Prostatakrebs - Früherkennung und Vorsorge

Wenn Ärztinnen und Ärzte das Prostatakarzinom früh erkennen, ist es besser behandelbar und die Lebenserwartung und Heilungschancen steigen. Die wichtigsten Fakten zur Früherkennung von Prostatakrebs und zur Prostata-Vorsorge.

A | Prostatakrebs: Was sind Früherkennung und Vorsorge?

Bei Krebsarten wie dem Prostatakrebs kursieren zwei verschiedene Begriffe: Früherkennung und Vorsorge. Medizinisch gesehen gibt es zwischen beiden Wörtern Unterschiede, auch wenn viele Menschen sie umgangssprachlich als Synonyme verwenden.

  • Vorsorge (Prävention): Diese umfasst alle Maßnahmen, mit denen Sie Krankheiten vorbeugen können. Sie entstehen also im besten Fall erst gar nicht. Solche Strategien sind zum Beispiel das Nichtrauchen, ein maßvoller Alkoholkonsum oder viel Bewegung, die das Risiko für verschiedenste Erkrankungen senken. Auch wenn ein gesunder Lebensstil ganz allgemein von Vorteil für die Gesundheit ist -  es ist nicht wissenschaftlich bewiesen, dass Sie dadurch einem Prostatakrebs vorbeugen können.
  • Früherkennung: Diese Maßnahmen zielen darauf ab, Krebs und andere Krankheiten schon im Frühstadium aufzuspüren. So wollen Ärzte und Ärztinnen die Prognose und Heilungschancen verbessern sowie die Lebenserwartung erhöhen. Auch die Behandlungen fallen oft weniger gravierend aus, wenn sie eine Krebserkrankung schon im Frühstadium entdecken.
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Früherkennung von Prostatakrebs: Lesen Sie, warum Männer nicht hingehen.

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Dr. Frank Schiefelbein: Wie schöpft ein Arzt Verdacht?

B | Prostatakrebs-Früherkennung: Welche Vorteile und Nachteile?

Zunächst einige Zahlen zum Prostatakarzinom:

  • Mehr als 68.500 Männer erkrankten laut Robert Koch-Institut (RKI) im Jahr 2019 neu an Prostatakrebs
  • Fünf Jahre nach der Diagnose leben noch 89 Prozent der Männer.
  • Zehn Jahre später sind noch 88 Prozent der Männer am Leben. 
  • Ungefähr 15.000 Männer starben an ihrer Krebserkrankung.

 

Die Überlebenschancen sind also bei Prostatakrebs hoch - vorausgesetzt, Ärztinnen und Ärzte finden den bösartigen Tumor in der Prostata in einem frühen Stadium. Er ist dann noch auf die Prostata begrenzt, hat die Kapsel noch nicht durchbrochen und sich auch nicht auf die Knochen und andere Organe ausgebreitet. Der Tumor hat noch keine Krebsabsiedelungen (Tochtergeschwulste, Metastasen) gebildet. In diesem Stadium ist ein Prostatakarzinom gut heilbar.

- Vorteile der Früherkennung

Die Früherkennung von Prostatakrebs besitzt einige Vorteile. Denn je früher Ärztinnen und Ärzte einen bösartigen Tumor in der Prostata finden, desto besser stehen die Heilungschancen und desto günstiger ist auch die Prognose. Allerdings spüren viele Männer im Frühstadium der Krebserkrankung nichts von der Gefahr in ihrer Prostata, weil der Prostatakrebs noch keine Symptome hervorruft. Und viele Männer gehen erst dann zum Arzt oder der Ärztin, wenn sie Beschwerden haben. Daher sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wichtig, um einem möglichen Prostatakarzinom rechtzeitig auf die Spur zu kommen. Welche Früherkennungsmaßnahmen sinnvoll sind, hängt unter anderem von Ihrem Alter ab. Auch individuelle Risikofaktoren spielen eine Rolle, zum Beispiel Prostatakrebs oder eine andere Krebsart in der Familie. Sie können das Risiko für Prostatakrebs erhöhen.

- Nachteile der Früherkennung

Den guten Heilungsaussichten durch die Früherkennung von Prostatakrebs stehen wiederum einige Nachteile gegenüber: So erkennen und behandeln Mediziner manchmal auch bösartige Tumoren der Prostata, die einem Mann zu Lebzeiten keine Beschwerden bereitet hätten. Denn manche Männer sind zwar an einem Prostatakarzinom erkrankt, das aber sehr langsam wächst und wenig aggressiv ist. Dann sterben sie nicht an ihrem Prostatakrebs, sondern mit ihrem Tumor - und an einer ganz anderen Erkrankung. Es besteht also die Gefahr der Überdiagnose und Übertherapie. Wägen Sie daher den Nutzen der Prostatakrebs-Früherkennung sowie die möglichen Risiken gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin gut ab. 

Prof. Jost von Hardenberg,  Facharzt für Urologie am Urologie Zentrum Kiel

Herr Prof. von Hardenberg, welche Bedeutung hat der PSA-Wert in der Diagnostik von Prostatakrebs?

Der PSA-Wert ist der entscheidende Parameter für die Früherkennung von Prostatakrebs.  Der PSA-Test ist überall verfügbar und günstig. Er ist immer der erste Schritt in der Früherkennung, um zu entscheiden, ob eine weitere Diagnostik notwendig ist oder nicht. 

Welche Rolle spielt die Magnetresonanztomografie - die MRT - in der Diagnostik?

Die MRT eignet sich nicht zur primären Früherkennung von Prostatakrebs, sondern ist immer der zweite Schritt. Sie kommt erst ins Spiel, wenn der PSA-Wert erhöht ist. Auch wenn die PSA-Dichte zu hoch ist - also der PSA-Wert bezogen auf die Prostatagröße - sollte ein MRT gemacht werden, um das Risiko weiter einzuschätzen. Erst wenn sich anhand der Risikokalkulation Hinweise auf ein Prostatakarzinom ergeben oder die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch ist, findet eine Biopsie statt. 

Wie bewerten Sie es, dass die gesetzlichen Krankenkassen den PSA-Test nicht bezahlen?

Das  fördert aus meiner Sicht die Zweiklassenmedizin. Die einen Männer können sich die Kosten für den PSA-Test nicht leisten. Sie bekommen nur die ‚kleine‘ Vorsorge mit der Tastuntersuchung. Jene Männer, die den PSA-Test bezahlen können, erhalten eine bessere Vorsorge. Wir müssen deshalb noch mehr Daten generieren, damit die Bestimmung des PSA-Wertes für alle Männer eine Kassenleistung wird. 

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C | Prostatakrebs-Früherkennung: PSA-Wert und Prostata abtasten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Früherkennung von Prostatakrebs und dessen Diagnostik.  Die wichtigsten sind:

- PSA-Test

Dabei messen Ärzte und Ärztinnen die Menge eines bestimmten Eiweißes im Blut. Es heißt prostataspezifisches Antigen, abgekürzt PSA. Dieser Biomarker gilt derzeit als zuverlässigster Wert, um Hinweise auf Prostatakrebs zu erhalten. Allerdings kann der PSA-Wert auch aus anderen Gründen erhöht sein, die nichts mit Prostatakrebs zu tun haben. Hier lesen Sie alles über den PSA-Wert und was die einzelnen Prostata-Werte bedeuten.

- Tastuntersuchung (digitale-rektale Untersuchung)

Der Arzt oder die Ärztin tastet die Prostata mit dem Finger über den Enddarm ab. So lassen sich Auffälligkeiten, Veränderungen und eine Vergrößerung der Prostata aufspüren. Als alleinige Diagnosemethode für Prostatakrebs ist die digitale-rektale Untersuchung allerdings zu ungenau.

- Leitlinien zu Prostatakrebs - was sagen sie?

Die aktuellen medizinischen Leitlinien zu Prostatakrebs - eine Art "Handlungsleitfaden für Ärzte" - empfehlen Folgendes zur Früherkennung:

  • Wenn bei Ihnen ein Anlass zur Information über die Früherkennung von Prostatakrebs besteht, sollten Ärztinnen und Ärzte Sie ergebnisoffen über sämtliche Vor-und Nachteile beraten. Solche Anlässe können vielfältig sein, etwa eine Beratung im Rahmen einer anderen Erkrankung oder der Wunsch nach allgemeinen Gesundheitsinformationen. Aufklärungsarbeit leisten sollen Ärzte besonders hinsichtlich der Aussagekraft von positiven und negativen Testergebnissen, Überdiagnosen sowie weiteren Maßnahmen, die vielleicht nötig sein könnten. Sie sollten in der Lage sein, eine selbstbestimmte Entscheidung zu treffen, ob Sie das Angebot der Früherkennung wahrnehmen möchten - oder nicht.
  • Wenn Sie sich nach dieser Aufklärung für eine Früherkennungsuntersuchung entschieden haben, sollten Ärzte Ihnen die Bestimmung des PSA-Wertes als Untersuchungsmethode anbieten. Einen erhöhten PSA-Wert sollten Ärzte in bestimmten Zeitabständen kontrollieren, dabei aber die möglichen Einflussfaktoren berücksichtigen.
  • Eine Tastuntersuchung (digital-rektale Untersuchung) ist eine zusätzliche Möglichkeit zur Früherkennung von Prostatakrebs.
  • Bildgebende Verfahren sind nicht die Methoden der ersten Wahl bei der Früherkennung eines Prostatakarzinoms. Sie kommen erst zum Einsatz, wenn der Arzt tatsächliche Anhaltspunkte für einen Prostatakrebs hat. Auch wenn die Diagnose Prostatakarzinom schon steht und Ärztinnen die Ausbreitung des Tumors bestimmen möchten, sind bildgebende Verfahren ein Muss.

Angst vor dem Arztbesuch?

Die Angst vor dem Besuch in der Arztpraxis kann sehr verschiedene Gründe haben - sie reicht von der Angst vor der Untersuchung selbst bis hin zur Furcht vor einer schwerwiegenden Diagnose, etwa Prostatakrebs. Lesen Sie wie Sie mit Ihrer Angst umgehen und Tipps zur Bekämpfung. 

D | Prostatakrebs-Früherkennung: Wann und wie oft?

Wenn Sie sich für Maßnahmen zur Früherkennung von Prostatakrebs entschieden haben, gelten diese Empfehlungen:

  • Ab 45 Jahren: Tastuntersuchung der Prostata, äußeren Geschlechtsorgane und der Lymphknoten einmal pro Jahr. Die Bestimmung des PSA-Wertes können Ärzte Ihnen nach einer ausführlichen Beratung über die Vor- und Nachteile anbieten. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten nur für die jährliche Tastuntersuchung. Den PSA-Test müssen Sie dagegen selbst bezahlen. Je nach Ergebnis sollten Sie den PSA-Test jährlich, alle zwei oder alle vier Jahre wiederholen.
  • Ab dem 40. Lebensjahr sollte die Früherkennung beginnen, wenn Sie eine familiäre Vorbelastung mitbringen (Prostatakrebs bei engen Verwandten wie dem Bruder oder Vater).

 

Wenn Sie weiterhin eine PSA-Früherkennungsuntersuchung wünschen, sollte sich das Intervall der Kontrollen an Ihrem aktuellen PSA-Wert und Ihrem Alter orientieren - sofern kein Verdacht auf Prostatakrebs besteht und Ärzte keine Notwendigkeit für eine Biopsie sehen. Für die Altersgruppe ab 45 Jahren und bei einer Lebenserwartung von mehr als zehn Jahren gilt:

PSA-WertKontrollintervall
PSA < 1 ng/mlalle 4 Jahre
PSA 1-2 ng/mlalle 2 Jahre
PSA > 2 ng/ml jährlich

Für Männer über 70 Jahre und einem PSA-Wert < 1ng/ml ist die Früherkennung, die sich auf den PSA-Wert stützt, nicht empfohlen.

Prostata Hilfe Deutschland: Illustrationsbild Prostata

Freies PSA, PSA-Verdoppelungszeit? Erfahren Sie, wie Sie Ihre PSA-Werte richtig lesen!

E | Prostatakrebs oder gutartige Prostataerkrankung?

Es gibt einige gutartige Prostataerkrankungen, die bei Männern gar nicht so selten sind – nicht immer muss hinter den unangenehmen Symptomen beim Wasserlassen gleich Prostatakrebs stecken. Am häufigsten kommt die gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie , BPH) vor, mit der fast jeder Mann im Lauf seines Lebens zu tun bekommt. Auch eine Prostataentzündung – die Prostatitis – kann Männer treffen. Daneben leiden viele Männer an Prostatasteinen - oft ohne, dass sie dies wissen.

In der Vorsteherdrüse kann sich jedoch auch ein bösartiger Tumor entwickeln. Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart beim Mann. Insgesamt gehören Prostataerkrankungen zu den häufigsten Krankheiten, mit denen Männer zu kämpfen haben. Ärztinnen und Ärzte können jedoch meist gut unterscheiden, ob es sich um Prostatakrebs handeln könnte oder eine gutartige Prostataerkrankung die Ursache für die Symptome ist. 

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Dr. Jost von Hardenberg: Neues aus der Früherkennung von Prostatakrebs

F | Verdacht auf Prostatakrebs? Diese Untersuchungen helfen!

Manchmal deuten die Ergebnisse der Früherkennungsuntersuchungen auf einen Prostatkrebs hin.  Eine Prostatabiopsie ist empfohlen, wenn mindestens eines der folgenden Kriterien auf Sie zutrifft:

  • kontrollierter PSA-Wert von ≥ 4 ng/ml bei der erstmaligen Früherkennungsuntersuchung (unter Berücksichtigung von Einflussfaktoren)
  • krebsverdächtiges Ergebnis bei der Tastuntersuchung
  • auffälliger PSA-Anstieg (ohne dass Ärzte das Bestimmungsverfahren gewechselt hätten)

 

Gewinnen Ärzte weitere Anhaltspunkte für einen Prostatakrebs, folgen weitere Untersuchungen zur Diagnostik:

Autorin: Ingrid Müller

Quellen:

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