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Prostatakrebs: Senkt ein Mittagsschlaf das Risiko?

25. Mai 2022 | von Ingrid Müller

Es gibt verschiedenen Risikofaktoren für Prostatakrebs – vom Alter bis zu den Genen. Eine Studie deutet jetzt darauf hin, dass auch Schlafstörungen das Risiko für Prostatakrebs erhöhen könnten. Auch wenn noch weitere Studien nötig sind – lesen Sie die besten Schlaftipps!

Schlafstörungen können krank machen. Medizinerinnen und Mediziner bringen einen schlechten Schlaf inzwischen mit einer Vielzahl von Erkrankungen in Verbindung. Wer sich nachts in den Kissen wälzt, besitzt vermutlich ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (beispielsweise Bluthochdruck, Herzinfarkt), Depressionen, Angststörungen, Krebs, Alzheimer, Diabetes mellitus und Übergewicht. Auch das Immunsystem leidet und kann sich schlechter gegen Krankheitserreger zur Wehr setzen.

Chinesische Forschende von der Shandong University in Jinan fanden jetzt in einer Studie heraus, dass Schlafstörungen die Entstehung von Prostatakrebs begünstigen können. Ein regelmäßiger Mittagsschlaf können dagegen die Gefahr für ein Prostatakarzinom senken. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachblatt The Prostate veröffentlicht. Schon frühere Studien hatten die mögliche Verbindung von Schlaf und Prostatakrebs untersucht – mit widersprüchlichen Ergebnissen. Die einen fanden einen Zusammenhang zwischen dem Schlaf und der Wahrscheinlichkeit für Prostatakrebs, die anderen nicht. 

Risikofaktoren 

Es gibt verschiedene Risikofaktoren für Prostatakrebs – vom Alter bis zu den Genen. Lesen Sie, welche das sind!

Prostata Hilfe Deutschland: Alter Mann vor Sonnenuntergang
pixel2013/Pixabay.com

Risikofaktor für Prostatakrebs: Schlaf unter der Lupe

Das Forscherteam um Xiaoyan Lv nutzte für seine Studie die Daten aus der UK Biobank. Diese beleuchtet die Einflüsse von Umwelt- und Lebensstilfaktoren auf verschiedene Erkrankungen. Teilnehmer der Untersuchung waren 213.999 Männer zwischen 40 und 69 Jahren, die keinen Prostatakrebs hatten. Im Schnitt wurden die Männer 10,5 Jahre beobachtet. In dieser Zeit erkrankten 6.747 Männer an einem bösartigen Tumor in der Prostata – 334 starben an ihrem Prostatakarzinom. Zu Beginn der Studie hatten alle Männer anhand eines Fragebogen selbst Auskunft über die Dauer und Qualität ihres Schlafs sowie über mögliche Schlafstörungen gegeben. 

Analysiert wurde der Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und verschiedenen Merkmalen des Schlafs. Dazu gehörten unter anderem die Schlafdauer, der Chronotyp (Lerche = Frühaufsteher, Eule = Nachtmensch), Schlaflosigkeit, Tagesschläfrigkeit, Schnarchen, Schwierigkeiten, morgens aus dem Bett zu kommen, oder ob ein Mann regelmäßig Mittagsschlaf hielt. 

Schlaflosigkeit erhöht die Gefahr für Prostatakrebs

Sie fanden in ihrer Analyse heraus, dass Männer mit Schlaflosigkeit (Insomnie) ein 1,1-fach erhöhtes Risiko für Prostatakrebs hatten als Männer, die nie oder nur selten mit Schlafproblemen zu kämpfen hatten. Auch jene Männer, denen das Aufstehen am Morgen nur einigermaßen leicht fiel, besaßen ein höheres Risiko für ein Prostatakarzinom als Männer, die morgens sehr leicht aus dem Bett hüpften.

Dagegen hatten Männer, die häufiger ein Mittagsschläfchen hielten, ein um neun Prozent geringeres Risiko für Prostatakrebs, als Männer, die nie oder sehr selten ein Nickerchen machten. Die anderen untersuchten Schlafparameter hatten keinen deutlichen Einfluss auf das Prostatakrebsrisiko.

Verbesserte Schlafgewohnheiten könnten womöglich dazu beitragen, das Prostatakrebsrisiko zu vermindern, schlussfolgern die Autoren. Und an diesen Schlafgewohnheiten könnten Männer selbst ansetzen und diese verbessern. Allerdings seien noch weitere Studien nötig, um die Verknüpfung zwischen Schlafstörungen und der Gefahr für Prostatakrebs noch besser auf die Spur zu kommen.  

Prostatakrebs – weitere Risikofaktoren

In der Diskussion: Gene und Verwandtschaft, Lipoprotein A, Sterilisation, Hormone, Unfruchtbarkeit oder HPV-Infektion.

Prostata Hilfe Deutschland: Illustrationsbild - Gene beeinflussen die Gefahr von Prostatakrebs
© Dr_Microbe/iStock

Schlafstörungen? Tipps für einen gesunden Schlaf

Es gibt einige Tipps, die Ihnen beim Schlummern helfen und für einen gesunden, erholsamen Schlaf sorgen. So klettern Sie morgens nicht wie gerädert aus dem Bett:

  • Nicht hellwach ins Bett: Legen Sie sich nur ins Bett, wenn Sie wirklich müde sind. Wenn Sie nach ungefähr 15 Minuten noch wach sind, stehen Sie wieder auf und gehen Sie in ein anderes Zimmer. Unternehmen Sie aber keine aufregende Tätigkeit und schalten Sie auch kein helles Licht ein. Gehen Sie erst wieder schlafen, wenn Sie müde sind. Versuchen Sie sich, geistig zu entspannen und eventuelle Sorgen nicht aufkommen zu lassen. Auch wenn Sie bis zwei Uhr nachts wach waren: Stehen Sie morgens zur gleichen Zeit wie sonst auf und schlafen Sie nicht tagsüber. Dann sollte sich mit der Zeit ein gesunder Schlaf einstellen. 
  • Gutes „Rüstzeug“ fürs Bett: Wählen Sie Matratze, Decken und Kissen sorgfältig aus, damit Sie angenehm und bequem liegen. Sie sollten weder frieren noch schwitzen. Das Bett sollte ein Wohlfühlort sein, damit Sie morgens nicht gerädert oder mit Rücken- und Nackenschmerzen aufwachen.  
  • Ins Bett nur zum Schlafen! Das Bett ist nur fürs Schlafen da, nicht zum Arbeiten! Legen Sie sich nicht in die Federn, um dort noch E-Mails mit dem Smartphone zu checken oder die Power-Point-Präsentation für den nächsten Tag fertigzustellen. Auch die Kommunikation in sozialen Medien wie Twitter, Instagram und Facebook ist vor dem Einschlafen kontraproduktiv. Das Gehirn verbindet mit der Zeit das Bett nicht mehr nur mit dem Schlafen, sondern auch mit Stress und Aktivität. Außerdem hemmt blaues Licht die Produktion des Schlafhormons Melatonin, das müde macht und schlaffördernd wirkt. All dies hält vom Einschlafen ab.  Verbannen Sie also Störenfriede jeglicher Art – wenn möglich – aus Ihrem Schlafzimmer. Ein gutes, aber möglichst nicht aufregendes Buch bei gedämpften Licht zu lesen, kann dagegen förderlich für den Schlaf sein.
  • Einschlafritual überlegen: Manchen hilft auch die Routine, besser ein- und durchzuschlafen. Überlegen Sie sich ein Ritual, das Sie jeden Tag so ausführen. Beispiel: Tee trinken, Zähne putzen, Tasche für den nächsten Tag packen, Kleidung herauslegen, Buch lesen
  • Richtige Raumtemperatur: In Ihrem Schlafzimmer sollte es nicht zu warm, aber auch nicht zu kalt sein. Wer die Bettdecke von sich wirft, weil er schwitzt, oder ausgekühlte Füße hat, schläft schlechter. 16 bis 18°C sind eine ideale Raumtemperatur fürs Schlafzimmer. Sorgen Sie für frische Luft durchs geöffnete oder gekippte Fenster. 
  • Für Ruhe sorgen: Bei Lärm, etwa Auto- und Fluglärm oder einem schnarchenden Bettnachbarn, können Ohrstöpsel helfen. 
  • Licht aussperren: Vorhänge oder Jalousien sorgen für angenehme Dunkelheit. Allerdings sollte ein wenig Licht durchkommen, sonst sinkt der Melatoninspiegel morgens nicht – das Startsignal des Körpers zum Aufstehen.
  • Nicht auf die Uhr sehen: Manche blicken nachts häufiger auf die Uhr, um zu  sehen, wie spät es schon ist. Dann rechnen sie aus, wie viele Stunden Schlaf jetzt noch bleiben.  Setzen Sie sich nicht auf diese Weise unter Druck, denn es zählt nicht nur die Schlafdauer, sondern auch die Schlafqualität. Manche Menschen kommen mit wenigen Stunden Schlaf aus und fühlen sich morgen dennoch erfrischt. 
  • Möglichst täglich zur gleichen Zeit ins Bett: Versuchen Sie, jeden Tag etwa zur gleichen Zeit schlafen zu gehen und aufzustehen. Das gilt auch für Wochenenden oder Feiertage, wenn Sie eigentlich länger schlafen könnten. Wenn Sie mal früh ins Bett gehen, mal lange aufbleiben, kommt der Schlafrhythmus durcheinander. Dann sind Sie nicht müde, schlafen spät ein und wachen morgens nicht erholt auf.
  • Mittagsschlaf, aber nicht zu lang: Ein Nickerchen zwischendurch kann erholsam sein, sollte aber nicht über eine halbe Stunde hinausgehen. Sonst fühlen Sie sich anschließend nicht fit, sondern besonders matt. Die Siesta gelingt nicht nur im Liegen, sondern übrigens auch im Sitzen.  
  • Koffein vermeiden: Koffein aus Cola, Kaffee, Espresso, schwarzem oder grünem Tee gilt als „Wachmacher“ schlechthin, denn es wirkt anregend auf den Organismus. Keine gute Idee also vor dem Zubettgehen! Wenn Sie Koffein zu sich nehmen, dann am besten mit mehreren Stunden Abstand zum Schlafengehen. Studien ergaben, dass Kaffee auch ein schützender Faktor bei Prostatakrebs sein könnte. 
  • Nicht rauchen: Nikotin besitzt ebenfalls anregende Wirkung. Rauchen Sie also nicht, bevor Sie ins Bett gehen möchten (am besten rauchen Sie natürlich überhaupt nicht).
  • Nicht mit vollem Magen ins Bett: Wer vor dem Einschlafen noch üppige Mahlzeiten wie Burger, Pommes oder Schweinshaxe isst, schläft schlechter. Denn der Magen-Darm-Trakt ist dann in der Nacht mit der Verdauung beschäftigt. Essen Sie etwa vier Stunden vor dem Schlafengehen das letzte Mal. Wählen Sie außerdem Speisen, die leicht verdaulich sind und den Magen nicht belasten.
  • Alkohol nur in Maßen: Ein Glas Bier oder Wein vor dem Zubettgehen kann müde machen und das Einschlafen erleichtern. Aber: Wer zu viel erwischt, erreicht eher das Gegenteil. Denn Alkohol lässt die Schlafqualität leiden, weil er die Phasen des Tiefschlafs verkürzt. Morgens erwacht man nicht nur vielleicht mit einem Brummschädel, sondern schlapp, müde und kraftlos. Und: Männer mit Prostatakrebs sollten mit Alkohol vorsichtig sein
  • Gedankenkarussell außer Kraft setzen: Viele Menschen legen sich ins Bett und beginnen dann zu sinnieren oder zu grübeln: über diesen und den nächsten  Tag, die letzten Wochen, den Beruf, die Familie oder  das letzte Gespräch mit Freunden. Doch diese Art der gedanklichen Verarbeitung im Bett ist eher aufwühlend und nicht förderlich fürs Einschlafen.  Probleme lassen sich selten lösen, wenn Sie kurz vor dem Einschlafen darüber nachdenken. Es gibt mehrere Methoden, wie Sie dem Gedankenkreisen Einhalt gebieten, etwa indem Sie laut und deutlich „Stopp“ sagen. 
  • Viel Bewegung und Sport treiben: Wenn Sie sich tagsüber „auspowern“, sind Sie abends auch eher müde und schlafen besser. Beispiele: Strammer Spaziergang, Joggen, Radfahren, Wandern, Schwimmen, Muskeltraining im Fitness-Studio. Körperliche Aktivität hilft außerdem beim Abbau von Stress, der oft ein Schlafräuber ist. Aber: Kurz vor dem Zubettgehen sind sportliche Höchstleistungen eher tabu, weil sie wach statt müde machen. 
  • Entspannungstechnik lernen: Unter Stress schlafen die meisten Menschen schlecht. Erlernen Sie deshalb eine Entspannungsmethode wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga oder Meditation. Yoga hilft übrigens auch, wenn Sie schon an Prostatakrebs erkrankt sind. Auch sanfte Bewegungsarten wie Qigong oder Tai Chi können hilfreich sein. Sie sorgen dafür, innerlich besser zur Ruhe zu kommen und abschalten zu können. Sie müssen jedoch regelmäßig üben und Geduld haben, bis sich erste Effekte einstellen. 
  • Schlaf- und Beruhigungsmittel nur in besonderen Fällen: Schlafmittel sind nicht geeignet, um den Schlaf dauerhaft zu verbessern. Eher sind sie eine kurzzeitige „Erste-Hilfe-Maßnahme“ für einen besseren Schlaf. Es gibt rezeptfreie Mittel in der Drogerie, Apotheke und im Internetversandhandel. Am besten sprechen Sie aber bei Schlafstörungen mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. 
  • Bei Schlafstörungen – Arzt oder Ärztin fragen! Schlafproblem können auch körperliche Ursachen haben. So können zum Beispiel Nieren-, Atemwegs- oder neurologische Erkrankungen auch Schlafstörungen hervorrufen. Auch Menschen mit nächtlichen Atemaussetzern – der Schlafapnoe – schlafen schlechter. Lassen Sie solche möglichen Ursachen immer ärztlich abklären.

 

Prostatakrebs vorbeugen

Die meisten Männer würden Prostatakrebs wohl gerne verhindern. Dies ist zwar nicht zu 100 Prozent möglich, aber ein gesunder Lebensstil ist ein wichtiger Ansatzpunkt bei der Prävention.

Prostatakrebs vorbeugen

Lesen Sie, wie Sie Risikofaktoren für Prostatakrebs in Schach halten und ihm vorbeugen können. 

Prostata Hilfe Deutschland: Mann im Schwimmbad
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Quellen: