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Prostatavergrößerung: Behandlung mit Wasserdampf (Rezum-Therapie)

25. Januar 2023 | von Ingrid Müller
Aktualisiert und medizinisch geprüft am 25.1.2023
Ingrid Müller, Chefredakteurin und Medizinjournalistin

Eine gutartige Prostatavergrößerung lässt sich auch mit Wasserdampf behandeln. Das überschüssige Gewebe stirbt ab, vernarbt und die Prostata schrumpft. Alles über die Wasserdampf-Methode namens „Rezum“.

Kurzüberblick

  • Was ist die Rezum-Therapie? Die vergrößerte Prostata wird mit Hilfe von Wasserdampf verkleinert – gilt als sanft und schonend, zählt zu den minimal-invasiven Eingriffen
  • Welche anderen Behandlungen gibt es? Beispielsweise Medikamente, TURP, Laser, Wasserstrahl, PAE
  • Ablauf und Dauer der Wasserdampf-Ablation: Über eine NAdel wird Wasserdampf ins Prostatagewebe injiziert, OP erfolgt im Krankenhaus unter örtlicher Betäubung und im Rahmen einer Blasenspiegelung (über die Harnröhre)
  • Wirksamkeit: Symptome bessern sich meist nach wenigen Wochen, volle Wirkung erst nach einigen Monaten, aber Langzeitergebnisse noch nicht ausreichend untersucht
  • Nebenwirkungen und Risiken: Fallen meist mild aus und sind in der Regel vorübergehend, beispielsweise Blutungen, Dranginkontinenz
  • Für welchen Mann? Geeignet bei milden bis moderaten Symptomen aufgrund der Prostatavergrößerung, wenn Medikamente nicht mehr helfen oder eine “klassische” OP nicht in Frage kommt
  • Kosten: Übernehmen Krankenkassen in vielen Fälle – aber vorher zur Sicherheit nachfragen!

Was ist die Wasserdampfmethode “Rezum”? 

Die Behandlung einer vergrößerten Prostata mittels Wasserdampf (Wasserdampfablation, RezumTM) ist eine noch relativ „junge“ Behandlungsmethode. Einige Kliniken in Deutschland bieten die Wasserdampftherapie jedoch schon an. 

Das Abtragen des Gewebes (Ablation) mit Hilfe von Wasserdampf zählt zu den minimal-invasiven Methoden („Schlüssellochchirurgie“). Der Vorteil dieser Techniken ist ganz allgemein, dass keine großen Schnitte notwendig sind, weniger Nebenwirkungen auftreten und der Eingriff kürzer dauert. Sie können die Klinik rascher wieder verlassen und sind schneller wieder fit. So können Sie zeitnah wieder in den Alltag und Beruf zurückkehren. 

Redaktion transparent

Warum wir den Markennamen “Rezum” nennen:

  • Den Namen „Rezum“ nennen Ärzte und Ärztinnen oft, wenn sie ihren Patienten die Wasserdampfmethode erklären.
  • Wir haben unsere Nutzer im Blick: Wer nach Behandlungsmethoden im Internet sucht, soll den redaktionellen Inhalt auch auffinden und sich informieren können.

Die Rezum-Therapie gilt als vergleichsweise sanft, was vielen Männern wichtig ist. Sie wünschen sich eine schonende Behandlung ihrer Prostata, die möglichst wenig Nebenwirkungen und Einschränkungen im Alltag verursacht. Auch soll die verkleinerte Prostata  langfristig klein bleiben und nicht binnen kurzer Zeit wieder wachsen. 

Sonst drohen erneut Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung (benignen Prostatahyperplasie), die viele Männer leiden lassen. Dazu gehören unter anderem ein verstärkter Harndrang, schwacher Harnstrahl, nächtliche Toilettenbesuche und das Nachtröpfeln des Urins. Diese Beschwerden machen das Leben schwer. Im schlimmsten Fall staut sich der Harn bis zu den Nieren zurück und schädigt so die Organe.

Schonende Methoden

Wie gut sind “sanfte” Behandlungen bei einer gutartigen Prostatavergrößerung? Eine Studie liefert Antworten! 

Prostata Hilfe Deutschland: Nahaufnahme eines Wassertropfens
(c) qimono/Pixabay.de

Prostatavergrößerung – welche weiteren Behandlungen gibt es?

Neben dem Wasserdamf gibt noch viele weitere Behandlungen bei einer Prostatavergrößerung. Einige Beispiele:

  • Medikamente: Bei leichten Symptomen setzen Ärztinnen und Ärzte bevorzugt Medikamente ein. Sie bessern entweder die Symptome oder bremsen das weitere Wachstum der Prostata. Diese Arzneien müssen Sie jedoch dauerhaft einnehmen. Und langfristig wirken sie nicht bei jedem Mann ausreichend. Zudem verursachen sie – wie jedes Medikament – auch einige Nebenwirkungen, etwa einen niedrigen Blutdruck oder Stimmungsschwankungen. 
  • Operation: Der Standard bei einer benignen Prostatahyperplasie ist immer noch die Operation mittels Elektroschlinge (TURP) oder Laser, um das überschüssige Gewebe aus der Prostata zu entfernen und sie wieder zu verkleinern. Dann bessern sich in der Regel auch die Beschwerden der Männer.  Die Operation kann allerdings einige Nebenwirkungen haben, zum Beispiel den „trockenen Samenerguss“ – medizinisch "retrograde Ejakulation". Dabei gelangt die Samenflüssigkeit bei der Ejakulation nicht oder kaum nach außen, sondern fließt rückwärts in die Harnblase. Auch eine vorübergehende Inkontinenz kann vorkommen, wenn auch selten.
  • Weitere schonende Methoden: Die Vorsteherdrüse verkleinern lässt sich zum Beispiel auch mit Hilfe eines Wasserstrahls oder winziger Kügelchen (Prostata-Arterien-Embolisation, PAE) . Wie wirksam diese neuen Verfahren langfristig sind, ist allerdings noch nicht ausreichend erforscht. Manchmal wächst die Prostata nach dem Eingriff wieder.  

 

Vergrößerte Prostata?

Lesen Sie alles über die Symptome und Behandlungen bei einer Prostatahyperplasie – von Laser bis Medikamente und pflanzliche Mittel.

Prostata Hilfe Deutschland: Illustrationsbild für gutartige Prostatavergrößerung - Tropfender Wasserhahn
© birgl/Pixabay.com

Rezum-Therapie mit Wasserdampf: Ablauf und Dauer

Die Prostata-OP mittels Wasserdampf können Sie in einer Klinik durchführen lassen. Manche Krankenhäuser bieten die Behandlung ambulant an und Sie können am Tag des Eingriffs wieder nach Hause gehen. In anderen Kliniken bleiben Sie wenige Tage stationär vor Ort. Nach einer minimal-invasiven OP erholen sich die meisten schnell. In der Regel können Sie einige Tage nach der OP Ihren Beruf wieder ausüben, Ihren Freizeitaktivitäten nachgehen und Sport treiben (je nach Sportart).

Der Ablauf der Wasserdampf-OP lässt sich etwa so beschreiben:

  • Sie erhalten zunächst eine örtliche Betäubung (Regionalanästhesie) oder eine leichte Narkose.
  • Der Eingriff erfolgt im Rahmen einer Blasenspiegelung (Zystoskopie).
  • Der Operateur oder die Operateurin führt eine Sonde über die Harnröhre in die Prostata ein. An der Spitze dieser Sonde befindet sich eine kleine Kamera, die genaue Bilder liefert. Der Arzt oder die Ärztin kann sich so während des Eingriffs orientieren und die OP überwachen. Daneben enthält die Sonde noch eine feine Nadel.
  • Über diese Nadel wird anschließend kleine Mengen sterilen Wasserdampf (103 °C) in das wuchernde Gewebe injiziert . Dieses überschüssige Gewebe engt nämlich die Harnröhre zunehmend ein und ist der Grund für die Probleme beim Wasserlassen.
  • Mehrere kurze Stöße mit dem heißen Wasserdampf heizen das Prostatagewebe auf. Die Anzahl der Wasserdampfinjektionen hängt von der Größe der Prostata ab. Das Gewebe vernarbt anschließend, stirbt ab und die Prostata schrumpft. Dann kann der Harn wieder freier durch die Harnröhre fließen, die direkt durch die Prostata verläuft.
  • Innerhalb der nächsten Wochen baut der Körper das abgestorbene Gewebe ab und beseitigt es.

Insgesamt brauchen Ärztinnen und Ärzte für die Wasserdampftherapie nur höchstens 15 Minuten. Die Dauer ist also vergleichsweise kurz. Nach der OP erhalten Sie einen Katheter, der nach einigen Tagen wieder aus der Harnröhre entfernt wird. 

Wasserdampf-OP: Wirksamkeit

Bei den meisten Patienten bessern sich die Beschwerden beim Wasserlassen schon nach wenigen Wochen. Nach ungefähr drei bis sechs Monaten hat der Körper das abgestorbene Gewebe soweit beseitigt, dass sich die vollständige Wirkung der Wasserdampf-Behandlung entfaltet. Zu welchem Zeitpunkt dies jedoch genau der Fall ist, ist von Mann zu Mann verschieden. 

Eine Studie aus dem Jahr 2020 ergab, dass sich die Symptome des unteren Harntrakts (LUTS), der Harnstrahl und die Lebensqualität auch fünf Jahre nach dem Eingriff noch anhaltend verbessert hatten. Weitere Langzeitergebnisse liegen allerdings nicht vor, weil das Verfahren noch relativ neu ist.

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Prostata Hilfe Deutschland: Mann hält sich die Hände vor den Genitalbereich
© Staras/iStock

Rezum-Therapie: Nebenwirkungen und Risiken

Die meisten Männer berichten nur von milden oder mäßigen Nebenwirkungen, die in der Regel nur vorübergehend sind. Die Wasserdampf-OP soll die Kontinenz, Erektions- und Ejakulationsfähigkeit nicht beeinträchtigen. 

Seltene unerwünschte Wirkungen können sein:

  • Leichte Blutungen
  • Dranginkontinenz – plötzlich einsetzender Harndrang und unfreiwilliger Harnverlust
  • Harnverhalt nach der Entfernung des Katheters

Manchmal wuchert das Gewebe in der Prostata erneut. Prinzipiell kann dies bei allen Behandlungen der gutartigen Prostatavergrößerung der Fall sein. Ärzte können die Wasserdampf-Methode jedoch erneut durchführen.

Wasserdampf-Behandlung: Für welchen Mann?

Die Rezum-Therapie  eignet sich für Männer mit einer Prostatavergrößerung, wenn:

  • Die Symptome durch die vergrößerte Prostata mild bis moderat ausgeprägt sind.
  • Das Prostatavolumen zwischen 30 und 80 Kubikzentimeter (cm3) beträgt.
  • Medikamente die Beschwerden beim Wasserlassen nicht ausreichend bessern können oder Männer eine alternative Behandlungsmöglichkeit zu Medikamenten wünschen.
  • Eine klassische Operation mittels Elektroschlinge (TUR-P) oder Laser nicht in Frage kommt (beisielsweise Blutungs- oder Narkoserisiko) oder Männer eine Alternative dazu suchen.
  • Die schnelle Rückkehr in den Alltag ein wichtiges Ziel ist.
  • Der Erhalt der Sexualfunktion hohe Priorität besitzt.

Nicht geeignet ist die Wasserdampfmethode für Männer mit:

  • einem künstlichem Harnröhrenschließmuskel-Implantat
  • Schwellkörperimplantaten

Besprechen Sie immer mit Ihrem behandelnden Arzt oder der Ärztin, ob die Wasserdampf-Therapie für Sie in Frage kommt. Lassen Sie sich außerdem gut über sämtliche Vorteile, Nachteile und mögliche Risiken der Rezum-Therapie informieren. 

Wasserdampf-OP der Prostata: Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Die Rezum-Behandlung bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen und privaten Krankenversicherungen in vielen Fällen. Ob sie die Kosten für die Wasserdampf-OP übernehmen, hängt jedoch auch von der Art und vom Leistungsumfang Ihres Vertrages ab. In der Regel beteiligen sich die Krankenkassen zumindest an den Kosten.

Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin vor dem Eingriff über alle anfallenden Kosten informieren. Fragen Sie zudem zur Sicherheit bei Ihrer Krankenkassen wegen der Kostenübernahme nach.

 

Quellen: