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Prostatavergrößerung: Prostata-Arterien-Embolisation mit Langzeiteffekt

06. März 2023 | von Ingrid Müller

Eine vergrößerte Prostata betrifft viele Männer mit zunehmendem Alter. Die Prostata-Arterien-Embolisation (PAE) ist eine Möglichkeit, um die Prostata wieder zu schrumpfen. Sie wirkt auch langfristig und verbessert die Lebensqualität der Männer, ergab eine neue US-Studie.

Für Männer mit einer gutartigen Prostatavergrößerung gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten, um die Prostata wieder zu verkleinern. Die THerapien reichen von der Elektroschlinge (TURP) über Laser bis hin zu Wasserstrahl und Wasserdampf, die als schonend gelten. Auch die Prostata-Arterien-Embolisation (PAE) kann bei einer benignen Prostatahyperplasie (BHP) helfen. Dabei verschließen oder veröden Radiologinnen und Radiologen die Prostataarterien und kappen so die Blutzufuhr - das überschüssige Prostatagewebe stirbt ab. 

Das Problem bei manchen Prostatabehandlungen ist, dass der Effekt nicht langfristig anhält – dann wächst die Prostata nach einer bestimmten Zeit erneut und es ist ein weiterer Eingriff nötig. Die TURP gilt daher nach wie vor als Standard bei der Behandlung der BHP, weil die Prostata danach auch langfristig klein bleibt.

Eine US-Forschergruppe von der University of Miami Miller School of Medicine untersuchte jetzt in einer Studie, wie gut die Langzeitergebnisse nach einer Prostataembolisation sind. Für bis zu sechs Jahre  - das war der Beobachtungszeitraum - besserte die minimal-invasive Behandlung die Probleme beim Wasserlassen. Damit sei die Methode auch langfristig effektiv, erklären die Forschenden. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung präsentierten sie auf dem Radiology Annual Scientific Meeting der Society of Interventional Radiology in Phoenix. 

Prostata-Arterien-Embolisation

Lesen Sie, für welchen Mann sich die Prostata-Arterien-Embolisation eignet, wie sie abläuft, welche Vorteile sie hat und welche Risiken und Nebenwirkungen sie birgt. 

Prostata Hilfe Deutschland - Illustrationsbild Prostata-Arterien-Embolisation: Die vergrößerte Prostata wird geschrumpft.
© Kateryna Kon/Adobe Stock

Nach Prostata-Arterien-Embolisation: Symptome bessern sich entscheidend

An der Studie nahmen 1.000 Männer teil, die sich einer PAE wegen ihrer vergrößerten Prostata unterzogen hatten. Sie wurden im Schnitt über sechs Jahre beobachtet. Nach der Prostataembolisation sollten sie einen standardisierten Fragebogen zu ihren Beschwerden ausfüllen. Die Basis der Studie waren also die Selbstauskünfte der Männer. 

Dieser International Prostate Symptome Score (IPSS) umfasst 35 Punkte und stuft die Symptome anhand der Punkteskala als mild, moderat oder stark ein. Je höher die Punktzahl ist, desto ausgeprägter sind auch die Symptome (sogenannte LUTS).

Was sind LUTS?

Die Abkürzung LUTS ist ein Sammelbegriff für Störungen des unteren Harntraktes (engl. lower urinary tract symptoms). Gemeint sind Probleme beim Speichern und Entleeren des Harns sowie Beschwerden nach der Blasenentleerung.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

  • Vor der Prostata-Arterien-Embolisation erzielten die Männer im Schnitt eine Punktzahl von 23 im IPSS. Diese Bewertung lag im Bereich der schweren und starken Symptome.
  • In weniger als drei Monaten nach der PAE hatten die Männer durchschnittlich nur noch 6 Punkte auf der IPSS-Skala. Dies entspricht nur noch milden Symptomen. Die Verbesserung setzte also relativ schnell ein – ähnlich wie dies nach einer chirurgischen Prostata-Op wie der TURP der Fall ist. 
  • Diese Einstufung der Männer, dass sie nur noch milde Symptome verspürten, veränderte sich auch über die nächsten sechs Jahre nicht. Die positiven Effekte der PAE auf die LUTS blieben also langfristig erhalten
  • Die Prostata blieb über viele Jahre hinweg klein. Diese bleibende Verminderung der Prostatagröße ist ein langfristiges Ziel bei jeder Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung. Aber es sei nicht das einzige, sagen die Autoren. Die Behandlung solle die Prostata kleiner, aber zusätzlich auch weicher machen. Wenn sich zwar die Prostatagröße verringert, aber das Gewebe hart bleibt, verursache die Prostata nämlich weiterhin Probleme beim Wasserlassen, sagen die Forscher. 
  • Die PAE hatte keine negativen Effekte auf die Sexualfunktion. Auch von einer Inkontinenz berichteten die befragten Männer nicht. 

 

Vergrößerte Prostata? IPSS-Test

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Prostata Hilfe Deutschland: Mann hält sich die Hände vor den Genitalbereich
© Staras/iStock

Lebensqualität steigt nach der Prostata-Embolisation

Die Studienteilnehmer sollten außerdem vor und nach der PAE Angaben zu ihrer Lebensqualität machen. Ihnen wurde folgende Frage gestellt: 

„Wenn Sie den Rest Ihres Lebens mit den jetzigen Problemen des Harntrakts leben müssten – wie würden Sie das finden?“

Vor der Prostataembolisation lag die durchschnittliche Punktzahl bei 5, was einer Bewertung von „äußerst unzufrieden“ entspricht. Binnen eines Jahres nach der PAE sank diese Punktzahl jedoch auf 1. Die Männer gaben also an, „höchst zufrieden“ mit ihrer Lebensqualität zu sein. Diese positive Bewertung der Lebensqualität veränderte sich auch im Beobachtungszeitraum von sechs Jahren nicht. 

„Unsere Studie zeigt, dass die PAE eine sehr wirksame Behandlung ist. Die Langzeitergebnisse umfassen nicht nur eine Verbesserung der LUTS-Symptome, sondern auch eine deutliche Steigerung der Lebensqualität“, sagt Shivank Bhatia, der Senior-Autor der Studie. „Viele Männer vermeiden jegliche Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung, weil sie die Risiken einer Operation scheuen. Dazu zählen vor allem Nebenwirkungen, welche die Sexualfunktion betreffen, und die Inkontinenz“, so  Bhatia weiter. Durch die PAE ließen sich diese Gefahren verhindern und trotzdem gute Langzeiteffekte erzielen. 

Prostata-Arterien-Embolisation – Alternative zu Medikamenten und Prostata-Op?

Die PAE sei eine schonende Behandlungsmethode für Männer mit einer gutartigen Prostatavergrößerung, so die Forschungsgruppe. Dies hätten mehrere Studien in den letzten zehn Jahren nachgewiesen. Allerdings sei die Prostata-Embolisation vielen Männer noch weitgehend unbekannt. Die meisten Männer wollten eine Operation umgehen und nähmen stattdessen über Jahre Medikamente ein. Dies gelte selbst dann, wenn sich die Prostata immer weiter vergrößere und ein Harnverhalt und Nierenprobleme drohten.

„Die Männer in unserer Studie haben sich für die PAE entschieden, um die Nebenwirkungen gängiger Medikamente gegen die BHP zu vermeiden. Dazu gehören unter anderem Erektile Dysfunktion, Schmerzen oder Probleme beim Wasserlassen, Verstopfung, Schwindel oder Fatigue“, erklärt der Studienleiter Andrew Richardson. „Die Prostata-Arterien-Embolisation ist eine Alternative, nicht nur zur Operation, sondern auch zur lebenslangen Einnahme von Medikamenten“, so Richardson weiter. 

Medikamente und pflanzliche Mittel bei BHP

Lesen Sie, welche pflanzlichen Arzneimittel helfen können – von Sägezahnpalme bis Brennnessel. Außerdem alles über Medikamente und ihre Erfolge.

Prostata Hilfe Deutschland: Foto von Tabletten und Kapseln
ivabalk/Pixabay.com

Männer sollten sich grundsätzlich über sämtliche Behandlungsmöglichkeiten bei einer vergrößerten Prostata informieren, rät Bhatia. Sie sollten mit verschiedenen Ärzten und Ärztinnen sprechen und dann entscheiden, welche Therapie für sie am besten ist. „Es gibt nicht die eine Behandlung, die zu allen Männern mit einer Prostatavergrößerung passt“, erklärt der Spezialist.

Prostataembolisation wirkt auch langfristig

Bei einer Prostata-Arterien-Embolisation injizieren Radiologen und Radiologinnen winzige Partikel (Kügelchen) in jene Arterien, die zur Prostata führen, und verschließen sie. Dadurch reduziert sich die Blutversorgung der Prostata und das Gewebe stirbt ab -  die Prostata schrumpft. Die PAE zeige schon kurz- und mittelfristig gute Erfolge, so das Forscherteam, aber auch positive Langzeiteffekte hinsichtlich der Verbesserung der Beschwerden. 

In Deutschland führen Radiologen und Radiologinnen die PAE oft im Rahmen von Studien durch, weil es bisher noch keine ausreichenden Langzeiterfahrungen gibt. Dennoch sind die Ergebnisse aus bislang durchgeführten Untersuchungen vielversprechend. Etwa 80 bis 90 Prozent der Männer berichten, dass sich ihre Symptome einige Zeit nach dem Eingriff gebessert hätten.

Die gutartige Prostatavergrößerung ist mit zunehmendem Alter weit verbreitet – sie betrifft fast jeden Mann im Lauf seines Lebens. Ab 60 Jahren und aufwärts haben mehr als 50 Prozent der Männer eine vergrößerte Prostata. In der Folge drückt das überschüssige Gewebe auf die Harnröhre und engt sie immer stärker ein. Die Harnröhre verläuft mitten durch die Prostata hindurch. Typische Symptome bei einer benignen Prostatahyperplasie sind häufiger Harndrang (besonders nachts), häufiges Wasserlassen, unterbrochener und schwacher Harnstrahl, Schwierigkeiten, Wasser zu lassen und Probleme, die Harnblase vollständig zu entleeren. 

 

Quellen: