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Prostatakrebs – Sport als „Tumor-Bremse“?

02. November 2021 | von Ingrid Müller

Männer mit Prostatakrebs profitieren von Sport, wie schon viele Studien gezeigt haben. Eine Untersuchung legt jetzt nahe, dass bestimmte Eiweiße aus der Muskulatur den Prostatakrebs bremsten könnten.

Sport ist ganz allgemein gut für die Gesundheit und die Psyche. Bewegung stärkt zum Beispiel die Muskeln, Knochen und das Herz-Kreislauf-System. Auch die Stimmung und das Wohlbefinden verbessern sich bei regelmäßiger körperlicher Aktivität. Sport kann aber vielleicht noch viel mehr, wie Forscher und Forscherinnen von der Edith Cowan University (ECU) jetzt in einer neuen Studie bestätigt haben: Körperliches Training scheint ein Schlüssel im Kampf gegen Prostatakrebs zu sein und könnte den Tumor in seine Schranken verweisen. „Vergessen Sie die Bettruhe“, schreiben die Forschenden.

Interview

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Prostatakrebs wächst langsamer dank Sport

In ihrer Studie untersuchten sie,  wie sich sportliche Aktivität bei Männern mit Prostatakrebs genau auswirkt. Das Training veranlasst die Muskeln, bestimmte Eiweiße ins Blut freizusetzen, die sogenannten Myokine. Und diese können das Tumorwachstum unterdrücken und sogar dabei mithelfen, Krebszellen zu bekämpfen. 

An der Untersuchung nahmen übergewichtige Männer teil, die an Prostatakrebs erkrankt waren. Alle unterzogen sich einer Hormontherapie. Sie absolvierte zwölf Wochen lang ein regelmäßiges körperliches Training. Vor dem Beginn und nach dem Abschluss des Sportprogramms entnahm das Forscherteam jeweils Blutproben. „Binnen drei Monaten stiegen die Spiegel an Myokinen“, erklärt Prof. Robert Newton. 

Die Blutproben brachten die Forscher dann im Labor mit Prostatakrebszellen zusammen. „Wir haben eine deutliche Unterdrückung des Tumorwachstums beobachtet – und zwar bei der Blutprobe, die wir nach dem Training entnommen haben“, so Newton weiter. „Dies deutet darauf hin, dass regelmäßige körperliche Aktivität im Körper eine Umgebung schafft, in der das Wachstum von Krebszellen unterdrückt wird.“ Dies könne erklären helfen, warum der Prostatakrebs bei körperlich aktiven Männern langsamer fortschreitet.

Was sind Myokine?

Myokine sind Botenstoffe, die der Körper vermehrt bei intensiver Muskelbeanspruchung ausschüttet. Sie stoppen beispielsweise Entzündungen und regulieren die Immunabwehr. Der Name leitet sich aus dem griechischen ab: „Mys“ bedeutet Muskel und „kinema“ steht für Bewegung. Myokine gehören zur Gruppe der Interleukine. Gut erforscht sind zum Beispiel die Interleukine IL-6, IL-8 und IL-15.

 

Schlagkräftiges Team: Myokine und Immunzellen

Allerdings seien Myokine selbst nicht in der Lage, die Krebszellen abzutöten. Sie signalisierten den Tumorzellen höchstens, dass sie langsamer wachsen oder ihr Wachstum einstellen sollten, erklärt Jin-Soo Kim, der Leiter der Studie. Vielleicht bildeten die Myokine mit anderen Zellen im Blut ein schlagkräftiges Team, um den Krebs aktiv zu bekämpfen, vermutet er. „Sie signalisieren den Immunzellen – den T-Zellen – dass sie die Krebszellen attackieren und abtöten sollen“, vermutet Kim.

Sport könnte eine wirksame Unterstützung für andere Krebsbehandlungen sein, zum Beispiel der Hormontherapie. Denn der Hormonentzug hat einige unerwünschte Wirkungen, etwa einen Verlust von Muskelmasse und eine Zunahme der Fettmasse des Körpers. Für die Gesundheit und den Verlauf der Krebserkrankung kann dies ungünstig sein. Während des körperlichen Trainings verloren alle Männer Fett, aber keine Muskelmasse. 

Zwar hatten an der Untersuchung nur Männer mit Prostatakrebs teigenommenl, der häufigsten Krebsart bei Männern. Allerdings könnten die Studienergebnisse womöglich eine noch größere Relevanz haben. „Wir glauben, dass dieser Mechanismus auf alle Krebsarten übertragbar ist“, sagt Newton. 

 

Sport liefert „Anti-Krebs-Medizin“ von innen

Das Forscherteam führt derzeit noch eine weitere Studie mit Männern durch, die an fortgeschrittenem Prostatakrebs erkrankt sind. Sie absolvieren ein sechsmonatiges Sportprogramm. Auch wenn die endgültigen Ergebnisse noch ausstehen – die ersten Erkenntnisse seien vielversprechend gewesen, so Newton. Diese Männer seien schwer krank, litten unter vielen Nebenwirkungen der Krebstherapien und fühlten sich oft unwohl. „Sie können aber noch eine ‚Anti-Krebs-Medizin‘ von innen heraus produzieren. Das ist vielleicht mit ein Grund, warum die Männer ihrer Krebserkrankung nicht so schnell erliegen, wenn sie körperlich aktiv sind“, erklärt Newton. 

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Sport bei Prostatakrebs – allgemeine Tipps

Männer mit Prostatakrebs sollten einige Tipps beachten, bevor sie das Training aufnehmen:

  • Lassen Sie sich vor dem Beginn der sportlichen Aktivität von einem Arzt oder einer Ärztin untersuchen. Sie sagen Ihnen, wie stark Sie sich belasten dürfen. Außerdem  können sie Ihnen individuelle Trainingsempfehlungen geben, die an Ihre Leistungsfähigkeit angepasst sind.
  • Meist beginnt die Bewegungstherapie schon während der Rehabilitation. Zuhause können Sie dann weiter trainieren oder sich einer Sportgruppe anschließen.
  • Überfordern Sie sich nicht, sondern halten Sie Maß beim Sport – es geht nicht um den Leistungsgedanken, Sieg oder gar Medaillen.
  • Akzeptieren Sie, wenn Sie noch nicht wieder so fit und leistungsfähig sind wie vor Ihrer Krebserkrankung. Gönnen Sie sich Pausen zwischendurch.
  • Beginnen Sie langsam mit dem Sport. Gehen Sie vielleicht anfangs regelmäßig spazieren und fahren Sie eine Runde Fahrrad. Suchen Sie sich eventuell sportliche Mitstreiter, mit denen es oft mehr Spaß macht.
  • Steigern Sie die körperliche Aktivität schrittweise, wenn sie Ihnen gut tut. So finden Sie heraus, was Sie sich zumuten können.

 

Quellen: