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MRT bei Prostatakrebs: Kann sie die Biopsie ersetzen?

15. März 2018

Kann die MRT bei Prostatakrebs die Biopsie ersetzen? Der Urologe Dr. Frank Schiefelbein berichtet im Video-Interview, was sich aus der Magnetresonanztomografie und Gewebeprobe herauslesen lässt!

 

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Kann die MRT bei Prostatakrebs Tumoren besser aufspüren?

Die Magnetresonsanztomografie (MRT) bei Prostatakrebs ist heute eine weitere Möglichkeit, die in der Diagnostik von bösartigen Tumoren eingesetzt wird. Zunächst ist die MRT aber nicht unbedingt eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Ärzte müssten genau begründen, also die Indikation stellen, ob die MRT notwendig ist. Die Magnetresonanztomografie ist eine teure Untersuchung und der betreuende Urologe muss sie gut überlegt und zielgerichtet einsetzen.

 

Kann die MRT bei Prostatakrebs die Biopsie ersetzen?

Die MRT bei Prostatakrebs kann die Gewebeentnahme in keinem Fall ersetzen. Die Diagnose Prostatakrebs wird immer durch Entnahme des verdächtigen Gewebes aus der Prostata und der feingeweblichen Analyse der Zellen durch den Pathologen gestellt. Es gibt demnach keine andere Möglichkeit als die Biopsie, um Prostatakrebs sicher zu diagnostizieren.

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Was kann der Pathologe aus der Biopsie herauslesen?

Der Pathologe kann sehr vieles aus dem entnommenen Gewebe ablesen. Wir Urologen fragen den Pathologen auch sehr viel. Wir möchten wissen: Liegt ein Tumor vor oder nicht? Das ist natürlich die Kernfrage. Wenn ja, interessiert es uns, wie differenziert der Tumor ist. Das bedeutet, wie sehr sind die Krebszellen gesunden Zellen noch ähnlich oder anders ausgedrückt: Wie stark haben sie sich gegenüber dem ursprünglichen Gewebe schon verändert? 

Das ist immer ein Hinweis darauf, wie aggressiv ein Tumor ist. Aus diesem Gewebebefund entnehmen wir die Information, wie wir den Patienten später behandeln. Der pathologische Befund ist als neben dem PSA-Wert, dem körperlichen Befund und anderen Laborwerten sehr wichtig für die Behandlung des Prostatakrebses.

 

Gibt es auch Vorstufen von Prostatakrebs?

Diese gibt es. Solche Vorstufen lassen sich ebenfalls in der feingeweblichen Untersuchung der Gewebeprobe unter dem Mikroskop nachweisen. Vorstufen haben ebenso eine unterschiedliche Differenzierung im Gewebe. Es kann also sein, dass Männer mit weiteren Biopsien zur Kontrolle rechnen müssen.

 

Wie lange dauert es, bis die Ergebnisse des pathologischen Befundes vorliegen?

Normalerweise braucht der Pathologe zwei bis fünf Tage, bis die Ergebnisse vorliegen. Diese besprechen Ärzte anschließend genau mit ihren Patienten.

 

Wenn die Biopsie und der pathologische Befund unauffällig sind – heißt das Entwarnung?

Zunächst ist es schon ein Grund zur Entwarnung, wenn der Pathologe im Gewebe zwar keine Krebszellen, aber eine Erklärung findet, warum zum Beispiel der PSA-Test erhöhte Werte ergeben oder der Tastbefund auffällig war. Es kann zum Beispiel eine Entzündung der Prostata dahinter stecken. Dennoch ist keine Diagnosemethode zu 100 Prozent sicher. Manchmal sind die Tumoren sehr klein oder befinden sich an Stellen in der Prostata, die man mit der Biopsie schwer erreicht.

Steigt zum Beispiel der PSA-Wert weiter, müssen Ärzte die Biopsie eventuell wiederholen. Alternativ ziehen sie weitere Informationen aus bildgebenden Verfahren hinzu, etwa aus der Magnetresonanztomografie. Sie ist dann eine Ergänzung zur Biopsie, aber kein Ersatz dafür. Die Bilder zeigen Zonen in der Prostata, die der Arzt mit der Biopsie vielleicht nicht erwischt hat.

 

Selbst bei einer unauffälligen Biopsie können sich Männer den Arztbesuch zukünftig nicht sparen?

Nein, wir beobachten die Veränderungen weiter. Vorsorge ist letztlich ein kontinuierlicher Prozess. Sie ist nicht einmalig, sondern Männer sollten sie in regelmäßigen Abständen wahrnehmen. Nur dann hat Vorsorge den größten Effekt.

 

Wenn Männer Zweifel an ihrem Befund haben – dürfen Sie noch andere Ärzte um Rat fragen?

Auf jeden Fall. Gesetzlich Versicherte können sich an Ihre Krankenkasse wenden und Ansprechpartner für eine Zweitmeinung erfragen. Außerdem haben viele Krankenkassen selbst Informationsangebote. Ein zweiter Arzt nimmt sich die Untersuchungsergebnisse vor und bewertet sie unabhängig. Männer sollten sich immer einer Zweitmeinung einholen, um Zweifel zu beseitigen, Konsequenzen abzusehen und eine Antwort darauf zu finden, wie es weitergeht.