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Sex nach Prostatakrebs – wie körperliches Training hilft
09. August 2023 | von Ingrid Müller
Nach einer Prostatakrebs-OP leidet bei vielen Männern die Sexualität. Die Erektile Dysfunktion ist eine häufige Folge. Doch körperliche Aktivität könnte die sexuellen Störungen verbessern, ergab eine neue Studie.
Nach einer Prostatakrebsbehandlung wie der Prostata-OP (radikale Prostatektomie) haben viele Männer mit einer Erektilen Dysfunktion zu kämpfen. Je nach Operationstechnik seien etwa 20 bis 80 von 100 Männern nach der Operation nicht in der Lage, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten, berichtet die Patientenleitlinie Prostatakrebs. Selbst bei einer nervenschonenden Prostata-Operation hätten bis zu 30 von 100 Männern anschließend Erektionsstörungen. Außerdem kann sich nach der OP der Penis verkürzen oder verkrümmen. Auch Orgasmusstörungen und der Verlust der Lust (Libidoverlust) sind möglich. Auch eine Bestrahlung kann in einer Erektilen Dysfunktion münden. Und die Hormontherapie beeinflusst das Sexleben ebenfalls.
All das trägt nicht gerade zu einem zufriedenstellenden und erfülltem Sexualleben bei. Die Erektile Dysfunktion ist – neben der Inkontinenz – die Nebenwirkung von Prostatakrebsbehandlungen, die den betroffenen Männern am meisten zu schaffen macht. Aus Studien ist bekannt, dass sich viele Männer nach einer Prostatakrebserkrankung wünschen, wieder Sex zu haben wie zuvor. Je nach Stadium und Aggressivität des Prostatatumors kommt auch eine Aktive Überwachung in Frage, welche die Sexualfunktion schützt.
Erektile Dysfunktion |
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Prostatakrebs: Körperliche Aktivität hat viele positive Effekte
Eine Forschungsgruppe aus Australien hat jetzt in einer Studie einen neuen – und ziemlich einfachen – Ansatz gegen die Erektionsstörungen getestet: Körperliche Aktivität! Sie verbesserte die Erektile Dysfunktion stärker als die übliche Behandlung. „Bewegung hat sich schon früher als wirksame Maßnahme erwiesen, um einige Nebenwirkungen von Krebsbehandlungen abzumildern“, sagt Peter Paul Yu von der American Society of Clinical Oncology (ASCO). Jetzt soll körperliches Training auch der Sexualität wieder auf die Sprünge helfen können.
Die Ergebnisse ihrer Studie stellten die Forschenden auf dem diesjährigen ASCO-Meeting vor, das vom 3. bis 5. August 2023 im japanischen Yokohama stattfand. „Unsere Studiendaten ergänzen die Liste der Vorteile, die körperliche Aktivität für Männer mit Prostatakrebs ohnehin schon hat - und schließen jetzt auch die Sexualfunktion mit ein. Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig körperliches Training für diese Patienten ist“, so Yu weiter.
Erektile Dysfunktion: Training oder übliche Maßnahmen?
An der Studie nahmen 112 Männer mit Prostatakrebs teil, die sich noch in einer Krebsbehandlung befanden oder diese bereits abgeschlossen hatten. Alle gaben an, unter Erektionsstörungen zu leiden. Die sexuelle Gesundheit der Männer wurde anhand des „International Index of Erectile Function“ (IIEF) eingeschätzt. Der IIEF ist ein Fragbogen, bei dem Männer selbst Auskunft zur Erektilen Dysfunktion und ihrer Schwere geben. Das Instrument kommt häufig zu diagnostischen Zwecken zum Einsatz.
Nach dem Zufallsprinzip wurden die Männer auf drei Gruppen aufgeteilt:
- 39 Männer absolvierten über sechs Monate ein angeleitetes, gruppenbasiertes Kraft- und aerobes Ausdauertraining. Die Männer trainierten an drei Tagen pro Woche.
- 36 Männer führten das gleiche Trainingsprogramm durch und erhielten zusätzlich eine psychosexuelle Therapie. Diese bestand aus Maßnahmen des Selbstmanagements und sollte das psychische und sexuelle Wohlbefinden der Männer verbessern.
- 37 Männer erhielten eine normale Versorgung und Betreuung. Üblich bei einer Erektilen Dysfunktion sind zum Beispiel Medikamente, mechanische Erektionshilfen oder ein Beckenbodentraining.
Erektionsstörungen: Kraft- und Ausdauertraining schnitt ab besten ab
Am besten gegen die Erektile Dysfunktion half die Kombination aus Kraft- und aerobem Ausdauertraining. Sie verbesserte der Studie zufolge die Sexualfunktion der Männer. Die Studienergebnisse im Einzelnen:
- Die Erektile Funktion verbesserte sich durch das Training um 5.1 Punkte. Durch die übliche Therapie ließ sie sich dagegen nur um 1 Punkt verbessern.
- Die Zufriedenheit mit dem Sex nahm um 2.2 Punkte bei Männern zu, die trainiert hatten. Zum Vergleich: mit der normalen Behandlung waren es nur 0.2 Punkte.
- Strategien des psychosexuellen Selbstmanagements wirkten sich nicht zusätzlich positiv auf die Sexualfunktion aus.
- Im Vergleich zur normalen Versorgung verhinderte körperliche Aktivität außerdem eine Zunahme des Körperfetts und verbesserte die körperliche Fitness sowie die Muskelkraft.
Erektile Dysfunktion bei Prostatakrebs: Körperliche Aktivität mit Sofortwirkung
„Die sexuelle Dysfunktion ist eine häufige, stark beeinträchtigende und manchmal dauerhafte Nebenwirkung der Prostatakrebsbehandlung. Fast die Hälfte der Männer mit Prostatakrebs berichten, ihrer sexuellen Gesundheit werde nicht ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt“, erklärt Daniel Galvao vom Exercise Medicine Research Institute at Edith Cowan University in Perth, Australia. „Dies zeigt, dass das Gesundheitssystem keine ausreichenden Lösungen für das Management der sexuellen Dysfunktion nach einer Prostatakrebsbehandlung anbietet“, so Glavao weiter.
Experten-Interview |
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Diese Männer könnten jedoch sofort von einem körperlichen Training unter professioneller Anleitung profitieren und so ihre sexuelle Gesundheit verbessern. Körperliche Aktivität solle daher zukünftig ein integraler Bestandteil der Prostatakrebsbehandlung sein, fordert Galvao, der leitende Studienautor. Jetzt will das Forschungsteam weitere Untersuchungen durchführen, um die Langzeiteffekte des körperlichen Trainings auf die sexuelle Gesundheit bei Männern mit Prostatakrebs näher zu beleuchten.