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Gesunder Lebensstil: Wie gut helfen Ärzte ihren Krebspatienten?
23. September 2019 | von Ingrid MüllerEin gesunder Lebensstil ist gerade für Menschen wichtig, die eine Krebserkrankung überstanden haben. Doch viele Ärzte sind zögerlich beim Erteilen von Ratschlägen, wie eine Studie zeigte. Lesen Sie die besten Tipps, wie Ihnen ein gesunder Lebensstil gelingen kann.
Ein gesunder Lebensstil lässt sich in wenigen Tipps zusammenfassen, ist aber bei weitem nicht so einfach umzusetzen oder gar dauerhaft durchzuhalten: Nicht rauchen, mäßig Alkohol trinken, gesunde und ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Abnehmen bei Übergewicht oder Fettleibigkeit sowie ausreichend Sport und Bewegung – so lauten die wichtigsten Ratschläge für eine gesunde Lebensweise.
Sie trägt nicht nur zum körperlichen und seelischen Wohlgefühl bei. Vielmehr hilft der Lebensstil, Krankheiten vorzubeugen und langfristig gesund zu bleiben. Auch Krebspatienten profitieren, weil ihr Rückfallrisiko sinken kann und auch andere Krankheiten weniger Chancen haben.
Lebensstil: Ärzte sollten Krebspatienten beraten – eigentlich
Die meisten Menschen wissen sehr genau, was gesund ist – aber vielen fällt es dennoch schwer, sich im Alltag tatsächlich daran zu halten. Sie finden Pizza, Pommes oder Schweinebraten leckerer als Karotten und Sellerie. Bei manchen siegt auch die Lust auf den Glimmstängel oder der innere Schweinehund ist mächtiger und zwingt sie allzu oft auf die Couch statt in die Laufschuhe.
Forscher der Northwestern University Feinberg School of Medicine in Chicago wollten jetzt wissen, was und wie viel eigentlich Ärzte dazu beitragen, damit ihre Patienten einen gesunden Lebensstil pflegen. Denn die medizinischen Leitlinien besagen ausdrücklich, dass Ärzte ihre Krebspatienten zu einem gesunden Lebensstil ermutigen sollten. Doch viele Doktoren halten sich offenbar mit ihren Ratschlägen zurück, so die zentrale Erkenntnis der US-Studie. Die Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im renommierten Fachmagazin CANCER der American Cancer Society.
"Männer sollen über eine gesunde Lebensweise beraten werden. Hierzu gehören Aspekte der Ernährung, der körperlichen Bewegung und der psychosozialen Situation."
S3-Leitlinie Prostatakrebs, 2018
Gesunder Lebensstil: Besonders Hausärzte geben ab und zu Tipps
An der Studie nahmen 91 Ärzte teil, die Krebspatienten in der Nachsorge betreuten. Dazu gehörten 30 Allgemeinärzte, 30 Onkologen und 31 Ärzte anderer Fachrichtungen: Urologen, Gynäkologen und Hautärzte, die Patienten mit Prostatakrebs, Brustkrebs und Hautkrebs behandelten. Die Ärzte sollten Auskunft darüber geben, wie sehr sie ihre Krebspatienten zu einem gesunden Lebensstil anregten.
An der Studie nahmen 91 Ärzte teil, die Krebspatienten in der Nachsorge betreuten. Dazu gehörten 30 Allgemeinärzte, 30 Onkologen und 31 Ärzte anderer Fachrichtungen: Urologen, Gynäkologen und Hautärzte, die Patienten mit Prostatakrebs, Brustkrebs und Hautkrebs behandelten. Die Ärzte sollten Auskunft darüber geben, wie sehr sie ihre Krebspatienten zu einem gesunden Lebensstil anregten.
Etwa 90 Prozent der Allgemeinärzte gaben an, wenigstens einigen ihrer Krebspatienten gesundheitsfördernde Tipps an die Hand zu geben. Dazu gehörten zum Beispiel konkrete Maßnahmen zum Gewichtsverlust oder zum Rauchstopp. Dagegen gaben nur 26,7 Prozent der Onkologen und 9,7 Prozent der anderen Fachärzte an, jemals das Thema „gesunder Lebensstil“ angesprochen zu haben.
Gesunder Lebensstil: Onkologen befürchten gestresste Patienten
Als Gründe führten Onkologen besonders folgendes Argument an: Sie befürchteten, dass die Ratschläge zur Veränderungen des Lebensstils ihre Patienten zusätzlich stressten, sie unter Druck setzten und schließlich überforderten. Außerdem sagten sie, ihnen fehlten oft schlichtweg die Zeit, die Expertise und das Training, um ihren Patienten fundierte Ratschläge zur gesunden Lebensweise zu geben.
Die meisten Ärzte glaubten, dass mindestens die Hälfte der ehemaligen Krebspatienten ihre Medikamente ordentlich einnehmen würden, um einen Krebsrückfall zu verhindern. Aber sie glaubten auch, dass sie dies nicht tun würden, wenn sie zum Beispiel gleichzeitig abnehmen sollten. Die Annahme ist also, dass Krebspatienten nicht mehrere Maßnahmen auf einmal umsetzen können. Unklar ist, ob dies wirklich so ist.
„Den Onkologen ist zwar klar, dass Krebspatienten sich einen gesunden Lebensstil aneignen sollten. Dennoch haben sie nicht die Zeit dafür, ihnen mehr als die eigentliche Krebsbehandlung anzubieten“, sagt die Studienautorin Tammy Stump. Ihr Hauptaugenmerk liege auf der Krebserkrankung selbst – das sei ihre Fachkompetenz.
Sie und ihre Mitautorin Bonnie Spring schlagen daher vor, ein spezielles Programm zu entwickeln, an dem verschiedenste Spezialisten beteiligt sind: Ernährungs- und Sportexperten oder Verhaltenstherapeuten. „Wir brauchen jedoch die Absprache mit den Onkologen und ihr Zutun, um die individuellen Bedürfnisse der Krebspatienten herauszufinden und das Programm gezielt auf sie zuzuschneiden“, sagt Spring.
Ernährung bei Krebs Lesen Sie, wie Sie sich gesund ernähren und warum es keine spezielle "Krebs-Diät" gibt. |
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Gesunder Lebensstil für Krebspatienten – und als Krebsschutz
Dass ein gesunder Lebensstil wichtig ist, beschreibt die aktuelle Leitlinie Prostatakrebs. Dort greifen die Autoren die vier wichtigsten Empfehlungen der amerikanischen Leitlinie zum gesunden Lebensstil auf. Diese beziehen sich zwar auf die Prävention von Prostatakrebs. Aber auch Männer, die den Prostatakrebs überstanden haben, können sich an diesen orientieren.
1. Gesundes Gewicht anstreben
- Achten Sie auf eine gesunde Balance von zugeführter Energie (Kalorien) und körperlicher Aktivität, durch die Sie Kalorien verbrennen.
- Vermeiden Sie Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas). Ein Body-Mass-Index (BMI) über 25 gilt als Übergewicht, einen BMI ab 30 stufen Ärzte als Adipositas ein.
- Falls Sie zu viele Kilos mit sich herumschleppen: Versuchen Sie, Ihr Gewicht zu reduzieren. Schon einige Kilos weniger helfen der Gesundheit. Am besten gelingt das Abnehmen mit Hilfe einer gesunden Ernährung und viel Bewegung und Sport. Auch Yoga ist anstrengend und bringt Sie ins Schwitzen. Versuchen Sie anschließend, Ihr gesundes Gewicht zu halten.
- Der gesündeste Weg, um die Kalorienzufuhr zu reduzieren: Verzichten Sie möglichst auf zusätzlichen Zucker, gesättigte Fette, Transfette und Alkohol. Als weniger gesund gelten frittierte oder gebratene Speisen, Kekse, Kuchen, Süßigkeiten, Speiseeis oder gesüßte Erfrischungsgetränken (Softdrinks, Energydrinks). Seien Sie zumindest sparsam mit diesen Lebensmitteln, denn sie sind sehr energiereich (also kalorienreich). Zudem enthalten sie nur wenige oder keine Nährstoffe wie Vitamine, Mineralien oder Ballaststoffe.
2. Körperlich aktiv sein, Sport treiben
- Experten empfehlen Erwachsenen, sich mindestens 30 Minuten (besser 45 bis 60 Minuten) mäßig bis stark körperlich zu betätigen – an mindestens fünf Tagen pro Woche, am besten jedoch täglich.
- Mäßige körperliche Aktivität bedeutet: schnelles Gehen, Tanzen, lockeres Fahrradfahren, Golfen, Volleyballspielen, Rasenmähen oder Gartenarbeit.
- Starke körperliche Betätigung heißt: Joggen, Laufen, Aerobic, Schwimmen, schnelles Radfahren, Fußballspielen, Squash, Langlauf, Schreinern oder den Garten umgraben. Dabei ist der Einsatz größerer Muskelgruppen nötig. Puls und Atmung beschleunigen sich und Sie kommen ins Schwitzen.
- Eine Erhöhung der Alltagsaktivität ist dem Sport gleichwertig. Beispiele: Treppen steigen statt Fahrstuhl zu fahren, Laufen oder Radfahren anstatt das Auto zu nehmen.
3. Auf eine gesunde Ernährung achten
- Der Schwerpunkt Ihrer Ernährung sollte auf pflanzlichen Produkten liegen.
- Essen Sie jeden Tag verschiedene Obst- und Gemüsesorten, beispielsweise Paprika, Gurken, Kohl, Tomaten sowie Äpfel, Beeren oder Zitrusfrüchte
- Wählen Sie lieber Produkte aus Vollkorn statt aus Weißmehl: Brot, Nudeln, Reis
- Begrenzen Sie Ihren Konsum von verarbeiteten Fleischprodukten (Wurst, Geräuchertes, Gepökeltes) und rotem Fleisch (Rind, Schwein, Lamm).
4. Alkoholkonsum reduzieren
Männer sollten nicht mehr als zwei alkoholische Drinks (je 12 g Alkohol) pro Tag zu sich nehmen. Empfohlen sind nicht mehr als 24 g Alkohol täglich (Frauen: die Hälfte). Ein Drink entspricht zum Beispiel:
- 0,33 Liter 5%iges Bier
- 0,04 Liter (4cl) 40%iger Schnaps
- 0,14 Liter (14cl) 12%iger Wein oder Sekt
- 0,07 Liter (7cl) 20%iger Likör/Aperitif
Außerdem sollten Sie nicht jeden Tag Alkohol trinken, sondern regelmäßige Trinkpausen von zwei bis drei Tagen wöchentlich einlegen. Diese Vorgaben für den Alkoholkonsum entsprechen jedoch oft nicht der Realität. Zwar ist der Alkoholkonsum in Deutschland seit einigen Jahren rückläufig, aber die Bundesbürger trinken immer noch zu viel: 131,1 Liter alkoholische Getränke konsumierte jeder im Jahr 2017 im Schnitt. Das entspricht ungefähr einer ganzen Badewanne voll Alkohol. Ein gesunder Lebensstil müsste eigentlich etwas anders aussehen…
Quellen:
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