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Nuklearmedizin bei Prostatakrebs: „Wir bringen radioaktive Stoffe direkt zum Tumor“

09. April 2025

PSMA-PET/CT und Radioligandentherapie – Prof. Ulf Lützen erklärt neue Methoden zur Diagnostik und Therapie von Prostatakrebs aus der Nuklearmedizin.

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Herr Prof. Lützen*, manchmal bleibt es leider nicht beim Tumor in der Prostata, sondern der Krebs bildet Metastasen. Welche Möglichkeiten bietet die Nuklearmedizin?

Die Nuklearmedizin bietet eine ganze Reihe von Möglichkeiten - nicht nur in der Diagnostik von Prostatakrebs. Sie muss ja immer vorausgehen, um richtig einzuschätzen, in welchem Stadium der Erkrankung sich ein Patient befindet und wie weit sich der Krebs ausgebreitet hat. Es gibt unterschiedliche nuklearmedizinische Verfahren, die wir in der Ausbreitungsdiagnostik nutzen.

Besonders die nuklearmedizinische Untersuchung mittels PSMA-PET/CT besitzt einen hohen Stellenwert. Sie ermöglicht es, dass wir alle Metastasen erst einmal als solche erkennen. Wir können das bildgebende Verfahren gut als Ergänzung zu anderen Methoden einsetzen. Die Frage ist ja, welches Therapieangebot möchte man den Patienten daraufhin machen? Am Ende kommen alle anderen Fachdisziplinen zusammen, aber die Diagnostik ist der erste Schritt und die Grundvoraussetzung, um darauf eine Antwort zu finden.

Gibt es auch bei schwierigen Prostatakrebsfällen noch therapeutische Möglichkeiten, um eine gute Lebensqualität für die Betroffenen zu schaffen?

Wenn Tumorerkrankungen wiederkommen oder metastasieren, ist dies natürlich oft eine bedrohliche Situation für die Betroffenen. Es steht immer die große Sorge im Raum, welche Behandlung es jetzt noch gibt. Die Nuklearmedizin bietet hier ein neues und besonders elegantes Verfahren, das – wie in der Diagnostik – mit dem Eiweiß PSMA als Zielstruktur funktioniert: die Radioligandentherapie.

Und wie funktioniert diese Behandlung?

Wir bringen radioaktive Stoffe direkt an den Ort des Tumors und bestrahlen die Krebszellen mit einer kurzen Reichweite. Das umgebende Gewebe können wir aufgrund der kurzen Reichweite der Strahlung schonen. In einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium darf die Therapie einen Patienten nicht besonders einschränken und krankheitsbedingte Probleme müssen wir gut beheben können. Wir möchten eine Verbesserung der Lebensqualität und im Idealfall eine Verlängerung der Überlebenszeit erreichen. Hier hat Nuklearmedizin ein Werkzeug, das genau diese Anforderungen erfüllen kann. Das ist wissenschaftlich in Studien nachgewiesen.

Solche Therapien sind meist sehr teuer. Wir bekommen oft die Frage gestellt: Bezahlt meine Krankenkasse die Behandlung?

Die Radioligandentherapie ist für bestimmte Prostatakrebsfälle zugelassen. Sie steht jedem auch gesetzlich versicherten Patienten zur Verfügung. Die PSMA-PET/CT-Untersuchung zur Diagnostik, die ich am Anfang erwähnt hatte, sollte über neue Angebote wie die Ambulante Spezialärztliche Versorgung für alle Patienten zugänglich sein. Es sollte keine Zweiklassenmedizin geben, sondern jeder Patient sollte von den nuklearmedizinischen diagnostischen und therapeutischen Verfahren profitieren können.

*Prof. Ulf Lützen ist Nuklearmediziner und Direktor der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH).