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Aktive Überwachung bei Prostatakrebs: Sport vertreibt die Angst!
21. April 2022 | von Ingrid MüllerDie aktive Überwachung bei Prostatakrebs jagt vielen Männern Angst ein. Sie fürchten, dem Prostatakrebs ohne Behandlung zu wenig Paroli zu bieten. Doch ein hochintensives Intervalltraining (HIIT) kann diese Ängste vertreiben, ergab eine Studie.
Die aktive Überwachung oder active surveillance ist eine schonende Therapiestrategie bei Prostatakrebs. Dabei beobachten Ärztinnen und Ärzte den Prostatakrebs zunächst nur und behandeln ihn nicht. Erst wenn der bösartige Tumor in der Prostata weiter wächst und sich ausbreitet, beginnen sie mit der Therapie, zum Beispiel einer Operation (radikale Prostatektomie) oder Strahlentherapie. Die aktive Überwachung kommt für Männer mit einem Niedrig-Risiko-Prostatakrebs in Frage, der lokal begrenzt und wenig aggressiv ist. Das Ziel der active surveillance ist immer noch die Heilung des Prostatakarzinoms.
Aktive Überwachung – so funktioniert sie |
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Aktive Überwachung: Sport gegen die Angst
Doch die aktive Überwachung jagt etlichen Männern Angst ein. Dass der bösartige Tumor in der Prostata immer noch vorhanden ist und sie mit den Krebszellen in ihrem Körper leben sollen, empfinden viele als „tickende Zeitbombe“, die jederzeit explodieren kann. Diese Angst schlägt sich oft auch in einer verminderten Lebensqualität nieder. Manchen Männern ist daher der Gedanke angenehmer, den Prostatakrebs schnell auf andere Weise zu erledigen.
Aus Studien ist bekannt, dass die Angst für viele Männer die Triebkraft ist, um die aktive Überwachung abzubrechen. Sie unterziehen sich einer Prostatakrebstherapie, obwohl der Krebs gar nicht weiter gewachsen ist. Die Behandlung wäre somit gar nicht nötig gewesen und sie ist oft einschneidenden Nebenwirkungen verbunden.
Eine neue Studie fand jetzt heraus, dass Sport ein gutes Mittel sein kann, um diese Angst und Furcht vor dem Fortschreiten des Prostatakrebses zu vertreiben. „Ein hochintensives Intervalltraining (HIIT) verbesserte die körperliche und mentale Fitness von Männern, die sich für die aktive Überwachung entschieden hatten“, erklärt Kerry S. Courneya, der Seniorautor der Studie von der University of Alberta in Edmonton, Canada. Die Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden im renommierten Fachblatt The Journal of Urology der American Urology Association (AUA).
HITT macht nicht nur körperlich fitter
Die Forschenden werteten weitere Daten der sogenannten ERASE-Studie aus, deren erste Ergebnisse sie bereits im letzten Jahr veröffentlicht hatten. Untersucht wurden zwei Gruppen von Männern: Die einen absolvierten ein hochintensives Intervalltraining (HIIT) über zwölf Wochen unter der Anleitung von Sportspezialisten, während die anderen kein spezielles Sportprogramm durchliefen. Ihr Prostatakrebs wurde nur - wie üblich bei der aktiven Überwachung - in bestimmten Zeitabständen kontrolliert. Ein wichtiges Ergebnis der Studie war, dass das HIIT die Herz-Kreislauf-Fitness entscheidend verbessern und die PSA-Spiegel senken konnte.
Jetzt wollten die Forschenden wissen, ob das HIIT auch ein Mittel gegen die Angst während der aktiven Überwachung sein könnte. Dafür analysierte sie die Daten von 50 Männer – 25 hatten am HIIT teilgenommen, die anderen 25 hatten keinen Sport nach Anleitung getrieben.
Die Männer beantworteten verschiedene Fragen vor und nach dem Sportprogramm, um die möglichen Effekte der körperlichen Aktivität zu erfassen. Auch die sportlich Inaktiven beantworteten diese Fragen. Zum Einsatz kamen folgende standardisierte Fragebögen, die Rückschlüsse auf die Angst und Lebensqualität zulassen:
- Memorial Anxiety Scale for Prostate Cancer – um das Ausmaß der Angst zu messen
- Fear of Cancer Recurrence Inventory – um die Furcht vor dem Fortschreiten des Prostatakrebses zu bestimmen
- Expanded Prostate Cancer Index Composite – um die Prostatakrebssymptome zu erfassen
- European Organization for Research and Treatment of Cancer Quality of Life Questionnaire Core – um Rückschlüsse auf die Lebensqualität und die psychische Gesundheit (beispielsweise Fatigue, Stress, Selbstbewusstsein) zu ziehen
HIIT lindert die Angst während der aktiven Überwachung
Die Analyse der Daten zeigte, dass HIIT nicht nur die körperliche, sondern auch die seelische Gesundheit verbessern und die Krebsangst lindern konnte. Zwar nur in geringem Ausmaß, aber dennoch statistisch signifikant. Auf einer Skala mit 54 Punkten hatten die sportlichen Männer drei „Angstpunkte“ weniger. Größer waren die Unterschiede, wenn es um die Furcht vor dem Fortschreiten des Prostatakrebses ging: Hier hatten Männer, die das HIIT-Programm absolviert hatten, auf einer 12-Punkte-Skala zwei Punkte weniger.
Zusätzlich verbesserten sich bei den körperlich aktiven Männern andere Symptome, etwa der Mangel an Energie, depressive Verstimmungen oder Veränderungen des Körpergewichts. Auch der Stress und die Fatigue nahmen ab, während das Selbstwertgefühl stieg.
„Sportliche Interventionen zur Reduktion der Angst und Furcht vor dem Fortschreiten des Prostatakrebses könnten die Lebensqualität verbessern. Unsere Studienergebnisse könnte besonders für jene Männer interessant sein, die sich für eine radikale Krebsbehandlung entscheiden, um ihre Angst und den Stress während der aktiven Überwachung in den Griff zu bekommen“, schreiben die Forschenden.
So ließe sich vielleicht das Risiko vermindern, dass Männer binnen weniger Jahre aus der aktiven Überwachung aussteigen und sich für medizinisch unnötige Krebsbehandlungen entscheiden. Manchmal tun sie das nämlich, obwohl es keine Anzeichen dafür gibt, dass der Prostatakrebs fortschreitet.
Aktive Überwachung Viele Männer brechen die aktive Überwachung frühzeitig ab. Aber warum? Die wichtigsten Antworten. |
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HIIT – das steckt dahinter
Beim hochintensiven Intervalltraining wechseln sich kurze, sehr intensive und anstrengende Belastungsphasen in schneller Folge mit Erholungsphasen ab. Beispiel: Ein Sprint und anschließendes gemächliches Laufen. Beide Einheiten zusammen ergeben ein Intervall und mehrere Intervalle eine Trainingseinheit.
Mittels HIIT sollen sich in kurzer Trainingszeit deutliche gesundheitliche und fitnesssteigernde Effekte erzielen lassen. In der Belastungsphase treiben Sportler ihren Puls richtig in die Höhe und verausgaben sich maximal: Das Herz erreicht die maximale Herzfrequenz von 85 bis 100 Prozent. Die Erholungsphase kann eine gleiche, kürzere oder längere Dauer haben und ist von niedrigerer Intensität. Der Puls sinkt wieder auf etwa 40 bis 50 Prozent der maximalen Herzfrequenz.
Sport nach Krebs |
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HIIT eignet sich nicht nur für den Leistungssport. Auch im Freizeit-, Präventions- und Rehabilitationssport zeige die Trainingsmethode Erfolge, wie die Deutsche Sporthochschule Köln berichtet. Außerdem lässt sich das hochintensivierte Intervalltraining gut im Rahmen vieler Sportarten absolvieren. Man kann zum Beispiel kurzzeitig auf dem Laufband, Ergometer oder Crosstrainer an sein Limit gehen, aber auch beim Schwimmen, Radfahren, Joggen oder Seilspringen. Auch das Krafttraining eignet sich gut, um kurze intensive Trainingsphasen mit erholsamen Zeiten zu kombinieren.
Quellen:
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