Prostatakrebs: Ist das Thema Sex jetzt erledigt?

Die Operation und Bestrahlung bei Prostatakrebs können unerwünschte Folgen haben, zum Beispiel eine Erektile Dysfunktion. Lesen Sie, was Sie gegen Impotenz tun können und wie Sie trotz Potenzstörung ein erfülltes Sexualleben haben können.

A | Erektile Dysfunktion und Sexualität nach Prostatakrebs

Eine Krebserkrankung bedeutet wohl für alle Patienten einen tiefen Einschnitt. Auch der Prostatakrebs und die kräftezehrenden Krebstherapien bringen tiefgreifende körperliche und seelische Veränderungen mit sich. Prostatakrebs betrifft jedoch nicht nur Sie selbst, sondern auch Ihren Partner oder Ihre Partnerin. Aus Studien ist bekannt, dass die Frauen bei Prostatakrebs enorm mitleiden! Bei vielen Männern verändert die Diagnose Prostatakrebs die eigene Sexualität, aber auch die gesamte Partnerschaft.

Um ihren Prostatakrebs loszuwerden, unterzieht sich ein Großteil der Männer Behandlungen, welche die Sexualfunktion beeinträchtigen und die Potenz schwächen können. So ist die Erektile Dysfunktion (ED) eine häufige Folge von Operation (radikale Prostatektomie) und Strahlenbehandlung. Umgangssprachlich heißt die ED auch Impotenz. Umfragen zufolge wünschen sich viele Männer – vor allem jüngeren Alters – wieder Sex haben zu können wie zuvor.

Prostata Hilfe Deutschland: Illustrationsbild - Paar hält die Hände

Auch für Männer besitzt die Sexualfunktion oft Prioriät, wie Studien zeigen.

Prostata Hilfe Deutschland: Paar mittleren Alters am Strand

Der Urologe Dr. Jost von Hardenberg erklärt im Interview, warum Ärzte die Sexualität stärker in den Fokus rücken sollten.  

B | Erektionsstörungen nach Prostata-OP und Bestrahlung – wie häufig?

Es gibt einige Fakten und Zahlen, wie hoch das Risiko für eine Erektile Dysfunktion nach einer radikalen Prostatektomie und Strahlentherapie ist.

- Erektile Dysfunktion nach Prostata OP

  • Je nach Operationstechnik sind 29 bis 100 von 100 Männern nach der Operation nicht in der Lage, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten. Bei einer nervenschonenden Operation sind es etwa 30 von 100 Männern.
  • Nach der Prostatektomie kann sich der Penis bei einer bleibenden Impotenz verkürzen.
  • Der Penis kann sich zudem verkrümmen.
  • Orgasmusstörungen und Verlust der Lust (Libidoverlust) sind möglich.

Forschende haben herausgefunden, dass sich die Einnahme des Wirkstoffs Sildenafil kurz nach der Operation positiv auf die Potenz auswirkt.

- Erektile Dysfunktion nach Strahlentherapie

  • 20 bis 70 von 100 Männern können zwei bis drei Jahre nach einer Strahlentherapie keine Erektion mehr  bekommen oder aufrechterhalten.
  • Wenn Sie zusätzlich eine Hormonbehandlung erhalten, steigt die Wahrscheinlichkeit für Potenzstörungen weiter an.

 

 

C | Erektile Dysfunktion nach Prostatakrebs – Tipps und Hilfe

Viele Männer verunsichert es erheblich, wenn sie in ihrer Sexualität eingeschränkt sind und nicht mehr „können, wie sich möchten“. Studien haben nachgewiesen, dass sich die Erektile Dysfunktion nicht unwesentlich auf das männliche Selbstwertgefühl und die Lebensqualität auswirkt. Dass Sie verunsichert sind, ist ganz normal! Einige Tipps für den Umgang und wo Sie Hilfe finden!

  • Machen Sie das Problem der Erektilen Dysfunktion nicht mit sich alleine aus. Sprechen Sie offen mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner darüber. Umfragen zeigen, das für viele Frauen die Bekämpfung des Prostatakrebses an erster Stelle steht. Sie möchten, dass ihre Männer noch lange leben, und das bei guter Lebensqualität. Als weniger wichtig stufen sie es ein, dass Ihre Männer sexuell „funktionsfähig“ sind.
  • Sie können auch ohne (vollständige) Erektionsfähigkeit eine sexuell befriedigende Partnerschaft leben. Geben Sie sich und Ihrer Partnerin oder dem Partner Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Setzen Sie sich auf keinen Fall unter Druck! Vielleicht probieren Sie auch Dinge aus, an die Sie zuvor noch nicht gedacht haben. Ihr Sexualleben kann auch gewinnen und vielfältiger werden, wenn Sie mit mehr Fantasie herangehen.
  • Scheuen Sie sich nicht, Ihren behandelnden Arzt oder der Ärztin anzusprechen, wenn Sie sexuelle Probleme haben. Er oder sie kennt sich gut mit den Behandlungsmöglichkeiten bei Erektiler Dysfunktion aus.
  • Sie können auch (gemeinsam) einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin aufsuchen. Er oder sie entwickelt gemeinsam mit Ihnen Strategien, wie sich sich in der neuen Situation besser zurecht finden.
  • Vielleicht sind Selbsthilfegruppen für Sie hilfreich! Dort finden sich Männer, denen es genauso ergeht wie Ihnen. Oft haben andere Betroffene gute Tipps, die Ihnen weiterhelfen. Fassen Sie Mut und probieren Sie es einfach aus! 

Wichtig ist, dass Sie sich nicht zurückziehen und versuchen, die Probleme mit der Sexualität und Partnerschaft alleine zu lösen. Besser ist immer ein offenes Gespräch mit der Partnerin oder dem Partner. 

D | Sich Fragen zur Sexualität und Partnerschaft stellen!

Um sich selbst und Ihrer Partnerschaft ein bisschen besser auf die Spur zu kommen, können Sie sich einige Fragen zur Sexualität stellen - einige Beispiele.

- Wie war mein Sexualleben vor dem Prostatakrebs?

  • War ich mit unserer Sexualität zufrieden?
  • Was gefiel mir daran?
  • Welche Veränderungen hatte ich mir gewünscht?
  • Konnten wir auch Intimität genießen, ohne dass es dabei zum Geschlechtsverkehr kam?
  • Welchen Stellenwert hatte die Sexualität vor der Krankheit für uns?
  • Haben wir früher über unsere Sexualität gesprochen?

- Wie ist es heute nach dem Prostatakrebs?

  • Bin ich mit unserer Sexualität zufrieden?
  • Vertraue ich meiner Partnerin oder meinem Partner? 
  • Kann ich meine aktuellen Gefühle zeigen?
  • Was hindert mich daran, Lust und Freude zu empfinden?
  • Was tut mir gut, was tut mir weh?
  • Was finde ich an mir attraktiv oder erotisch?
  • Was sind meine Lustzonen?
  • Was hat sich durch den Prostatakrebs verändert?
  • Worauf habe ich Lust – was möchte ich nicht mehr?
  • Was brauche ich für eine befriedigende Sexualität?
  • Will ich, dass sich meine Partnerschaft sexuell weiterentwickelt und bin ich bereit für Neues?
  • Wie fühlt sich mein Partner oder meine Partnerin?


Versuchen Sie, diese und andere Fragen für sich selbst so ehrlich wie möglich zu beantworten. Sie können natürlich auch eigene Fragen überlegen, die Ihnen auf dem Herzen liegen. Vielleicht stellen Sie auch Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner die eine oder andere Frage, aber nicht zwischen Tür und Angel. Setzen Sie sich in Ruhe zusammen und nehmen Sie sich Zeit für das Gespräch. 

Autorin: Ingrid Müller

Quellen:

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