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Krebserkrankung kann arm machen

23. Oktober 2018 | von Ingrid Müller

Eine Krebsdiagnose bedeutet ohnehin schon einen tiefen Einschnitt ins bisherige Leben. Doch für viele Krebspatienten kommt es noch schlimmer: Sie werden arm.

Eine Krebserkrankung wirkt sich nicht nur auf den Körper und die Psyche aus, sondern auch auf den Geldbeutel: Krebs kann arm machen! Denn viele schaffen es nicht mehr, in ihren ursprünglichen Beruf zurückzukehren oder arbeiten deutlich weniger als vor ihrer Krebsdiagnose. So verschlechtert sich die finanzielle Situation vieler Krebspatienten deutlich und sie geraten in eine wirtschaftliche Schieflage. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Studie „Krebs und Armut“ der Hamburger Fern-Hochschule (HFH). Zudem fühlten sich viele nicht ausreichend beraten. Sie wussten nicht, welche Rechte sie haben und welche finanziellen Leistungen ihnen bei einer Krebserkrankung zustehen.

 

Krebsdiagnose – arm dank finanzieller Einbußen

Die Forscher um Prof. Stefan Dietsche befragten mehr als 300 Krebspatienten und werteten zusätzlich die Daten von über 3.000 krebskranken Versicherten der AOK Nordost aus. Ein Drittel der Befragten war drei Jahre nach der Krebsdiagnose nicht mehr berufstätig, obwohl sie noch im erwerbsfähigen Alter waren. Und: Wer trotz seiner Krebserkrankung weiterhin berufstätig blieb, verdiente weniger als vor seiner Krebsdiagnose. Insgesamt war das Risiko gestiegen, aufgrund der Krebserkrankung arm zu werden.

Die finanziellen Auswirkungen im Alltag waren bei einem Großteil der Krebspatienten gravierend. Sie hatten nicht nur deutlich weniger Geld für Freizeitvergnügungen, Unterhaltung oder Genussmittel zur Verfügung, sondern mussten sich auch bei ihren Grundbedürfnissen einschränken. Dazu gehören unter anderem die Ernährung, Bekleidung oder die finanzielle Absicherung.

Als Hauptgrund für die veränderte Erwerbssituation gaben die Betroffenen an, dass sie weniger leistungsfähig als vor ihrer Krebserkrankung waren. Bekannt ist, dass viele Krebspatienten unter einer lähmenden Erschöpfung leiden, der Fatigue

Fatigue

Wie sich eine Fatigue behandeln lässt und warum die Fatigue die größte Hürder bei der Rückkehr in den Beruf ist.

Prostata Hilfe Deutschland: Illustrationsbild Arbeitsfähigkeit - Gestresster Mann im Büro
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Viele erleben weitere Folgen der Krebsbehandlungen, zum Beispiel Nervenschäden aufgrund einer Chemotherapie. „Mit dem Projekt konnten wir zeigen, dass die wirtschaftliche Situation in den Jahren nach der Erkrankung deutlich schwieriger wird“, fasst Dietsche zusammen. Arm zu sein, wird für viele Menschen mit einer Krebserkrankung zur Realität.

 

Krebspatienten – arm, weil schlecht informiert

Auffällig war, dass die Mehrzahl der Befragten die Beratungsangebote zu den Sozialleistungen als nicht ausreichend empfanden: 57 Prozent der Studienteilnehmer fühlten sich nur unzureichend darüber informiert, welche Leistungen ihnen gesetzlich zustehen und wie sie diese in Anspruch nehmen können. „Das ist ein Punkt, der besser werden muss – schließlich geht es hier um existenzielle Fragen“, betont Dietsche.

 

Wie wirkt sich Armut auf die Krebserkrankung aus?

Welchen Einfluss die finanziellen Einschränkungen umgekehrt auf die Krebserkrankung haben, ist noch unbekannt. Die Forscher gehen aber davon aus, dass sich geringere finanzielle Spielräume – etwa bei der Ernährung – nachteilig auf den Heilungsverlauf der Krebserkrankung auswirken. Wer weniger Geld für Lebensmittel zur Verfügung hat, ernährt sich womöglich ungesünder

Anzunehmen ist außerdem, dass die finanziellen Nöte weiteren Stress bei den Betroffenen erzeugen. Auf die Gesundheit wirkt es sich vermutlich nicht positiv aus, wenn sich Krebspatienten ständig Sorgen um das Bezahlen der nächsten Rechnungen machen müssen.

 

Armut und Krebs hängen zusammen!

Dass es einen Zusammenhang zwischen Krebs und Armut gibt, haben schon verschiedenste Studien gezeigt. So fanden US-Forscher von der University of Wyoming in Laramie heraus, dass vor allem erwachsene Männer mit Krebs erheblich an Einkommen einbüßen. Selbst nach einer Reha waren viele nicht wieder in der Lage, voll arbeiten zu gehen. Sie verbrachten deutlich weniger Stunden an ihrem Arbeitsplatz als vor ihrer Krebsdiagnose – und damit sank auch ihr Einkommen rapide. Sie drohten, arm zu werden.

Besonders problematisch ist dies, weil viele Männer nach wie vor die Alleinverdiener in der Familie sind. Dann verschlechtert sich die finanzielle Lage der gesamten Familie. Weniger deutlich wirkte sich eine Krebserkrankung auf die Finanzen von Frauen aus. Dies liegt vermutlich daran, dass Frauen viel häufiger Teilzeit arbeiten und die finanziellen Einbußen somit geringer ausfallen.

 

Quellen: