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Kältetherapie bei Prostatakrebs – den Tumor vereisen
22. Februar 2022 | von Ingrid MüllerAktualisiert und medizinisch geprüft am 22.2.2022 Ingrid Müller, Chefredakteurin und Medizinjournalistin |
Bei der Kältetherapie frosten Ärzte die Prostata und töten die Krebszellen ab. Lesen Sie, wie die Kryotherapie bei Prostatakrebs genau funktioniert und für welche Männer sie sich eignet.
Kurzübersicht
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Was ist eine Kryotherapie?
Die Kältetherapie ist ein Verfahren, bei dem Ärzte und Ärztinnen den Krebszellen in der Prostata mit eisigen Temperaturen zu Leibe rücken. Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten bei der Kältetherapie:
- Entweder frieren Ärzte die gesamte Prostata inklusive Tumor und des gesunden Gewebes ein – dies geschieht am häufigsten.
- Oder sie frosten nur jene Teilbereiche der Vorsteherdrüse, in denen sich der Krebs befindet.
Die Tumorzellen mögen die extremen Minusgrade nicht und gehen zugrunde. Anschließend taut der Arzt oder die Ärztin die Prostata langsam wieder auf. Die Kältetherapie zählt zu den fokalen Therapien bei Prostatakrebs. Sie hat noch andere Namen: Kryotherapie (griechisch „kryo“ = Frost) oder Kryoablation.
In den USA ist die Methode, die Prostata in einen „Eisball“ zu verwandeln und somit Krebszellen zum Absterben zu bringen, längst etabliert – in Deutschland dagegen noch nicht. Nur wenige Kliniken hierzulande bieten die Kältetherapie bei Prostatakrebs an.
Fokale Therapien – Überblick Lesen Sie, welche fokalen Therapien es bei Prostatakrebs gibt – von Wärme und Kälte bis Strom. |
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Für wen eignet sich die Kältetherapie?
Die Kryotherapie ist nicht die Therapie der ersten Wahl bei Prostatakrebs im Frühstadium. Sie kommt nur für Männer mit Prostatakrebs in Frage, …
- … deren Tumor sich noch im Frühstadium befindet, also auf die Vorsteherdrüse begrenzt ist (lokal begrenztes Prostatakarzinom); er darf die Kapsel der Prostata noch nicht durchbrochen und sich noch nicht auf die Lymphknoten oder andere Organe und Gewebe (beispielsweise Knochen) ausgebreitet haben.
- … deren Rückfallrisiko mittel oder gering ist.
- … bei denen keine Operation (radikale Prostatektomie) oder Strahlentherapie von außen oder innen (Brachytherapie) möglich ist.
- … die diese Krebsbehandlungen nicht wünschen und sich dagegen entscheiden.
- … die nach anderen Krebsbehandlungen, etwa einer Strahlentherapie von innen oder außen, einen Rückfall erlitten haben.
Bei lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Prostatakrebs setzen Ärzte die Kältetherapie nicht ein. Die Wirksamkeit und der Nutzen der Kältetherapie sind bislang nicht ausreichend durch Untersuchungen belegt. Die Kryotherapie gilt daher noch als experimentell. Ärzte führen sie nur im Rahmen von klinischen Studien durch. Als Alternative zu herkömmlichen Krebsbehandlungen empfehlen Urologen und Urologinnen die eisige Therapie beim lokal begrenzten Prostatakrebs derzeit nicht.
Kryotherapie – Ablauf
Die Kryotherapie friert das Gewebe in der Vorsteherdrüse ein. Durch die eisigen Temperaturen sterben die Krebszellen ab. Die Kältetherapie führen Ärztinnen und Ärzte in einer Klinik entweder unter regionaler oder Vollnarkose durch.
Der Ablauf lässt sich ungefähr so beschreiben:
- Zuerst schieben Ärztinnen und Ärzte einen Wärmekatheter durch die Harnröhre bis zur Harnblase vor, um diese und den angrenzenden Darm vor den eisigen Temperaturen zu schützen; durch den Katheter zirkuliert eine warme Flüssigkeit.
- Dann bringen sie über den Damm sogenannte Kältesonden in die Prostata ein. Das sind sehr dünne Nadeln, die mit Hilfe von kaltem Argon-Gas gekühlt werden. Eine Schablone, in die viele kleine Löcher gestanzt sind, hilft dem Arzt oder der Ärztin, die richtige Position für die Nadeln zu finden.
- Die Kältesonden werden durch diese Löcher bis zur Prostata vorgeschoben.
- Um die Lage der Nadeln zu kontrollieren, führt der Arzt einen Ultraschallstab in den Enddarm ein (transrektaler Ultraschall, TRUS). Auf dem Monitor lässt sich so die richtige Platzierung der Nadeln überprüfen.
- Dann werden die Nadeln auf minus 40 °C heruntergekühlt und so das Gewebe vereist – die Tumorzellen gehen zugrunde. Bei diesem Zelltod sind verschiedene Mechanismen am Werk. Es bilden sich Eiskristalle, welche die Zellmembranen zerstören. Außerdem verklumpen die Eiweiße aufgrund des entzogenen Wassers. Auch die Blutgefäße nehmen Schaden und das Gewebe erhält nicht mehr genügend Blut, Sauerstoff und Nährstoffe.
- Insgesamt gefrieren Ärzte die Prostata zweimal und tauen sie anschließend wieder auf.
- Den Wärmekatheter und die Nadeln entfernen sie wieder, wenn der Eingriff abgeschlossen ist.
- Anschließend bleiben Sie meist für kurze Zeit (beispielsweise eine Nacht) stationär im Krankenhaus; manchmal können Sie auch am gleichen Tag nach Hause gehen.
- Sie erhalten einen Blasenkatheter, den Sie ein bis zwei Wochen lang tragen müssen. So kann sich die Blase erholen und Sie haben keine Probleme beim Wasserlassen.
Kältetherapie bei Prostatakrebs – Vor- und Nachteile
Die Kryotherapie ist eine minimal-invasive und schonende Methode, bei der Chirurgen ohne Skalpell und große Schnitte auskommen. Die meisten Männer erholen sich schnell nach dem Eingriff. Dennoch müssen Sie mit einigen Nebenwirkungen rechnen.
Am häufigsten sind:
- Erektile Dysfunktion, wenn die Kälte jene Nerven zerstört, die für die Erektion wichtig sind
- Harninkontinenz
- Schmerzen
- Schwellungen
- Blut im Urin
Ob und welche langfristigen Folgen die Kältetherapie hat, lässt sich noch nicht sagen. Es gibt keine ausreichenden Daten aus Studien dazu. Auch ausreichende Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit gegen den Prostatakrebs liegen noch nicht vor.
Kryotherapie – wer trägt die Kosten?
Fragen Sie immer zuerst bei Ihrer Krankenkasse nach, ob sie die Kosten für die Kryotherapie übernimmt. Die Kassen entscheiden im Einzelfall, ob sie die Kältebehandlung bezahlen oder nicht. Als Standardtherapie ist die Kryotherapie nämlich bislang nicht anerkannt. Ansonsten müssen Sie selbst für die Kosten aufkommen.
Quellen:
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