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Risiko für Prostatakrebs: Zwei Hormone spielen mit
11. Dezember 2019 | von Ingrid MüllerZwei Hormone könnten das Risiko für Prostatakrebs klettern lassen: freies Testosteron und das Wachstumshormon IGF-1. Und diese seien Ansatzpunkte, um zukünftig einem Prostatakrebs vorzubeugen, hoffen britische Forscher.
Ärzte kennen schon einige Faktoren, welche das Risiko für Prostatakrebs erhöhen, zum Beispiel das Alter, eine familiäre Vorbelastung oder die ethnische Herkunft. Jetzt kommen womöglich zwei neue Mitspieler hinzu, nämlich das freie Testosteron und der Insulinähnliche Wachstumsfaktor. Auf Englisch heißt dieses Wachstumshormon Insulin-Like-Growth-Factor 1, abgekürzt IGF‑1.
Männer, bei denen zu große Mengen dieser beiden Hormone im Blut kreisen, haben womöglich ein höheres Risiko für Prostatakrebs. Dies ergab eine neue Studie der University of Oxford. Die Ergebnisse stellten die Forscher auf der Krebskonferenz des National Cancer Research Institute (NCRI) 2019 vor.
„Wir haben diese beiden Hormone untersucht, weil schon frühere Studien darauf hindeuteten, dass sie mit Prostatakrebs in Verbindung stehen. Und an diesen beiden Faktoren können wir eventuell ansetzen, um die Gefahr für Prostatakrebs zu senken“, schreiben die Autorinnen Dr. Ruth Travis und Ellie Watts. Weltweit sei das Prostatakarzinom die zweithäufigste Krebsart bei Männern – nach dem Lungenkrebs.
Risikofaktoren für Prostatakrebs Die wichtigsten Risikofaktoren für Prostatakrebs und wie die Gene und Verwandtschaft mitspielen. |
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Risiko für Prostatakrebs aus dem Blut ablesen
An der Studie nahmen mehr als 200.000 Männer teil, die Teil des sogenannten UK Biobank Projects waren. Keiner dieser Männer war zu Beginn der Studie an Prostatakrebs erkrankt oder nahm Hormone ein. Die Männer gaben Blutproben ab, die Forscher im Labor analysierten. Sie bestimmten die Menge des männlichen Geschlechtshormons Testosteron und des IGF‑1. Außerdem errechneten sie die Konzentration des freien Testosterons. Das männliche Sexualhormon ist im Blut überwiegend an Eiweiße gebunden – und damit biologisch inaktiv. Nur zu einem sehr geringen Prozentsatz zirkuliert es frei im Blut und kann dann seine Wirkungen entfalten.
Rund 9.000 Männer gaben zu einem späteren Zeitpunkt eine zweite Blutprobe ab. So wollten die Forscher natürliche Schwankungen des Hormonspiegels herausfinden. Im Schnitt wurden die Männer sechs bis sieben Jahre lang beobachtet. Die Forscher überprüften, ob sie in diesem Zeitraum Prostatakrebs entwickelten. Insgesamt erkrankten mehr als 5.000 Männer an Prostatakrebs und knapp 300 starben an ihrer Krebserkrankung.
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Mehr freies Testosteron und IGF‑1 – erhöhtes Risiko für Prostatakrebs
Die Forscher stellten fest, dass Männer mit höheren Konzentrationen an freiem Testosteron und IGF‑1 eine höhere Wahrscheinlichkeit hatten, die Diagnose Prostatakarzinom zu erhalten. Andere Faktoren, die das Krebsrisiko beeinflussen wie das Körpergewicht, den sozioökonomischen Status oder bestehende Krankheiten wie Diabetes rechneten die Forscher heraus. Konkret sahen die Zahlen dann so aus:
- Für jede Erhöhung von 5 Nanomolen IFG‑1 pro Liter Blut (nmol/l) hatten die Männer ein um neun Prozent höheres Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken.
- Für jede Erhöhung von 50 Picomolen an freiem Testosteron pro Liter Blut (pmol/l), stieg das Risiko für Prostatakrebs um zehn Prozent
Setzten die Forscher die Zahlen zur Gesamtbevölkerung in Beziehung, ergab sich folgendes Bild: Männer mit den höchsten Spiegeln an IGF‑1 haben ein 25 Prozent höheres Risiko für dieser Krebsart als Männer mit den niedrigsten IGF-1-Werten. Und Männer mit den höchsten Spiegeln an freiem Testosteron besitzen ein um 18 Prozent erhöhtes Risiko für Prostatakrebs im Vergleich zu Männern mit den niedrigsten Werten.
"Bislang können wir Männern keine wissenschaftlich fundierten Ratschläge anbieten, wie sie ihr Risiko für Prostatakrebs senken können."
Dr. Ruth Travis und Ellie Watts, University of Oxford
„Beim Schutz vor Prostatakrebs einen Schritt weiter“
Weil die Bluttests schon Jahre vor der Diagnose Prostatakrebs entnommen worden waren, sei es wahrscheinlich, dass die Hormonspiegel zu einem erhöhten Krebsrisiko beitragen – und nicht umgekehrt der Prostatakrebs diese Hormonwerte erhöhe. „Unsere Studie kann uns nicht sagen, warum diese Faktoren mit der Entwicklung von Prostatakrebs verknüpft sind“, erklärt die Studienautorin Travis. „Bekannt ist aber, dass das Testosteron für die normale Funktion und das Wachstum der Prostata eine wichtige Rolle spielt. Und IGF‑1 regt ganz allgemein das Zellwachstum im Körper an“, so Travis weiter.
Möglich sei es, dass diese beiden Hormone andere Faktoren wie die Ernährung, den Lebensstil oder das Körpergewicht mit dem Risiko für Prostatakrebs verknüpften. „Das bringt uns einen Schritt weiter bei den Strategien zum Schutz vor Prostatakrebs“, hofft Travis. Und Hasim Ahmed, Professor für Urologie am Imperial College London, ergänzt: „Die Studienergebnisse zeigen uns, dass es zumindest einige Risikofaktoren für Prostatakrebs gibt, die wir eventuell verändern können.“ Langfristig könnten Ärzte Männern bessere Maßnahmen an die Hand geben, wie sie ihr eigenes Risiko senken.
Prostatakrebs vorbeugen Lesen Sie, mit welchen Maßnahmen Sie eventuell einem Prostatakrebs vorbeugen können. |
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Ohne Testosteron kein Prostatakrebs
Hormone sind ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Prostatakrebs. Allerdings ist es noch unklar, wie sie genau an der Entwicklung dieser Krebsart beteiligt sind. Bekannt ist jedenfalls, dass ohne das männliche Geschlechtshormon Testosteron, das vor allem die Hoden produzieren, kein Prostatakrebs entstehen kann.
Testosteron ist einerseits für die Funktion der Prostata notwendig, fördert aber auch das Wachstum von Prostatakrebszellen. So erkranken Männer, die in jungem Lebensalter vor oder unmittelbar nach der Pubertät einen Hodenverlust erlitten haben, äußerst selten an Prostatakrebs. Der Entzug des Hormons Testosteron ist auch eine wichtige Säule bei der Behandlung von Prostatakrebs.
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