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Prostatakrebs: Augen auf bei YouTube-Videos!
29. November 2018 | von Ingrid MüllerYouTube-Videos zu Prostatakrebs sind womöglich eine Gefahr für Männer! Sie enthalten oft medizinisch falsche und unausgewogene Informationen, ergab eine US-Studie.
Social Media Plattformen wie YouTube sind beliebt – auch bei Männern. Doch die medizinischen Informationen zu Prostatakrebs, welche die populärsten Videos zeigen, sind nicht unbedingt verlässlich. Sie lieferten oft medizinisch falsche, missverständliche und einseitige Informationen über Prostatakrebs. Und dies bedeute eine potenzielle Gesundheitsgefahr für Männer, betonen US-Forscher von der New York University School of Medicine und vom Perlmutter Cancer Center.
„Unsere Analyse zeigt, dass Menschen sehr vorsichtig und wachsam sein sollten, wenn sie sich Videos zu Prostatakrebs ansehen“, sagt Prof. Stacy Loeb, Urologin und Seniorautorin der Studie. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal European Urology veröffentlicht.
Videos zu Prostatakrebs |
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YouTube-Videos zu Prostatakrebs unter der Lupe
Die Forscher – inklusive vieler Social Media-Experten – analysierten die 150 am häufigsten angesehenen Videos auf YouTube, die sich mit dem Thema Prostatakrebs beschäftigten. Sie bewerteten den Nutzen der Videos anhand von mehr als zwölf Kriterien, zum Beispiel:
- Richtigkeit der medizinischen Informationen
- Ausgewogenheit der Inhalte
- Grad der Falschinformation
- Einbinden kommerzieller Botschaften
Alle überprüften Videos erreichten ein enorm großes Publikum: Im Schnitt schauten 45.000 bis hin zu 1,3 Millionen Menschen die Bewegtbilder auf der Social-Media-Plattform an. Insgesamt wurden auf YouTube bislang mehr als 600.000 Videos zu Prostatakrebs gepostet.
YouTube-Videos: gefährliche Therapieempfehlungen
Die Forscher fanden heraus, dass 77 Prozent dieser Videos beziehungsweise der Kommentarabschnitte medizinische Falschaussagen enthielten oder die Inhalte nicht ausgewogen waren. Zudem beschrieben 75 Prozent der Videos ausführlich die Vorteile verschiedenster Krebsbehandlungen, während nur 53 Prozent den möglichen Risiken und Nebenwirkungen ausreichend Platz einräumten.
Weitere 19 Prozent der Bewegtbilder empfahlen alternative oder komplementäre Behandlungen bei Prostatakrebs, deren Wirksamkeit nicht ausreichend in klinischen Studien nachgewiesen ist. Als Beispiel nennen die Studienautoren ein Video, welches die Injektion von Heilkräuteressenzen in die Prostata empfiehlt, um dem Prostatakrebs zu Leibe zu rücken. Ein Ratschlag, dem es an jeglicher medizinischer Beweiskraft fehle, schreiben die Autoren.
Prostatakrebs: Wer YouTube-Videos guckt, sollte wachsam sein!
Nur 50 Prozent aller analysierten Videos beschrieben das Vorgehen des „Shared Decision Making“ – also der gemeinsamen Entscheidungsfindung bei der Früherkennung und Therapie zwischen Arzt und Patient. Dabei diskutieren sie sämtliche Vor- und Nachteile einer Behandlung und entscheiden dann gemeinschaftlich, welche individuell infrage kommt. In einigen Videos entdeckten die Forscher fehlerhafte Angaben zu den Früherkennungsmaßnahmen, die nicht den medizinischen Leitlinien entsprechen. So rieten sie zum Beispiel schon in jungen Jahren zum PSA-Test. Außerdem schlagen manche Videos aggressivere Therapien vor, als sie für Prostatakrebs mit niedrigem Risiko empfohlen sind.
„Es gibt auf YouTube verlässliche Informationen zu Prostatakrebs. Menschen müssen jedoch die Quelle der Videos genau überprüfen, um sicherzustellen, dass sie auch vertrauenswürdig sind“, erklärt Loeb. Sie müssten sich darüber bewusst sein, dass viele Videos zu medizinischen Behandlungen „sehr schnell als überholt gelten, weil sich die Wissenschaft rasant weiter entwickelt“, so Loeb weiter.
Ärzte sollen selbst verlässliche YouTube-Videos produzieren
Ärzte sollten Männer medizinisch seriöse und fundierte Quellen nennen, bei denen sie sich über Prostatakrebs informieren können. Außerdem sollten Doktoren wie auch andere Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen auf Social Media-Plattformen wie YouTube präsent sein. Sie könnten Videos produzieren, die das schulmedizinische, wissenschaftlich nachgewiesene Wissen zum Inhalt haben (sogenannte evidenzbasierte Medizin oder englisch „evidence based medicine“).
Die Menge der Videos auf YouTube macht es für medizinische Experten unmöglich, kontinuierlich sämtliche Angebote medizinisch zu überprüfen. Loeb sagt: „Allerdings können Ärzte und andere Experten die Kommentarfunktion nutzen, um offizielle Stellen auf irreführende Informationen aufmerksam zu machen.“
In Deutschland bieten unter anderem die Krebsorganisationen kostenlose, laienverständliche medizinische Informationen zu Prostatakrebs im Internet. Beispiele sind das Deutsche Krebsforschungszentrum, die Deutsche Krebshilfe oder die Deutsche Krebsgesellschaft. Aber auch Selbsthilfeorganisationen und unabhängige Plattformen sind verlässliche Quellen, um sich über Prostatakrebs zu informieren.
Quelle:
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