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Prostatakrebs: Nachsorge-App für mehr Fitness
29. Juni 2020 | von Ingrid MüllerEine Nachsorge-App soll Männer mit Prostatakrebs jetzt auch zu Hause in Bewegung bringen. Außerdem bietet sie Unterstützung bei der Organisation von Arztterminen und der Einnahme von Medikamenten.
Das Coronavirus zwingt viele Krebspatienten in die eigenen vier Wände. Kaum einer traut sich wegen der Ansteckungsgefahr, ein Fitnessstudio oder eine Sportgruppe zu besuchen. Die Nachsorge-App mit dem Namen „Onko-NachsorgeAktiv“ soll jetzt auch Männer mit Prostatakrebs dabei unterstützen, körperlich fit zu werden. Das Bewegungsprogramm hilft Krebspatienten, auch zuhause aktiv zu werden und es zu bleiben.
Außerdem unterstützt die Nachsorge-App zum Beispiel bei der Organisation von Arztterminen. Sie können alle Daten an einem Ort bündeln und jederzeit auf sie zugreifen. Die App ist ein Gemeinschaftsprojekt des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, des Onkologischen Schwerpunkts Stuttgart und des Krebsverbandes Baden-Württemberg.
"Bewegung und Sport sind während und nach einer Krebserkrankung die beste begleitende Therapie."
Joachim Wiskemann, Leiter der Arbeitsgruppe Onkologische Sport- und Bewegungstherapie am NCT Heidelberg und UKHD
Sport: Fit werden bei Prostatakrebs
Dass körperliche Aktivität nicht nur einen gewissen Schutz vor einer Krebserkrankung bietet, sondern sich positiv bei Krebs auswirkt, ist schon länger bekannt. Bewegung und Sport senken das Rückfallrisiko und bessern die dauerhafte Erschöpfung (Fatigue), die ein häufiger Begleiter bei einer Krebserkrankung ist. „Das sind alles Faktoren, die sich auf die Lebensqualität der Krebspatienten auswirken und darauf, wie schnell sie nach der Erkrankung wieder arbeiten können“, weiß Wiskemann.
Die Nachsorge-App soll Krebspatienten den ersten Schritt erleichtern, wieder in Bewegung zu kommen. Denn oft siegt der „innere Schweinehund“ und der Einstieg ins Sportprogramm fällt den meisten schwer. Das gilt umso mehr, je länger sie keinen Sport getrieben haben. Zu Beginn können Sie den Schwierigkeitsgrad der Übungen selbst bestimmen und festlegen, ob Sie sportlicher Einsteiger oder schon weiter fortgeschritten sind. Die Entwickler der App haben zudem ein komplettes Einsteigerprogramm mit verschiedenen Übungen zusammengestellt.
Die Nachsorge-App zeigt anhand von Bildern, Videos und kurzen Texten verschiedene Übungen und erklärt, wie Sie die Trainings richtig ausführen:
- Aufwärmen: z.B. Treppenlaufen, Räkeln
- Arme: z.B. Wand-Push, Armzug mit Theraband, Bankdrücken mit Flaschen
- Beine: Kniebeugen, Wandsitz, Wadenheber
- Rumpf: Oberschenkelpresse, Schulterbrücke, Vierfüßlerstand
- Dehnen: Übungen für Waden, Oberschenkel, Schultern und Rücken
Nachsorge-App – Medikamente, Termine, Befunde organisieren
Diese Funktionen bietet die Nachsorge-App zusätzlich.
- Nachsorgeuntersuchungen: In der Nachsorge-App ist der individuell empfohlene Nachsorge-Rhythmus hinterlegt. Anfangs beträgt das Zeitintervall zwischen zwei Nachsorgeterminen meist drei Monate. Gibt es keine Anzeichen für einen Rückfall (Rezidiv), dehnen sich die Nachsorgeintervalle immer weiter aus.
- Den Nachsorgeterminen können Sie weitere eigene Arzttermine hinzufügen.
- Medikamentenplan: Sie können Ihre Medikamente hinzufügen und haben alle Arzneien so jederzeit im Blick. Sie können den Plan jederzeit ändern und verwalten.
- Die Nachsorge-App besitzt eine Erinnerungsfunktion, damit Sie keine Medikamenteneinnahme verpassen.
- Sie können sämtliche Arztberichte und Befunde in der Nachsorge-App hinterlegen und in eine persönliche Patientenakte integrieren.
- Infos: Die App bietet nützliche Informationen rund um die Nachsorge. Dazu gehören zum Beispiel aktuelle Veranstaltungshinweise und zentrale Kontaktadressen. Sie können auch eigene Adressen hinzufügen. So bietet die App zum Beispiel Webinare zur Ernährung oder der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln bei Krebs.
- Die Nachsorge-App funktioniert offline. Sie brauchen keine Internetverbindung, um sie nutzen zu können.
- Datenschutz und Datensicherheit: Ohne Ihre aktive Einwilligung übermittelt die App keine Daten an den Server.
Wer mit der Nachsorge-App nicht alleine klarkommt, eine ausführlichere Beratung oder persönliche Betreuung benötigt, kann sich jederzeit an der Netzwerk OnkoAktiv (www.netzwerk-onkoativ.de) oder an eine der 14 Krebsberatungsstellen in Baden-Württemberg wenden.
Nachsorge-App zum Download Die Nachsorge-App ist kostenlos. Es gibt sie zum Download für Android: |
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Sport und Bewegung – positive Auswirkungen bei Krebs
Körperliche Aktivität besitzt nachgewiesenermaßen viele positive Effekte bei Krebs. Aber welche sind es genau? Ein Überblick.
Kraft und Ausdauer
Körperliche Aktivität steigert die Leistungsfähigkeit, Kraft und Ausdauer. Diese Wirkung haben Wissenschaftler für viele Krebsarten nachgewiesen, auch für Prostatakrebs. Menschen, die sich einer Chemotherapie unterziehen, profitieren von einem Bewegungsprogramm. Sport kann die körperliche Leistungsfähigkeit erhalten. Aber auch vor und nach einer Krebstherapie scheint es diese positiven Effekte zu geben.
Alltag bewältigen
Sport und Bewegung steuern körperlichen Einschränkungen entgegen. Sie können normale Aufgaben im Alltag besser bewältigen. Diese Wirkung ist auch für Prostatakrebs nachgewiesen. So sorgen Sie dafür, dass Sie länger selbstständig bleiben und eine selbstbestimmtes Leben führen können.
Körpergewicht
Körperliches Training senkt den Anteil an Körperfett und erhöht die Muskelmasse. Nachgewiesen ist dieser Effekt auch für Männer mit Prostatakrebs, die sich einer Hormontherapie unterziehen.
Fatigue
Die Fatigue ist eine sehr unangenehme Begleiterscheinung einer Krebserkrankung und der Krebstherapien, die bis zu 90 Prozent aller Krebspatienten betrifft. Sie fühlen sich chronisch erschöpft, abgeschlagen und bleiern müde. Die Fatigue betrifft den Körper, Geist und die Seele. Sie beeinträchtigt den Alltag, die Lebensqualität und Lebensfreude enorm. Auch auf die Rückkehr in den Beruf wirkt sie sich oft aus. Für Prostatakrebs ist es nachgewiesen, dass Sport und Bewegung die Fatigue reduzieren können. Ein gezieltes Bewegungsprogramm gilt als sehr wirksame Maßnahme.
Ängste und Depressionen
Eine Krebserkrankung betrifft nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Viele werden von Ängsten, Sorgen, Stimmungstiefs oder Depressionen geplagt. Sport und Bewegung können Ängstlichkeit und Depressivität vermindern. Auch die Stimmung, das emotionale Wohlbefinden und Selbstwertgefühl scheinen sich zu verbessern. So lässt sich der Alltag mit der Krebserkrankung oft wieder besser meistern.
Schlaf
Körperliches Training scheint die Schlafqualität zu verbessern. Darauf deuten jedenfalls einige Studien hin. Sie schlafen schneller ein und wachen nachts seltener auf.
Sexualfunktion
Bei Männern mit Prostatakrebs könnten Sport und Bewegung die Sexualfunktion fördern. Das jedenfalls lassen manche Studien vermuten. Allerdings ist der Zusammenhang noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.
Knochen
Manche Männer mit Prostatakrebs unterziehen sich einer Hormontherapie, um das Krebswachstum zu bremsen. Denn Prostatakrebs wächst in manchen Fällen unter dem Einfluss von Hormonen. Ein negativer Effekt: Die Knochendichte nimmt aufgrund des niedrigen Hormonspiegels ab – es droht ein Knochenschwund, die Osteoporose. Die Knochen verlieren ihre Festigkeit und brechen leichter. Positiv auf die Knochen könnte sich ein Krafttraining in Kombination mit Sprung- und Stampfübungen (Impact-Training) auswirken. Das Training bremst den Verlust der Knochendichte und könnte sogar beim Knochenaufbau helfen. Weitere Studien sind nötig, um dies wissenschaftlich zu beweisen.
Nervenschäden (Neuropathie)
Einige Chemotherapien ziehen auch die Nerven in Mitleidenschaft. Betroffene leiden unter Nervenschmerzen und Missempfindungen (Neuropathie). Häufig sind Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheit, meist in den Fingern und Händen. Einige Studien lassen vermuten, dass körperliches Training solche Symptome lindern kann. Das Hitze- und Kälteempfinden, die Motorik und Koordination könnten profitieren. Wirksam waren Kraft- und Ausdauertraining sowie Übungen zur Koordination oder auf Vibrationsplatten.
Übelkeit und Wirkungen der Chemotherapie
Manche Studien weisen darauf hin, dass Patienten, die während der Chemotherapie regelmässig körperlich aktiv sind, weniger unter Übelkeit leiden. Auch brechen sie die Chemotherapie seltener ab und Ärzte müssen weniger oft die Dosis reduzieren. Allerdings müssen Wissenschaftler diese Zusammenhänge noch in weiteren Studien beweisen.
Schmerzen
Ein spezielles körperliches Training könnte auch Schmerzen bei Krebspatienten reduzieren, wie einige Studie vermuten lassen. Das gilt zum Beispiel für Gelenkschmerzen durch sogenannte Aromatasehemmer. Diese Medikamente sind Teil der Hormontherapie, die manche Männer mit Prostatakrebs durchführen. Auch hier muss noch weiter geforscht werden.
Lebensqualität
Sport und Bewegung tun nicht nur dem Körper, sondern auch der Psyche und dem Kopf gut. Ein körperliches Training wirkt sich positiv auf die Lebensqualität aus. Umgekehrt scheint körperliche Inaktivität die Lebensqualität zu verschlechtern. Gründe genug also für mehr Bewegung.
Prognose und Überleben
Einige Studien deuten darauf hin, dass körperliche Aktivität das Gesamtüberleben sowie das krebsspezifische Überleben bei Prostatakrebs vermutlich erhöhen kann. Ausreichend wissenschaftlich bewiesen sind die Zusammenhänge noch nicht, aber Wissenschaftler forschen weiter daran.
Quellen
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