um eine Krebserkrankung abzuwehren oder soweit wie möglich nach hinten zu ziehen.

Sport ist also ein Hilfsmittel, das bei einer Krebserkrankung unterstützend wirkt.

Unbedingt. Ich kann nur jedem raten, sich sportlich zu betätigen – mindestens ein- bis zweimal pro Woche. Am besten aber ist körperliche Aktivität jeden Tag, wenn es zeitlich möglich ist. 

Manche Krebspatienten hoffen, man könne den Krebs durch eine bestimmte Ernährung “aushungern”. 

Davon halte ich persönlich überhaupt nichts. Das Schlimmste wäre, dass wir auch noch eine Hungertherapie machen, wenn der Körper viel Kraft braucht. Wir kämpfen vielmehr gegen das Ausgezehrtsein des Körpers, die Kachexie. Wir wollen ja erreichen, dass der Körper gestärkt wird und genügend Abwehrkräfte gegen die Macht des Krebses aufbaut.

Welche Lebensmittel empfehlen Sie denn jemandem, der eine Krebserkrankung durchmacht?

Grundsätzlich ist eine Ernährungsberatung sinnvoll, denn jeder von uns macht kleinere oder größere Verstöße gegen eine gesunde Ernährung. Wir brauchen eine vollwertige Ernährung. So können wir gegen eine Krebserkrankung vorgehen oder auch ihre Entstehung verhindern.

Kann man eine Reha auch wiederholen?

Wir haben sehr viele Patienten, die nach der Anschlussheilbehandlung nochmal zu uns kommen. Eine erneute Reha kann auch deswegen sinnvoll sein, weil man die erlernten Übungen nachjustieren kann.

B | Reha nach Prostatakrebs: Wer hilft mir beim Antrag stellen?

Die medizinische Reha schließt sich direkt (ungefähr zwei Wochen) an den Klinikaufenthalt oder die Strahlentherapie an (deshalb auch Anschlussheilbehandlung!). Sie müssen die Maßnahmen noch in der Klinik beantragen. Die Sozialdienste vor Ort unterstützen Sie jedoch bei der Antragsstellung. Wenn Sie eine Bestrahlung durchlaufen haben, veranlassen die Strahlentherapeuten (Radiologen) die Reha.

Wenn Sie gesetzlich versichert sind, können Sie sich auch direkt an die zentralen Servicestellen REHA wenden. Alternativ erfragen Sie die richtigen Anlaufstellen und Adressen für die Reha bei Ihrer Krankenkasse oder Rentenversicherung.

Wie lange die Reha bei Prostatakrebs dauert, kann verschieden sein. In der Regel dauert sie drei Wochen. Eine Anschlussheilbehandlung können Sie  ambulant durchführen. In diesem Fall gehen Sie nach den Behandlungsterminen wieder nach Hause. Zudem gibt es die Möglichkeit einer stationären Rehabilitation. Wenn Sie sich für die stationäre Reha entscheiden, bleiben Sie so lange vor Ort in der Rehaklinik.

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C | Welche Ziele hat die Reha nach Prostatakrebs?

Die Reha zielt darauf ab, Ihren Körper und Ihre Seele nach einer Prostatakrebserkrankung wieder zu stärken und ins Gleichgewicht zu bringen. Durch die Reha sollen Sie wieder fit für den Alltag werden! Die Behandlungen bei Prostatakrebs ziehen nämlich oft einige Gesundheitsprobleme nach sich, mit denen Sie vielleicht längere Zeit zu kämpfen haben. Das gilt beispielsweise nach einer Operation (radikale Prostatektomie), aber auch der Strahlentherapie. Mögliche körperliche Beeinträchtigungen durch diese Krebsbehandlungen sind:

 

Bei vielen Männern ist auch die Psyche angeschlagen, weil eine Krebsdiagnose ein Schock ist – und dieser ist nicht leicht zu verdauen. Häufige Folgen sind:

  • Ängste vor einem Rückfall (Rezidiv)
  • Schlafstörungen
  • Probleme in der Partnerschaft und Familie
  • Depressionen

 

Ärzte und Ärztinnen legen sämtliche Rehamaßnahmen individuell für Sie fest und passen Sie Ihrem gesundheitlichen Zustand, Ihren persönlichen Gesundheitsproblemen und  Ihrem Leistungsvermögen an. Welche Behandlungen genau zum Einsatz kommen, hängt immer vom Stadium Ihrer Krebserkrankung, Ihren Beschwerden und Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand ab. Sie sollen sich bei einer Reha nicht überfordern, aber auch nicht unterfordern.

Die wichtigsten Ziele der Reha!

  • gezielte Behandlung von Funktionsstörungen, die sich als Folge von Operation oder Strahlentherapie entwickeln, allen voran die Harninkontinenz und Impotenz
  • Wiederherstellung der körperlichen (physischen) Fitness
  • Wiederherstellung der seelischen (psychischen) Leistungsfähigkeit: Sie sollen seelisch stabiler werden und die Krankheit besser bewältigen können
  • Erneute Teilhabe am normalen gesellschaftlichen Leben
  • Wenn Sie noch im Berufsleben stehen: die Erwerbsfähigkeit erhalten oder wiederherstellen
  • Motivation zur Selbsthilfe und Mitarbeit
  • Anleitung für einen gesunden Lebensstil (z.B. gesunde Ernährung, Bewegung, Nichtrauchen, mäßiger Alkoholkonsum)

D | Prostatakrebs – welche Reha-Behandlungen erwarten mich?

Prostatakrebs behandeln Ärzte oft mittels Operation (radikale Prostatektomie) und Bestrahlung. Diese Krebstherapien sind zwar sehr wirksam im Kampf gegen Prostatatumoren, hinterlassen aber oft ihre Spuren. Die häufigsten Spätfolgen, unter denen Männer leiden, sind die Erektile Dysfunktion (umgangsprachlich Impotenz) und die Harninkontinenz

Nach einer Strahlentherapie ist die chronische Erschöpfung – die Fatigue – keine Seltenheit. Diese Komplikationen versuchen Ärzte, in der Rehaklinik besser in den Griff zu bekommen. Dabei setzen sie mehrere Behandlungsstrategien ein.

Reha-Maßnahmen bei Inkontinenz durch Krebsbehandlung

  • Männer mit einer Inkontinenz erhalten eine spezielles Kontinenztraining – das Beckenbodentraining! Sie erlernen auf diese Weise, die Harninkontinenz besser in den Griff zu bekommen. Oft bessert sie sich einige Zeit nach der Operation oder Bestrahlung sowieso von selbst.
  • Manchmal setzen Ärzte zusätzlich das Biofeedback ein – eine Methode, bei der Sie den Erfolg des Training über eine Rückmeldung kontrollieren können.
  • Auch Medikamente oder die Elektrostimulation der Blasenmuskulatur sind bei Harninkontinenz wirksam.

 

Reha-Maßnahmen bei Erektiler Dysfunktion durch Krebsbehandlung

  • Bei Männern mit Erektiler Dysfunktion kann ein Schwellkörpertraining mit Hilfe einer Vakuumpumpe hilfreich sein. Es soll die Potenz wieder verbessern.
  • Bewegungstraining, Sport und Physiotherapie
  • Entspannungstechniken (z.B. Yoga, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson)
  • Medikamente (z.B. PDE-5-Hemmer)
  • Psychotherapie
  • Psychologische Beratung zu Partnerschaftsproblemen (auch mit Partnerin/Partner)

Die Yoga-Trainerin Gaby Nele Kammler erklärt im Video, wie Männer mit Prostatakrebs von Yoga profitieren. Sie hat sich auf Krebskranke spezialisiert. Alles über das Konzept Yoga und Krebs finden Sie auf der Website www.yoga-und-krebs.de.

 

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E | Prostatakrebs: Reha-Klinik finden

Wohin zur Reha nach einer Prostata-Op oder Bestrahlung? Diese Frage bewegt viele Männer mit Prostatakrebs. Sie haben verschiedenen Möglichkeiten, um die beste Reha-Klinik für sich selbst zu finden.

  • Arzt oder Ärztin fragen: Das Prostatakrebs-Behandlungsteam hat oft schon Informationen darüber, welche Reha-Klinik in der Nähe ist und sich für einen Mann eignet. Fragen Sie am besten nach und lassen Sie sich Adressen und Empfehlungen geben. Wichtig ist, dass die Rehaklinik spezialisiert auf Krebserkrankungen ist. 
  • Krankenkasse kontaktieren: Die meisten gesetzlichen Krankenkassen verfügen über Adressen und Kontaktdaten von Rehakliniken, die Prostatakrebspatienten aufnehmen. Meist helfen sie bei der Suche nach der passenden Rehaeinrichtung.
  • Selbst recherchieren: Im Internet können Sie selbst über Suchmaschinen wie Google nach Rehakliniken in Ihrer Nähe suchen. Geben Sie zum Beispiel Stichwörter wie „Prostatakrebs + Reha + Wohnort/Postleitzahl“ ein. So erhalten Sie eine Liste mit verschiedenen Suchergebnissen.
  • Rehaklinik-Finder: Es gibt Portale im Internet, die sich auf das Suchen und Finden von Rehakliniken spezialisiert haben und entsprechende Verzeihnisse anbieten. Beispiele: Deutsche Rentenversicherung, Arzt-Auskunft der Stiftung Gesundheit, Qualitätskliniken.de oder Rehakliniken.de 
  • Erfahrungsberichte studieren: Im Internet gibt es Foren, in denen Männer mit Prostatakrebs von ihren Reha-Erfahrungen berichten. Sie erzählen über die Klinik, in der sie zur Reha waren, und wie sie ihren Aufenthalt dort empfunden  haben. Vielleicht lesen Sie einmal hinein. Aber Vorsicht: Jeder Mann empfindet den Reha-Aufenthalt vielleicht etwas unterschiedlich. Eine weniger gute Bewertung muss nicht bedeuten, dass die Rehaklinik Ihnen selbst nicht zusagt. Das gleiche gilt natürlich auch umgekehrt. Die Frage „Wo ist die beste Klinik für Prostatakrebs?“ lässt sich also nicht pauschal beantworten.
  • Selbsthilfegruppe fragen: Vielleicht schließen Sie sich einer Selbsthilfegruppe an, in der viele Männer mit Prostatakrebs und ihre Angehörigen aktiv sind. Dort gibt es außerdem medizinische Spezialisten für Prostatakrebs, die ebenfalls beim Finden einer geeigneten Rehaklinik helfen können.  Eine gute Anlaufstelle ist der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V.

 

Einige Kriterien, die bei der Auswahl einer Rehaklinik wichtig sind:

  • Die Rehaklinik sollte eine Fachklinik sein, die auf urologische Erkrankungen wie Prostatakrebs spezialisiert ist und ausreichend Erfahrung mit der Behandlung mitbringt – das ist eigentlich selbstverständlich und trifft auf die allermeisten Rehakliniken zu. 
  • In der Rehaklinik sollte ausreichend Fachpersonal vorhanden sein – Ärzte und Ärztinnen, Therapeuten und Therapeutinnen oder Pflegepersonal. In Zeiten von Fachkräftemangel ist dies nicht immer gegeben.
  • Jeder Mann mit Prostatakrebs braucht eine maßgeschneidertes Behandlungsprogramm, weil die Gesundheitsprobleme sehr unterschiedlich und verscheiden ausgeprägt sein können. Lesen Sie, welche Behandlungen die Rehaklinik anbietet. 
  • Prüfen Sie auch (soweit wie möglich), wie gut die Qualität der Rehaeinrichtung und die medizinische Ausstattung ist. 
  • Wo liegt die Rehaklinik und wie gut ist sie erreichbar? Auch diese Fragen spielen eine Rolle. Dies gilt besonders, wenn Sie die Reha nach Prostatakrebs ambulant absolvieren möchten. 
  • Manche Kliniken bieten auch nach der Reha noch Nachsorgeprogramme und Unterstützung an. Überlegen Sie, ob Ihnen dieser Punkt wichtig ist.

F | Nachsorge bei Prostatakrebs – darum ist sie wichtig

Die Nachsorge bei Prostatakrebs ist enorm wichtig. Auch wenn die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen nervenaufreibend und zeitraubend sind: Ihr Arzt erkennt einen möglichen Rückfall (Rezidiv) rechtzeitig und kann schnell einschreiten! Lesen sie, wie oft Sie zur Nachsorge gehen sollten, welche Untersuchungen er vornimmt und wie er Folgen der Krebtherapien behandelt, etwa eine Inkontinenz, Erektile Dysfunktion oder Fatigue.

Autorin: Ingrid Müller

Quellen:

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