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Prostatakrebs: Hilft ein Anti-Pilz-Medikament?
23. August 2021 | von Ingrid MüllerEin bereits zugelassenes Pilzmedikament könnte ein neuer Therapieansatz bei Prostatakrebs sein. In einer Studie ließ das Anti-Pilz-Mittel Krebszellen absterben und bremste das Tumorwachstum.
Bei Prostatakrebs haben Ärztinnen und Ärzte verschiedene Behandlungsstrategien zur Verfügung – je nach Art, Größe, Aggressivität und Ausbreitung des Prostatatumors. Sie reichen von aktiver Überwachung über fokale (örtliche) Therapien bis hin zur radikalen Prostatektomie, Chemotherapie und Bestrahlung. Alle Behandlungen haben zum Ziel, Krebszellen in der Prostata zu bekämpfen und ihre Ausbreitung in andere Organe und Gewebe zu verhindern. Auch ein fortgeschrittener Prostatakrebs lässt sich mit den richtigen Therapien oft noch lange aufhalten.
Krebsbehandlungen Erfahren Sie alle Behandlungen bei Prostatakrebs im Überblick! |
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Forschende aus Würzburg und Heidelberg haben jetzt einen neuen Behandlungsansatz für Prostatakrebs entdeckt – nämlich ein Medikament, das schon länger als Anti-Pilz-Mittel bei Pilzinfektionen zum Einsatz kommt. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten sie in der August-Ausgabe des renommierten Fachmagazins Nature Communications.
Anti-Pilz-Medikament tötet bösartige Tumorzellen ab
In der Medizin kommt es nicht so selten vor, dass Forscher ein bereits für ein anderes Krankheitsbild zugelassenes Medikament bei weiteren Erkrankungen auf seine Wirksamkeit testen. Manchmal lassen sich mehrere, oft sehr verschiedene Krankheiten mit dem gleichen Medikament behandeln.
Forschende von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg, vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) und vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg haben jetzt eine solche Arznei gefunden: den Wirkstoff Terbinafin. Er geht nicht nur Pilzen an den Kragen, sondern könnte womöglich auch bei Prostatakrebs helfen.
Prostatakrebszellen: Terbinafin blockiert spezielles Enzym
In ihrer Studie wiesen die Forschenden nach, dass bösartige Prostatatumoren große Mengen des Enzyms Squalen Epoxidase (SQLE) bilden. Enzyme sind ganz allgemein „Biokatalysatoren“, die Stoffwechselprozesse beschleunigen. Normalerweise benötigten die Zellen das Enzym SQLE, um Cholesterin aufzubauen. Allerdings, so fanden die Wissenschaftlerinnen heraus, fördert es offenbar auch das Wachstum von Prostatakrebszellen. Die Idee war daher, dieses Enzym im Tierversuch an Mäusen auszuschalten. Und dafür setzten sie den Wirkstoff Terbinafin ein. Das Medikament kommt bei der Behandlung von Pilzinfektionen zum Einsatz, weil es die Funktion von SQLE blockiert.
Die Forscher pflanzten den Mäusen menschliche Prostatakrebszellen ein. Nachdem sie ihnen Terbinafin verabreicht hatten, starben die bösartigen Tumorzellen ab und das Tumorwachstum wurde gebremst. Außerdem testeten sie das Anti-Pilz-Mittel bei Männer mit Prostatakrebs.
Die Forscherinnen konnten zeigen, dass die Blockade des SQLE den PSA-Wert sinken ließ. Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist ein Eiweiß, das sich im Blut nachweisen lässt. Ärzte nutzen den PSA-Wert als Marker in der Früherkennung von Prostatakrebs, aber auch um das Fortschreiten der Krebserkrankung aufzudecken.
„Wirkprinzip von Terbinafin weiterentwickeln“
„Unsere Studie hat gezeigt, dass SQLE eine neuartige Zielstruktur für die Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs sein könnte und dass Hemmstoffe von SQLE in klinischen Studien genauer untersucht werden sollten“, erklärt Prof. Almut Schulze vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).
Und Dr. Charis Kalogirou, Oberarzt und Erstautor der Studie vom Universitätsklinikum Würzburg ergänzt: „Eine Weiterentwicklung des Wirkprinzips von Terbinafin könnte eine neue Therapie für Patienten mit fortgeschrittenen Prostatakarzinomen darstellen.“ Eine solche „Umnutzung“ von bereits existierenden Medikamenten habe große Vorteile, da ihre Wirkung und Sicherheitsprofile schon bekannt seien.
In einem nächsten Schritt wollen die Forscher ihre Studienergebnisse an einer größeren Gruppe von Prostatakrebs-Patienten testen. „Daher prüfen wir gerade die Möglichkeiten für eine klinische Studie“, so Schulze.
Quellen:
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