Prostatakrebs - Früherkennung und Vorsorge

Wenn Ärztinnen und Ärzte das Prostatakarzinom früh erkennen, ist es besser behandelbar und die Lebenserwartung und Heilungschancen steigen. Die wichtigsten Fakten zur Früherkennung von Prostatakrebs und zur Prostata-Vorsorge.

A | Prostatakrebs: Was sind Früherkennung und Vorsorge?

Bei Krebsarten wie dem Prostatakrebs kursieren zwei verschiedene Begriffe: Früherkennung und Vorsorge. Medizinisch gesehen gibt es zwischen beiden Wörtern Unterschiede, auch wenn viele Menschen sie umgangssprachlich als Synonyme verwenden.

  • Vorsorge (Prävention): Diese umfasst alle Maßnahmen, mit denen Sie Krankheiten vorbeugen können. Sie entstehen also im besten Fall erst gar nicht. Solche Strategien sind zum Beispiel das Nichtrauchen, ein maßvoller Alkoholkonsum oder viel Bewegung, die das Risiko für verschiedenste Erkrankungen senken. Auch wenn ein gesunder Lebensstil ganz allgemein von Vorteil für die Gesundheit ist -  es ist nicht wissenschaftlich bewiesen, dass Sie dadurch einem Prostatakrebs vorbeugen können.
  • Früherkennung: Diese Maßnahmen zielen darauf ab, Krebs und andere Krankheiten schon im Frühstadium aufzuspüren. So wollen Ärzte und Ärztinnen die Prognose und Heilungschancen verbessern sowie die Lebenserwartung erhöhen. Auch die Behandlungen fallen oft weniger gravierend aus, wenn sie eine Krebserkrankung schon im Frühstadium entdecken.

B | Prostatakrebs-Früherkennung: Vorteile und Nachteile

Zunächst einige Zahlen zum Prostatakarzinom vom Robert Koch-Institut (RKI):

  • Knapp 75.000 Männer erkrankten im Jahr 2022 neu an Prostatakrebs
  • Fünf Jahre nach der Diagnose leben noch 91 Prozent der Männer.
  • Zehn Jahre später sind noch 89 Prozent der Männer am Leben. 
  • Ungefähr 15.200 Männer starben an ihrer Krebserkrankung.

 

Die Überlebenschancen sind also bei Prostatakrebs hoch - vorausgesetzt, Ärztinnen und Ärzte finden den bösartigen Tumor in der Prostata in einem frühen Stadium. Er ist dann noch auf die Prostata begrenzt, hat die Kapsel noch nicht durchbrochen und sich auch nicht auf die Knochen und andere Organe ausgebreitet. Der Tumor hat noch keine Krebsabsiedelungen (Tochtergeschwulste, Metastasen) gebildet. In diesem Stadium ist ein Prostatakarzinom gut heilbar.

  Vorteile der Früherkennung

Die Früherkennung von Prostatakrebs besitzt einige Vorteile. Denn je früher Ärztinnen und Ärzte einen bösartigen Tumor in der Prostata finden, desto besser stehen die Heilungschancen und desto günstiger ist auch die Prognose. Allerdings spüren viele Männer im Frühstadium der Krebserkrankung nichts von der Gefahr in ihrer Prostata, weil der Prostatakrebs noch keine Symptome hervorruft. Und viele Männer gehen erst dann zum Arzt oder der Ärztin, wenn sie Beschwerden haben. Daher sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wichtig, um einem möglichen Prostatakarzinom rechtzeitig auf die Spur zu kommen. Welche Früherkennungsmaßnahmen sinnvoll sind, hängt unter anderem von Ihrem Alter ab. Auch individuelle Risikofaktoren spielen eine Rolle, zum Beispiel Prostatakrebs oder eine andere Krebsart in der Familie. Sie können das Risiko für Prostatakrebs erhöhen.

Nachteile der Früherkennung

Den guten Heilungsaussichten durch die Früherkennung von Prostatakrebs stehen wiederum einige Nachteile gegenüber: So erkennen und behandeln Mediziner manchmal auch bösartige Tumoren der Prostata, die einem Mann zu Lebzeiten keine Beschwerden bereitet hätten. Denn manche Männer sind zwar an einem Prostatakarzinom erkrankt, das aber sehr langsam wächst und wenig aggressiv ist. Dann sterben sie nicht an ihrem Prostatakrebs, sondern mit ihrem Tumor - und an einer ganz anderen Erkrankung. Es besteht also die Gefahr der Überdiagnose und Übertherapie. Wägen Sie daher den Nutzen der Prostatakrebs-Früherkennung sowie die möglichen Risiken gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin gut ab. 

Prof. Jost von Hardenberg,  Facharzt für Urologie am Urologie Zentrum Kiel

Herr Prof. von Hardenberg, welche Bedeutung hat der PSA-Wert in der Diagnostik von Prostatakrebs?

Der PSA-Wert ist der entscheidende Parameter für die Früherkennung von Prostatakrebs.  Der PSA-Test ist überall verfügbar und günstig. Er ist immer der erste Schritt in der Früherkennung, um zu entscheiden, ob eine weitere Diagnostik notwendig ist oder nicht. 

Welche Rolle spielt die Magnetresonanztomografie - die MRT - in der Diagnostik?

Die MRT eignet sich nicht zur primären Früherkennung von Prostatakrebs, sondern ist immer der zweite Schritt. Sie kommt erst ins Spiel, wenn der PSA-Wert erhöht ist. Auch wenn die PSA-Dichte zu hoch ist - also der PSA-Wert bezogen auf die Prostatagröße - sollte ein MRT gemacht werden, um das Risiko weiter einzuschätzen. Erst wenn sich anhand der Risikokalkulation Hinweise auf ein Prostatakarzinom ergeben oder die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch ist, findet eine Biopsie statt. 

Wie bewerten Sie es, dass die gesetzlichen Krankenkassen den PSA-Test nicht bezahlen?

Das  fördert aus meiner Sicht die Zweiklassenmedizin. Die einen Männer können sich die Kosten für den PSA-Test nicht leisten. Sie bekommen nur die ‚kleine‘ Vorsorge mit der Tastuntersuchung. Jene Männer, die den PSA-Test bezahlen können, erhalten eine bessere Vorsorge. Wir müssen deshalb noch mehr Daten generieren, damit die Bestimmung des PSA-Wertes für alle Männer eine Kassenleistung wird. 

C | Prostatakrebs-Früherkennung: PSA-Wert und MRT statt Abtasten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Früherkennung von Prostatakrebs und dessen Diagnostik.  Die wichtigsten sind:

PSA-Test

Bei einem PSA-Test wird die Menge eines besonderen Eiweißes im Blut bestimmt. Es heißt prostataspezifisches Antigen, abgekürzt PSA. Dieser Biomarker gilt derzeit als zuverlässigster Wert, um Hinweise auf Prostatakrebs zu erhalten. Es zählt aber nicht nur die Höhe des PSA-Wertes, sondern es fließen noch persönliche Risikofaktoren mit ein. Man spricht von einem risikoadaptierten oder risikoangepassten PSA-Test. Der PSA-Wert kann auch aus anderen Gründen erhöht sein, die nichts mit Prostatakrebs zu tun haben. Hier lesen Sie alles über den PSA-Wert und was die einzelnen Prostata-Werte bedeuten.

Tastuntersuchung (Digitale-rektale Untersuchung = DRU)

Bei einer digitalen-rektalen Untersuchung (DRU) tastet der Arzt oder die Ärztin die Prostata mit dem Finger über den Enddarm ab. So lassen sich Auffälligkeiten, Veränderungen und eine Vergrößerung der Prostata aufspüren. Als alleinige Diagnosemethode für Prostatakrebs ist die Tastuntersuchung jedoch zu ungenau. Experten und Expertinnen kamen sogar zu dem Schluss, dass sie als Früherkennungsmaßnahme versagt

Neu ist: Die medizinische Leitlinie zu Prostatakrebs empfiehlt die DRU nicht mehr zur Prostatakrebsfrüherkennung . Stattdessen sollen der PSA-Test und die Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz kommen.

Leitlinien zu Prostatakrebs - was raten sie?

Die aktuellen medizinischen Leitlinien zu Prostatakrebs - eine Art Handlungsleitfaden für Ärztinnen und Ärzte - empfehlen Folgendes zur Früherkennung:

  • Wenn bei Ihnen ein Anlass zur Information über die Früherkennung von Prostatakrebs besteht, sollten Ärztinnen und Ärzte Sie ergebnisoffen über sämtliche Vor-und Nachteile beraten. Solche Anlässe können vielfältig sein, etwa eine Beratung im Rahmen einer anderen Erkrankung oder der Wunsch nach allgemeinen Gesundheitsinformationen. Aufklärungsarbeit leisten sollen Ärztinnen und Ärzte besonders hinsichtlich der Aussagekraft von positiven und negativen Testergebnissen, Überdiagnosen sowie weiteren Maßnahmen, die vielleicht nötig sein könnten. Sie sollten in der Lage sein, eine selbstbestimmte Entscheidung zu treffen, ob Sie das Angebot der Früherkennung wahrnehmen möchten oder nicht.
  • Wenn Sie sich nach dieser Aufklärung für eine Früherkennungsuntersuchung entschieden haben, sollten Ärzte Ihnen die Bestimmung des PSA-Wertes als Untersuchungsmethode anbieten. Einen erhöhten PSA-Wert sollten Sie in bestimmten Zeitabständen kontrollieren lassen. Dabei werden mögliche Einflussfaktoren berücksichtigt.
  • Eine Tastuntersuchung (digital-rektale Untersuchung) ist zur Früherkennung von Prostatakrebs nicht mehr empfohlen.
  • Bildgebende Verfahren wie die MRT kommen zum Einsatz, wenn es Anhaltspunkte für Prostatakrebs gibt. Auch wenn die Diagnose Prostatakarzinom schon feststeht und Ärztinnen und Ärzte die Ausbreitung des Tumors bestimmen möchten, sind bildgebende Verfahren wichtig.

Angst vor dem Arztbesuch?

Die Angst vor dem Besuch in der Arztpraxis kann sehr verschiedene Gründe haben - sie reicht von der Angst vor der Untersuchung selbst bis hin zur Furcht vor einer schwerwiegenden Diagnose, etwa Prostatakrebs. Lesen Sie wie Sie mit Ihrer Angst umgehen und Tipps zur Bekämpfung. 

D | Prostatakrebs-Früherkennung: Wann und wie oft?

Wenn Sie sich für Maßnahmen zur Früherkennung von Prostatakrebs entschieden haben, gelten diese Empfehlungen:

  • Männer ab 45 Jahre mit einer mutmaßlichen Lebenserwartung von zehn Jahren und mehr können ihren PSA-Wert bestimmen lassen.
  • Je nach Höhe des PSA-Wertes erfolgt dann eine risikoangepasste Früherkennungsstrategie. Die Kontrollintervalle und das weitere Vorgehen hängen davon ab, wie hoch der PSA-Wert und das persönliche Risiko für Prostatakrebs sind.

 

PSA-WertPersönliches RisikoKontrollintervall
PSA ≤1,5 ng/mlniedrigalle fünf Jahre
PSA 1,5 – 2,99 ng/mlmittelalle zwei Jahre
PSA ≥3 ng/ml (kontrolliert)hoch

Kontrolle innerhalb von drei Monaten und weitere Einflussfaktoren berücksichtigen - dann weitere Diagnostik:

Die Leitlinie gibt außerdem Empfehlungen für Männer mit einem familiären Risiko für Prostatakrebs sowie für Träger einer krankheitsauslösenden Genvariante. Ein Beispiel dafür ist ein verändertes (mutiertes) BRCA2.

Prostata Hilfe Deutschland: Illustrationsbild Prostata

Freies PSA, PSA-Verdoppelungszeit? Erfahren Sie, wie Sie Ihre PSA-Werte richtig lesen!

E | Prostatakrebs oder gutartige Prostataerkrankung?

Es gibt einige gutartige Prostataerkrankungen, die bei Männern gar nicht so selten sind – nicht immer muss hinter den unangenehmen Symptomen beim Wasserlassen gleich Prostatakrebs stecken. Am häufigsten kommt die gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie , BPH) vor, mit der fast jeder Mann im Lauf seines Lebens zu tun bekommt. Auch eine Prostataentzündung – die Prostatitis – kann Männer treffen. Daneben leiden viele Männer an Prostatasteinen - oft ohne, dass sie dies wissen.

In der Vorsteherdrüse kann sich jedoch auch ein bösartiger Tumor entwickeln. Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart beim Mann. Insgesamt gehören Prostataerkrankungen zu den häufigsten Krankheiten, mit denen Männer zu kämpfen haben. Ärztinnen und Ärzte können jedoch meist gut unterscheiden, ob es sich um Prostatakrebs handeln könnte oder eine gutartige Prostataerkrankung die Ursache für die Symptome ist. 

F | Untersuchungen beim Verdacht auf Prostatakrebs

Manchmal deuten die Ergebnisse der Früherkennungsuntersuchungen auf Prostatkrebs hin.  Dann kann eine Biopsie weiterhelfen. Mit Hilfe einer feinen Nadel werden Gewebeproben aus der Prostata entnommen. Meist kommt die Fusionsbiopsie zum Einsatz - eine Kombination aus Prostatabiopsie und der Magnetresonanztomografie (MRT). Ärztinnen und Ärzte wenden in der Regel die sogenannte multiparametrische MRT an, die drei verschiedene Aufnahmetechniken miteinander kombiniert. 

Eine Prostatabiopsie ist empfohlen, wenn mindestens eines der folgenden Kriterien zutrifft:

  • kontrollierter PSA-Wert von ≥ 4 ng/ml bei der erstmaligen Früherkennungsuntersuchung (unter Berücksichtigung von Einflussfaktoren)
  • krebsverdächtiges Ergebnis bei der Tastuntersuchung oder im transrektalen Ultraschall (TRUS)
  • auffälliger PSA-Anstieg (ohne dass Ärzte das Bestimmungsverfahren gewechselt hätten)

FAQs: Früherkennung von Prostatakrebs

Die Früherkennung von Prostatakrebs kann sinnvoll sein, weil ein früh diagnostizierter Prostatakrebs besser behandelbar und in den meisten Fällen auch heilbar ist. Sie kann aber auch einige Nachteile haben, zum Beispiel Überdiagnosen und Übertherapien. Bei einer familiären Veranlagung für Prostatakrebs ist die Früherkennung ebenfalls sinnvoll beziehungsweise ratsam. 

Sie sollten die Prostata ab dem Alter von 45 Jahren einmal pro Jahr untersuchen lassen – durch einen PSA-Test, nicht mehr durch eine Tastuntersuchung. Wie oft der PSA-Test danach nötig ist, hängt von der Höhe des PSA-Wertes und Ihrem persönlichen Risikoprofil ab. Es gibt verschiedene Zeitintervalle zur Kontrolle. 

Die Heilungschancen bei Prostatakrebs sind hoch, wenn das Prostatakarzinom rechtzeitig diagnostiziert wird. Im Frühstadium, wenn der Tumor noch auf die Prostata begrenzt ist, gilt Prostatakrebs als gut heilbar. 91 Prozent der Männer leben nach fünf Jahren noch. 

Die Kosten für die Früherkennung von Prostatakrebs setzen sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Wie hoch sie ausfallen, hängt von den ärztlichen Leistungen und den durchgeführten Untersuchungen ab. Beispiele: Ärztliches Aufklärungsgespräch, PSA-Test, bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder die Magnetresonanztomografie (MRT). 

Im Ultraschall kann man Auffälligkeiten und Veränderungen der Prostata erkennen, aber mit der Methode allein lässt sich Prostatakrebs nicht sicher diagnostizieren. Man braucht weitere Untersuchungen wie den PSA-Test oder die MRT. Erkennen lässt sich Prostatakrebs mit hoher Sicherheit durch eine Prostatabiopsie. 

Es lässt sich nicht pauschal sagen, welche Untersuchung die beste für die Prostata ist. Die Früherkennung basiert auf mehreren Strategien, zum Beispiel dem risikoangepassten PSA-Test, bildgebenden Untersuchungen und der Gewebeentnahme aus der Prostata, einer Biopsie. 

Die Prostata-Vorsorge ist ab dem 45. Lebensjahr empfohlen, nicht schon ab 30 oder 40. Mit dem Alter steigt die Gefahr für gutartige Prostataerkrankungen wie eine vergrößerte Prostata, aber auch für Prostatakrebs. 
 

Autorin: Ingrid Müller

Quellen:

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Nicht jeder hat bei Prostatakrebs Symptome. Anzeichen dafür werden häufig vom Hausarzt bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Weitere Untersuchungen sind dann erforderlich.

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