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Prostata-Vorsorge - wer nicht hingeht, hat ein höheres Sterberisiko
27. März 2025 | von Ingrid MüllerDie Früherkennung soll Prostatakrebs frühzeitig entdecken und besser behandelbar machen. Doch wer dauerhaft einen Bogen um die Vorsorge macht, hat ein höheres Risiko, an Prostatakrebs zu sterben.
Die Früherkennung von Prostatakrebs zielt darauf ab, bösartige Tumore in der Prostata möglichst rechtzeitig zu finden und zu behandeln. In Deutschland umfasst die gesetzliche Früherkennung für Prostatakrebs bisher eine Tastuntersuchung der Prostata, Geschlechtsorgane und Lymphknoten in der Leistengegend, die aber nicht besonders genau ist. Männer können sie ab dem 45. Lebensjahr einmal pro Jahr wahrnehmen. Den PSA-Test, der wichtige Hinweise auf Prostatakrebs liefern kann, müssen Männer in Deutschland derzeit noch selbst bezahlen. Doch die Früherkennung soll bald neu geregelt werden.
Wie wichtig die Früherkennung auf Prostatakrebs sein kann, zeigt eine neue Studie der European Association of Urologie (EAU), der Europäischen Urologischen Gesellschaft. Das zentrale Ergebnis: Männer, die dauerhaft einen Bogen um die Vorsorgenuntersuchungen der Prostata machen, haben ein erheblich höheres Risiko, an ihrem Prostatakarzinom zu sterben. Die „Verweigerer“ der Früherkennungsmaßnahmen seien eine neue Hochrisikogruppe, schreiben die Forschenden. Die Studienergebnisse stellten sie auf dem Kongress der EAU in Madrid vor.
Früherkennung Von Tastuntersuchun bis PSA-Test: Erfahren Sie die wichtigsten Fakten zur Früherkennung von Prostatakrebs und wie die Untersuchungen ablaufen. | ![]() |
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Langzeitstudie zur Früherkennung – neue Analyse
Die Langzeitdaten der weltweit größten Studie zum Prostatakrebs-Screening (European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer = ERSPC-Studie) zeigten, dass PSA-Screening-Programme das Sterberisiko aufgrund von Prostatakrebs um 20 Prozent senken können. Die Männer wurden über 20 Jahre beobachtet.
Die Forschungsgruppe führte jetzt eine zusätzliche Datenanalyse der ERSPC-Studie durch, an der 161.000 Männer zwischen 55 und 69 Jahren aus sieben Länder teilgenommen hatten. Dies waren Finnland, die Niederlande, Italien, Schweden, die Schweiz, Belgien und Spanien. Die Analyse wurde vom Erasmus MC Cancer Institute am University Medical Center Rotterdam in den Niederlanden geleitet.
Das Forschungsteam wollte folgende Frage klären: Haben Männer, die Einladungen zur Vorsorge über viele Jahre ignoriert hatten, ein höhere Sterberisiko für Prostatakrebs? Die Antwort lautete „ja“. Die Wahrscheinlichkeit, an ihrem Prostatakarzinom zu sterben, war deutlich erhöht. Die Vermeidungsstrategie der Männer, die alle Termine ausfallen ließen, hatte somit erhebliche gesundheitliche Konsequenzen.
“Vorsorge-Muffel”: Sterberisiko ist deutlich erhöht
72.460 Männer wurden zur Früherkennung eingeladen. Ungefähr einer von sechs Männern (mehr als 12.400) entschied sich, nicht an diesem Früherkennungsprogramm teilzunehmen. Sie ließen alle Einladungen zum Screening aus. Diese Gruppe hatte ein 45 Prozent höheres Risiko, an ihrem Prostatakrebs zu sterben, als jene Männer, die sich für die Teilnahme entschieden.
Der Vergleich der Screening-Teilnehmer mit der Kontrollgruppe (Männer, die nie zu einem Screening eingeladen wurden) ergab dieses Bild: Wer sich für die Vorsorge entschied, hatte ein 23 Prozent geringeres Sterberisiko aufgrund des Prostatakrebses. Die Nichtteilnehmer sahen sich dagegen mit einem 39 Prozent höheren Sterberisiko konfrontiert. „Die neue Analyse lässt vermuten, dass der Gesamtvorteil des Prostatakrebs-Screenings sogar höher ausfällt als früher gedacht“, erklärt Dr. Tobias Nordström, Urologe am schwedischen Karolinska Institut.
Wer sind die Männer, die nicht hingehen?
Unklar ist aber, welche Gründe Männer für das Auslassen der Prostatakrebsfrüherkennung haben. Vermutlich spiele eine komplexe Mischung aus mehreren Faktoren eine Rolle, mutmaßt Renée Leenen vom Erasmus MC Cancer Institute, die Hauptautorein der Studie. „Vielleicht sind Männer, die sich gegen das Screening entscheiden, eher Gesundheitsverweigerer. Gemeint ist damit, dass sie sich weniger für einen gesunden Lebensstil engagieren und sich allgemein weniger für das Thema Prävention interessieren“. Dieses Verhalten stehe im Gegensatz zu Männern, die womöglich mehr Gesundheitsbewusstsein mitbringen und auch eher an Früherkennungs- und Vorsorgenmaßnahmen teilnehmen.
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„Unsere Studie hat Männer, die eine Einladung zum Screening erhalten, aber nicht daran teilnehmen, als Hochrisikogruppe identifiziert, an Prostatakrebs zu sterben. Dies gilt im Vergleich zu Männern, die kein Screeningangebot erhalten“, erklärt Leenen. „Wir müssen besser verstehen, wer diese Männer sind, warum sie sich gegen die Teilnahme am Screening entscheiden und wie wir sie motivieren können.“ Dies könne helfen, ein bevölkerungsbasiertes Prostata-Screening-Programm aufzusetzen, das zu einer informierten Entscheidung und zu höheren Teilnahmeraten führe. „Diese Teilnahmeraten auf diese Weise anzugehen, könnte ein entscheidender Faktor für den Langzeiterfolg von nationalen Screening-Programmen sein“, so Leenen.
Viele EU-Länder arbeiten derzeit an nationalen Prostatakrebs-Screening-Programmen, die auf Männer zugeschnitten und risikobasiert sind. Auch für Deutschland hat die Deutsche Urologische Gesellschaft eine risikoadaptiertes Vorgehen bei der Früherkennung vorgeschlagen. Die Studie zeigt aber, dass die Teilnahmeraten an Früherkennungsprogrammen für Prostatakrebs der kritische Punkt sind, wenn sie erfolgreich sein sollen. Es gilt, die Aufmerksamkeit für die Früherkennung zu erhöhen und den Zugang zu den Screenings zu verbessern, vor allem für die in der Studie identifizierte Hochrisikogruppe von Männern.
Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern in 112 Ländern. Expertinnen und Experten rechnen damit, dass sich die Erkrankungszahlen bis 2040 verdoppeln könnten. Ein nationales PSA-Screening in diesen Ländern könnte Männern mit Prostatakrebs eine frühere Behandlung ermöglichen und somit die Heilungschancen erhöhen. Auch schwerwiegende und teure Therapien, die bei fortgeschrittenem Prostatakrebs oft notwendig sind, ließen sich so womöglich vermeiden.
Vier Länder in Europa planen derzeit, ein nationales Prostata-Screening-Programm einzuführen – auch Deutschland. Wer daran teilnehme, profitiere langfristig noch mehr davon, als in früheren Studien gesehen, so der Urologe Nordström. „Allerdings rückt eine Gruppe von Männern ins Licht, die mehr Aufmerksamkeit brauchen, weil sie ein höheres Risiko für fortgeschrittenen Prostatakrebs und eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, daran zu sterben“, sagt Nordström.
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