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Prostatakrebs vorbeugen – die besten Tipps

17. Februar 2022 | von Ingrid Müller
Aktualisiert und medizinisch geprüft am 17.2.2022
Ingrid Müller, Chefredakteurin und Medizinjournalistin

Prostatakrebs vorbeugen – das wünschen sich wohl die meisten Männer. Zwar gibt es keine Maßnahme, die einen 100-prozentigen Krebsschutz verspricht. Ein gesunder Lebensstil kann jedoch das Krebsrisiko mindern. Die besten Tipps!

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern. Kein Wunder also, dass vermutlich die meisten Männer einem Prostatakrebs vorbeugen möchten. Allerdings sind die Ursachen des Prostatakarzinoms noch weitgehend unbekannt. Daher können Männer diesem auch nicht wirklich vorbeugen. ÄRzte und Ärztinnen kennen jedoch einige Risikofaktoren für Prostatakrebs - manche können Sie beeinflussen, andere nicht.

Der wichtigste Risikofaktor für das Prostatakarzinom ist das Alter - und davor kann sich kein Mann schützen. Wie wichtig die zunehmenden Lebensjahre für die Entwicklung von Prostatakrebs sind, veranschaulichen folgende Zahlen aus US-Krebsregistern:

  • Bei Männern unter 30 Jahren ist Prostatakrebs  so gut wie unbekannt
  • In der Altersgruppe der 45- bis 49-Jährigen erkranken rund 17 von 100.000 Männern an Prostatakrebs.
  • Bei den 65- bis 69-Jährigen sind es dagegen 905 Männer.
  • Bei den 70- bis 74 Jährigen trifft der Prostatakrebs knapp 654 Männer von 100.000.
  • Bei den über 85-Jährigen erhalten fast 693 von 100.000 Männer die Diagnose Prostatakrebs.

Auch die Gene spielen beim Prostatakarzinom eine Rolle, und auf diese haben Männer ebenfalls keinen Einfluss. In manchen Familien kommt Prostatakrebs gehäuft vor, oft schon in jungen Jahren. 

Risikofaktoren

Lesen Sie alles über die Ursachen und Risikofaktoren von Prostatakrebs und welche Sie beeinflussen können.

Prostata Hilfe Deutschland: Alter Mann vor Sonnenuntergang
pixel2013/Pixabay.com

Auf gesunden Lebensstil achten

Es gibt jedoch einige Risikofaktoren, an denen Sie selbst ansetzen und einem Prostatakrebs bis zu einem gewissen Maß vorbeugen können. Sie liegen alle in einem gesunden Lebensstil. Einen 100-prozentigen Schutz vor dieser Krebsart gibt es aber selbst dann nicht, wenn Sie alle Tipps beherzigen. 

Die amerikanische Krebsgesellschaft hat einige allgemeine Empfehlungen zur Krebsprävention veröffentlicht. Diese setzen an den Risikofaktoren für Prostatakrebs und anderen Krebsarten an. Wer sie verinnerlicht und in seinem Alltag umsetzt, schützt sich womöglich nicht nur vor einer Krebserkrankung, sondern zusätzlich vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und anderen Krankheiten. Denn oft ist ein ungesunder Lebensstil an diesen Krankheiten mitbeteiligt.

Prostatakrebs vorbeugen: gesundes Gewicht

  • Ein gesundes Körpergewicht halten Sie, indem Sie auf die Balance zwischen Energiezufuhr (Kalorienaufnahme) und körperlicher Aktivität (Kalorienverbrennung) achten.
  • Kalorien sparen Sie ein, wenn Sie auf zu viel Zucker, gesättigte Fettsäuren, Transfette und Alkohol verzichten. Lebensmittel mit diesen Bausteinen sind sehr energiereich, haben also viele Kalorien. Außerdem mangelt es diesen Nahrungsmitteln meist an gesunden Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen. Seien Sie demnach sparsam mit frittierten oder gebratenen Speisen, Keksen, Kuchen, Torten, Süßigkeiten oder Softdrinks (z.B. Eistee, Cola, Limonade).
  • Vermeiden Sie am besten Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas). Und wenn Sie zu viele Kilos mit sich herumschleppen, versuchen Sie, einige Pfunde loszuwerden. Im besten Fall schaffen Sie es anschließend, Ihr Gewicht zu halten und nicht wieder zuzunehmen (JoJo-Effekt!) Das Abnehmen gelingt am besten durch eine gesunde, ausgewogene Ernährung und viel Bewegung oder Sport.

 

Fettleibigkeit

Forscher vermuten, dass die Fetteibigkeit – Adipositas – das Risiko für aggressiven Prostatakrebs erhöhen könnte.

Prostata Hilfe Deutschland: Illustrationsbild Fettleibigkeit - Dicker Mann
Kurhan/Adobe Stock

Mit Bewegung und Sport Prostatakrebs vorbeugen

  • Seien Sie so oft und lange wie möglich körperlich aktiv und treiben Sie Sport! Bewegung gilt nicht nur als guter Krebsschutz, sondern hilft auch, wenn Sie schon an Prostatakrebs erkrankt sind. Empfehlenswert sind mindestens 30 Minuten mäßige bis starke körperliche Aktivität pro Tag. Dazu kommt am besten viel Bewegung im Alltag. Versuchen Sie, an mindestens fünf Tagen pro Woche körperlich aktiv zu sein (am besten an allen Tagen der Woche). Gut sind 45 bis 60 Minuten Training täglich.
  • Mäßige körperliche Anstrengung bedeutet zum Beispiel schnellen Gehen, Tanzen, lockeres, Fahrradfahren, Golfen, Volleyballspielen, Rasenmähen oder einfache Gartenarbeit.
  • Starke körperliche Betätigung beansprucht die Muskeln, beschleunigt den Puls und die Atmung und lässt Sie ins Schwitzen kommen. Auf höhere Drehmomenten bringen Sie Joggen, Laufen, Aerobic, Schwimmen, schnelles Fahrradfahren, Fußballspielen, Squash, Langlauf, Schreinern oder den Garten umgraben.
  • Auch Ihr normaler Alltag sollte „bewegt“ sein: Steigen Sie Treppen statt Fahrstuhl zu fahren; laufen oder radeln Sie zur Arbeit anstatt ins Auto zu steigen. Die Erhöhung der Alltagsaktivität ist übrigens dem Sport gleichwertig.

 

Sport und Bewegung

Lesen Sie, wie Sport und Bewegung einen Krebsschutz bieten können. Außerdem: Sport könnte als “Tumorbremse” wirken.

Prostata Hilfe Deutschland: Illustrationsbild - Jogger auf der Straße
© composita/Pixabay.com

Prostatakrebs vorbeugen durch Ernährung 

Es gibt keine spezielle Ernährung oder sogar Krebsdiät, mit der Sie Prostatakrebs vorbeugen können. Dennoch versorgt eine gesunde Ernährung den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen, macht ihn leistungsfähig, stärkt das Immunsystem und sorgt für mehr Wohlgefühl. Legen Sie den Schwerpunkt Ihrer Ernährung auf pflanzliche Produkte und seien Sie sparsam mit Lebensmitteln tierischen Ursprungs.

Einige Tipps zur Ernährung:

  • Essen Sie täglich verschiedene Obst-und Gemüsesorten (Richtlinie: „fünf am Tag!“). Verzehren Sie mehr Gemüse als Obst, weil einige Früchte viel Zucker und damit Kalorien enthalten. Gemüse wie Gurken, Tomaten, Karotten oder Paprika besitzen nur wenige Kalorien.
  • Soja, Tomaten und Kohl:  In Ländern, in denen die Bevölkerung viele sojareiche Produke konsumiert, kommen Krebsarten wie Prostatakrebs seltener vor. Vermutlich sind die im Soja enthaltenen Isoflavone daran beteiligt. Auch dem Lycopin wird ein gewisser Schutzeffekt zugeschrieben. Er ist vor allem in Tomaten, aber auch in Wassermelonen und Erdbeeren enthalten. 
  • Eventuell entfaltet auch eine Ernährung mit viel Fisch und Olivenöl eine vorbeugende Wirkung – die Studiendaten zu Prostatakrebs sind allerdings bisher nicht eindeutig. 
  • Gemüse- und Gewürzsorten aus der Familie der Kreuzblütler haben einen nachgewiesenen, aber geringen vorbeugenden Effekt bei Prostatakrebs. Dazu gehören Kohlsorten wie Brokkoli, Radieschen, Steckrüben, Rettich, Kresse, Senf oder Raps. Verantwortlich sind wahrscheinlich die enthaltenen Senföle, welche die Teilung von Tumorzellen bremsen.
  • Greifen Sie öfters zu Vollkornprodukten. Diese enthalten mehr Ballaststoffe und sind gesünder als Weißmehlprodukte.
  • Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat rotes Fleisch und bestimmte Wurstsorten als krebserregend eingestuft. Essen Sie deshalb nur wenig Fleischprodukte und rotes Fleisch (Schwein, Rind, Lamm, Ziege, Wild). Besser ist weißes Fleisch wie Pute oder Hähnchen. Essen Sie auch wenig geräucherte und gepökelte Wurstwaren, zum Beispiel Schinken oder Salami.

 

Ernährung

Lesen Sie 10 Tipps, wie eine gesunde Ernährung vor Krebs schützen könnte. Außerdem: Warum es keine “Krebs-Diät” gibt. 

Prostata Hilfe Deutschland - Obst und Gemüse als Krebsschutz
© Sponchia/Pixabay.com

Prostatakrebs vorbeugen: Achtung Alkohol!

Viele Umfragen haben es ans Licht gebracht: Die Deutschen trinken zu viel Alkohol! Doch zu große Mengen an Alkohol schädigen die Gesundheit. Sie fördern verschiedenen Krebsarten, etwa Brust‑, Darm- oder Speiseröhrenkrebs. Reduzieren Sie deshalb besser Ihren Alkoholkonsum und achten Sie auf regelmäßige Alkoholpausen. Männer sollten nicht mehr als 24 Gramm Alkohol pro Tag trinken – das sind etwa zwei alkoholische Drinks. Zwölf Gramm Alkohol nehmen Sie auf, wenn Sie:

  • 0,33 Liter Bier
  • 4cl Schnaps
  • 14cl Wein/Sekt oder
  • 7cl Likör/Aperitif trinken.

Die meisten Männer in Deutschland bechern jedoch deutlich mehr als diese empfohlenen Mengen (Frauen übrigens auch, für sie gilt nur die Hälfte, also zwölf Gramm Alkohol täglich).

Mit Medikamenten Prostatakrebs vorbeugen?

Die Vorstellung, mit einem Medikament Prostatakrebs vorbeugen zu können, klingt verlockend. Tatsächlich haben Forscher eine Wirkstoffgruppe entdeckt, die schützende Wirkung entfalten könnte: die sogenannten 5‑alpha-Reduktase-Hemmer. Wirkstoffe aus dieser Gruppe setzen Ärzte gegen die gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) und zum Teil gegen erblich bedingten Haarausfall (androgenetische Alopezie) ein.

Diese Arzneien verhindern, dass sich das männliche Geschlechtshormon Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt. Das DHT begünstigt den erblich bedingten Haarausfall und die gutartige Prostatavergrößerung.

Eine Studie ergab, dass der Wirkstoff Finasterid den PSA-Wert senken und Prostatakrebs vorbeugen kann. Finasterid zählt zur Gruppe der 5‑alpha-Reduktase-Hemmer Typ-II. Bei Männern, die dieses Medikament einnahmen, fanden Forscher weniger häufig Prostatakrebs sowie Krebsvorstufen. Auch für den Wirkstoff Dutasterid ließen sich in einer zweiten Studie ähnliche schützende Effekte nachweisen. Dieser 5‑alpha-Reduktase-Hemmer ist nur für die gutartige Prostatavergrößerung zugelassen.

Doch die Schutzwirkung von Finasterid und Dutasterid beschränkte sich nur auf Tumoren mit einem günstigen Gleason-Score. Dieser ist ein Maß für die Aggressivität und die Wachstumsgeschwindigkeit der Krebszellen. Gleichzeitig entdeckten die Forscher in beiden Studien vermehrt “high-grade” Karzinome der Prostata mit einem Gleason-Score von 8 bis 10.

Achtung! In Deutschland sind 5‑alpha-Reduktase-Hemmer nicht zur Vorbeugung von Prostatakrebs zugelassen! Außerdem sei es zu bedenken, dass es sich bei den potenziellen Anwendern um gesunde, beschwerdefreie Männer handele, betonen Experten und Expertinnen. Wie jedes Medikament haben diese Arzneien außerdem nicht unerhebliche Nebenwirkungen.

Fazit: Einen sicheren Krebsschutz gibt es nicht. Wohl aber können Männer durch einen gesunden Lebensstil Prostatakrebs vorbeugen, jedenfalls bis zu einem gewissen Maß. Auch die Früherkennung ist wichtig, weil sich bösartige Tumoren in der Prostata oft in frühem Stadium entdecken lassen.

Quellen: