Fatigue bei Krebs – Hilfe bei bleierner Müdigkeit!
Die Fatigue bei Krebs ist sehr häufig. Patienten fühlen sich müde, antriebslos und erschöpft – als habe sich ein schwerer Mantel über sie gelegt. Lesen Sie, welche Ursachen die Fatigue bei Krebs hat und wie Sie die Müdigkeit am besten vertreiben! Von Ingrid Müller
Eine Fatigue erleben viele Krebspatienten: Bis zu 90 Prozent leiden unter einer lähmenden Erschöpfung, die sowohl den Körper, Geist und die Seele erfasst. Den Zustand der Fatigue beschreiben viele Menschen mit Krebs so: Sie fühlen sich antriebslos, energielos, ausgelaugt, erschöpft und verspüren eine lähmende, bleierne Müdigkeit. Der Begriff „Fatigue“ ist Französisch und bedeutet übersetzt: „Müdigkeit“ oder „Erschöpfung“. Andere Namen dafür sind Fatigue-Syndrom oder Erschöpfungssyndrom. Umfragen brachten ans Licht, dass Krebspatienten die Müdigkeit als das am meisten belastende Problem empfinden. Sie bremst ihren Alltag aus und schmälert die Lebensqualität erheblich. Gut ist, dass die Fatigue bei vielen wieder nachlässt. Allerdings haben 20 bis 50 Prozent der Krebspatienten noch Monate oder sogar Jahre später mit der bleiernen Schwere zu kämpfen.
Was ist Fatigue? Nicht einfach nur Müdigkeit!
Mit einer normalen Müdigkeit, die wohl alle Menschen nach körperlichen und geistigen Anstrengungen überfällt, hat die Fatigue nichts zu tun. Stress, lange Reisen, ausufernde Meetings oder intensiver Sport fordern Körper und Geist und lassen sie ermüden. Nach einer Erholungsphase sind die meisten jedoch wieder fit und können mit neuer Tatkraft loslegen. Nicht so bei der Fatigue. Typisch für diese ist nämlich, dass auch regelmäßige Ruhepausen und ausreichender Schlaf die Erschöpfung nicht vertreiben können. Die Antrieblosigkeit, Lustlosigkeit, Mattigkeit und Müdigkeit werden zum täglichen Begleiter. Sie stehen in keinem Verhältnis zu den vorausgegangen Aktivitäten.
Welche Symptome treten bei einer Fatigue auf?
Das Erschöpfungssyndrom besitzt viele verschiedene Facetten. Häufige Symptome, von denen Patienten mit Fatigue berichten, sind:
- Müdigkeit, Energielosigkeit oder ein unverhältnismäßig großes Bedürfnis nach Ruhe
- allgemeine Schwäche, Mattigkeit, Abgeschlagenheit, schwere Glieder; viele fühlen sich schon morgens nach dem Aufstehen wie „erschlagen“
- mangelnde körperliche Belastbarkeit
- Motivationsverlust (auch bei Alltagsaktivitäten), Lustlosigkeit, Antriebslosigkeit, Desinteresse: Schon alltägliche Dinge wie das Einkaufen, Kochen oder Putzen sind schwer zu bewältigen
- extremes Schlafbedürfnis, Schlafstörungen, der Schlaf bringt kaum Erholung
- Ängste, Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Verlust der Lebensfreude
- Frustration, Reizbarkeit
- psychische Erschöpfung
- Störungen von Konzentration, Aufmerksamkeit und Gedächtnis: Das Zuhören, die Kommunikation oder Abspeichern der einfachsten Dinge im Gedächtnis fallen schwer
- soziale Entfremdung von Familie und Freunden
Fatigue-Ursachen: Woher kommt die lähmende Erschöpfung?
Damit eine Fatigue entsteht, müssen mehrere Faktoren zusammenspielen – nämlich körperliche, seelische und soziale Faktoren. „Die eine“ Ursache für die Müdigkeit gibt es nicht. Bei Krebspatienten kann einerseits die Tumorerkrankung selbst der Grund sein. Aber auch die Krebsbehandlungen und die gewaltige psychische Belastung durch die Krebsdiagnose können die Wurzel der Fatigue sein.
Fatigue durch die Krebserkrankung
Manchmal ist die enorme Müdigkeit ein erster Hinweis auf eine Krebserkrankung. Denn Tumorzellen wachsen schnell und verbrauchen mehr Energie als gesunde Zellen. Zugleich versucht das körpereigene Immunsystem, die Krebszellen zu bekämpfen. In der Folge bildet der Stoffwechsel Substanzen, welche die normalen Abläufe und Prozesse stören. Diese Belastungen lösen schließlich die Erschöpfung und bleierne Müdigkeit aus, so die Theorie.
Fatigue durch die Krebstherapien
Gegen Krebs setzen Ärzte oft eine Chemotherapie, Bestrahlung und weitere Behandlungen ein. Sie können ebenfalls der Grund für die Fatigue sein. Der Grad der Erschöpfung ist aber individuell sehr verschieden. Auch ist sie nicht an jedem Tag gleich intensiv ausgeprägt – es gibt gute und schlechte Tage.
Einige Beispiel für Therapien gegen Krebs, die eine Fatigue hervorrufen können:
Operation
Chemotherapie
Strahlentherapie
Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 90 Prozent der Patienten bei einer Chemotherapie und Bestrahlung unter erheblicher Erschöpfung leiden. Normalerweise bessert sie sich wieder, wenn die Behandlungen abgeschlossen sind. Aber bei manchen Krebspatienten hält die Erschöpfung aber noch Jahre später an.
Weitere Ursachen der Fatigue bei Krebs
Der Grund für die Fatigue kann noch in anderen Begleiterkrankungen oder Behandlungen liegen. Beispiele sind:
- Blutarmut (Anämie): Die Zahl der roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff im Körper transportieren, sinkt. Viele Krebspatienten leiden unter einer Anämie, bedingt durch die Therapien. Die Folgen des Sauerstoffmangels sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Energielosigkeit.
- Depressionen aufgrund der Krebserkrankung: Sie belastet nicht nur den Körper, sondern auch die Seele; so sind depressive Verstimmungen, Ängste, Traurigkeit oder Hoffnungslosigkeit die Folgen.
- Infektionen: Krebsbehandlungen schwächen auch die Abwehrkräfte; Bakterien, Viren oder Pilze haben somit leichteres Spiel.
- Nebenwirkungen von Medikamenten: Viele Medikamente für Krebspatienten haben Müdigkeit und Abgeschlagenheit zu Folge. Beispiele sind Schmerzmittel oder der Entzündungshemmer Kortison.
- Mangelernährung und Gewichtsverlust: Krebstherapien sind oft mit Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen verknüpft. Ist der Körper jedoch nicht ausreichend mit Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen und anderen Nährstoffen (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße) versorgt, drohen Müdigkeit und Leistungseinbußen.
Fatigue behandeln – das sind die Möglichkeiten!
So vielfältig die Ursachen der Fatigue sind, so unterschiedlich sind auch die Behandlungsmöglichkeiten. Eine Therapie gegen die Fatigue, die allen Krebspatienten gleichermaßen hilft, gibt es nicht. Finden Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt heraus, was Ihnen gut tut. Folgende Strategien, die den Körper, Geist und die Seele stärken sollen, setzen Ärzte zur Behandlung der Fatigue ein:
- Medikamente, etwa wenn eine Anämie als Ursache der Fatigue anhand eines Blutbildes nachgewiesen ist. Ärzte setzen zum Beispiel Erythropoietin ein, das die Blutbildung anregt.
- Bewegung und Sport: Ein gezieltes Bewegungstraining unter medizinischer Anleitung, das individuell auf Sie abgestimmt ist, erhöht Ihre Leistungsfähigkeit und Ausdauer. Beginnen Sie frühzeitig mit der körperlichen Aktivität – schon während der Chemotherapie oder Bestrahlung! Gut sind zum Beispiel ein maßvolles Ausdauer- und Krafttraining. Sport ist nicht nur gut für den Körper, sondern hellt auch die Stimmung und das Gemüt auf! Und beides erhöht wiederum die Lebensqualität.
- Psychotherapie/Verhaltenstherapie: Sie zielt darauf ab, das Erleben und Verhalten bei Fatigue günstig zu beeinflussen. So sollten Sie die Fatigue besser bewältigen lernen. Suchen Sie einen Therapeuten, der Erfahrung mit der Fatigue bei Krebs hat.
- Alltagsstrategien entwickeln: Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten, wie sie Ihren Alltag so strukturieren und gestalten können, dass die Einschränkungen aufgrund der Fatigue weniger ins Gewicht fallen. Das funktioniert nur, wenn Sie sich nicht ständig überfordern und zu viel von sich verlangen – sonst stoßen Sie mit der Nase ständig auf Ihre mangelnde Leistungsfähigkeit.
Fatigue – Tipps für Ihren Alltag
Folgende Tipps können bei Fatigue hilfreich sein. Vielleicht müssen Sie mehrere ausprobieren oder miteinander kombinieren, um Ihrer Müdigkeit beizukommen
Reden!
Über- oder unterfordern Sie sich nicht!
Alltagsaktivität langsam steigern
Nach vorne schauen
Energielieferanten suchen!
Guter Schlaf
Stress weg!
Gesund essen
Quellen:
- Deutsche Fatigue Gesellschaft, https://deutsche-fatigue-gesellschaft.de (Abruf: 14.8.2018)
- Deutsche Krebshilfe: Fatigue/Chronische Müdigkeit bei Krebs, Blaue Ratgeber
- Deutsche Krebsgesellschaft, https://www.krebsgesellschaft.de (Abruf: 14.8.2018)
- Deutsches Krebsforschungszentrum, www.krebsinformationsdienst.de (Abruf: 14.8.2018)
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