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Erhöht Milch das Risiko für Prostatakrebs?
20. Juni 2022 | von Ingrid,MüllerMilch und Milchprodukte stehen schön länger unter Verdacht, für Erwachsene nicht ganz so gesund zu sein. Auch bei der Entstehung von Prostatakrebs könnte die Milch mitspielen. Eine neue US-Studie stützt jetzt diese Hypothese.
Milch galt über viele Jahre als äußerst gesundes Lebensmittel. Auch weil sie aufgrund ihres Kalziumgehaltes für gesunde und starke Knochen unabdingbar ist. Das gilt besonders für Kinder, die sich noch im Wachstum befinden. Bei Erwachsenen gibt es jedoch schon länger den Verdacht, dass Milch der Gesundheit vielleicht eher schaden als nutzen könnte. Frühere Studien deuten zum Beispiel darauf hin, dass Milch und Milchprodukte das Risiko für Prostatakrebs erhöhen könnten. Allerdings galt das nur für Männer, die diese Nahrungsmittel in sehr großen Mengen konsumierten.
Eine aktuelle Studie eines Forscherteams der Loma Linda University Health stützt jetzt diese Hypothese. Besonders die Milch kann anscheinend das Risiko für ein Prostatakarzinom steigern, wenn Männer sie täglich in größeren Mengen genießen. Kein erhöhtes Risiko ließ sich dagegen feststellen, wenn Männer Kalzium aus anderen Quellen als den Milchprodukten konsumierten. Dies lasse vermuten, dass noch andere Substanzen als das Kalzium aus der Milch beim Prostatakrebsrisiko eine Rolle spiele. Auch Milchprodukte wie Joghurt oder Käse ließen die Wahrscheinlichkeit für Prostatakrebs nicht klettern.
Risikofaktoren für Prostatakrebs |
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„Unsere Erkenntnisse untermauern den Verdacht aus anderen Studien, dass Milchprodukte ein beeinflussbarer Risikofaktor für Prostatakrebs sein könnten“, erklärt Prof. Gary Fraser, der Hauptautor der Studie. Die Autoren und Autorinnen raten daher Männern, die schon ein erhöhtes Prostatakrebsrisiko mitbringen, vorsichtig bei ihrem täglichen Konsum von Milch zu sein. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichen sie im Fachmagazin The American Journal of Clinical Nutrition.
Prostatakrebs: Ernährung und Milchprodukte im Fokus
Die Studie beleuchtete die Ernährungsweise von 28.737 Männern aus den Vereinigten Staaten und Kanada. Sie nahmen unterschiedlich viele Milchprodukte und Kalziummengen auf. Zu Beginn der Untersuchung litt keiner der Männer an Krebs. Anhand eines speziellen Fragebogens – dem Food Frequency Questionnaire FFQ – ermittelten die Forschenden die jeweilige Ernährungsweise eines Mannes. Sie analysierten zudem separat, ob die Männer Kalzium über Milchprodukte oder andere kalziumreiche Lebensmittel wie Nüsse, Samen, Kohlsorten, weitere grüne Gemüsearten, Hülsenfrüchte, Obst und Getreide aufnahmen.
Außerdem machten die Männer Angaben zu Alter, Vorkommen von Prostatakrebs in ihrer Familie, körperlicher Aktivität, Alkoholkonsum, Body-Mass-Index (BMI) und ob sie das Prostatakrebs-Screening (PSA-Test) wahrnahmen. Anhand der Krebsregisterdaten verfolgte das Forscherteam fast acht Jahre lang, ob ihre Probanden an Prostatakrebs erkrankten oder nicht. Am Ende des Studienzeitraums hatten 1.254 der Probanden die Diagnose Prostatakarzinom erhalten. 190 der Männer hatten einen fortgeschrittenen Prostatakrebs, bei dem sich der Tumor schon ausgebreitet hatte.
Prostatakrebs – weitere Risikofaktoren In der Diskussion: Schlafstörungen, Gene und Verwandtschaft, Lipoprotein A, Sterilisation, Hormone, Unfruchtbarkeit oder HPV-Infektion. |
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Hoher Milchkonsum – höheres Risiko für Prostatakrebs
Die Studienergebnisse zeigten Folgendes:
- Männer, die mehr als 430 Milliliter Milch pro Tag konsumierten, hatten ein 25 Prozent höheres Risiko für Prostatakrebs als Männer , die nur gut 20 Milliliter pro Tag tranken.
- Männer mit diesem sehr hohen Konsum an Milch hatten ein noch höheres Prostatakrebsrisiko, wenn man sie mit Männer verglich, die überhaupt keine Milch zu sich nahmen.
- Minimale Unterschiede stellten die Forschenden fest, als sie Vollfett-, fettreduzierte und nahezu fettfreie Milchsorten verglichen.
- Beim Konsum von Milchprodukten wie Käse und Joghurt ließ sich kein Zusammenhang mit dem Risiko für Prostatakrebs feststellen. Das Forscherteam vermutet, dass Bakterien in fermentierten Produkten „schädliche“ Hormone, die risikofördernd wirken können, beseitigen.
- Die Aufnahme von Kalzium aus anderen Quellen als aus Milchprodukten hatte keinen risikosteigernden Effekt.
Ernährung und Krebs – 10 Tipps zum Schutz Lesen Sie die besten 10 Tipps, die einen gewissen Krebsschutz bieten. |
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Höchstes Risiko bis zu 150 Milliliter Milch täglich
Interessant war, dass das Risiko für ein Prostatakarzinom nicht linear mit dem Konsum von Milch und Milchprodukten anstieg. Das heißt: Mit steigenden Portionen an Milchprodukten kletterte das Risiko nicht unendlich weiter nach oben. „Die größte Risikosteigerung gibt es, je weiter man sich der Menge von 150 Millilitern pro Tag annähert. Das entspricht täglich ungefähr zwei Dritteln einer Tasse Milch“, erklärt Fraser. „Es scheint, als gebe es eine biologische oder biochemische Sättigungsgrenze, die ungefähr bei dieser Menge liegt.“ Bis zu einem Verzehr von 150 Millilitern Milch pro Tag steigt die Risikokurve stark an. Ab dieser Grenze nimmt das Risiko mit höherem Milchkonsum weniger stark zu.
Prostatakrebs: Sind Hormone in der Milch beteiligt?
Die Daten liefern nur wenig Beweise für eine Verbindung zwischen der Kalziumaufnahme und Prostatakrebs. „Eine mögliche Interpretation ist, dass Milchprodukte oder ein noch unbekannter, eng verwandter Risikofaktor ursächlich mit dem Risiko für Prostatakrebs in Verbindung stehen“, so das Fazit der Studienautoren. Vielleicht spiele der Gehalt an Geschlechtshormonen in der Milch eine Rolle. Bis zu 75 Prozent der Kühe, aus denen Milchprodukte hergestellt werden, seien schwanger. Und Prostatakrebs ist in vielen Fällen eine Krebsart, die unter dem Einfluss von Hormonen wächst. Daher ist auch die Hormontherapie bei vielen Männern mit Prostatakrebs eine wichtige Therapiemöglichkeit. Sie unterdrückt die Produktion der männllichen Geschlechtshormone oder schwächt ihre Wirkung an den Krebszellen ab.
Schon frühere Studien hatten nahegelegt, dass der Verzehr von Milchprodukten und anderen tierischen Proteinen mit einem höheren Spiegel eines speziellen Hormons einhergehen: dem Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktor 1 (Insulin-like Growth Factor 1 = IGF-1). Dieses Hormon steht im Verdacht, bestimmte Krebsarten zu begünstigen - unter anderem auch Prostatakrebs.
Auch bei Brustkrebs scheint es ähnliche Effekte zu geben, wie eine Studie aus dem Vorjahr ergab. Frauen, die große Mengen an Milchprodukten verzehrten, hatten ebenfalls ein erhöhtes Risiko für ein Mammakarzinom. Brustkrebs ist ebenfalls oft hormonempfindlich und wächst unter dem Einfluss von Östrogenen und Progesteron. „Die Parallelen zwischen Brustkrebs bei Frauen aus dieser Studie und unserer Untersuchung, die sich auf Männer und Prostatakrebs bezieht, scheinen eindeutig“, glaubt Fraser. „Es ist möglich, dass die gleichen biologischen Mechanismen am Werk sind.“
Prostatakrebsrisiko senken – pflanzliche Alternativen zur Kuhmilch
Die Studie beweise aber nicht, dass die Milch Prostatakrebs auslöse und für seine Entstehung verantwortlich sei, betonen die Forschenden. Weitere Studien müssten nun zeigen, wie genau der Konsum von Milch das Prostatakrebsrisiko erhöht. Wer eine familiäre Vorgeschichte für Prostatakrebs hat, sollte jedoch Vorsicht walten lassen beim Milchkonsum und nur möglichst geringe Mengen Milch zu sich nehmen. „Es gibt gute pflanzliche Alternativen zur tierischer Kuhmilch wie Produkte aus Soja, Hafer, Cashew und anderen Pflanzen“, empfiehlt Fraser.
Die Deutsche Krebshilfe empfiehlt für den Konsum von Milch und Milchprodukten:
- Verzehren Sie täglich Milch und Milchprodukte, etwa 200 Gramm Joghurt zum Müsli und zwei Scheiben Schnittkäse.
- Greifen Sie besser zu fermentierten Milchprodukten wie Joghurt, Kefir oder Dickmilch.
- Wählen Sie fettarme Varianten, wenn Sie auf Ihr Körpergewicht achten müssen.
- Verzichten Sie auf gesüßte Milchprodukte wie Fruchtjoghurts, Fruchtbuttermilch und Pudding oder verzehren Sie diese nur in Maßen. Kombinieren Sie lieber Naturjoghurts und ungesüßte Buttermilch mit frischem Obst der Saison.
- Wenn Sie eine Laktoseunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) haben – es gibt auch Milch ohne Milchzucker (Laktose).
Quellen:
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