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Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin – was kann sie?

07. August 2022 | von Andrea Czygan

Die Künstliche Intelligenz (KI) macht ermöglicht rasante Fortschritte in der Medizin. Wir sprachen mit Prof. Martin Haimerl über den Einsatz von KI in der Diagnostik und Therapie von Prostatakrebs. Interview von Andrea Czygan.

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Herr Prof. Haimerl, wo könnte die Künstliche Intelligenz im Bereich von Prostatakrebs sinnvoll sein?

Grundsätzlich ist es so, dass die Diagnostik bei den KI-Systemen sehr stark im Vordergrund steht. Man kann die Szenarien relativ gut abgrenzen. Natürlich gibt es auch die Frage, ob wir unsere Erkenntnisse auf die Therapien übertragen und diese eines Tages besser machen oder sogar individuell gestalten können. Was ist die beste Operationstechnik oder Medikation für einen Patienten? So kommen wir Schritt für Schritt zu einer individualisierten Medizin.

Wird es irgendwann einen Dr. Google oder Dr. KI geben?

Ich denke, wir werden das diskutieren müssen. Dr. Google haben wir eigentlich heutzutage schon. Die Leute gehen dorthin und schlagen nach. Natürlich müssen wir immer fragen, wie verlässlich sind die Informationen? Im Grunde müssen wir das bei der KI auch immer fragen, wie valide diese sind. 

Deshalb haben wir bei Medizinprodukten auch immer gewisse Hürden dabei. Wir müssen die Balance finden zwischen der Innovation auf der einen Seite und der Nachhaltigkeit der Systeme auf der anderen Seite. Gerade bei individualisierten Verfahren ist dies eine große Herausforderung. Wir müssen nachweisen, dass die KI für den einzelnen Fall eine Verbesserung bedeutet. Wenn ein Patient ein Problem hat, könnte er sagen, die KI hat mich falsch behandelt und ich habe jetzt den Schaden daraus. 

Künstliche Intelligenz

Lesen Sie, wie die KI Prostatakrebs sicher diagnostizieren kann.

Prostata Hilfe Deutschland: Illustrationsbild Künstliche Intelligenz - virtuelles Gesicht mit Zahlen und technischem Hintergrund
© monsitj/iStock

Bei KI hatte ich bisher die Vorstellung wie bei Luke Skywalker, dem die KI einen Unterarm anpflanzt. Meinen Sie, die KI führt dorthin?

Also davon sind wir noch ein ganzes Stück weit entfernt. Ich bin ein Freund davon, die KI als Werkzeug zu sehen. Wir haben auch in unserer Historie schon immer technische Hilfsmittel genommen, die unsere menschlichen Fähigkeiten übersteigen. Nehmen Sie zum Beispiel den Hammer. Allein mit der Hand hätten wir keinen Nagel einschlagen können, aber mit dem Hammer können wir das. Ich glaube, dafür ist auch die KI da. Wir haben komplexe Datenmengen, und wenn wir diese nutzen, um bestimmte Behandlungen besser zu machen, dann sind wir auf dem richtigen Weg. 

Vortrag von Prof. Martin Haimerl über den Einsatz von KI in der Medizin – zum Nachlesen:

Was Sie ansprechen, ist ja die Frage, ob sich die KI verselbstständigen kann. Hier brauchen wir Kontrollmechanismen, dass genau dies nicht passieren kann. Die Diskussion, ob die KI so intelligent werden kann wie ein Mensch, wird offen geführt. Es gibt Leute, die große Befürworter davon sind, und es gibt Skeptiker. Die Zukunft wird es zeigen, wo wir hinkommen. 

Es geht nicht nur um Intelligenz, gerade im Bereich der Medizin. Wo ist die Grenze der KI und wo ist der Mensch als Arzt immer noch nötig?

In der aktuellen Phase brauchen wir den Menschen sehr stark, weil es komplexe Situationen sind. Die KI kann immer nur auf bestimmte Situationen trainiert werden. Wir werden im klinischen Umfeld immer Spezialsituationen haben und jeden Menschen einzeln betrachten müssen. Wenn man KI als Werkzeug begreift wie eine bildgebende Diagnostik, die dem Arzt helfen kann, die Diagnostik oder Therapie besser zu machen, dann sind wir dabei. Die Entscheidungshoheit sollte jedoch der Arzt haben, weil er ein komplexeres Wissen hat und die individuelle Situation besser einschätzen kann. 

Künstliche Intelligenz (KI)

KI kann Radiologen bei der Diagnostik von Prostatakrebs unterstützen. Die digitalen Assistenten schneiden ähnlich gut ab, wenn sie MRT-Bilder auswerten sollen.

Prostata Hilfe Deutschland: Künstliche Intelligenz diagnostiziert Prostatakrebs
© geralt/Pixabay.com

Wichtig in dem Zusammenhang ist, dass er versteht, was die KI macht und wie die Entscheidung zustande kommt. Er muss es auch an den Patienten kommunizieren. Die Hauptaufgabe des Arztes wird in Zukunft sein, sich wieder stärker darauf zu fokussieren, wie er mit dem Patienten interagiert und kommuniziert. Das sollte einen Arzt ja eigentlich auch ausmachen. 

Ich bin froh, dass KI und Mensch im besten Fall zusammenarbeiten. 

So soll es definitiv sein!