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Komplementär- und Alternativmedizin bei Krebs – was hilft, was nicht?
11. Oktober 2021 | von Ingrid MüllerDie Hälfte aller Menschen mit Krebs wendet mindestens eine Methode aus der Komplementär- und Alternativmedizin an. Jetzt gibt es erstmals eine Leitlinie, welche die wichtigsten Verfahren unter die Lupe nimmt – und bewertet. Was können Krebskranke probieren, was sollten sie besser lassen? Eine Übersicht.
Homöopathie, Akupunktur, Akupressur, Pflanzen oder Vitamine, Selen und Zink als Nahrungszusätze – die Liste von Methoden der Komplementär- und Alternativmedizin (KAM) ist lang – und unübersichtlich. Was könnte wirklich bei einer Krebserkrankung helfen und bei welchen Methoden ist eher Vorsicht geboten? Die erste Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“ liefert jetzt Antworten.
Denn viele Menschen mit einer Krebserkrankung nutzen komplementär- und alternativmedizinische Angebote: Rund die Hälfte wendet mindestens eine komplementärmedizinische Methode im Verlauf ihrer Erkrankung oder nach dem Abschluss der Therapien an, und zwar aus unterschiedlichen Gründen. Die einen möchten zum Beispiel die Nebenwirkungen der Krebstherapien lindern, die anderen der Krebserkrankung selbst etwas entgegensetzen.
Welcher Anbieter ist seriös? |
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Komplementär- und Alternativmedizin – diese Methoden könnten helfen
Lesen Sie, welche Methoden Krebskranken helfen könnten und welche sich speziell für Männer mit Prostatakrebs eignen. Wir haben eine Übersicht aus der Leitlinie mit positiven Empfehlungen zusammengestellt. Die Autoren und Autorinnen der Leitlinien haben dabei noch unterschieden, ob die Methode angewendet werden „kann“ oder „sollte“.
Akupressur
Die Akupressur ist mit der Akupunktur eng verwandt. Anstelle von Nadeln kommen jedoch die Hände eines Therapeuten oder einer Therapeutin zum Einsatz, die bestimmte Druckpunkte aufspürt und diese manuell bearbeitet. Die Akupressur kann für alle Krebskranke hilfreich sein bei:
- Chronischer Erschöpfung (Fatigue)
- (Tumor)Schmerzen – hier besonders die Ohr-Akupressur
- Übelkeit und Erbrechen aufgrund einer Chemotherapie oder Bestrahlung
Akupunktur
Die Akupunktur ist ein wesentlicher Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Dabei sollen Nadelstiche an bestimmten Punkten des Körpers eine therapeutische Wirkung erzielen. Bei Krebskranken kann die Akupunktur in diesen Fällen eine Möglichkeit sein:
- Chronischer Erschöpfung (Fatigue)
- (Tumor)Schmerzen (sollte)
- Ein- und Durchschlafstörungen
- Allgemeine und aufgrund der Tumorerkrankung eingeschränkte Lebensqualität während und nach einer Krebsbehandlung
- Nervenschmerzen aufgrund einer Chemotherapie
- Schmerzen nach einer Operation – für Männer nach einer radikalen Prostatektomie
- Übelkeit und Erbrechen – bei einer Chemotherapie auf der Basis von Platin
- Mundtrockenheit
Homöopathie
Die Homöopathie geht auf den deutschen Arzt Samuel Hahnemann zurück. Die Idee: Ähnliches durch Ähnliches zu heilen. Die homöopathischen Grundsubstanzen werden dabei immer weiter verdünnt (potenziert), bis sie schließlich nicht mehr nachweisbar sind. Die Homöopathie in der klassischen Form kann bei Krebskranken eingesetzt werden, um die Lebensqualität zu verbessern.
Ginseng
Ginseng gilt als traditionelles pflanzliches Arzneimittel, das allgemein eine stärkende Wirkung haben soll. Bei Krebspatienten und -patientinnen kann es bei einer Fatigue helfen.
Ingwer
Ingwer ist ein bewährtes Hausmittel, das vielfältige Wirkungen besitzt. Krebspatienten und -patientinnen, die aufgrund einer Chemotherapie unter Übelkeit und Erbrechen leiden, kann Ingwer helfen. Es sollte aber nur als Zusatz zu Medikamenten zum Einsatz kommen, die Übelkeit und Erbrechen bekämpfen. Diese Arzneien heißen Antiemetika.
Alternativmedizin |
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Körperliche Aktivität und Sport
Wer körperlich aktiv ist, sich möglichst viel im Alltag bewegt und Sport treibt, verträgt die Krebsbehandlungen oft besser. Außerdem profitieren der gesamte Körper und die Psyche von einem körperlichen Training. Körperliche Aktivität und Sport sollen bei Menschen mit einer Krebserkrankung zum Einsatz kommen. Sie können eine Fatigue lindern und die Lebensqualität verbessern. Wichtig ist jedoch, dass Sie immer die Art und Intensität des Trainings mit Ihren behandelnden Ärzten und Ärztinnen besprechen. Es sollte an Ihre persönliche Leistungsfähigkeit angepasst sein und Sie nicht überfordern.
Meditation
Die Meditation soll die Gedanken und den Geist zur Ruhe bringen, indem Sie sich in sich selbst „versenken“. Seit Jahrtausenden praktizieren Menschen diese spirituelle Praxis, meist in fernöstlichen Ländern. Aber auch hierzulande probieren immer mehr Menschen die Meditation und Geistesübungen aus. Für onkologische Patienten und Patientinnen kann sie bei Depressivität während und nach dem Abschluss einer Chemotherapie oder Strahlentherapie hilfreich sein. Eine bestimmte Form der Meditation – die achtsamkeitsbasierte Atemtechnik – kann eventuell Stress reduzieren.
Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion
Die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (engl. Mindfulness-based Stress Reduction = MBSR) ist ein Programm zur Stressbewältigung und Stressreduktion. Es basiert auf dem Prinzip der Achtsamkeit. Dabei lenken Sie Ihren Blick auf das Hier und Jetzt – nicht auf die Vergangenheit. Sie nehmen keine Bewertungen vor und akzeptieren das, was ist. Übungen helfen dabei, die Wahrnehmung für den Augenblick zu schärfen, die Aufmerksamkeit zu schulen und so zur Entspannung zu kommen. Menschen mit einer Krebserkrankung kann MBSR nach einer adjuvanten Krebstherapie (nach der Operation) bei folgenden Problemen helfen:
- Depressivität (während und nach der Therapie)
- Ein- und Durchschlafstörungen
- Fatigue
- Allgemeine und durch den Tumor bedingte Lebensqualität
Tai Chi und Qigong
Tai Chi und Qigong gelten als sanfte Bewegungsarten, die mit langsamen, fließenden Bewegungen und beruhigenden Atemtechniken arbeiten. Bei Ein- und Durchschlafstörungen sowie einer Fatigue während und nach einer Chemotherapie oder Bestrahlung sollten beide zum Einsatz kommen. Auch bei Depressivität oder geringer Lebensqualität aufgrund der Krebsbehandlungen können Tai Chi und Qigong eine Möglichkeit sein.
Yoga
Yoga besitzt viele positive Wirkungen auf Körper, Geist und Seele. Es gibt verschiedene Arten von Yoga, die körperlich unterschiedlich anspruchsvoll sind. Viele Menschen praktizieren das Hatha-Yoga. Krebskranke sollten Yoga bei einer Fatigue während oder nach einer adjuvanten Chemotherapie oder Bestrahlung praktizieren. Es gibt inzwischen Yoga-Studios, die speziell auf Menschen mit einer Krebserkrankung ausgerichtet sind.
Komplementär- und Alternativmedizin – hier ist Vorsicht geboten
Daneben haben die Leitlinienautoren noch eine Liste mit Negativ-Empfehlungen erstellt. Für die Wirksamkeit mancher komplementär- und alternativmedizinischer Methoden gibt es nämlich keinen ausreichenden wissenschaftlichen Beweis oder sie können mehr schaden als nutzen.
Einige Auszüge, was sich für Krebskranke eher nicht eignet:
Soll nicht:
- Aloe vera als Cremes, Gels oder Lotionen, um einer Hautentzündung durch die Strahlentherapie vorzubeugen
- Carnitin, wenn die peripheren Nerven aufgrund einer Chemotherapie mit Taxanen geschädigt sind (periphere Polyneuropathie)
- Vitamin E bei einer Fehlfunktion der peripheren Nerven durch eine Chemotherapie oder einer Schädigung des Gehörs und Gleichgewichtsorgans durch Cisplatin.
Sollte nicht:
- Bioenergiefeld-Therapien (Reiki, Handauflegen) bei Angst / Ängstlichkeit, Depressivität, Fatigue, verminderter Lebensqualität, Schmerz, Übelkeit
- Guarana-Trockenextrakt bei verminderter Lebensqualität aufgrund einer Fatigue
- Vitamin E bei einer Schleimhautentzündung (Mukositis), deren Auslöser eine Chemotherapie ist.
Kann nicht:
- Akupunktur bei Übelkeit und Erbrechen während einer Strahlentherapie
Quellen:
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