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Kann die Mediterrane Diät Prostatakrebs bremsen?

01. März 2021 | von Ingrid Müller

Die Mediterrane Diät oder Mittelmeer-Diät soll viele positive Effekte auf die Gesundheit besitzen. US-Forscher fanden jetzt in einer Studie heraus, dass diese Ernährungsweise vielleicht auch den Prostatakrebs aufhalten kann. 

Die Mediterrane Diät gilt schon länger als besonders gesund. Sie soll zum Beispiel Entzündungen dämpfen und erhöhte Blutfette senken. Die Mittelmeer-Diät setzt vor allem auf pflanzliche Fette wie Olivenöl, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, frisches Obst, Gemüse, Kräuter, Gewürze und Fisch. Sparsamkeit ist bei der dagegen bei Fleisch, gesättigten Fettsäuren wie Butter und Alkohol angesagt.

Forscher vom The University of Texas MD Anderson Cancer Center zeigten jetzt, dass auch Männer mit Prostatakrebs von der Mediterranen Diät profitieren könnten. In einer Studie senkte diese Ernährungsweise das Risiko, dass der Tumor weiter fortschritt. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung veröffentlichten Sie im renommierten Fachmagazin Cancer der Amerikanischen Krebsgesellschaft. 

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Wie mediterran ernähren sich Männer?

An der Studie nahmen 410 Männer teil, die im Durchschnitt 64 Jahre alt waren. Sie litten unter lokalem Prostatakrebs, der wenig aggressiv war (Gleason Score 1 oder 2). Alle unterzogen sich alle einer aktiven Überwachung – einer Strategie, bei der Ärzte den bösartigen Tumor in der Prostata regelmäßig kontrollieren. Sie behandeln ihn erst, wenn er weiter wächst. Alle sechs Monate untersuchten die Ärzte ihre Patienten und bestimmten zudem den PSA-Wert sowie das Testosteron. Die Forscher wollten herausfinden, ob sich die Mediterrane Diät auf das Fortschreiten des Prostatakrebses auswirkte. 

Die Männer füllten vor dem Beginn der Studie einen umfassenden Fragebogen mit 170 Fragen zu ihrer Ernährungsweise aus. Anhand von neun verschiedenen Nahrungsmittelgruppen vergaben die Forscher bestimmte Punktzahlen. Dann teilten sie die Männer in drei Gruppen ein – abhängig davon, ob sie sich stark, moderat oder kaum mediterran ernährten. 

Mediterrane Ernährung kann Prostatakrebs aufhalten

Die Forscher fanden eine deutliche Verbindung zwischen der Mediterranen Ernährung und dem Fortschreiten des Prostatakrebses. Männer, die den Schlüsselprinzipien dieser Ernährungsweise eng folgten, hatten ein niedrigeres Risiko, dass sich ihr Prostatakrebs weiter entwickelte. 

Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 36 Monate stellten sie fest: Jeder Punkt mehr auf der Skala der Mittelmeer-Diät bedeutete ein zwölf Prozent niedrigeres Risiko, dass der Prostatakrebs weiter wuchs. Wer sich also mediterran ernährte und mehr Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreideprodukte und Fisch verzehrte, fuhr im Verlauf seiner Erkrankung besser. Diese Männer konnten den Zeitpunkt hinauszögern, an dem sie die aktive Überwachung beenden mussten und eine Behandlung notwendig war. 

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„Männer mit Prostatakrebs haben meist eine hohe Motivation, den Verlauf ihrer Erkrankung selbst positiv zu beeinflussen und ihre Lebensqualität zu verbessern“, sagt der Urologe Justin Gregg, der Hauptautor der Studie. Und in der Ernährung könnte eine einfache und wirksame Möglichkeit liegen. „Die mediterrane Diät kommt ohne Operation aus und ist gut für die gesamte Gesundheit. Und wie unsere Studie gezeigt hat, besitzt sie zudem das Potenzial, das Fortschreiten des Prostatakrebses zu beeinflussen“, so Gregg weiter. 

Mediterrane Ernährung: Studie besitzt einige Einschränkungen

Carrie Daniel-MacDougall, Senior-Autorin der Studie, erklärt: „Der Mediterranen Diät wurde schon länger zugeschrieben, dass sie das Risiko für Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Sterblichkeit senken kann. Diese Studie mit Männern, die an frühem Prostatakrebs erkrankt sind, bringt uns einen Schritt näher an evidenzbasierte Ernährungsempfehlungen, um den Verlauf des Krebses positiv beeinflussen. Die Ernährung ist das Thema, bei dem viele Patienten und ihre Familien Fragen haben.“

Dennoch besitzt die Studie einige Einschränkungen, wie die Autoren einräumen. Die Aussagekraft ist zum Beispiel dadurch vermindert, dass alle teilnehmenden Männer einen Prostatakrebs mit niedrigem Risiko hatten. Nur bei 76 Männern war der Krebs im Zeitraum der Beobachtung fortgeschritten. Die Forscher wollen daher jetzt weitere Studien mit verschiedenen Patientengruppen und Männern mit einem Hochrisiko-Prostatakrebs durchführen.

„Unsere Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine Ernährungsweise, die reich an pflanzlichen Lebensmitteln, Fisch und einfach-ungesättigten Fettsäuren für Männer mit frühem, lokal begrenztem Prostatakrebs günstig sein könnte, fasst Gregg zusammen. „Wir hoffen, dass dies Männer zu einem gesunden Lebensstil ermutigt.“ 

So gesund die Mediterrane Ernährung auch sein mag - die kürzlich veröffentlichte MEAL-Studie kam zu dem Schluss, dass eine gesunde Ernährung den Prostatakrebs nicht bremsen kann. Dennoch sollten Männer nicht einfach essen, was sie wollten, so das Fazit der Forscher.

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So funktioniert die Mediterrane Diät 

Die Mediterrane Diät hat nichts mit einer Diät zu tun, bei der Sie Kalorien einsparen und abnehmen möchten. Vielmehr ist es eine Ernährungsweise für jeden Tag. Bei der Mittelmeer-Diät stehen manche Lebensmittel öfters auf dem Speiseplan als andere. 

Reichlich essen können Sie zum Beispiel:

  • Obst und Gemüse: Als Faustregel gilt nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): 5 am Tag! Eine Portion entspricht dabei ungefähr jener Menge, die in eine Hand passt. Es gibt eine große Vielfalt an Obst- und Gemüsesorten für jeden Geschmack – von Tomaten, Paprika und Kohlsorten bis hin zu Zitrusfrüchten, Beeren oder Kiwis.
  • Getreideprodukte: Beispiele sind Vollkornbrot, Vollkornnudeln, Vollkornreis oder Kartoffeln. Auch Couscous, Bulgur oder Polenta sind Teile der Mediterranen Küche.
  • Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen, Kichererbsen und Bohnen
  • Nüsse, etwa Walnüsse, Erdnüsse, Cashewnüsse, Paranüsse, Mandeln, Pistazien
  • Samen wie Leinsamen, Quinoa, Chia, Sesam, Sonnenblumen- oder Kürbiskerne
  • Frische Kräuter wie Petersilie, Basilikum, Schnittlauch, Oregano, Rosmarin, Thymian (auch getrocknete Kräuter gelten als gesund), Knoblauch. Wenn Sie viele frische Kräuter verwenden, können Sie außerdem Salz einsparen – dieses gilt als „Blutdrucktreiber“.
  • Seefisch wie Hering, Lachs, Makrele, Kabeljau, Forelle
  • Weißes Fleisch – Geflügel wie Hähnchen, Pute, Truthahn
  • Olivenöl – für alle Einsatzzwecke, etwa für den Salat oder zum Kochen. Olivenöl ist die Hauptquelle für Fett in der Mediterranen Küche.

In Maßen konsumieren sollten Sie:

  • Milchprodukte, etwa Joghurt, Hartkäse und Mozzarella
  • Eier
  • Rotwein – am besten nur zu den Mahlzeiten. Rotwein enthält zwar viele Polyphenole, die zu den sekundären Pflanzenstoffen zählen. Allerdings sollten Sie auch beim Rotwein maßvoll sein. Für Frauen gilt ein Richtwert von 10 Gramm Alkohol pro Tag. Bei den Männer darf es doppelt so viel sein: 20 Gramm Alkohol pro Tag – dies entspricht ungefähr einem halben Liter Bier.

Seltener auf den Teller kommen diese Lebensmittel:

  • Rotes Fleisch, zum Beispiel Rind, Schwein, Lamm oder Wild
  • Wurstwaren aller Art

 

Wie schützt die Mediterrane Diät

Welche einzelnen Inhaltsstoffe der Mediterranen Diät sich positiv auf die Gesundheit auswirken, ist noch nicht genau bekannt. Vermutlich spielen mehrere Substanzen zusammen und entfalten die Schutzwirkung gemeinsam. Kombinieren Sie daher immer viele verschiedene Lebensmittel miteinander und achten Sie darauf, sich nicht einseitig zu ernähren. Viele Nahrungsmittel der Mediterranen Diät sind reich an Kohlenhydraten, Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen. Kaum enthalten sind ungünstige Fette (gesättigte Fettsäuren), die in höheren Mengen in vielen tierischen Produkten stecken. 

 

Quellen: