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Prostatakrebs: Was hilft gegen die Angst vor dem Rezidiv?
07. September 2023 | von Ingrid MüllerManchmal kehrt Prostatakrebs trotz Behandlungen zurück. Vor einem Rezidiv haben viele Männer Angst. Lesen Sie, welche Anzeichen es gibt, dass Ihre Angst ein ernstes Problem ist. Außerdem die besten Strategien, mit denen Sie Ihrer Furcht vor dem Rückfall begegnen können.
Dank der verbesserten Früherkennung und Krebsbehandlungen überleben viele Männer heute ihren Prostatakrebs. Die Heilungschancen und Überlebensaussichten stehen bei einem Prostatakarzinom gut, wenn Ärzte und Ärztinnen den Tumor früh entdecken und behandeln. Laut Zahlen des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2019 leben 89 Prozent der Männer fünf Jahre nach ihrer Krebsdiagnose noch. Zehn Jahre später sind es 88 Prozent.
Doch bei vielen Menschen mit einer Krebserkrankung bleibt die Angst vor einem Rückfall – dem Rezidiv. Sie befürchten, der Prostatakrebs könne trotz der absolvierten Krebstherapien zurückkehren und erneut wachsen. Aber was dann? Sie fragen sich zum Beispiel: Muss ich alle Therapien nochmal durchlaufen? Gibt es Behandlungen, um den Krebs wieder in den Griff zu bekommen? Ist das Prostatakarzinom noch heilbar? Was bedeutet das für mein Leben, meinen Beruf, Freunde und Familie?
Prostatakrebs und Psyche Was tun, wenn die Krebserkrankung mir Angst macht? Einige Tipps und Hilfen! |
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Diese Sorgen vor einem Krebsrückfall und die Fragen, die sich daran anschließen, haben viele Menschen, die schon einmal an Krebs erkrankt sind. Sie sind eigentlich ganz normal. Dennoch kann die Angst Menschen in ihrem Alltag enorm belasten. Viele beschreiben die Krebserkrankung als ständige Bedrohung und ein Feuer, das jederzeit wieder aufflammen kann. Wichtig ist jedoch, dass diese Ängste nicht überhand nehmen und schließlich Ihr gesamtes Leben bestimmen.
Wie häufig ist ein Rezidiv bei Prostatakrebs?
Die Deutsche Krebsgesellschaft nennt folgende Zahlen zur Wahrscheinlichkeit und zum Ort eines Rezidivs bei Prostatakrebs:
- Etwa drei von zehn Männern entwickeln nach einer Prostatakrebstherapie innerhalb der nächsten Jahre erneut einen Tumor.
- Der Tumor kann sich entweder am Ort der Operation bilden. Der Fachbegriff dafür ist Lokalrezidiv.
- Das Prostatakarzinom kann aber auch über die Lymph- und Blutbahnen in weiter entfernt liegende Körperregionen streuen und dort Metastasen bilden. Bei Prostatakrebs sind oft die Knochen, Leber oder die Lunge betroffen. Diese Art des Krebsrückfalls heißt Fernrezidiv.
Auch wenn ungefähr 30 Prozent der Männer mit einer Rückkehr ihres Prostatakrebses rechnen müssen: Welcher Mann einen Rückfall erlebt und welcher nicht, lässt sich nicht vorhersagen. Die Mehrheit erlebt jedenfalls in den Jahren nach dem Abschluss der Krebstherapien kein Rezidiv. Allerdings sind diese Zahlen reine Statistik. Eine Rolle beim Rückfallrisiko spielen mehrere Faktoren, unter anderem die Aggressivität und Ausbreitung des Tumors bei der Diagnose, aber auch besondere Merkmale von Prostatakrebszellen.
Prostatakarzinom – Angst vor dem Rückfall bleibt oft lange
Dass die Angst vor der Rückkehr oder dem Fortschreiten ihres Tumors Männer lange begleitet, oft sogar über viele Jahre, zeigte die Studie eines Münchener Forschungsteams. Dieser psychische Ausnahmezustand, in dem sich Männer oft über längere Zeit befinden, bedeutet Stress für den Körper und die Psyche. Dies kann den Alltag, die Lebensfreude und das Wohlbefinden entscheidend trüben kann. Sogar Angst- und Depressionssymptome könnten vorkommen.
Zwar gilt die Angst vor dem Rückfall als normal, aber es gibt einige Hinweise darauf, dass sie ein Problem sein könnte. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) nennt einige Warnsignale, bei denen Sie aktiv werden und sich Hilfe suchen sollten:
- Die Angst nimmt überhand und zu viel Platz in Ihrem Leben ein. Manche stehen morgens mit dem Gedanken an die Krebsrückkehr auf und gehen abends mit diesem Gedanken wieder ins Bett. Auch tagsüber sind die Ängste ein enger Begleiter.
- Ihre Ängste führen dazu, dass Sie Arzt- und Nachsorgetermine nicht wahrnehmen oder sogar eine Behandlung abbrechen.
- Ihre gedrückte Stimmung hält lange an und Sie können diese kaum beeinflussen.
- Sie achten auf jedes Signal Ihres Körpers und interpretieren jedes Symptom als Anzeichen für ein Rezidiv, etwa Kopf- oder Rückenschmerzen. Sie sind zwar in der Regel harmloser Natur, können aber prinzipiell auf ein Rezidiv hindeuten.
- Sie verlieren das Interesse an Dingen, Tätigkeiten und Menschen, die Ihnen sonst Freude gemacht haben. Das kann ein Treffen mit Freunden genauso sein wie ein Hobby.
- Es fällt Ihnen schwer, Ihren Alltag zu bestreiten, etwa Einkaufen, Waschen, Putzen, Kochen oder Gartenarbeit
- Ihr Selbstwertgefühl ist beeinträchtigt.
- Sie leiden längere Zeit (mehrere Wochen) unter Schlafstörungen, Müdigkeit und Appetitverlust.
- Sie haben Konzentrationsprobleme, sind ungewöhnlich vergesslich und wenig entscheidungsfreudig.
- Sie fühlen sich hoffnungslos oder teilnahmslos, was Ihre Zukunft angeht. Beim Blick nach vorne können Sie nicht viel entdecken.
Diese Anzeichen sollten Sie immer ernst nehmen und sich psychologische Unterstützung suchen. Manchmal helfen auch schon wenige Gespräche, um sich wieder besser zu fühlen. Wenn Sie sich psychoonkologische Hilfe suchen, ist dies kein Scheitern, sondern vielleicht der Weg zurück in ein angstfreieres Leben.
Psychoonkologie Lesen Sie, warum sich jeder Krebskranke psychologische Unterstützung suchen sollte und was Psychoonkologie überhaupt ist. |
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Angst vor dem Prostatakrebs-Rezidiv – diese Strategien können helfen
Es gibt einige Strategien, mit denen Sie Ihre Ängste in den Griff bekommen können. Es geht darum, wieder mehr am Leben teilzuhaben, sich besser zu fühlen und einen normalen Alltag leben zu können. Nicht jeder Tipp hilft jedem Mann. Aber vielleicht probieren Sie einige Strategien aus und überprüfen, ob sie Ihnen helfen.
- Ein Leben mit großen Unsicherheiten ist für viele Menschen nicht leicht. Den einen gelingt dies besser als anderen. Erinnern Sie sich daran, dass Ängste nichts grundsätzlich Schlechtes sind. Angst war in früheren Zeiten sogar überlebenswichtig. Sie sorgte dafür dass Menschen entweder flüchten oder sich der Gefahr stellen und kämpfen.
- Die Angst vor dem Rezidiv ist bei den meisten Krebsüberlebenden im ersten Jahr nach dem Ende der Therapien am stärksten ausgeprägt. Mit der Zeit nehmen die Ängste aber oft ab.
- Nehmen Sie Ihre Gefühle wahr – und ernst. Versuchen Sie nicht, negative Emotionen wie Angst oder Furcht zu verdrängen oder zu verbergen. Nennen Sie diese Gefühle beim Namen und überlegen Sie Wege, um mit ihnen umzugehen.
- Ablenken kann helfen, aber nur kurzfristig, etwa wenn ein Arzttermin ansteht. Langfristig ist das Verdrängen jedoch kein guter Ratgeber. Setzen Sie sich besser mit Ihren Ängsten auseinander und denken Sie auch schwierige Dinge zu Ende. Dazu gehören auch das Sterben und der Tod.
- Sprechen Sie über Ihre Ängste mit vertrauten Menschen, etwa Familienmitgliedern oder Freunden. Auch Psychologen und Psychologinnen können mit Gesprächen helfen. Sprechen Sie laut aus, was Sie bedrückt und Ihnen auf der Seele liegt. Dies kann Ihnen helfen, die Hintergründe für Ihre Ängste genauer zu erforschen. Haben Sie Angst davor, die Krebstherapien wiederholen zu müssen, die Kontrolle über Ihr Leben zu verlieren oder vor dem Sterben? Vielleicht schreiben Sie Ihre Gedanken auf. Auch die Kunst oder Musik können Möglichkeiten sein, um sich auszudrücken.
- Gehen Sie auf die Suche nach eigenen Ressourcen. Was gibt Ihnen Kraft? Das können Freunde, Spaziergänge in der Natur oder ein Besuch in Ihrer Lieblingskneipe sein. Überlegen Sie auch, was Ihnen vielleicht früher geholfen hat, schwierige Situationen zu meistern. Dies könnte Ihnen auch jetzt helfen.
- Hadern Sie nicht mit sich selbst, weil Sie Angst haben und sagen Sie sich auch nicht, dass Sie keine Angst zu haben brauchen. Dies führt in der Regel nicht dazu, dass die Ängste weggehen. Akzeptieren Sie, dass Sie eine beängstigende Erfahrung gemacht haben – in Form einer Prostatakrebserkrankung. Konzentrieren Sie sich lieber auf die Möglichkeiten, wie Sie mit Ihren Ängste umgehen und sie bewältigen können.
- Vergegenwärtigen Sie sich, dass es ganz normal ist, wenn Ihre Ängste von Zeit zu Zeit zunehmen. Beispiel: Wenn ein Nachsorgetermin oder eine Kontrolluntersuchung bevorsteht. Manche überfällt die Angst erneut, wenn jemand in der Familie oder ein Freund an Krebs erkrankt. Sie durchleben dann ihre eigene Krebserkrankung nochmals.
- Überlegen Sie, wie begründet Ihre Ängste tatsächlich sind. Wie wahrscheinlich ist es, dass Ihr Prostatakrebs zurückkehrt? Sie können auch Ihr Behandlungsteam danach fragen und über Ihr persönliches Risiko sprechen. Lassen Sie sich auch erklären, auf welche Symptome Sie achten sollten. So müssen Sie sich vielleicht nicht bei jedem Kopf- oder Rückenschmerz Gedanken über einen Krebsrückfall machen. Aber es gilt auch: Suchen Sie bei jedem Symptom, das nicht wieder vergeht oder sich verstärkt, Ihren Arzt oder Ihre Ärztin auf.
- Vielleicht schließen Sie sich einer Selbsthilfegruppe an? Dort sind Männer, denen es vielleicht ähnlich ergeht wie Ihnen und die vielleicht einige Tipps aus Ihrer Erfahrung für Sie haben. Eine gute Anlaufstelle ist der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe (BPS). Sie können dort auch nach Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe suchen.
- Achten Sie auf einen gesunden Lebensstil. Auch dieser kann die Rückfallangst bis zu einem gewissen Maß bannen. Ernähren Sie sich gesund, bewegen Sie sich viel im Alltag und treiben Sie Sport. Achten Sie auch auf genügenden und vor allem erholsamen Schlaf. Rauchen Sie außerdem nicht und gehen Sie maßvoll mit Alkohol um.
- Versuchen Sie, Stress zu reduzieren. Erlernen Sie zum Beispiel eine Entspannungsmethode wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Auch Meditation und Yoga können dem Körper, der Psyche und dem Geist helfen. Es gibt spezielle Yoga-Trainings, die auf Menschen mit und nach einer Krebserkrankung zugeschnitten sind. Yoga sei ein gutes Mittel gegen das Ausgeliefertsein, sagt die Yoga-Trainerin Gaby Kammler im Interview, die besondere Kurse für Krebskranke anbietet. Daneben können positive Erlebnisse Stress reduzieren und Ängste lindern. Beispiele: Zeit mit Freunden und Familie verbringen, Lesen, Museum besuchen, Musik hören.
- Nehmen Sie Ihre Nachsorgetermine wahr. Dabei suchen Ärztinnen und Ärzte nach Anzeichen für ein Rezidiv. Bei Prostatakrebs bestimmen sie in der Regel den PSA-Wert – er zeigt an, ob der Krebs zurückgekehrt ist (daher auch PSA-Rezidiv). Wenn Sie anschließend wissen, dass alles in Ordnung ist, kann dies den Druck von der Seele nehmen und befreiend wirken. Und wenn Sie ein Rezidiv haben, gibt es auch dafür Behandlungen.
- Wenn Sie Medikamente einnehmen müssen, etwa im Rahmen einer Hormontherapie, dann tun Sie dies unbedingt konsequent. Halten Sie sich an die Therapieempfehlungen Ihres Behandlungsteam. Dies schafft Sicherheit, nimmt die Angst vor dem Rezidiv und hilft aktiv dabei mit, eine Rückkehr des Prostatakarzinoms zu verhindern.
Und zuletzt: Angst ist nicht nur negativ. Vielmehr kann sie auch Energien freisetzen und Kräfte mobilisieren, um Herausforderungen zu stemmen. Es hängt also auch ein bisschen von Ihrer Sichtweise ab. Und: Je länger die Prostatakrebserkrankung und die Behandlungen zurück liegen, desto mehr Vertrauen und Sicherheit gewinnen Sie vielleicht wieder in Ihren Körper – und desto mehr rückt die Krebserkrankung langsam in den Hintergrund.
Quellen:
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