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Genetisches Risiko für Prostatakrebs? Gesunder Lebensstil kann schützen
13. Oktober 2022 | von Ingrid MüllerBei manchen Männern liegt der Prostatakrebs in der Familie. Doch die Gene sind nicht zwangsläufig Schicksal – ein gesunder Lebensstil kann das Risiko für ein tödliches Prostatakarzinom senken.
Bei Prostatakrebs spielen in manchen Fällen die Gene mit. Der bösartige Tumor in der Prostata kommt in Familien gehäuft vor und besitzt dann eine nicht unerhebliche erbliche Komponente. So haben Männer, deren nahe Verwandte wie der Bruder, Vater oder Großvater schon an Prostatakrebs erkrankt sind, ein um das Zwei- bis Sechsfache erhöhtes Risiko, ebenfalls ein Prostatakarzinom zu entwickeln. Und je mehr enge Familienmitglieder von dieser Krebserkrankung betroffen sind, desto höher steigt auch die eigene Erkrankungsgefahr. Das Risiko ist in diesen Fällen also schon von Geburt an im Erbgut – der DNA – angelegt.
Familiärer Prostatakrebs |
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Prostatakrebs und Gene – gesunder Lebensstil kann helfen
Doch Männer sind ihren Genen nicht einfach nur schutzlos ausgeliefert – die Erbanlagen müssen nicht zwangsläufig ihr Schicksal sein. Männer mit einem erblich bedingten erhöhten Prostatakrebsrisiko können womöglich auch selbst etwas tun, um sich vor dem manchmal tödlichen Prostatakrebs zu schützen. Die Lösung heißt: Einen gesunden Lebensstil pflegen!
Diese Männer, bei denen das Risiko in den Genen liegt, profitierten von Lebensstilmaßnahmen wie einem gesunden Körpergewicht, regelmäßiger körperliche Aktivität und dem Nichtrauchen. Zu diesem Schluss kommen Forschende vom Brigham and Women’s Hospital in Boston, Massachusetts, in ihrer Studie. Die Ergebnisse wurden im renommierten Fachmagazin European Urology veröffentlicht.
Langzeitstudie: Männer über fast 30 Jahre beobachtet
Das Forscherteam wollte wissen, ob Männer mit einem durch die Gene erhöhten Prostatakrebsrisiko ihre Erkrankungswahrscheinlichkeit senken oder das Fortschreiten der Erkrankung durch eine gesunde Lebensweise aufhalten können. Es beobachtete Männer mit über fast 30 Jahre in zwei Studien – der Health Professionals Follow-up Study und der Physicians' Health Study.
Insgesamt nahmen mehr als 12.000 Männer an den Untersuchungen teil. Sie gaben in den 1980er- und 1990er-Jahren Blutproben ab. Außerdem machten sie detaillierte Angaben zu ihrem Lebensstil während des gesamten Beobachtungszeitraums. Auf der Basis einer genomweiten Assoziationsstudie, die im Jahr 2021 veröffentlicht wurde, kalkulierten die Forschenden im Rückblick das genetische Risiko für Prostatakrebs für diese Männer.
Ursachen und Risikofaktoren Alle Ursachen und Risikofaktoren, die Prostatakrebs begünstigen könnten, im Überblick! |
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Die Definition des gesunden Lebensstils basierte auf einer früher veröffentlichten Studie, was gesunde Lebensstilfaktoren bei Prostatakrebs genau sind. Auf einer Skala werden Punkte vergeben. Ein gesunder Lebensstil umfasste ein gesundes Körpergewicht (Body-Mass-Index unter 30), regelmäßige körperliche Aktivität, Nichtrauchen und eine gesunde Ernährung. Sie war reich an Tomaten und Fisch und beinhaltete wenig verarbeitetes Fleisch.
Das Forscherteam schätzte dann das allgemeine Prostatakrebsrisiko (alle Stadien), die Gefahr für metastasierten Prostatakrebs sowie das Risiko, an dem bösartigen Tumor in der Prostata zu sterben, ab. Beim metastasierten Prostatakrebs hat der Tumor schon gestreut und Absiedlungen in anderen Organen gebildet. Ein Prostatakrebs mit Metastasen, etwa in den Knochen, der Leber oder Lunge, gilt als nicht mehr heilbar.
Prostatakrebs: Gene sind nicht unbedingt Schicksal
Zwar erhielten Männer, die einen gesunden oder ungesunden Lebensstil pflegten, etwa gleich oft die Diagnose Prostatakrebs. Aber: Der gesunde Lebensstil war mit einem ungefähr 50 Prozent niedrigeren Risiko verknüpft, einen tödlichen Prostatakrebs zu entwickeln.
„Ein genetisches Risiko wird oft als festgelegt und unausweichlich angesehen. Unsere Ergebnisse lassen aber vermuten, dass dies nicht zwangsläufig so sein muss“, sagt Anna Plym von der Urologischen Abteilung der Brigham’s Klinik. Durch Veränderungen des Lebensstils, frühes Screening und rechtzeitige Behandlung könnten Ärztinnen und Ärzte mit solchen genetischen Risiken besser umgehen. „Und das ist ein wichtige Nachricht für betroffene Männer“, so Plym weiter. Es sei nämlich zu erwarten, dass zukünftig viel mehr Männer über ihr genetisches Risiko Bescheid wüssten, weil entsprechende Tests viel stärker genutzt würden als heutzutage.
Die Ergebnisse im Überblick:
- Insgesamt hatten Männer mit einem hohen genetischen Risiko für Prostatakrebs ein 45 Prozent niedrigeres Risiko für tödlichen Prostatakrebs, wenn sie einen gesunden Lebensstil pflegten. Verglichen wurden sie mit Männern, die keinen gesunden Lebensstil verfolgten.
- Männer mit einem hohen erblichen Risiko und einem ungesunden Lebensstil hatten das größte Lebenszeitrisiko, einen tödlichen Prostatakrebs zu entwickeln – es lag bei fünf Prozent. Dagegen betrug dieses Lebenszeitrisiko für Männer, die gesund lebten, nur zwei Prozent. Den Forschern zufolge ist diese Zahl ungefähr mit dem durchschnittlichen Risiko in der Bevölkerung vergleichbar, oder sogar etwas niedriger.
Gesunder Lebensstil Wie gut helfen Ärztinnen und Ärzte ihren Krebspatienten, einen gesunden Lebensstil zu pflegen? |
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Familiärer Prostatakrebs: Gewicht, Sport und Nichtrauchen besonders wichtig
Dennoch werde die Aussagekraft ihrer Studie durch einige Aspekte eingeschränkt, schreiben die Forschenden. Ein Punkt ist das Design der Untersuchung, denn es handelte sich um eine reine Beobachtungsstudie. Das Forscherteam konnte nicht ermitteln, ob der gesunde Lebensstil ursächlich mit dem niedrigeren Risiko für einen tödlichen Prostatakrebs bei Männern mit einer erblichen Veranlagung zusammenhängt.
Die Ergebnisse könnten auch mit anderen Faktoren zusammenhängen, etwa dem besseren Screening (also Früherkennungsuntersuchungen) oder früheren Behandlungen. Bekannt ist, dass Männer mit einem gesunden Lebensstil auch aufmerksamer gegenüber ihrem Körper sind und sich mehr um ihre Gesundheit kümmern. Sie nehmen zum Beispiel Vorsorgeuntersuchungen häufiger wahr und lassen sich eher behandeln. Zwar konnte das Forscherteam diese Faktoren in ihrer Analyse berücksichtigen, deren Einfluss aber nicht ganz ausschließen.
„Angesicht der Vorteile sollten wir alle Männer dazu ermutigen, sich für einen gesunden Lebensstil zu entscheiden und diesen auch aufrechtzuerhalten. Besonders wichtig ist dies für Männer mit einem erblich bedingten erhöhten Risiko für Prostatakrebs“, betont Plym. „Unter den untersuchten Lebensstilfaktoren scheinen ein gesundes Körpergewicht, regelmäßige Bewegung und Sport sowie das Nichtrauchen die wichtigsten Lebensstilfaktoren zu sein“, so Plym weiter. Diese Empfehlungen seien für erblich vorbelastete Männer gültig, auch wenn die zugrunde liegenden biologischen Mechanismen noch nicht bekannt seien.
Quellen:
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