Der Prostatakrebs macht mir Angst – was tun?

Die Diagnose Prostatakrebs verändert das Leben von Männern ganz gravierend. Nicht nur der Körper, sondern auch die Psyche leidet. Viele brauchen professionelle Hilfe, um den Schock zu verarbeiten.

A | Die Seele leidet bei Prostatakrebs mit

Eine Krebserkrankung betrifft nicht nur den Körper, sondern lässt auch die Psyche mit leiden. Allen voran schürt sie massive Ängste und wirft viele Fragen auf:

  • Wie werde ich die Behandlungen bei Prostatakrebs verkraften und gut überstehen?
  • Mit welchen Nebenwirkungen und Spätfolgen der Krebsbehandlungen muss ich rechnen?
  • Ist der Prostatakrebs heilbar oder schreitet die Krebserkrankung weiter fort?
  • Wie viel Zeit bleibt mir vielleicht noch?
  • Kann ich wieder zurück in meinen normalen Alltag, das Leben aktiv gestalten und genießen?
  • Bin ich weiterhin in der Lage, meinen Beruf auszuüben und mich (und die Familie) wirtschaftlich abzusichern?
  • Werde ich an meinem Prostatakrebs sterben?
Prostata Hilfe Deutschland: Illustrationsbild - Mann mit geballter Faust

Prostatakrebs verlangt der männlichen Psyche einiges ab! 
© kalhh/Pixabay.com

Die Antworten sind nicht einfach und pauschal zu geben. Von Mann zu Mann fallen sie sehr unterschiedlich aus. Verdrängen Sie diese Fragen einerseits nicht, aber kreisen Sie mit Ihren Gedanken auch nicht ständig um Ihren Prostatakrebs. Die „Dauerbeschäftigung“ mit der Krankheit und viele trübe Gedanke sind manchmal eher kontraproduktiv.

Und noch etwas: Dank verbesserter Früherkennung und wirksamen, schonenderen Krebsbehandlungen bedeutet ein Prostatakarzinom heute nicht mehr das sofortige Todesurteil. Mehr als 90 Prozent der Männer überlebten die ersten fünf Jahre nach der Diagnose – viele auch länger, so das Robert Koch-Institut. Außerdem ist Prostatakrebs eine Erkrankung, die oft erst in höherem Lebensalter auftritt und bei vielen Männern langsam wächst. So sterben viele gar nicht an ihrem Prostatakrebs, sondern an einer anderen Krankheit, zum Beispiel einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Dies ist auch bei Menschen ohne Krebs die häufigste Todesursache.

B | Schauen Sie nach vorn trotz Prostatakrebs!

Die meisten Menschen, die die Diagnose Krebs erhalten, stellen sich als erstes folgende Frage: Wieso ich? Sie suchen nach Gründen, warum der Krebs ausgerechnet sie erwischt hat. Die gedankliche Ursachensuche beginnt meist beim Lebensstil:

 

Früher nahmen Wissenschaftler sogar an, dass es „Krebspersönlichkeiten“ gebe – also Menschen, die aufgrund ihrer Psyche, ihrer Denkmuster und Denkweisen anfällig für Krebs sind. Die Annahme, das Menschen selbst schuld an ihrer Krebserkrankung sind, gehört längst (zu Recht) ins Reich der Märchen!

Ursachensuche schadet der Psyche zusätzlich

Eine eindeutige Antwort auf die Frage, warum Sie Prostatakrebs bekommen haben und ein anderer Mann nicht, wird es wahrscheinlich nicht geben. Denn Prostatakrebs besitzt – wie alle Krebserkrankungen – nicht „die eine“ Ursache. Wenn Krebs entsteht, spielen immer mehrere Faktoren zusammen. Beim Prostatakrebs ist das Alter der wichtigste Risikofaktor, und darauf haben Sie keinen Einfluss! Das gilt auch für Ihre Gene, die Sie vererbt bekommen und die oft an einer Krebserkrankung mit beteiligt sind.

Bekannt sind einige Risikofaktoren, die Prostatakrebs begünstigen. Sie liegen in einer ungesunden Lebensweise. Aber auch Männer, die immer gesund gelebt haben, erkranken an Prostatakrebs. Mitunter ist eine Krebserkrankung einfach nur Pech oder Schicksal, wie Forscher herausgefunden haben. Malträtieren Sie sich also nicht selbst, indem Sie darüber grübeln, was sie in der Vergangenheit alles falsch gemacht haben und Sie womöglich hätten besser machen können.

Und: Prostatakrebs betrifft ja nicht nur Sie! Jedes Jahr erhalten rund 60.000 Männer die gleiche Diagnose Prostatakrebs neu. Und überall auf der Welt leben viele Männer mit Prostatakrebs.

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C | Erste Hilfe-Tipps für die Psyche

Zunächst geht es um ein akutes Krisenmanagement für die Psyche, um Sie seelisch wieder zu stabilisieren. Vielleicht helfen Ihnen folgende Tipps weiter, um sich aus einem seelischen Tief wieder herauszuarbeiten!

 

Nach vorne schauen!

So schwer es Ihnen vielleicht fallen mag: Suchen Sie nicht nach Gründen für Ihren Prostatakrebs, sondern richten Sie Ihren Blick nach vorne. In der Vergangenheit werden Sie vermutlich nicht fündig. Und wenn, dann bringt es Ihnen in der jetzigen Situation auch nichts! Die Zukunft hat sicher noch einiges für Sie zu bieten, auch wenn Sie sich zunächst unangenehmen Krebsbehandlungen stellen müssen. Vielleicht kommt Ihnen der Zeitraum lang vorf, aber irgendwann kommen Sie auch wieder in IHR Leben zurück.

 

Öffnen Sie sich für Gespräche

Ziehen Sie sich nicht in Ihr Schneckenhaus zurück, sondern öffnen Sie sich! Sprechen Sie mit Ihrer Familie, Vertrauten und Freunden über Ihre Ängste, Sorgen und Nöte. Die soziale Isolation und der Rückzug ins verdunkelte Zimmer sind denkbar schlechte Ratgeber bei einer Krebserkrankung. Sie vertreiben trübe Gedanken nicht, sondern verstärken sie eher. Unternehmen Sie lieber einen kleinen, lockeren Spaziergang an der frischen Luft und in der Natur! Er vertreibt die düstere Stimmung oft und hebt die Laune. Außerdem lässt es sich besser denken und reden, wenn Sie sich beim Gespräch bewegen und nicht wie festgenagelt auf der Couch sitzen. Und: Sie tun zugleich Ihrer Gesundheit etwas Gutes!

 

Kontakt mit Betroffenen suchen

Suchen Sie das Gespräch mit anderen Menschen, die ebenfalls an Krebs erkrankt sind. Manchmal ist es leichter, mit Betroffenen zu sprechen, die einem nicht so nahe stehen wie die Familie oder Freunde. „Geteiltes Leid ist halbes Leid“, besagt ein altes Sprichwort. Und es stimmt oft: Eine Last lässt sich besser gemeinsam stemmen! Das können Männer mit Prostatakrebs, aber auch Menschen mit anderen Krebserkrankungen sein (z.B. Frauen mit Brustkrebs, der häufigsten Krebsart bei Frauen). Wenn Sie eine Strahlenbehandlung im Krankenhaus absolvieren, werden Sie sicher der einen oder andere Brustkrebspatientin begegnen. Jeder, der Krebs hat oder hatte, kann Ihre Gedanken gut nachvollziehen. Die meisten wissen genau, wie Sie sich jetzt fühlen und können Ihnen Tipps und Hilfestellung bieten.

 

Ab in die Gesellschaft!

Nehmen Sie am sozialen Leben und an der Gesellschaft teil! Gehen Sie Ihren Hobbys nach und tun Sie Dinge, die Ihnen Freude bereiten und Spaß machen! Gehen Sie ins Kino, Theater, spazieren oder in Ihren angestammten Sportverein. Verschaffen Sie sich schöne Erlebnisse, mit denen Sie Ihre Energiespeicher auftanken. In schlechteren Zeiten können Sie davon zehren und überstehen diese besser!

 

Auszeiten nehmen und entspannen!

So gut der soziale Kontakt ist und Ihnen Ablenkung und ein Stück Normalität bietet: Nehmen Sie sich dennoch regelmäßige, stressfreie Auszeiten, die nur Ihnen gehören. Sorgen Sie für Entspannung, die Ihrem Körper und Ihrer Seele gut tun. Sie können alles mögliche tun: Lesen Sie ein gutes Buch, hören Sie Musik oder entspannen Sie in einem heißen Bad! Am besten erlernen Sie eine Entspannungstechnik, zum Beispiel Yoga, Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Hilfreich bei einer Krebserkrankung ist außerdem ein Achtsamkeitstraining. Dabei lernen Sie, das Hier und Jetzt ganz bewusst wahrzunehmen und zu schätzen!

 

Energiereserven mobilisieren

Sie sind stärker, als Sie glauben (und vielleicht wissen)! Eine Krebserkrankung und die Behandlungen fordern Ihnen einiges ab. Aber Sie werden sehen: Es gibt geheime Energiereserven, von denen Sie noch gar nicht gewusst haben, dass Sie über diese verfügen. Dies berichten jedenfalls viele ehemalige Krebspatienten, die sich nach dem Abschluss aller Therapien gewundert haben, wie sie dies alles geschafft haben. Mobilisieren Sie diese und zapfen Sie sie an!

Forscher haben nachgewiesen, dass oft nicht die Krebserkrankung  die Lebensqualität am stärksten schmälert, sondern das Gefühl, mit der Krankheit alleine zu sein. Diesem können Sie selbst aktiv entgegenwirken und so Ihrer Psyche etwas Gutes tun!

D | Wie Sie mit Inkontinenz und Impotenz fertig werden

Einige Behandllungen bei Prostatakrebs verursachen unangenehme Folgeerscheinungen, welche die Lebensqualität von Männern erheblich einschränken. Aus Studien wissen Ärzte, dass die Inkontinenz und Erektile Dysfunktion (Impotenz) besonders problematisch für Männer sind. Beide können sowohl nach einer Operation als auch einer Strahlentherapie auftreten. Und darunter leiden die männliche Psyche, das Selbstverständnis und das Selbstwertgefühl.

Oft bessern sich die Impotenz und Inkontinenz im Lauf der Zeit wieder oder verschwinden sogar ganz. Manchmal bleiben sie aber auch bestehen. Für beide gibt es wirksame Therapien. Entscheidend ist, dass Sie mit den Behandlungen möglichst frühzeitig beginnen. Scheuen Sie sich nicht, mit Ihrem Urologen über beides zu sprechen – er ist der erste Ansprechpartner bei Inkontinenz, Erektiler Dysfunktion und sexuellen Problemen in der Partnerschaft.

E | Psychoonkologie  – professionelle Hilfe suchen

Wenn Sie mit den Folgen Ihres Prostatakrebses offen und aktiv umgehen, kommen Sie mit diesen auch besser zurecht – das haben Forscher herausgefunden. Sie müssen allerdings nicht sämtliche Probleme alleine bewältigen! Überlegen Sie, ob Sie sich professionelle Unterstützung suchen. Vielleicht ziehen Sie einen Psychotherapeuten oder Psychoonkologen zu Rate? Auch ein Seelsorger kann in manchen Situationen hilfreich sein. Nicht jeder schafft es nämlich, sich dem Partner oder der Partnerin, Freunden und der Familie zu öffnen. Das gilt besonders, wenn es um Themen wie Inkontinenz oder Impotenz geht. Vielen Männer sind solche Probleme peinlich – und damit sind sie ein echtes Tabu.

 

Hilfe für die Psyche suchen ist keine Schwäche!

Das Gespräch mit Psychotherapeuten oder Psychoonkologen bietet einige Vorteile. Sie haben viel Erfahrung mit Ihrer Erkrankung und können die Probleme sachlich angehen. Angehörige sind dagegen oft stark gefühlsmäßig beteiligt und können die Sachlage nicht immer nüchtern betrachten. Für das Lösen von seelischen Schwierigkeiten, Ängsten und Nöten ist manchmal eine gewissen Distanz besser als eine zu große Nähe.

Wer sich professionelle Hilfe holt, ist übrigens nicht schwach oder gar psychisch krank – wie viele glauben. Das Gegenteil stimmt! Sie beweisen Stärke und zeigen, dass Sie die Fähigkeit besitzen, Ihrer Krankheit aktiv zu begegnen und sie zu bewältigen. Doch in Deutschland halten sich diese Vorurteile hartnäckig. Hier hilft ein Blick in die USA: Dort ist es ganz selbstverständlich, bei seelischen Problemen einen Psychotherapeuten aufzusuchen. Wenn Sie herzkrank sind, gehen Sie ja auch zu einem Kardiologen und nicht zum Zahnarzt.

Viele Kliniken bieten heute psychologische Akuthilfe vor Ort für Krebspatienten an. Im Anschluss können Sie sich auch ambulant psychologisch betreuen lassen.

 

Psychoonkologen gesucht?

Einige Adressen, die Ihnen bei der Suche nach einem Psychoonkologen weiterhelfen:

F | Selbsthilfe bei Prostatakrebs – Unterstützung von Gleichgesinnten

Eine andere Art von Profis sind Selbsthilfegruppen! Sie kennen sich mit Ihrer Krebskrankheit und den Folgen für den Alltag oft besser aus als Ärzte. Die Selbsthilfe bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Austausch von Erlebnissen, Gefühlen und auch Wissen – egal ob bei einem Treffen in Ihrer Nähe, in einem Forum, per Chat oder E‑Mail. Allein die gewonnene Erfahrung, dass Sie mit Ihren Problemen nicht alleine sind, hat oft schon etwas Heilsames.

 

Selbsthilfegruppe gesucht?

Einige Selbsthilfegruppen, die auf Männer mit Prostatakrebs spezialisiert sind:

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Wer an Krebs erkrankt, sollte versuchen, den eigenen Kräften und Erfahrungen zu vertrauen, und so aktiv wie möglich weiterhin am Leben teilzunehmen.

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