Infotag Prostata-Gesundheit 2025
1. März 2025, 10:00 Uhr – 15:00 Uhr
Prostata-Hilfe-Deutschland in Zusammenarbeit mit der Klinik für Urologie, UKSH Campus Kiel
Campus der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel: Audimax Hörsaal, Christian-Albrechts-Platz 2, 24118 Kiel
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"Viele Männer kümmern sich zu spät um ihre Gesundheit"
18. Februar 2025 | von Michael ReinhardWas sind die neuesten Entwicklungen in der Prostata-Medizin, wie wichtig ist die Früherkennung und welche Rolle spielen Frauen an der Seite ihrer erkrankten Männer? Prof. Dr. Jost von Hardenberg, Urologe und Mitorganisator des großen Prostata-Infotags in Kiel, gibt vorab Antworten im Interview!
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Herr Prof. von Hardenberg, was sind die Schwerpunkte des diesjährigen Prostata-Infotags?
Der Infotag gliedert sich in zwei große Themenblöcke. Im ersten Teil geht es vor allem um die Vorsorge und die Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung. Wir informieren darüber, welche Therapieoptionen es gibt, wenn Medikamente nicht mehr ausreichen. Außerdem beleuchten wir die Rolle der Künstlichen Intelligenz KI in der Urologie – ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Der zweite Teil des Programms widmet sich dem Prostatakrebs. Betroffene und Interessierte erfahren alles über moderne Behandlungsmethoden, darunter die roboterassistierte Chirurgie und Strahlentherapie. Ein weiteres Highlight ist der Vortrag zu Sport und Krebs, auf den ich persönlich sehr gespannt bin. Zudem sprechen wir über die PSMA-Ligandentherapie, eine vielversprechende Behandlung für Männer mit metastasiertem Prostatakrebs.
Was macht diese Veranstaltung aus Ihrer Sicht besonders?
Sehr besonders finde ich die enge Zusammenarbeit zwischen der universitären Medizin, also dem Uniklinikum, und den niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzten. Diese intersektorale Zusammenarbeit ermöglicht es, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein umfassendes Bild zu vermitteln – sowohl vor Ort als auch per Livestream. Das ist wirklich einzigartig.
Die Themenpalette ist also breit gefächert. Ist für jeden Mann etwas dabei, der sich mit Prostatagesundheit auseinandersetzen möchte?
Absolut! Wir decken das gesamte Spektrum der Prostataerkrankungen ab. Als Einstieg geben wir einen Überblick über die Grundlagen der Prostata, sodass sich jeder Mann unabhängig von seinem Wissensstand gut abgeholt fühlen kann.
Warum sollten auch Frauen diese Veranstaltung besuchen? Auf den ersten Blick klingt das ja nach einem eher männlich dominierten Thema.
Frauen spielen in der Vorsorge eine enorm wichtige Rolle. In vielen Partnerschaften sind sie es, die ihre Männer dazu motivieren, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Frauen sind mit dem Thema Früherkennung vertrauter, weil sie seit jungen Jahren zur gynäkologischen Vorsorge gehen. Sie sind oft diejenigen, die ihre Partner zur Untersuchung begleiten, wichtige Fragen stellen und helfen, das Gespräch mit Ärztinnen und Ärzten richtig einzuordnen. Deshalb ist es für sie genauso wertvoll, sich über Prostatakrebs und Vorsorge zu informieren.
Neben den Fachvorträgen gibt es auch praxisnahe Einblicke für die Besucherinnen und Besucher. Was genau können sie vor Ort erleben?
Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, sich an verschiedenen Infoständen umfassend zu informieren. Zum Beispiel stellt die AG GGUP, eine Abteilung der Deutschen Physiotherapeuten, ihre Arbeit im Bereich Beckenbodentraining vor. Auch Selbsthilfegruppen für Männer mit Prostatakrebs sind vertreten. Zudem können sich Interessierte über die onkologische Versorgung am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und über unsere eigene Arbeit als Belegärztinnen und -ärzte an der Helios Klinik informieren.
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern – fast 75.000 erkranken jedes Jahr daran. Wird diese Krankheit Ihrer Meinung nach dennoch unterschätzt?
Viele Männer denken, Prostatakrebs sei eine Erkrankung des hohen Alters, die kaum Einfluss auf die Lebenserwartung hat. Doch das ist ein Trugschluss. Es gibt auch viele jüngere Männer, die an aggressiven Formen des Prostatakarzinoms erkranken. Deshalb ist es so wichtig, das Bewusstsein für die Früherkennung zu schärfen.
Lohnt es sich denn nachweislich, Prostatakrebs frühzeitig zu erkennen?
Ja, definitiv. Im besten Fall entdecken wir den Tumor in einem Stadium, in dem er vollständig heilbar ist. Aber auch wenn das Prostatakarzinom weiter fortgeschritten ist, profitieren betroffene Männer von einer frühzeitigen Diagnose. Denn dann können wir rechtzeitig moderne Therapiemöglichkeiten einleiten, die die Lebensqualität verbessern und das Fortschreiten des Krebses bremsen.
Was sind die wichtigsten Früherkennungsmaßnahmen?
Die Früherkennung basiert im Moment auf drei Bausteinen. Erstens auf der digital-rektalen Untersuchung. Die aktuellen Leitlinien empfehlen sie nicht mehr als alleinige Methode. Die Tastuntersuchung kann aber Hinweise auf bösartige Tumore in der Prostata geben. Zweitens ist die PSA-Wert-Bestimmung wichtig – ein Bluttest, der hilft, das Risiko für Prostatakrebs einzuschätzen. Eine dritte Säule der Früherkennung ist der transrektale Ultraschall. Er hilft uns, die Prostatagröße genauer zu beurteilen und das Risiko für Prostatakrebs besser einzuschätzen.
Welches Einstiegsalter empfehlen Sie für die Früherkennung?
Aktuell lautet die Empfehlung, ab 45 Jahren mit der Vorsorge zu beginnen. Derzeit läuft jedoch eine deutsche Studie, die untersucht, ob 50 Jahre möglicherweise als Startalter ausreichen würden. Bis belastbare Ergebnisse vorliegen, bleiben wir bei der Empfehlung: Vorsorge ab 45!
Welche neuen Technologien oder Entwicklungen haben die Diagnostik und Behandlung in den letzten Jahren revolutioniert?
Ein großer Fortschritt ist das multiparametrische MRT der Prostata, das gezielte Biopsien ermöglicht und hilft, Tumore präziser zu erkennen. Auch in der Strahlentherapie gibt es hochmoderne Geräte, die noch gezielter bestrahlen können. Zudem bedeuten neue Therapieformen für Männer mit metastasiertem Prostatakrebs eine deutlich verbesserte Prognose.
Was motiviert Sie persönlich, sich so intensiv für die Aufklärung über Prostatakrebs einzusetzen?
Ich finde das Thema unglaublich spannend – sowohl wissenschaftlich als auch in der klinischen Praxis. Die Prostata ist ein faszinierendes Organ mit vielen Facetten. Ich habe schon in der Grundlagenforschung damit gearbeitet und sehe täglich in meiner Praxis, wie wichtig Aufklärung und Früherkennung sind.
Zum Abschluss: Haben Sie eine Botschaft für die Besucher des Prostata-Infotags?
Ja! Nutzen Sie die Chance, sich zu informieren! Je mehr Sie über Ihre eigene Gesundheit wissen, desto besser können Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin gemeinsam Entscheidungen treffen. Ich freue mich darauf, viele interessierte Besucherinnen und Besucher am 1. März in Kiel zu begrüßen – vor Ort oder online!
Prof. von Hardenberg, vielen Dank für das Gespräch!