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Kann Kaffee vor Prostatakrebs schützen?

27. Januar 2021 | von Ingrid Müller

Wer regel­mä­ßig viel Kaf­fee trinkt, könn­te bes­ser vor Pro­sta­ta­krebs geschützt sein. Dies legt jeden­falls eine neue Stu­die nahe – war­um die Ergeb­nis­se den­noch mit Vor­sicht zu genie­ßen sind. 

Kaf­fee gehört für die meis­ten Men­schen zum All­tag – als Wach­ma­cher nach dem Auf­ste­hen, nach einem guten Mit­tag­essen oder für mehr geis­ti­ge Fit­ness am Nach­mit­tag. Die Bun­des­bür­ger kom­men auf durch­schnitt­lich 166 Liter Kaf­fee pro Jahr. Damit ist es das Lieb­lings­ge­tränk in Deutsch­land. Exper­ten schrei­ben dem Kaf­fee­kon­sum eini­ge posi­ti­ve Wir­kun­gen auf die Gesund­heit zu. Kaf­fee soll das Herz, die Gefäs­se und das Erb­gut (DNA) schüt­zen. Zudem soll das dunk­le Gebräu Dia­be­tes vor­beu­gen und die Stim­mung, Auf­merk­sam­keit, Denk­leis­tung sowie das Kon­zen­tra­ti­ons­ver­mö­gen ver­bes­sern. Vie­le gute Grün­de also, die für das Kaf­fee­trin­ken spre­chen.

For­scher vom Sheng­jing Hos­pi­tal of Chi­na Medi­cal Uni­ver­si­ty haben jetzt noch eine ande­re mög­li­che Wir­kung aus­ge­macht: Kaf­fee könn­te vor Pro­sta­ta­krebs schüt­zen. Män­ner, die viel Kaf­fee tran­ken, hat­ten ihrer Stu­die zufol­ge ein gerin­ge­res Risi­ko für Pro­sta­ta­krebs. Die Ergeb­nis­se ver­öf­fent­lich­ten sie im Fach­blatt BMJ Open.

Prostatakrebs vorbeugen

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Kaffee: Viel- und Wenigtrinker im Vergleich

Die For­scher um Xiao­n­an Chen ana­ly­sier­ten in einer Meta-Stu­die die Daten von 16 Stu­di­en mit 1.081.586 Teil­neh­mern – dar­un­ter waren 57.732 Fäl­le von Pro­sta­ta­krebs. Die Stu­di­en­teil­neh­mer stamm­ten aus Euro­pa, Nord­ame­ri­ka und Japan. Die Wis­sen­schaft­ler woll­ten her­aus­fin­den, ob es einen Zusam­men­hang zwi­schen dem Kaf­fee­kon­sum und der Ent­wick­lung eines Pro­statakar­zi­noms gab.

In 15 Stu­di­en hat­ten die For­scher die Pro­ban­den mit dem höchs­ten und dem nied­rigs­ten Kaf­fee­kon­sum mit­ein­an­der ver­gli­chen. Als „hoch“ galt der Kaf­fee­kon­sum, wenn ein Teil­neh­mer zwei bis neun und mehr Tas­sen täg­lich trank. Und als „nied­rig“ stuf­ten die For­scher den Kaf­fee­kon­sum ein, wenn ein Pro­band kei­nen oder weni­ger als zwei Tas­sen Kaf­fee pro Tag schlürf­te. 13 Unter­su­chun­gen hat­ten außer­dem ermit­telt, wel­chen Ein­fluss jede zusätz­li­che Tas­se Kaf­fee auf das Risi­ko für Pro­sta­ta­krebs hat­te.

 

Mehr Kaffee – niedrigeres Risiko für Prostatakrebs

Die Stu­die ergab: Män­ner, die regel­mä­ßig viel Kaf­fee tran­ken, erkrank­ten sel­te­ner an Pro­sta­ta­krebs. Und je mehr sie kon­su­mier­ten, des­to gerin­ger war auch die Gefahr für die­se häu­fi­ge Tumor­art bei Män­nern. Das rela­ti­ve Risi­ko der Kaf­fee-Viel­trin­ker lag um neun Pro­zent nied­ri­ger als bei jenen Män­nern, die kaum Kaf­fee zu sich nah­men. Und jede zusätz­li­che Tas­se Kaf­fee am Tag ver­rin­ger­te die­ses rela­ti­ve Risi­ko um ein Pro­zent.

Was sind das relative und absolute Risiko?

  • Das rela­ti­ve Risi­ko (RR) ist ein Fach­be­griff aus Epi­de­mio­lo­gie. Es gibt das Erkran­kungs­ri­si­ko von Per­so­nen an, die einem Risi­ko­fak­tor aus­ge­setzt bezie­hungs­wei­se nicht aus­ge­setzt sind. So beschrei­ben For­scher die Wahr­schein­lich­keit, eher mit einem bestimm­ten Risi­ko­fak­tor zu erkran­ken als ohne die­sen. Ein rela­ti­ves Risi­ko von 1 bedeu­tet, dass es kei­nen Zusam­men­hang zwi­schen dem Risi­ko­fak­tor (in die­sem Fall Kaf­fee) und der Erkran­kung (in die­sem Fall Pro­sta­ta­krebs) gibt, weil die Neu­erkran­kungs­ra­ten (Inzi­den­zen) gleich groß sind – es gäbe dann kei­nen Unter­schied zwi­schen den Viel-Kaf­fee­trin­kern und Wenig-Trin­kern.
  • Das abso­lu­te Risi­ko ist eine Art Gegen­be­griff zum rela­ti­ven Risi­ko. Es beschreibt, wie groß die Gefahr einer Per­so­nen­grup­pe ist, eine bestimm­te Krank­heit zu ent­wi­ckeln.

 

Kaffee und Prostatakrebs: Zusammenhang weiter entschlüsseln

Unter­schie­de zwi­schen bei­den Grup­pen fan­den die For­scher auch beim lokal begrenz­ten und fort­ge­schrit­te­nen Pro­sta­ta­krebs. Im Ver­gleich zu den Wenig­t­rin­kern hat­ten die Män­ner mit einem hohen Kaf­fee­kon­sum ein sie­ben Pro­zent nied­ri­ge­res Risi­ko für lokal begrenz­ten Pro­sta­ta­krebs. Die Gefahr für einen fort­ge­schrit­te­nen und gefähr­li­chen Pro­sta­ta­krebs war sogar um 12 bis 16 Pro­zent gerin­ger.

„Unse­re Stu­di­en­ergeb­nis­se las­sen ver­mu­ten, dass ein hoher Kaf­fee­kon­sum mit einem nied­ri­ge­ren Risi­ko für Pro­sta­ta­krebs ver­bun­den sein könn­te“, schrei­ben die Stu­di­en­au­toren um Xiao­n­an Chen. Aller­dings müs­se man die Mecha­nis­men dahin­ter und die ver­ant­wort­li­chen akti­ven Kom­po­nen­ten des Kaf­fees noch in wei­te­ren Stu­di­en ent­schlüs­seln. „Wenn es tat­säch­lich einen ursäch­li­chen Zusam­men­hang zwi­schen Kaf­fee­kon­sum und Pro­sta­ta­krebs gibt, soll­ten wir Män­ner dazu ermu­ti­gen, mehr Kaf­fee zu trin­ken, um ihr Pro­sta­ta­krebs­ri­si­ko zu sen­ken“, so die Autoren.

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Kaffee gilt als gesund

Es gibt jedoch eini­ge hand­fes­te bio­lo­gi­sche Grün­de für die Annah­me, dass Kaf­fee das Pro­sta­ta­krebs­ri­si­ko sen­ken könn­te. Kaf­fee ver­bes­sert den Zucker­stoff­wech­sel, besitzt ent­zün­dungs­hem­men­de und anti­oxi­da­ti­ve Effek­te und beein­flusst den Spie­gel der Sexu­al­hor­mo­ne. Und all die­se Fak­to­ren könn­ten die Ent­ste­hung, Ent­wick­lung und das Fort­schrei­ten eines Pro­sta­ta­kreb­ses beein­flus­sen, so die For­scher. Für eine Schutz­wir­kung von Kaf­fee bei Pro­sta­ta­krebs spricht auch, dass eini­ge ande­re Krebs­ar­ten bei Kaf­fee­trin­kern sel­te­ner auf­tre­ten. Dazu gehö­ren zum Bei­spiel Leber‑, Darm- und Brust­krebs.

Der Rat von Krebs­for­schern für den Kaf­fee­kon­sum lau­tet daher: Solan­ge man Kaf­fee nicht kochend heißt trinkt, ist er nicht schäd­lich – und womög­lich sogar ein sehr gesun­des Getränk.

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Außer­dem: Wie zwei Hor­mo­ne, die Ver­wand­schaft, die inne­re Uhr, eine HPV-Infek­ti­on und Unfrucht­bar­keit mit­spie­len könn­ten.

 

Studienergebnisse sind mit „Vorsicht zu genießen“

Den­noch besitzt die neue Stu­die aus eini­ge Ein­schrän­kun­gen, was ihre Aus­sa­ge­kraft angeht. So fan­den man­che For­scher, dass ein hoher Kaf­fee­kon­sum eher ris­kant als schüt­zend sei. Außer­dem berück­sich­tig­ten die Stu­di­en nicht, wel­che Art von Kaf­fee die Män­ner kon­su­mier­ten – es gibt eine gro­ße Viel­falt, von Espres­so über Cap­puc­ci­no bis Lat­te Mac­chia­to. Auch die Art der Zube­rei­tung sowie die Anzahl der kon­su­mier­ten Tas­sen waren in eini­gen Stu­di­en ver­schie­den. Daher sei bei der Inter­pre­ta­ti­on der Stu­di­en­ergeb­nis­sen Vor­sicht gebo­ten, schrei­ben die Wis­sen­schaft­ler.

Posi­tiv ist, dass die Daten aus soge­nann­ten Kohor­ten­stu­di­en stamm­ten. Dabei ermit­tel­ten die For­scher zu Beginn und im wei­te­ren Ver­lauf der Stu­die den Kaf­fee­kon­sum der Pro­ban­den. Sie hiel­ten über den gesam­ten Stu­di­en­reit­raum fest, wer an Pro­sta­ta­krebs erkrank­te und wer nicht. Anders ist es bei soge­nann­ten retro­spek­ti­ven (rück­bli­cken­den) Stu­di­en. Hier ver­glei­chen die For­scher nur im Rück­blick die erkrank­ten und nicht erkrank­ten Stu­di­en­teil­neh­mer. Kohor­ten­stu­di­en gel­ten als zuver­läs­si­ger, weil even­tu­ell fal­sche oder lücken­haf­te Erin­ne­run­gen der Pro­ban­den die Ergeb­nis­se nicht ver­zer­ren.

 

Quellen: