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Lokal begrenzter Prostatakrebs – wie bösartig ist er?
08. Juni 2022 | von Ingrid MüllerAktualisiert und medizinisch geprüft am 8.6.2022 von Ingrid Müller, Chefredakteurin und Medizinjournalistin |
Ein lokal begrenzter Prostatakrebs kann unterschiedlich gefährlich sein. Tumoren können ein niedriges, mittleres oder hohes Risiko haben, dass sie voranschreiten. Lesen Sie, woran sich die Bösartigkeit ablesen lässt.
Kurzübersicht
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Was ist lokal begrenzter Prostatakrebs?
Prostatakrebs ist nicht gleich Prostatakrebs. Während manche Tumore aggressiv sind und schnell wachsen, verhalten sich andere nahezu „harmlos“: Sie entwickeln sich nur langsam oder überhaupt nicht weiter. Dann ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass der Prostatakrebs Männern zu Lebzeiten gefährlich wird. Der Volksmund hat dafür zwei treffende Wörter gefunden: Raubtierkrebs und Haustierkrebs.
Viele Männer erhalten – oft im Rahmen der Früherkennung – die Diagnose „lokal begrenzter Prostatakrebs“. Dann ist der Krebs noch auf die Prostata beschränkt und hat die Kapsel noch nicht durchbrochen. Der bösartige Tumor hat auch keine Metastasen in den Lymphknoten, anderen Organen oder Knochen gebildet. Grundsätzlich lassen sich solche Prostatakarzinome schonender behandeln als Tumore, die sich schneller fortentwickeln.
Doch wie finden Ärzte nun heraus, ob die Gefahr niedrig, mittel oder hoch ist, dass ein lokal begrenzter Prostatakrebs tatsächlich weiter wächst? Es gibt verschiedene Faktoren, anhand derer sie dieses Risiko einschätzen können. In der Fachsprache heißt es “Progressionsrisiko”.
Prostatakrebs Ist Ihr Prostatakrebs lokal begrenzt, lokal fortgeschritten oder metastasiert? Alle Fakten! |
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Prostatakrebs: Wie wird die Risikogruppe bestimmt?
Es gibt einige Faktoren, die bei der Einteilung von Prostatakrebs in verschiedene Risikogruppen mit hinein spielen. Dazu gehören das Stadium, in dem sich das Prostatakarzinom befindet, aber auch die Aggressivität (Gleason-Score) und der PSA-Wert.
-Stadium
Ärztinnen und Ärzte bestimmen zunächst das Stadium, in dem sich der Prostatakrebs befindet. Die Tastuntersuchung lässt erste Rückschlüsse darauf zu, wie groß der Tumor ist und wo er sich genau befindet. Allerdings ist die Tastuntersuchung allein zu ungenau – daher kommen weitere Untersuchungen hinzu, etwa ein transrektaler Ultraschall (TRUS). Bei der anschließenden Biopsie entnehmen sie zehn bis zwölf Gewebeproben aus der Prostata. Die analysiert anschließend ein Pathologe oder eine Pathologin feingeweblich im Labor unter dem Mikroskop. Ein international gebräuchliches System, um die Ausbreitung des Prostatakrebses zu beschreiben, ist die sogenannte TNM-Klassifikation.
Die Buchstaben TNM stehen für:
Allgemein gilt: Je höher die Zahl nach den Buchstaben T, N und M ist, desto weiter fortgeschritten ist der Prostatakrebs. „Staging“ heißt die Einteilung in Stadien. Ein lokal begrenzter Prostatakrebs sind in der TNM-Klassifikation Tumore mit der Bezeichnung T1a bis T2c. |
-PSA-Wert
Wichtig ist außerdem, wie hoch der Wert des prostataspezifischen Antigens (PSA-Wert) im Blut ist, aber auch dessen Verlauf. Der PSA-Wert kommt in der Früherkennung von Prostatakrebs zum Einsatz. Er wird aber auch bestimmt, wenn es Anhaltspunkte für ein Prostatakarzinom gibt. Und schließlich spielt das PSA eine Rolle, um den Verlauf von Prostatakrebs zu verfolgen und einen Rückfall (PSA-Rezidiv) rechtzeitig zu erkennen.
PSA-Werte richtig lesen! Alles über freies und gebundenes PSA, Anstiegsgeschwindigkeit, Verdoppelungszeit Außerdem: 6 Gründe für erhöhten PSA ohne Prostatakrebs. |
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-Gleason-Score
Wie aggressiv sind die Krebszellen in der Prostata? Dafür untersucht ein Pathologe oder eine Pathologin die entnommenen Zellen unter dem Mikroskop. Sichtbar ist, wie sehr die Tumorzellen gesunden Zellen noch ähneln beziehungsweise wie stark sie verändert sind.
Der niedrigste Wert für den Gleason-Score liegt bei 6, der höchste bei 10. Es gilt: Je höher die Zahl, desto aggressiver ist auch der Prostatakrebs. Diese Einstufung heißt „Grading“ in der Fachsprache.
Gleason-Score |
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Alle drei Parameter zusammen genommen – Stadium, PSA-Wert und Gleason-Score – lassen Rückschlüsse darauf zu, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Prostatakrebs voranschreiten wird.
Lokal begrenzter Prostatakrebs: Welche Risikogruppen und Behandlungen gibt es?
Die Informationen aus der TNM-Klassifikation lassen Ärzte jetzt in die sogenannte UICC-Klassifikation einfließen. UICC ist die Abkürzung für die Union International Contre le Cancer. Das lokal begrenzte Prostatakarzinom teilen Ärztinnen und Ärzte dann weiter in diese Risikogruppen ein:
Risiko | Tumor | Mögliche Behandlungen |
sehr niedrig |
Außerdem:
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niedrig |
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mittel | Mindestens eines dieser Kriterien trifft zu:
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hoch | Mindestens eines dieser Kriterien trifft zu:
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Lokal begrenzter Prostatakrebs: Behandlungen im Überblick
Männer mit einem lokal begrenzten Prostatakrebs haben – je nach Risikogruppe – drei verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Manchmal kombinieren Ärztinnen und Ärzte auch Behandlungen miteinander.
- Aktive Überwachung (active surveillance): Ärzte und Ärztinnen überwachen und kontrollieren den Prostatakrebs zunächst nur – eine Therapie erfolgt nicht. Schreitet das Prostatakarzinom fort, beginnen sie mit der Behandlung. Wichtig: Eine Heilung ist bei der active surveillance noch jederzeit möglich. Dennoch ist aus Studien bekannt, dass viele Männer die aktive Überwachung abbrechen. Ein Grund ist die Angst, dass der Prostatakrebs fortschreitet und sich dann die Heilungschancen verringern.
- Strahlentherapie: Dabei behandeln Radiologen und Radiologinnen die Krebszellen mit hochenergetischen Strahlen. Diese schädigen das Erbgut (die DNA) von Krebszellen. Im Gegensatz zu gesunden Zellen können sie diese Schäden nicht wieder reparieren – sie sterben ab. Bei Prostatakrebs gibt es zwei Möglichkeiten: die Bestrahlung von außen über die Haut (perkutane Strahlentherapie) oder von innen – die sogenannte Brachytherapie. Neuerdings ist eine spezielle Variante – die LDR-Brachytherapie, die mit niedrigen Strahlendosen arbeitet, auch ambulant in einer spezialisierten radiologischen Arztpraxis möglich.
- Operation (radikale Prostatektomie): Ärzte entfernen im Rahmen der OP die gesamte Prostata samt bösartigem Tumor, Kapsel und Samenbläschen. An vielen Kliniken operieren Ärztinnen und Ärzte heute mit der Unterstützung eines Roboters. Die Operation besitzt einige einschneidende Nebenwirkungen, allen voran die Erektile Dysfunktion und Inkontinenz.
Hat ein Mann einen Prostatakrebs mit niedrigem Risiko und mutmaßlich eine Lebenserwartung von weniger als zehn Jahren, ist es unwahrscheinlich, dass der Prostatakrebs noch deutlich wächst. In diesem Fall ist auch das „watchful waiting“ (abwartendes Beobachten) eine Therapieoption. Die intensiven Kontrollintervalle und regelmäßige Biopsien wie bei der aktiven Überwachung entfallen dabei. Die Behandlung erfolgt nur, wenn der Prostatakrebs Beschwerden verursacht. Ziel des watchful waitings ist aber nicht mehr die Heilung des Prostatakarzinoms.
Für Männer mit mittlerem und höherem Risiko gibt es mit der Hormontherapie eine zusätzliche Behandlungsmöglichkeit.