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Chemotherapie bei Prostatakrebs – für wen?
14. Juni 2022 | von Ingrid MüllerAktualisiert und medizinisch geprüft am 14.6.2022 von Ingrid Müller, Chefredakteurin und Medizinjournalistin |
Eine Chemotherapie setzen Ärzte bei vielen Krebsarten ein, auch bei Prostatakrebs. Lesen Sie alles über die Wirkung, den Ablauf und die Nebenwirkungen der Chemo. Außerdem: Was Sie gegen die Nebenwirkungen tun können.
Kurzübersicht
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Was ist eine Chemotherapie?
Die Chemotherapie ist eine bewährte und wirksame Behandlungsmöglichkeit bei vielen Krebsarten. Auch manchen Männern mit Prostatakrebs kann sie helfen. Bei einer Chemotherapie kommen zelltötende Medikamente zum Einsatz, sogenannte Zytostatika oder Chemotherapeutika. Die Zellgifte greifen Zellen an, die sich schnell teilen. Dazu gehören Krebszellen, aber auch gesunde Zellen, etwa der Haare, Haut oder Mundschleimhaut. Der Haarausfall ist wohl die Nebenwirkung, die die meisten Menschen mit einer Chemotherapie in Verbindung bringen. Daran lässt sich eine Krebserkrankung oft schon optisch erkennen.
Die Chemotherapie verhindert die Teilung und Vermehrung der Krebszellen oder tötet sie ab. In der Regel wird die Chemotherapie als Infusion verabreicht, es gibt aber auch Chemo-Tabletten. Zytostatika wirken immer im gesamten Körper (systemisch). Im Gegensatz dazu wirkt zum Beispiel die Bestrahlung bei Prostatakrebs nur örtlich (lokal).
Krebsbehandlungen |
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Wann wird die Chemotherapie bei Prostatakrebs eingesetzt?
Die Chemotherapie ist ein sehr wichtiger Baustein in der Behandlung vieler Krebsarten – von Brustkrebs über Darmkrebs bis Leukämie. Bei Prostatakrebs kommt die Chemo jedoch nur in speziellen Fällen zum Einsatz. Denn im Vergleich zu anderen Prostatakrebstherapien besitzt sie deutlich mehr und stärkere Nebenwirkungen. Außerdem wirkt sie kaum gezielt - im Gegensatz zu einer Hormontherapie.
Vor allem bei älteren Männern, die oft noch zusätzliche Erkrankungen mitbringen und gesundheitlich nicht gut beeinander sind, müssen Ärzte und Ärztinnen die Vor- und Nachteile immer gut abwägen. Die Chemotherapie kann in diesem Fall zwar vielleicht einige Lebenszeit bringen, aber die Lebensqualität aufgrund der Nebenwirkungen beeinträchtigen. Nutzen und Schaden müssen also gut überlegt sein. Auch die persönlichen Wünsche, Vorstellugen und Überzeugungen eines Mannes spielen übrigens dabei mit.
Wann Chemotherapie?
Wann nicht?
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Chemotherapie bei Prostatakrebs – ja oder nein?
Die Chemotherapie bei Prostatakrebs ist eine palliative Behandlung, die nicht mehr auf die Heilung des Krebses abzielt. Die Chemo soll den Prostatakrebs in Schach halten, sein Fortschreiten bremsen und die Lebenszeit verlängern. Den Prostatakrebs heilen können Ärzte mit Hilfe einer Chemotherapie jedoch nicht.
Ob eine Chemotherapie für Sie in Frage kommt, hängt nicht nur vom Prostatakrebs, sondern auch von persönlichen Faktoren ab, etwa:
- Ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen – manche Männer möchten sich in höherem Alter nicht den Strapazen einer Chemotherapie unterziehen
- Ihrem Alter – jüngere Menschen vertragen die Chemo oft besser als ältere Menschen
- Ihrem körperlichen Allgemeinzustand – manche bringen auch in höherem Alter noch eine gewissen Fitness mit
- Zusätzlichen Grunderkrankungen: In höherem Lebensalter ist Prostatakrebs oft nicht die einzige Erkrankung. Viele bringen Herz-Kreislauf-Krankheiten, die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus oder Übergewicht/Adipositas mit.
Die Behandlung mit Zytostatika hat nicht unerhebliche Nebenwirkungen für den Körper, Geist und die Seele. Wägen Sie daher immer das Für und Wider gut mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ab. Erst wenn alle Vor- und Nachteile der Chemotherapie auf dem Tisch liegen, entscheiden Sie. Lassen Sie sich Zeit und überdenken Sie alles gut. Sie können sich auch eine Zweitmeinung zum ersten Therapievorschlag einholen, um mehr Sicherheit zu gewinnen.
Chemotherapie: Wirkung und Ablauf
Ärzte und Ärztinnen verabreichen die Chemotherapie in Zyklen, also in bestimmten zeitlichen Abständen. In den Pausen dazwischen hat der Körper die Möglichkeit, sich zu erholen. Bei Prostatakrebs bekommen Männer die zelltötenden Medikamente in der Regel alle drei Wochen über eine Infusion. Die Wirkstoffe gelangen so direkt ins Blut und verbreiten sich schnell. Die Wirkung setzt allerdings nicht unmittelbar ein, sondern es dauert einige Zeit.
Das Mittel der ersten Wahl bei Prostatakrebs ist das Zytostatikum Docetaxel. Kehrt der Prostatakrebs nach der Behandlung mit Docetaxel zurück (Rückfall, Rezidiv), ist Cabazitaxel eine weitere Therapiemöglichkeit.
Docetaxel und Cabazitaxel gehören zur Gruppe der Taxane. Der Grundstoff – das Taxol – kommt aus der Natur, nämlich aus der Rinde der Pazifischen Eibe. Taxane greifen in den Teilungsmechanismus der Krebszellen ein und sorgen so dafür, dass sie sich nicht vermehren können. Seit den 90er-Jahren sind die Substanzen ein fester Bestandteil der Krebstherapie.
Eine Chemotherapie können Sie meist ambulant in einer onkologischen Praxis oder in einer Klinik durchführen lassen. Sie können anschließend wieder nach Hause gehen und sich dort erholen.
Video: Hormon-Chemotherapie bei Prostatakrebs
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Welche Nebenwirkungen hat die Chemotherapie?
Eine Chemotherapie bringt in vielen Fällen nicht unerhebliche Nebenwirkungen mit sich. Doch Übelkeit, Erbrechen oder Entzündungen der Schleimhäute lasse sich heute gut mit unterstützenden Behandlungen – den supportiven Therapien – in den Griff bekommen. Nur gegen den Haarausfall ist noch kein wirksames Kraut gewachsen. Die wichtigsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie mit Taxanen im Überblick.
- Haarausfall – typisch bei Chemotherapie
Taxane bremsen die Zellteilung, vor allem jener Zellen, die sich schnell teilen und erneuern. Und das trifft nicht nur auf Krebszellen, sondern auch auf die Zellen der Haarfollikel zu. Dies ist auch der Grund, warum bei einer Chemotherapie in der Regel die Haare ausfallen. Meist leiden nicht nur die Haare am Kopf, sondern am gesamten Körper: Augenbrauen, Scham- und Achselhaare sowie die Wimpern können ausfallen.
Männer kommen (angeblich) mit dem Haarausfall besser zurecht als Frauen, weil ein spärlicher Haarwuchs oder eine Glatze bei ihnen gesellschaftlich viel mehr akzeptiert ist. Für Frauen bdeute der Kahlkopf dagegen eine Entstellung, so das Urteil des Bundessozialgerichtes aus dem Jahr 2015. Auch einige Landesgerichte urteilten so. Deshalb bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen Männern, deren Haare während einer Chemotherapie ausfallen, auch keine Perücke – eigentlich ist das ein klarer Fall von Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung.
Demnach haben Männer grundsätzlich keinen Anspruch auf den künstlichen Haarersatz. Nur in Ausnahmefällen können sie auf Kostenübernahme durch die Kassen hoffen, zum Beispiel wenn die Kopfhaut stark vernarbt ist. Manchmal sind Krankenkassen jedoch auch kulant und übernehmen zumindest einen Teil der Kosten.
Was hilft bei Haarausfall? Es gibt Experimente mit Kühlkappen während der Chemotherapie, welche die Durchblutung in den Haarwurzeln drosseln. Dadurch zirkulieren geringere Mengen Blut in den Haarzellen – und damit auch geringere Mengen an Zytostatika. In einigen Studien – vor allem bei Frauen mit Brustkrebs – konnten die Kühlhauben starken Haarausfall verhindern. Kühlhauben sind jedoch noch keine Routine in der Arztpraxis. Die gute Nachricht ist: Der Haarausfall ist nur vorübergehend. Nach dem Ende der Chemotherapie wachsen die Haare wieder nach. |
- Fatigue
Fatigue lässt sich Zustand körperlicher, geistiger und seelischer Erschöpfung beschreiben. Typisch ist, dass sich die Fatigue auch durch ausreichenden Schlaf und Erholung nicht bessert. Viele Krebskranke kommen im Lauf ihrer Erkrankung an diesen Punkt. Ihnen fehlen der Antrieb und die Motivation, sie fühlen sich müde, energie- und kraftlos, obwohl sie sich weder körperlich noch geistig verausgabt haben.
Was hilft bei Fatigue? |
- Übelkeit und Erbrechen
Übelkeit und Erbrechen sind häufige Begleiter einer Chemotherapie. Aber nicht alle Zytostatika rufen diese Symptome im gleichen Ausmaß hervor.
Was hilft gegen Übelkeit und Erbrechen?
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- Angegriffene Haut und Schleimhäute
Die Chemotherapie mit Taxanen kann die Haut und Schleimhäute in Mitleidenschaft ziehen, denn auch Hautzellen teilen sich rasant und sind ein (ungewolltes) Angriffsziel der Zytostatika. Die Haut kann sich röten, schuppen, jucken, austrocknen oder entzünden. Manche Menschen entwickeln durch die Chemotherapie einen Hautauschlag, der einer Akne ähnlich ist.
Was hilft der Haut? Wichtig bei einer Chemotherapie ist eine gute, sanfte Hautpflege, die die Haut nicht weiter strapaziert und vor Druck, Hitze, Feuchtigkeit und Verletzungen schützt. Einige Tipps:
Was hilft den Schleimhäuten?
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- Nagelveränderungen
Darüber hinaus kann Docetaxel die Nägel dunkel verfärben. Manchmal werden die Nägel brüchig und rissig, bekommen Rillen und Furchen oder lösen sich vom Nagelbett ab. Die Haut um die Nägel herum kann sich mit Bakterien und Pilzen infizieren und entzünden, was schmerzhaft werden kann.
Was hilft den Nägeln? Das Tragen von Kühlhandschuhen während der Chemotherapie schützt offenbar die Fingernägel. Durch die Kälte ziehen sich die Blutgefäße zusammen. Es fließt weniger Blut und somit auch weniger des Krebsmedikaments durch das gekühlte Gewebe. Auch die Fußnägel lassen sich mit Kühlkissen schützen. Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt oder Ihre Ärztin danach, ob das Kühlen eine Möglichkeit ist. |
- Veränderungen des Blutbildes
Taxane beeinflussen die Bildung bestimmter Blutzellen im Körper. So sinkt die Anzahl an weißen Blutkörperchen, den Leukozyten. „Neutropenie“ ist der medizinische Fachausdruck dafür. Dadurch sinkt die Schlagkraft des Immunsystems, was einen Menschen anfälliger für Bakterien, Viren oder Pilze macht. Für Krebskranke kann dies besonders gefährlich werden. Deshalb fertigen Ärzte und Ärztinnen vor der jeder Chemotherapie ein Blutbild an und prüfen die Anzahl der Leukozyten. Auch im Anschluss an die Behandlung kontrollieren Onkologen diese regelmäßig.
Daneben lässt die Chemotherapie auch die Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und der Blutplättchen (Thrombozyten) sinken. Erythrozyten sind für den Transport von Sauerstoff in die Organe und Gewebe wichtig, Blutplättchen für die Blutgerinnung. Blutarmut (Anämie) und ein Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) sind die Folgen.
Was hilft bei Blutveränderungen?
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- Nervenschäden und Nervenschmerzen
Taxane können die Nerven angreifen und schädigen, vor allem an den Händen und Füßen. Medizinisch heißen die Nervenschäden „Neuropathie“. So können Missempfindungen wie Kribbeln oder Ameisenlaufen, Taubheitsgefühle, Störungen des Feingefühls oder Nervenschmerzen in den Armen und Beinen auftreten. Manche fühlen sich auch beim Gehen unsicher. Dies kann besonders bei älteren Menschen zum Problem werden, weil sie leichter stürzen.
Was hilft den Nerven?
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- Probleme im Verdauungstrakt
Taxane greifen die Schleimhäute in Mund, Speiseröhre, Magen und Darm an. Eine Chemotherapie mit Docetaxel kann mit verschiedensten Beschwerden im Verdauungstrakt verbunden sein: Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen oder Magenschleimhautentzündung (Gastritis).
Was hilft bei Verdauungsproblemen?
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- Weitere Nebenwirkungen der Chemotherapie
Manche Krebspatienten erleben eine Überempfindlichkeitsreaktion (allergische Reaktion), bei der sich die Atemwege verengen, Atembeschwerden auftreten, die Haut rötet und der Blutdruck abfällt. Auch sind sie anfälliger für Infektionen. Diese Nebenwirkungen lassen sich gut behandeln und klingen nach der Chemotherapie wieder ab.
Eine Chemotherapie ist sicher für die meisten kein „Spaziergang“. Doch wie ausgeprägt die Nebenwirkungen sind, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Sie hängen auch von der Dosierung und den eingesetzten Wirkstoffen ab. Nicht alle Zytostatika führen zu schweren Nebenwirkungen. Und in vielen Fällen klingen sie nach dem Ende der Chemotherapie wieder ab.
Quellen:
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