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Mikro-Ultraschall zur Prostatakrebsdiagnose

27. März 2025 | von Ingrid Müller

Der Mikro-Ultraschall könnte dabei mithelfen, Prostatakrebs schnell und präzise zu diagnostizieren. Die Untersuchung soll ebenso genau wie eine Magnetresonanztomografie (MRT) sein, ergab eine neue Studie.

Beim Verdacht auf Prostatakrebs, etwa aufgrund einer auffälligen Tastuntersuchung oder eines erhöhten PSA-Wertes, folgt meist eine Biopsie. Dabei entnehmen Ärztinnen und Ärzte mit Hilfe einer Nadel Gewebe aus den verdächtigen Bereichen der Prostata. Bildgebende Verfahren helfen dabei mit, dass sie sich während  Biopsie gut orientieren können und die richtigen Areale „treffen“. 

Sie setzen heute meist die multiparametrische Magnetresonanztomografie (mpMRT) ein, um die auffälligen Bereiche abzubilden und daraus später gezielt Proben zu entnehmen. Die Biopsie geschieht unter Kontrolle des transrektalen Ultraschalls (TRUS). Vorher werden die MRT-Bilder in das Ultraschallgerät eingelesen und dann mit den Ultraschallaufnahmen fusioniert. Dafür müssen Männer zweimal ihren Arzt oder ihre Ärztin besuchen (erst MRT, dann Biopsie mittels Ultraschall). 

Eine neue Studie legt jetzt nahe, dass die Biopsie auch mit hochauflösendem Mikro-Ultraschall funktionieren könnte. Die Diagnose Prostatakrebs lasse sich genauso präzise und eventuell sogar schneller stellen, schreiben die Studienautorinnen und -autoren. Die Ergebnisse sogenannten „OPTIMUM-Studie“ stellten sie auf dem Kongress der European Association of Urology (EAU) in Madrid vor. Zugleich wurden sie im renommierten Fachblatt JAMA veröffentlicht. 

Was ist Mikro-Ultraschall?

  • Eine spezielle Ultraschallmethode, die mit hochenergetischen Schallwellen Bilder von Organen erzeugt. 
  • Ermöglicht eine genauere Darstellung von Geweben als der herkömmliche Ultraschall. 
  • Mögliche Einsatzgebiete: Prostatauntersuchung oder Früherkennung von Prostatakrebs.

Mikro-Ultraschall und MRT im Vergleich

Die Forschungsgruppe verglich zwei Technologien miteinander: Die Biopsie unter Mithilfe des Mikro-Ultraschalls beziehungsweise der MRT. Insgesamt unterzogen sich 678 Männer in 20 Zentren in Canada, den USA und Europa einer Biopsie, weil bei ihnen aufgrund der Tastuntersuchung oder eines erhöhten PSA-Wertes die Vermutung bestand, sie könnten Prostatakrebs haben. 

Es gab insgesamt drei Gruppen, auf die die Männer zufällig verteilt wurden. Bei 121 Männern wurde bei der Biopsie nur der Mikro-Ultraschall alleine eingesetzt. 226 Männer erhielten eine Biopsie, bei der ein Mikro-Ultraschall und die MRT angewendet wurden. Bei 331 Männern kam die MRT in Kombination mit einem „normalen“ Ultraschall zum Einsatz. Bei allen Männern wurde anschließend eine systematische Biopsie durchgeführt.

Die zentralen Ergebnisse:

  • Der Mikro-Ultraschall konnte Prostatakrebs also genauso sicher aufspüren wie die MRT.
  • Die Entdeckungsraten der Prostatatumore waren bei allen drei Gruppen ähnlich hoch. 
  •  In der Gruppe mit dem alleinigen Mikro-Ultraschall wurde bei 57 von 121 Männern (47,1 Prozent) ein klinisch bedeutsamer Prostatakrebs (Gleason Grad Gruppe 2 oder höher) gefunden. 
  • In der Gruppe mit Mikro-Ultraschall plus MRT wurden bei 106 von 226 Männern (46,9 Prozent) klinisch bedeutsame Prostatakarzinome entdeckt.  
  • Bei Männern mit der MRT-TRUS-gesteuerten Biopsie wurde bei 141 von 347 Männern (42,6 Prozent) ein Prostatakarzinom diagnostiziert. 

 

Prostatabiopsie

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Prostata Hilfe Deutschland: Frau mit Röhrchen im Labor
(c) Luiz Pessoa/Adobe Stock

Mikro-Ultraschall mit Vorteilen

In Europa werden den Forschenden zufolge jährlich rund eine Million Prostatabiopsien durchgeführt. Ähnlich viele seien es in den USA, während Canada auf rund 100.000 Biopsien pro Jahr komme. Bei der Mehrzahl der Gewebeentnahmen verwenden Ärztinnen und Ärzte zuvor aufgenommene MRT-Bilder, die mit normalen Ultraschallbildern verschmolzen werden. Fusionsbiopsie heißt diese Methode. Sie ermöglicht es, potenzielle Tumore zielgenau anzusteuern und genaue Diagnosen zu stellen. Nachteile: Männer müssen zweimal in die Klinik kommen – einmal für die MRT, dann erneut für die Biopsie. Außerdem ist eine besondere radiologische Expertise nötig, um die MRT-Bilder zu interpretieren und mit den Ultraschallaufnahmen zu fusionieren. 

Der Mikro-Ultraschall funktioniert mit einer höheren Frequenz der Schallwellen als bei einem normalen Ultraschall. Laut der Forschungsgruppe besitzen die Mikro-Ultraschallbilder eine dreimal höhere Auflösung. Sie seien ähnlich detailliert und genau wie die MRT-Bilder, die Ärztinnen und Ärzte derzeit als Standard bei der Prostatabiopsie nutzen. Die Technik selbst und die Interpretation der Bilder seien leicht erlernbar, zum Beispiel für Fachleute aus der Urologie oder Onkologie. Auch sei ein Mikro-Ultraschallgerät kostengünstiger in der Anschaffung als ein Magnetresonanztomograf. Die Untersuchung sei in nur einem Arzttermin möglich, auch außerhalb von Krankenhäusern. 

Neues Werkzeug in der Prostatakrebsdiagnostik?

Prof. Laurence Klotz von der University of Toronto’s Temerty Faculty of Medicine erklärt: „Als wir die MRT erstmals genutzt haben, um Prostatakrebs präzise abzubilden und gezielte Biopsien durchzuführen, was dies ein echter ‚Gamechanger‘. Auch der Mikro-Ultraschall könnte ein solcher Gamechanger sein.“ Die MRT sei nicht perfekt, teuer und manchmal sei es eine Herausforderung, schnell Zugang zur MRT zu erhalten. 

Bei der Magnetresonanztomografie kommt außerdem das Kontrastmittel Gadolinum zum Einsatz. Dieses kann einige Nebenwirkungen hervorrufen und  nicht jeder Mann verträgt es. Die MRT ist außerdem nicht bei Männer möglich, die zum Beispiel künstliche Hüft- oder Kniegelenke oder einen Herzschrittmacher haben.

Prof. Jochen Walz vom Institut Paoli-Calmettes Cancer Center, Marseille in Frankreich sagt: „Die Diagnostik von Prostatakrebs bekommt durch unsere Studie ein wichtiges neues Werkzeug an die Hand. Auch für Screening-Programme auf Prostatakrebs ist die Technologie vielleicht zukünftig eine Möglichkeit.“

Transparenzhinweis: Der Sponsor der Studie ist das kanadische Unternehmen Exact Imaging, das die  Technologie des Mikro-Ultraschalls entwickelt hat.

Quellen:

  • Adam Kinnaird,  Ferdinand Luger,  Hannes Cash et al. Microultrasonography-Guided vs MRI-Guided Biopsy for Prostate Cancer Diagnosis. The OPTIMUM Randomized Clinical Trial, JAMA. Published online March 23, 2025. doi:10.1001/jama.2025.3579 
  • Eurekalert, https://www.eurekalert.org/news-releases/1077640 (Abruf: 26.3.2025)