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Injektionstherapien bei vergrößerter Prostata
18. April 2024 | von Ingrid MülllerEine Prostatavergrößerung soll sich durch die Injektion von Substanzen in die Prostata behandeln lassen. Die Prostatazellen gehen dadurch zugrunde. Injektionstherapien sind aber noch experimentell und die Substanzen nicht zugelassen. Lesen Sie, wie sie funktionieren, wie wirksam sie sind und für welchen Mann sie sich eventuell eignen.
Kurzüberblick
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Was ist eine Injektionstherapie der Prostata?
Die Injektion von Substanzen direkt in die Prostata wurde schon in verschiedenen Studien getestet, um die Prostata schrumpfen zu lassen. Dazu gehören zum Beispiel Botulinumtoxin A (Botox A), Fexapotide und Topsalysin. Ziel der Behandlungen ist es, die Prostata zu verkleinern und die Symptome beim Wasserlassen zu verbessern. Bei einer intraprostatischen Injektionstherapie bringen Ärztinnen und Ärzte bestimmte Substanzen in die Prostata ein. Diese sollen das wuchernde Gewebe und die Prostatazellen zum Absterben bringen. Dadurch wird die Prostata kleiner und die Harnröhre wird nicht mehr eingeengt.
Die Injektionstherapie der Prostata ist ein noch relativ neues Verfahren zur Behandlung einer gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH). Die Methode zählt zu den minimal-invasiven Verfahren, bei denen nur kleine Schnitte nötig sind („Schlüssellochchirurgie“). Diese gelten als risikoärmer und schonender. Männer erholen sich schneller wieder von dem Eingriff.
Die Injektionstherapie gehört zur Gruppe der sekundär-ablativen Verfahren. Das bedeutet: Das überschüssige Prostatagewebe, welches die Harnröhre einengt und die Probleme beim Wasserlassen hervorruft, wird nicht während einer OP abgetragen („Ablation“). Vielmehr stirbt das Gewebe erst später (sekundär) ab.
Prostatavergrößerung |
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Wie funktioniert die Injektionstherapie?
In die vergrößerte Prostata werden bestimmte Substanzen injiziert. Zum Einsatz kommen vor allem die Wirkstoff Fexapotide und Topsalysin. Allerdings besitzt keine dieser Substanzen eine entsprechende Zulassung zur Injektion in die Prostata und zur Behandlung der Prostatavergrößerung. Sie wird daher nur im „off-label use“ und im Rahmen von Studien eingesetzt.
- Fexapotide und Topsalysin werden direkt in die Prostata gespritzt.
- Dies geschieht über die Harnröhre, über den Damm oder über den Darm – unter der Kontrolle durch einen transrektalen Ultraschall (TRUS).
- Die in die Prostata eingebrachten Stoffe sollen den sogenannten „programmierten Zelltod“ (Apoptose) im überschüssigen Prostatagewebe auslösen.
- Die Zellen sterben ab und die Prostata verkleinert sich.
Was ist Fexapotide (NX-1207)?
- Fexapotide ist ein neues therapeutisches Eiweiß (Protein) zur Injektion in die Prostata.
- Die Substanz besitzt Eigenschaften, die den programmierten Zelltod auslösen. Die Zellen sterben ab, weil die Zellmembranen geschädigt werden, der Stoffwechsel in den Energiekraftwerken der Zelle (Mitochondrien) zum Stillstand kommt und die Ribonukleinsäure (RNA) und die Erbsubstanz DNA Schaden nehmen.
- Diese Vorgänge finden gezielt nur am überschüssigen Prostatagewebe statt. Nerven und Gefäße in der Nähe der Prostata werden dabei geschont.
- Letztendlich gehen die Zellen nur in bestimmten Regionen zugrunde und die Prostata schrumpft.
- Dadurch bessern sich die Symptome beim Wasserlassen kurz- und langfristig.
Studiendaten aus den USA zeigen, dass Fexapotide dem Wirkstoff Finasterid im Beobachtungszeitraum von 90 Tagen nicht unterlegen war. Es reduzierte die Symptome genauso gut (bei einer Dosierung von 2,5 mg). Außerdem reduzierte Fexapotide das Volumen der Prostata genauso gut wie Finasterid (im Schnitt um 7,5 g).
In einer zweiten Studie wurde Fexapotide in drei verschiedenen Dosierungen (2,5, 5 und 10 mg) mit einem Placebo (ohne Wirkstoff) verglichen. Nur für die Dosis von 2,5 mg ließ sich eine deutliche Verbesserung der Symptome im Vergleich zum Placebo nachweisen. Das Prostatavolumen sank durchschnittlich um 6,8 cm³ gegenüber einem Placebo.
Zwei weitere Studien (Phase III), an denen mehr Männer teilnahmen (995), ergab ein genaueres Bild. Verglichen wurden Fexapotide, Placebo und gängige Medikamente zur Behandlung der Prostatavergrößerung. Die Beobachtungsreitraum lag zwischen zwei und fast sieben Jahren. Die Symptome (gemessen anhand des IPSS = International Prostate Symptom Score) verbesserten sich im Vergleich zum Placebo deutlich. Darüber hinaus mussten sich im Vergleich zu Männern, die Medikamente einnahmen, weniger Männer einer erneuten Behandlung ihrer vergrößerten Prostata unterziehen (ca. 8 Prozent versus 27,85 Prozent nach drei Jahren).
Vergrößerte Prostata? |
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Studien zur Sicherheit und im Tierversuch ergaben keine Hinweise auf eine Toxizität oder Sicherheitsbedenken von Fexapotide. Bei den Nebenwirkungen zeigten sich in Studien keine deutlichen Unterschiede zwischen Injektionen von Fexapotide und Placebo. Durch die Injektion von Fexapotide wurde kein Fall beschrieben, bei dem die sexuelle Funktion beeinträchtigt war.
Was ist Topsalysin (PRX302)?
- Topsalysin ist eine veränderte Vorstufe eines bakteriellen Gifts (Toxin) – ein sogenanntes Protoxin. Es handelt sich um ein spezielles Eiweiß.
- Dieses bindet an Andockstellen (Rezeptoren) auf der Zelloberfläche von Prostatazellen.
- Durch genetische Veränderung wurde die ursprüngliche Bindungsstelle entfernt und durch eine Aktivierungsstelle ersetzt, die das prostataspezifische Antigen (PSA) erkennt.
- PSA dockt an die neue Sstelle an und aktiviert auf diese Weise die Substanz Topsalysin. Dadurch vernetzen sich wenige Topsalysin-Moleküle spontan und es entsteht eine stabile Pore in der Zellwand.
- Diese führt letztlich zum Zelltod und somit zu einer verkleinerten Prostata.
- Benachbarte Nerven und Gefäße sollen dadurch nicht geschädigt werden.
Wie bei Fexapotide sind die Studiendaten für Topsalysin noch sehr dürftig. Es gibt nur wenige Studien, welche die Wirkung von Topsalysin untersucht haben. Forschungsteams haben aber Hinweise darauf gefunden, dass sich die Symptome und Beschwerden beim Wasserlassen bessern (IPSS sinkt). Zudem nahm das Volumen der Prostata nahm ab, der maximale Harnfluss nahm zu und auch die Lebensqualität stieg wieder.
Für Topsalysin ließen sich keine toxischen Effekte feststellen, welche die Dosis begrenzen würden. Die auftretenden Nebenwirkungen waren überwiegend mild, vorübergehend und beschränkten sich auf lokale Beschwerden. Dazu gehörten zum Beispiel Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie), häufiges Wasserlassen (Pollakisurie), vermehrter Harndrang, Schmerzen im Bereich des Damms und Unwohlsein in den ersten Tagen nach den Eingriff. Keine Daten gibt es darüber, ob die sexuelle Funktion beeinträchtigt ist oder Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten.
Wir wirksam ist die Injektionstherapie?
Die Wirksamkeit der Methode ist laut aktueller Leitlinie zur Prostatavergrößerung noch nicht ausreichend nachgewiesen. Außerdem fehlen noch Studien, welche die Injektionstherapie mit häufig eingesetzten Prostata-Medikamenten oder der Transurethralen Resektion der Prostata (TURP) vergleichen. Ärztinnen und Ärzte empfehlen die Anwendung von Injektionsbehandlungen daher nur im Rahmen von Studien (randomisiert, Placebo-kontrolliert).
Für welchen Mann eignet sich die Injektion?
Die Injektionstherapie der Prostata könnte sich vor allem für ältere Männer eignen, die noch weitere Grunderkrankungen mitbringen. Die Methode besitzt weniger Risiken und könnte daher eine Alternative zur den „normalen“ Prostataoperationen sein.
Zusammengefasst:
- Weder für Fexapotide noch für Topsalysin gibt es aussagekräftige Studien, welche die Wirksamkeit mit einer TURP oder medikamentösen Therapie vergleichen.
- Für beide Substanzen lieferten die vorliegenden Studien sehr unterschiedliche Ergebnisse, was ihre Aussagekraft einschränkt.
- In den letzten Jahren wurden kaum neue Studien zu Fexapotide und Topsalysin durchgeführt. Die vorliegenden Studienergebnisse sind also womöglich nicht aktuell genug.
- Dennoch sind die bisher vorhandenen Studienergebnisse laut der Leitlinie vor allem für Topsalysin und Fexapotide vielversprechend.
- Beide Substanzen werden weiterhin in der Leitlinie der European Association of Urology (EAU-Guideline) genannt – jedoch mit dem Hinweis, dass weitere Studien notwendig sind.
Quellen:
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