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Prostatakrebs: Erhöht eine Sterilisation das Risiko?
27. Februar 2020 | von Ingrid MüllerEine Sterilisation könnte Männern noch viele Jahre später ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs bescheren. Die Gründe dafür sind noch unklar.
Die Sterilisation ist eine Verhütungsmöglichkeit für Männer, die keine Kinder (mehr) zeugen wollen. In Deutschland entscheiden sich rund fünf Prozent der Männer zwischen 18 und 49 Jahren für die Vasektomie. Dabei durchtrennen Ärzte beide Samenleiter im Hodensack. Dänische Forscher fanden jetzt in einer Studie heraus, dass Männer nach einer Vasektomie ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs haben. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachblatt Journal of the National Cancer Institute.
Schon früher hatten Wissenschaftler verschiedene reproduktive Faktoren im Leben eines Mannes mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Prostatakrebs in Verbindung gebracht: eine niedrige Spermienqualität, seltene Ejakulationen oder die Zeugung von nur wenigen Kindern. Umstritten ist es bislang unter Forschern, ob die Vasektomie – eine gängige Methode der Sterilisation – auch eine Gefahr für Prostatakrebs birgt.
Studie mit mehr als zwei Millionen Männern
An der Studie des Epidemiologen Anders Husby und Kollegen vom Statens Serum Institut in Kopenhagen nahmen mehr als zwei Millionen dänische Männer teil, die zwischen 1937 und 1996 geboren worden waren. Die Forscher sammelten Informationen zur Vasektomie, Anzahl der Arztbesuche sowie zu sozioökonomischen Faktoren, etwa zum Schulabschluss, Beruf oder Einkommen. Sie analysierten insgesamt 53.4 Millionen Personenjahre. Knapp 140.000 Männer hatten sich einer Sterilisation per Vasektomie unterzogen. Im Schnitt waren sie zum Zeitpunkt des Eingriffs 38 Jahre alt.
Prostatakrebs: Vasektomie bedeutet 15 Prozent höheres Risiko
Mehr als 26.000 Männer erkrankten an Prostatakrebs. Männer, die sich eine Vasektomie unterzogen hatten, besaßen zehn Jahre später ein 15 Prozent höheres Risiko für ein Prostatakarzinom als Männer, die diesen Eingriff nicht hatten vornehmen lassen.
Dieses Risiko war allerdings nicht nur vorübergehend erhöht, sondern es bestand über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren nach der Vasektomie. Zudem war das Risiko unabhängig davon erhöht, wie alt der Mann bei der Sterilisation war. Auch das Stadium der Prostatakrebses zum Zeitpunkt der Diagnose, die Zahl der Arztbesuche und sozioökonomische Faktoren spielten keine Rolle – sie konnten die Verbindung zwischen der Sterilisation und dem erhöhtem Krebsrisiko nicht erklären.
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Reproduktive Faktoren spielen bei Prostatakrebs eventuell mit
Die Vasektomie besitzt den Forschern zufolge Langzeitrisiken und erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Mannes, an Prostatakrebs zu erkranken. Die Ergebnisse erhärten die These, dass reproduktive Faktoren eine wichtige Rolle als Risikofaktoren für Prostatakrebs spielten. So könnten zum Beispiel Sekrete, welche die Prostata bei der Ejakulation durchströmen, einen Schutz entfalten, der nach der Vasektomie entfällt. Auch hormonelle Faktoren könnten eventuell einen Einfluss haben.
Die Forscher fanden aber noch einen anderen Zusammenhang: Männer hatten nach einer Vasektomie ein um neun Prozent niedrigeres Risiko für andere Krebsarten. Einige davon sind mit dem Rauchen und Alkoholkonsum verknüpft. Dies lasse vermuten, dass Männer nach eine Vasektomie durchschnittlich gesünder sind als die Allgemeinbevölkerung, so die Forscher.
Vasektomie als Ursache für Prostatakrebs weiterhin unklar
Schon die Ergebnisse früherer Studien hatten einen Zusammenhang zwischen Vasektomie und Prostatakrebs nahegelegt. Die Forscher nahmen an, dass diese Männer mehr auf ihre Gesundheit achten, häufiger zum Arzt gehen und Vorsorgeuntersuchungen stärker wahrnehmen – so finden Ärzte den Prostatakrebs auch öfters und in früheren Stadien.
Die dänische Studie wies jedoch nach, dass das erhöhte Risiko nach einer Vasektomie auch für Männer galt, deren Prostatakrebs erst im mittleren und fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert worden war. Zudem fanden die Forscher keinen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Arztbesuche, dem Bildungsstand, Wohnort oder Einkommen. Allerdings fehlten den Forschern Angaben darüber, ob und wie häufig Ärzte bei Männern einen PSA-Test durchgeführt hatten.
Die Studie ist eine reine Beobachtungsstudie. Sie kann keine Aussagen darüber treffen, ob die Vasektomie die Ursache für das erhöhte Prostatakrebsrisiko ist oder nicht. Sie stellt nur fest, dass die Gefahr bei Männern nach einer Sterilisation erhöht ist – aber nicht warum. Und da sich eine Vasektomie in der Regel nicht mehr rückgängig machen lässt, ist eine Untersuchung ausgeschlossen, die dies überprüfen könnte.
In einem Editorial schreiben Lorelei A. Mucci und Kollegen: „Diese Studie wird die Debatte vermutlich weiter befeuern, ob ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Vasektomie und Prostatakrebs besteht – oder ob es alternative Erklärungsmöglichkeiten für das erhöhte Risiko gibt.“
Prostatakrebs-Gefahr Wie die Unfruchtbarkeit die Prostatakrebs-Gefahr erhöht. Außerdem: Wie zwei Hormone das Risiko für Prostatakrebs erhöhen könnten. Und: Auch die Gene spielen wohl mit. |
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Sterilisation per Vasektomie – so funktioniert sie
Bei der Sterilisation bei Männern durchtrennen Ärzte beide Samenleiter im Hodensack und verschließen die losen Enden anschließend. Dadurch gelangen keine Spermien mehr in die Samenflüssigkeit – der Körper baut sie nach dem Samenerguss ab.
Es gibt verschiedenen Operationstechniken, um an die Samenleiter heranzukommen, die in der Regel sehr schonend sind. Die Vasektomie führen Ärzte meist ambulant in der Arztpraxis unter örtlichen Betäubung durch. Sie ist eine sehr sichere Methode, wenn Männer keine Väter werden wollen.
Meist untersuchen Ärzte das Ejakulat anschließend noch mehrmals, um zu prüfen, ob tatsächlich keine befruchtungsfähigen Spermien mehr vorhanden sind. In manchen Fällen wachsen die Samenleiter nämlich von selbst wieder zusammen. Bis zur kompletten Unfruchtbarkeit können mehrere Monate vergehen.
Quellen
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