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PSA-Werte – so lesen Sie die Prostata-Werte richtig
14. Juni 2022 | von Ingrid MüllerAktualisiert und medizinisch geprüft am 14.6.2022 von Ingrid Müller, Chefredakteurin und Medizinjournalistin |
Die PSA-Werte liefern wichtige Hinweise auf einen möglichen Prostatakrebs. Alles über freies und gebundenes PSA, die PSA-Anstiegsgeschwindigkeit, PSA-Verdoppelungszeit und PSA-Dichte.
Kurzübersicht
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Was ist PSA?
PSA ist die Abkürzung für prostataspezifisches Antigen. Die PSA-Werte gelten als wichtiger Marker bei der Früherkennung von Prostatakrebs. Denn: Zwar schütten auch gesunde Prostatazellen PSA aus, aber Prostatakrebszellen in deutlich größeren Mengen. Das PSA ist jedoch kein spezifischer Krebsmarker, anhand dessen sich Prostatakrebs eindeutig erkennen ließe. Denn der PSA-Wert kann auch ohne Prostatakrebs erhöht sein hat. Erhöhte PSA-Werte kommen auch bei einer gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BHP), Prostataentzündung (Prostatitis) oder bei Druck auf die Prostata vor, etwa nach dem Sex oder Radfahren.
Umgekehrt gilt jedoch auch: Niedrige PSA-Werte sind keine Garantie dafür, dass ein Mann keinen Prostatakrebs hat. Beim Verdacht auf Prostatakrebs folgen daher immer noch andere Untersuchungen, etwa die Tastuntersuchung, der transrekatale Ultraschall und - um Klarheit zu bekommen - die Gewebeentnahme (Biopsie).
Was sind freies und gebundenes PSA?
PSA ist ein Eiweiß, das nur die Drüsenzellen der Prostata herstellen, um den Samen zu verflüssigen und bewegliche Spermien freizusetzen. Es ist größeren Mengen in der Samenflüssigkeit und in geringeren Konzentrationen auch im Blut nachweisbar, wo es keine Funktion erfüllt. PSA findet sich also bei gesunden Männern, aber auch bei Prostatakrebs.
Ärztinnen und Ärzte ziehen den PSA-Wert zur Diagnostik von Prostatakrebs mit heran, weil Krebszellen viel größere Mengen PSA produzieren als gesunde Prostatazellen. Liegt der PSA-Wert im Blut höher als 4 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml), besteht Abklärungsbedarf. Denn es ist ein Hinweis darauf, dass die Prostata verändert ist. Doch was bestimmen Ärzte eigentlich genau?
Das PSA liegt in zwei Varianten vor: 1. Freies PSA (fPSA) Freies PSA (fPSA) ist biologisch aktiv. Normalerweise beträgt der Anteil des fPSA am gesamten PSA im Blut etwa 10 bis 30 Prozent. Wie hoch das freie PSA ist, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab:
Ein fPSA-Anteil von über 20 bis 25 Prozent gilt als unverdächtig. Bei einem niedrigeren fPSA von unter 15 Prozent kann ein Prostatakarzinom dahinter stecken. 2. Gebundenes (komplexiertes) PSA (cPSA) Zu etwa 70 bis 90 Prozent ist das PSA an andere Eiweiße gebunden und bildet unlösliche Komplexe – somit ist es biologisch inaktiv. Wichtig ist diese biologische Inaktivität, weil PSA eine eiweißverdauende Wirkung besitzt und somit Schaden anrichten könnte. Das PSA bildet zum Beispiel Verbindungen mit den Eiweißen Alpha-1-Antichymotrypsin (ACT) oder Alpha-2-Makroglobulin. Bei Männern mit Prostatakrebs kann die Menge an gebundenem PSA erhöht sein. Allerdings ist dieser Wert an komplexiertem PSA nicht sonderlich zuverlässig. Die Summe aus beiden Werten – dem freien und gebundenen PSA – ist der Gesamt-PSA. Dieser Wert heißt auch “total PSA” oder abgekürzt tPSA. |
Was ist der PSA-Quotient?
Beim Verdacht auf Prostatakrebs errechnen Ärzte nicht nur das freie PSA und das Gesamt-PSA, sondern auch den sogenannten PSA-Quotient. Dieser Wert ist das Verhältnis von freiem PSA zum Gesamt-PSA, also fPSA/Gesamt-PSA. Dieser PSA-Quotient kann Ärzten und Ärztinnen helfen, zwischen einer gutartigen Prostataerkrankung und Prostatakrebs zu unterscheiden.
- Beträgt der PSA-Quotient mehr als 20 Prozent, ist der erhöhte PSA-Wert vermutlich auf eine andere Ursache zurückzuführen, zum Beispiel eine gutartige Prostatavergrößerung.
- Liegt der PSA-Quotient unter 15 Prozent, ist ein Prostatakrebs wahrscheinlicher. Werte zwischen 15 und 20 Prozent stufen Ärzte und Ärztinnen oft als „Graubereich“ ein. Mehrere Ursachen können dafür in Frage kommen.
- Die Gefahr für Prostatakrebs steigt umso höher, je näher der PSA-Quotient an den Wert von 10 Prozent (oder darunter) heranreicht. Allerdings kann auch eine chronische Prostataentzündung einen niedrigen PSA-Quotienten verursachen. Es gilt daher, die Prostatitis als Ursache auszuschließen.
PSA-Wert – kompakt Alles über das prostataspezifische Antigen, PSA-Test, risikoadaptierten PSA-Test, PSA-Screening, PSA-Test als Selbstzahlerleistung und PSA-Rediziv. |
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Was ist die PSA-Anstiegsgeschwindigkeit?
Ein weiterer Wert für die Einschätzung, ob eine Biopsie nötig ist oder nicht, ist die Anstiegsgeschwindigkeit des PSA-Wertes (engl. PSA-Velocity). Sie beschreibt, um wie viel der PSA-Wert pro Jahr zunimmt.
Eine korrekte Beurteilung der PSA-Anstiegsgeschwindigkeit ist aber nur möglich, wenn der Arzt oder die Ärztin:
Wichtig ist zudem, dass immer das gleiche Messverfahren genutzt wird, weil sonst die Aussagekraft eingeschränkt ist. |
In der aktuellen S3-Leitlinie zu Prostatakrebs heißt es: Bei einer erstmaligen Früherkennungsuntersuchung sollten Ärzte und Ärztinnen bei einem PSA-Wert von ≥ 4ng/ml eine Biopsie erwägen. Im Verlauf ließe sich die Notwendigkeit einer Biopsie eventuell an der PSA-Dynamik festmachen. Der Grenzwert für die PSA-Anstiegsgeschwindigkeit solle sich zwischen 0,35 und 0,75ng/ml pro Jahr bewegen. Die Kontrolle der PSA-Werte sollte nach sechs bis acht Wochen
erfolgen
Die Autoren der Leitlinie schreiben zum niedrigen PSA-Anstiegswert von 0,35 ng/ml im Jahr: Besonders bei kurzen Beobachtungsintervallen sei die Gefahr groß, dass dieser Grenzwert schon wegen der biologischen Variabilität des PSA-Wertes überschritten werde, ohne dass ein Prostatakrebs vorliege.
Wenn der PSA-Wert steigt und wieder fällt, ist der Grund für die PSA-Erhöhung wahrscheinlich eher in einer Prostataentzündung oder Reizung der Prostata zu suchen. Wenn der PSA-Wert stetig steigt und die Prostata selbst nicht größer wird, könnte Prostatakrebs die Ursache sein.
Allgemein gilt: Je schneller der PSA-Wert ansteigt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für einen aggressiven Tumor.
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Was ist die PSA-Verdoppelungszeit?
Außerdem ziehen Ärztinnen und Ärzte die sogenannte PSA-Verdoppelungszeit (PSAVZ) heran. Sie zeigt, in welchem Zeitraum sich der PSA-Wert verdoppelt. Mindestens zwei Messungen im Abstand von mehreren Monaten sind nötig, um die PSA-Verdoppelungszeit zu bestimmen. Je mehr Werte zum Vergleich vorliegen, desto aussagekräftiger ist das Ergebnis. Auch hier ist es wichtig, immer das gleiche Messverfahren anzuwenden, weil sonst die Werte nicht ausreichend vergleichbar sind.
- Die PSA-Verdoppelungszeit beträgt mehr als 24 Monate und der PSA-Wert liegt unter 6 ng/ml: Männer sollten ihren PSA in bestimmten Abständen regelmäßig weiter kontrollieren lassen.
- Kürzere PSA-Verdoppelungszeiten von unter einem Jahr und höhere PSA-Werte: Männer sollten die Werte innerhalb von ein bis zwei Monaten weiter abklären lassen.
Die PSA-Verdoppelungszeit gibt zudem Hinweise darauf, ob ein Prostatakrebs schnell oder langsam wächst.
Was ist die PSA-Dichte?
Die PSA-Dichte (PSAD) liefert weitere Hinweise auf einen möglichen Prostatakrebs. Sie errechnet sich, indem der PSA-Wert (ng/ml) und das Prostatavolumen (ml) zueinander ins Verhältnis gesetzt werden. Die Größe der Prostata lässt sich mit Hilfe des transrektalen Ultraschalls (TRUS) ermitteln.
Prostatakrebszellen schütten deutlich größere Mengen PSA aus als gesunde Zellen. Eine hohe PSA-Dichte ist daher ein Anhaltspunkt dafür, dass ein Prostatakrebs vorliegt.
Folgende Richtwerte gelten:
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Allgemein kann man sagen: Je größer die PSA-Dichte ist, desto wahrscheinlicher ist ein Prostatakrebs und desto größer ist auch der bösartige Tumor. Sehr kleine Karzinome lassen sich mit Hilfe der PSA-Dichte allerdings kaum erkennen. Das gilt besonders, wenn ein Mann zusätzlich eine gutartige Prostatavergrößerung hat. Es ist also noch unklar, wie hoch die Aussagekraft der PSA-Dichte ist.
Quellen:
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