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Nach Prostatakrebs-Diagnose – darum sollte Mann das Rauchen aufhören

15. September 2022 | von Ingrid Müller

Männer, die an Prostatakrebs erkrankt sind, sollten das Rauchen unbedingt sein lassen. Das Qualmen verschlechtert die Prognose und erhöht das Sterberisiko, ergab eine schwedische Studie. Lesen Sie aus diesem Grund die besten Tipps zum Rauchstopp.

Rauchen ist schlecht für die Gesundheit – das ist allgemein bekannt. Nicht nur die Lunge leidet unter dem Qualmen, sondern auch viele andere Organe wie das Herz und die Gefäße. Und das Risiko für bestimmte Krebsarten wie Lungen-, Blasen- oder Zungenkrebs steigt ebenfalls. Gute Gründe also, um das Rauchen sein zu lassen oder am besten gar nicht erst damit anzufangen. 

Besonders Männer mit Prostatakrebs sollten unbedingt die Finger vom Glimmstängel lassen, berichten jetzt schwedische Forschende in einer Studie. Wer an einem Prostatakarzinom erkrankt ist und weiter raucht, erhöht sein Sterberisiko um etwa 20 Prozent. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten sie im Fachmagazin European Urology.

Prostatakrebs

Lesen Sie alles über die Symptome, Ursachen, Behandlungen und Heilungsschancen bei Prostatakrebs.

Prostata Hilfe Deutschland: Grafik einer Krebszelle
(c) Kateryna Kon/Shutterstock

Studie: Rauchgewohnheiten und BMI bei Männern erfasst

Die Forschenden von der Universität Lund analysierten fünf große Bevölkerungsstudien, in die insgesamt 351.448 Männer eingeschlossen waren. Sie wurden ab dem Jahr 1974  über mehrere Jahrzehnte beobachtet. Im Blick hatten die Wissenschaftlerinnen die  Rauchgewohnheiten, über die die Männer selbst Auskunft gaben. Erfasst wurden verschiedenen Kriterien, etwa ob die Männer Raucher waren, wie viel und wie lange sie rauchten und ob ihnen ein Rauchstopp gelungen war. 

Einbezogen in die Analyse wurde auch der Body Mass Index (BMI) der Männer. Er errechnet sich aus folgender Formel: 

Körpergewicht (kg) : Körpergröße (m)²

Der BMI lässt Rückschlüsse darüber zu, ob ein Mann untergewichtig, normalgewichtig, übergewichtig oder fettleibig (adipös) ist. 

Fettleibigkeit

Erhöht die Adipositas das Risiko, an einem aggressiven Prostatakrebs zu erkranken? Dies lässt eine Studie vermuten.

Prostata Hilfe Deutschland: Illustrationsbild Fettleibigkeit - Dicker Mann
Kurhan/Adobe Stock

Prostatakrebs: Rauchen erhöht das Sterberisiko um 20 Prozent

Dann analysierten die Forschenden die Daten hinsichtlich der Häufigkeit des Prostatakrebses und des Sterberisikos. Das Nationale Prostatakrebs-Register lieferte die Daten sowie Informationen zum Tumortyp, den Behandlungen und der Art, wie der Krebs diagnostiziert worden war. Manche Männer hatten Symptome, die auf Prostatakrebs hindeuteten. Andere Männer waren dagegen beschwerdefrei und der Krebs wurde nur durch einen PSA-Test gefunden. Im Beobachtungszeitrum erkrankten gut 24.731 Männer an Prostatakrebs – 4.322 Männer starben an ihrem Prostatakarzinom.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

  • Raucher hatten ein um 20 Prozent höheres Risiko, an ihrem Prostatakrebs zu sterben, als Männer, die niemals in ihrem Leben geraucht hatten.
  • Wer viel und lange rauchte, hatte ebenfalls ein höheres Risiko, seinen Prostatakrebs nicht zu überleben.
  • Auch ein hoher BMI wirkte sich ungünstig aus: Das Sterberisiko für Prostatakrebs stieg weiter an, wenn ein Mann nicht nur rauchte, sondern zugleich unter Übergewicht (BMI 25 bis 30)  oder  Fettleibigkeit (BMI über 30) litt. 
  • Allerdings hatten Raucher der Studie zufolge ein niedrigeres Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Dieser Zusammenhang galt jedoch nur für lokal-begrenzten Prostatakrebs - jene Form, die am häufigsten durch einen asymptomatischen PSA-Test  aufgespürt wird.

Höheres Sterberisiko ist unabhängig vom Tumorstadium

Sylvia Jochems, die Erstautorin der Studie, erklärt das niedrigere Prostatakrebsrisiko bei Rauchern so: „Womöglich unterziehen sich Raucher seltener einem PSA-Test, wenn sie keine Symptome haben.“ Weiter warnt sie: „Raucher haben ein erhöhtes Risiko, an ihrem Prostatakrebs zu sterben – und zwar unabhängig vom Stadium des Tumors bei der Diagnose. Es sind also alle Arten von Prostatakrebs eingeschlossen, vom Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom bis hin zum metastasierten Prostatakrebs.“ Die Aussagekraft der Studie werde aber dadurch eingeschränkt, das der Raucher- oder Nichtraucherstatus nur bei wenigen Männer zum Zeitpunkt der Prostatakrebs-Diagnose bekannt gewesen sei, schreiben die Autoren und Autorinnen.

Die Gründe, warum Raucher mit Prostatakrebs eine ungünstige Prognose haben, seien noch unklar und müssten jetzt erforscht werden, schlussfolgern die Forscherinnen. „Wir müssen mehr darüber wissen, ob das Rauchen oder andere Risikofaktoren für diesen Zusammenhang verantwortlich sind, etwa soziodemografische Faktoren“, erklärt Tanja Stocks von der Lund Universität. „Eine andere wichtige Frage ist, ob sich die Prognose verbessern lässt, wenn man nach der Prostatakrebsdiagnose mit dem Rauchen aufhört“, so Stocks weiter.

Rauchen aufhören – so gelingt der Rauchstopp

Es gibt verschiedenste Hilfsangebote für Menschen, die das Rauchen aufgeben möchten. Suchen Sie sich Unterstützung für den Rauchstopp, falls Sie es nicht alleine schaffen. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) gibt einige Tipps, die Ihnen den Weg zum Nichtrauchen erleichtern:  

Den Rauchstopp vorbereiten:

  • Wählen Sie ein Datum für den Rauchstopp innerhalb der nächsten drei Wochen, am besten eine möglichst stressfreie Zeit.
  • Entsorgen Sie sämtliche Rauchutensilien wie Aschenbecher und Feuerzeuge – und natürlich die Rauchwaren selbst.
  • Verändern Sie ihre Alltagsroutinen – führen Sie sich vor Augen, in welchen Situationen Sie meist rauchen, ohne groß darüber nachzudenken. Entwickeln Sie alternative Handlungs- und Verhaltensweisen.
  • Wann besteht ein hohes Rückfallrisiko? Meiden Sie solche Situationen am besten oder entwickeln Sie einen Handlungsplan, wie sie damit umgehen.
  • Erlernen Sie eine Entspannungstechnik, etwa Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder Yoga. Wer nicht gestresst ist, greift auch nicht so schnell zur Zigarette.

 

Unterstützung suchen:

  • Es gibt die Möglichkeit, sich professionell zur Raucherentwöhnung beraten zu lassen – nutzen Sie das Angebot und finden Sie gemeinsam die Methode heraus, die sich am besten für Sie eignet.
  • Sie können auch Ihre behandelnden Ärzte oder Arztinnen um Rat fragen (Hausarzt, Onkologin, Urologin). 
  • Sagen Sie Ihrem Umfeld, dass Sie den Rauchstopp planen – Familie, Freunde oder Kolleginnen können in schwierigen Phasen Unterstützung bieten.

 

Für Motivation sorgen:

  • Vor allem in den ersten Tagen als Nichtraucher gilt:  Einen großen Bogen um Orte, Menschen und Situationen machen, die Sie zum Rauchen verführen könnten. 
  • Gespartes Geld sammeln – und damit etwas Schönes planen.
  • Vergegenwärtigen Sie sich öfters die positiven Auswirkungen des Rauchstopps.

 

Mit Entzugserscheinungen richtig umgehen:

  • Entzugssymptome wie Unruhe, Reizbarkeit und das Unwohlgefühl gehen meist binnen weniger Minuten vorbei und verschwinden nach zehn Tagen in der Regel ganz. 
  • Beschäftigen Sie Ihre Hände, kauen Sie Kaugummi, trinken Sie Wasser oder essen Sie Karotten- oder Gurkenstücke als Ersatz fürs Rauchen.
  • Sorgen Sie für Ablenkung – gehen Sie eine Runde an die frische Luft, konzentrieren sich auf eine neue Aufgabe oder absolvieren Sie eine Entspannungsübung.

 

Unterstützung durch Medikamente:

  • Lassen Sie sich zu medikamentöse Begleittherapien beim Rauchausstieg beraten.
  • Es gibt Nikotinersatzprodukte wie Kaugummis, Lutschtabletten, Spray oder Pflaster.
  • Wichtig: Sprechen Sie immer ausführlich mit allen behandelnden Ärztinnen und Ärzten.
  • Daneben gibt es verschreibungspflichtige Medikamente gegen die Entzugssymptome entwickelt.

 

Gesund ernähren – viel bewegen:

  • Ernähren Sie sich gesund, ausgewogen, vollwertig und vielfältig, beispielsweise mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten.
  • Zuckerfreien Kaugummis und kalorienarmen Süßigkeiten helfen bei Lust auf Süßes.
  • Gehen Sie regelmäßig an der frischen Luft spazieren - dies vertreibt die Rauchlust und bringt den Kreislauf in Schwung
  • Am besten treiben Sie Sport. Suchen Sie sich eine Sportart, die Sie mögen und körperlich bewältigen können. Gur sind Ausdauersportarten wie Wandern, Schwimmen oder Nordic Walking. Körperliche Aktivität hebt außerdem die Stimmung und sorgt für Entspannung.

 

Quellen: