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Magnetfeldtherapie: Hilfe bei Prostatavergrößerung?
21. April 2020 | von Ingrid MüllerMit der gutartigen Prostatavergrößerung bekommen fast alle Männer irgendwann zu tun. Sie müssen ständig nachts raus und haben Probleme beim Wasserlassen. Abhilfe schaffen könnte die Magnetfeldtherapie, die Männer selbst anwenden können, berichten italienische Forscher.
Die gutartige Prostatavergrößerung betrifft beinahe jeden Mann im Lauf seines Lebens. Etwa ab dem 50. Lebensjahr beginnt die Vorsteherdrüse zu wachsen. Warum sie das tut, ist noch nicht genau bekannt. Ärzte haben verschiedene Möglichkeiten, um die vergrößerte Prostata wieder schrumpfen zu lassen – von Medikamenten bis hin zum Abtragen des Gewebes mit Laser oder dem Skalpell.
Jetzt testeten Forscher der italienischen Universität Sapienza in Rom eine neue Art der Behandlung: Männer sollten ihre vergrößerte Prostata selbst mit einer Magnetfeldtherapie behandeln. Diese funktioniert mit pulsierenden elektromagnetischen Feldern (PEMF) und ist nicht-invasiv, kommt also ohne eine chirurgische Behandlung aus. Nach vier Wochen verkleinerte sich die Prostata der Männer wieder. Auch die unangenehmen Symptome der gutartigen Prostatahyperplasie (BHP), mit denen die Männer zu kämpfen hatten, nahmen ab. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im renommierten Fachblatt „Andrology“.
Prostatavergrößerung |
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Prostatavergrößerung: Blutuntersuchung, TRUS und Fragen beantworten
An der kleinen Pilotstudie nahmen 27 Männer mit einer gutartigen Prostatavergrößerung teil. Sie litten unter Symptomen des unteren Harntrakts (lower urinary tract symptoms = LUTS). Im Schnitt waren sie 67 Jahre alt und hatten noch keine Behandlung wegen ihrer Prostatavergrößerung erhalten.
Zu Beginn der Studie führten die Ärzte um Dr. Marta Tenuta eine Blutuntersuchung durch, bei der sie unter anderem verschiedene Entzündungswerte bestimmten. Mit Hilfe des transrektalen Ultraschalls (TRUS) ermittelten sie außerdem die Größe der Prostata. Durchschnittlich lag das Volumen der Vorsteherdrüse bei 44,5 Milliliter.
Außerdem mussten die Männer einen standardisierten Fragebogen beantworten, in dem sie Auskunft über die Art und Intensität ihrer Beschwerden, aber auch zu Ihrer Lebensqualität gaben. Eingesetzt wurde der „International Prostate Symptom Score“ (IPSS). Er umfasst acht Fragen und vergibt verschiedene Punktzahlen. Ein Wert von 0 bis 7 bedeutet leichte Symptome, 8 bis 19 moderate Beschwerden und 20 bis 35 schwere Symptome. Im Schnitt erreichten die Männer 11 Punkte.
Magnetfeldtherapie mit einem PEFM-Generator
Dann bekamen sie ein kleines, tragbares Gerät ausgehändigt – den PEMF-Generator. Dieser erzeugt pulsierende, elektromagnetische Felder. Jeden Tag sollten sie das Gerät morgens und abends für fünf Minuten an ihrem Damm anwenden, und zwar 28 Tage lang. „Die Männer waren sehr zufrieden mit diesem einfachen Behandlungsplan“, erklärt Andrea Isidori, einer der Studienautoren. Danach führten die Forscher alle vorherigen Tests und Untersuchungen nochmals durch.
Neun Männer wendeten jetzt die Magnetfeldtherapie für weitere drei Monate an. 15 Männer unternahmen dagegen nichts mehr gegen ihre Prostatavergrößerung und dienten als Kontrollgruppe. Die Forscher werteten die Ergebnisse über einen Zeitraum von vier Monaten aus.
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Magnetfeldtherapie: kleinere Prostata – weniger Symptome
Nach einer vierwöchigen Behandlung mit der Magnetfeldtherapie war die Prostata im Schnitt auf 42,1 Milliliter geschrumpft, also um 2,4 Milliliter. Auch die Symptome hatten sich gebessert und der IPSS-Wert sank leicht um 1 Punkt auf durchschnittlich 10 Punkte. Die Magnetfeldtherapie beeinträchtigte weder die hormonelle noch die sexuelle Funktion. „Die Männer waren erfreut, dass ihre Beschwerden schon nach einem Monat abgenommen hatten – und zwar ohne Nebenwirkungen“, berichtet Isidori. Keine großen Veränderungen konnten die Forscher bei den Entzündungsparametern im Blut feststellen.
Auch gab es keinen deutlichen Unterschied zwischen der Gruppe, die die Therapie nur vier Wochen angewendet hatte, und jener, die sie für weitere drei Monate durchführte. Die längere Magnetfeldtherapie senkte jedoch den IPSS-Wert auf 8. Die Behandlung über einen Monat genüge vermutlich, um das Prostatavolumen und die Beschwerden zu reduzieren, schlussfolgern die Forscher.
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Wie die Magnetfeldtherapie die Prostata schrumpfen lässt, erklären die Wissenschaftler so: Die pulsierenden elektromagnetischen Felder bremsen Entzündungen, indem sie:
- das Wachstum neuer Blutgefässe fördern,
- die Gefässe erweitern,
- Umbauprozesse des Gewebes in Gang setzen und
- die Sauerstoffversorgung des Gewebes verbessern.
Magnetfeldtherapie bei Prostatavergrößerung – mehr Forschung nötig
Am meisten profitierten von der Behandlung Männer, die unter moderaten bis schweren LUTS litten und kein metabolisches Syndrom hatten. Darunter fassen Ärzte den „Tetrapack“ aus erhöhten Blutdruck‑, Blutfett- und Blutzuckerwerten sowie Übergewicht/Fettleibigkeit (Adipositas) zusammen. Die Kombination heißt auch „tödliches Quartett“, weil sie das Herz-Kreislauf-System in enorme Gefahr bringt.
Allerdings war die Anzahl der Studienteilnehmer zu gering, um tatsächlich belastbare Aussage darüber zu treffen, bei dem die Magnetfeldtherapie am besten hilft. Jetzt wollen die Forscher eine größere Studie mit mehr Probanden durchführen, die zudem eine Kontrollgruppe enthält. Dabei bekommen die einen Männer eine Magnetfeldbehandlung, die anderen eine „Scheintherapie“. Nur dann lässt sich sagen, ob die pulsierenden elektrischen Felder bei einer Prostatavergrößerung tatsächlich wirksam sind. Von Vorteil ist natürlich schon jetzt, dass die Behandlung keine Nebenwirkungen besitzt.
Wegen ihrer antientzündlichen Effekte setzen Ärzte die Magnetfeldtherapie heute schon bei verschiedenen Krankheitsbildern ein, die mit Entzündungen verbunden sind. Ein Beispiel sind orthopädische Erkrankungen wie die Osteoarthritis.
Prostatavergrößerung – von der Kastanie zur Zitrone
Die meisten Männer über 50 Jahren entwickeln eine gutartige Prostatavergrößerung. Sie heißt auch benigne Prostatahyperplasie, abgekürzt BPH. Die Prostata, die normalerweise die Größe einer Walnuss oder Kastanie besitzt, wächst aus noch oft unbekannten Gründen. Sie kann sogar auf die Grösse einer Zitrone erreichen und drückt dann auf die Blase und Harnleiter. Zudem engt die Prostata die Harnröhre, die mitten durch die Prostata verläuft, immer weiter ein.
So entstehen die typischen LUTS, beispielsweise:
- ständiger Harndrang
- häufiges Wasserlassen – besonders nachts
- unvollständige Entleerung der Blase
- dünner, kraftloser Harnstrahl – der Urin tröpfelt manchmal nur noch
Ungefähr 60 Prozent der Männer über 60 Jahren erleben solche Symptome. Und je älter ein Mann wird, desto häufiger treten die Beschwerden auf: So leiden rund 80 Prozent der Männer über 80 Jahren unter den Symptomen einer gutartigen Prostatavergrößerung.
Die Ursachen für die Prostatavergrößerung sind immer noch nicht ganz verstanden – obwohl die gutartige Erkrankung so viele Männer betrifft. Forscher nehmen jedoch an, dass beim Wachstum der Prostata Entzündungen eine wichtige Rolle spielen, die Schäden am Gewebe verursachen. Die Entzündung begünstigt eine Vermehrung des Bindegewebes, wodurch ein Sauerstoffmangel im Gewebe entsteht – das Prostatagewebe baut sich strukturell um. Dann entsteht vermutlich ein Kreislauf aus Entzündungen, Gewebevermehrung, Sauerstoffarmut und neuen Entzündungen. Das Ergebnis ist eine Umgestaltung der Prostata und ihre Vergrößerung
Ärzte behandeln die Prostatavergrößerung meist mit Medikamenten wie Alphablocker und 5α-Reduktase-Hemmer. Auch chirurgische Behandlungen sind eine Möglichkeit, bei der Ärzte das überschüssige Prostatagewebe abtragen oder Gefäße verschließen und die Blutzufuhr drosseln. Die Nebenwirkungen: Die Ejakulation kann ausbleiben oder der Samen fließt rückwärts in die Blase (retrograde Ejakulation). Auch eine Erektile Dysfunktion (Impotenz) und Inkontinenz sind möglich.
Quellen
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