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Prostatakrebs: Neuer Hemmstoff entwickelt

15. Januar 2024 | von Ingrid Müller

Für Männer mit Prostatakrebs wurde eine neue Therapiemöglichkeit entwickelt. Besonders gut soll sie bei kastrationsresistentem Prostatakrebs helfen, bei dem die klassische Hormontherapie nicht mehr ausreichend wirkt. 

Prostatakrebs ist eine Erkrankung, die viele Männer trifft. Im Jahr 2020 erkrankten knapp 66.000 Männer in Deutschland neu an dieser Krebsart, wie das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet. Bei einem Prostatakarzinom gibt es viele verschiedene Behandlungen. Sie reichen von Operation, Bestrahlung und Chemotherapie bis hin zur Hormontherapie, wenn der Prostatakrebs hormonempfindlich ist und unter dem Einfluss von Testosteron wächst. Dies ist bei vielen Männern der Fall. 

Doch meist wird das Prostatakarzinom irgendwann unempfindlich gegenüber der Hormontherapie. Dann brauchen die Krebszellen kein Testosteron mehr, um sich zu teilen und zu vermehren. Der Tumor wächst auch ohne Hormonblockade oder Hormonentzug weiter. Kastrationsresistent ist der Fachbegriff dafür, wenn gängige Medikamente der Hormontherapie nicht mehr wirken. Schätzungsweise 12.000 Männer entwickeln eine solche behandlungsresistente Form. 

Vor allem für Prostatakrebszellen, die therapieresistent geworden sind, soll sich ein neu entwickelter Hemmstoff mit dem Kürzel KMI169 eignen. Entwickelt wurde die neue Therapiemöglichkeit von der Universität Freiburg. Die Forschenden berichten über ihre Studie in der Januarausgabe 2024 der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications

Hormontherapie

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Kastrationsresistenter Prostatakrebs: Enzym als Angriffspunkt

Der neue Hemmstoff KMI169 richtet sich gegen ein Enzym namens KMT9, das bekanntermaßen bei der Entstehung von Prostatakrebs eine wichtige Rolle spielt. Der Hemmstoff zeigte in der Studie ein besonders großes Potenzial bei Krebszellen, die auf herkömmliche Therapien nicht mehr reagierten, also resistent geworden waren. „Wir hatten das Enzym KMT9 schon lange als möglichen Angriffspunkt bei Prostatakrebs im Visier. Die Entwicklung des spezifischen Hemmstoffs ist jetzt ein entscheidender Schritt, um Prostatakrebs deutlich besser zu bekämpfen“, erklärt der Studienleiter Prof. Roland Schüle, Wissenschaftlicher Direktor der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Freiburg. 

Besonders wertvoll sei der mögliche Einsatz des Hemmstoffs bei therapieresistenten Krebsformen. „Bei dieser Therapieresistenz versagt die klassische antihormonelle Behandlung oft binnen weniger Monate und die Krankheit schreitet dann rasant voran. Der von uns entwickelte Hemmstoff bietet uns hier einen hoch innovativen Therapieansatz“, sagt Schüle. Auch bei Prostatakrebs, der schon gegenüber dem Wirkstoff Enzalutamid unempfindlich geworden ist, sei KMI169 eine therapeutische Möglichkeit. 

Neu Therapie für Prostatakrebs, aber auch Blasenkrebs

In Zellkulturen konnten die Freiburger Forschungsteams zeigen, dass das Enzym KMT9, eine sogenannte Methyltransferase, ein kritischen Faktor bei der Entwicklung und dem Fortschreiten von bestimmten Krebsarten wie Prostata- oder Blasenkrebs ist. Solche Protein-Methyltransferasen (PMTs) werden schon länger als therapeutische Möglichkeiten untersucht. Bekannt ist, dass genetische Veränderungen dieser Proteine in verschiedenen Krankheiten münden können –  auch in Krebserkrankungen. 

„Der Hemmstoff passt wie ein maßgeschneiderter Schlüssel in sein Schloss und blockiert die Funktion von KMT9 und damit auch das Wachstum sowohl von Prostata- als auch Blasenkrebszellen“, sagt Prof. Manfred Jung, der Co-Autor der Studie. Die Entwicklung von KMI169 gelang durch die Analyse der Kristallstruktur von KMT9 und zahlreiche weitere Untersuchungen. „Wir haben die Verbindung mehrfach modifiziert, um ihre Potenz, Selektivität und medikamentösen Eigenschaften zu erhöhen“, so Jung. 

Die neue chemische Verbindung könne ein vielversprechender Ausgangspunkt für die Entwicklung klinischer KMT9-Hemmstoffe sein, die neue Therapiestrategien für die Behandlung von therapieresistentem Prostatakrebs ermöglichen, hofft das Forschungsteam.

Kastrationsresistenter Prostatakrebs

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Prostata Hilfe Deutschland: Illustrationsbild Kastrationsresistenter Prostatakrebs - Mann mit Tabletten in der Hand
© sebra/Adobe Stock

Kastrationsresistenter Prostatakrebs: diese Behandlungen sind möglich

Die Behandlung des kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (CRPC) ist eine palliative Therapie. Eine Heilung ist in diesem Fall  nicht mehr möglich, wohl aber eine Behandlung, die das Fortschreiten des Prostatakrebses bremsen soll. Sie zielt darauf ab, die Überlebenszeit zu verlängern, Symptome zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern oder zu erhalten und Komplikationen zu vermeiden. Mögliche Behandlungen sind Antihormontherapie, Chemotherapie und Radionuklidtherapie. Außerdem kommen knochenmodifizierende Substanzen und Maßnahmen der unterstützenden (supportiven) Therapie in Frage.

Quellen: