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Prostatakrebsrisiko: Erhöht das „Cholesterin-Taxi“ Lipoprotein A die Gefahr?
11. Februar 2022 | von Ingrid MüllerDas Risiko für Prostatakrebs hängt von verschiedenen Faktoren ab, allen voran vom Alter. Ein Transporter für das Cholesterin im Blut, das Lipoprotein A, könnte jedoch die Gefahr für ein Prostatakarzinom erhöhen, berichten Forschende aus London.
Für Prostatakrebs gibt es verschiedene Risikofaktoren. Manche lassen sich beeinflussen, etwa der Lebensstil, andere dagegen nicht. Dazu gehören zum Beispiel das Alter und die ethnische Herkunft, aber auch die Gene. Forschende des Imperial College London haben jetzt vielleicht einen weiteren Risikofaktor für Prostatakrebs ausgemacht: Ein Molekül namens Lipoprotein A. Es besteht aus Fetten und Eiweißen und dient im Blut als „Transporter“ für das Blutfett Cholesterin. Männer mit genetischen Varianten, welche die Konzentrationen an Lipoprotein A im Blut steigen lassen, haben offenbar ein höheres Risiko für Prostatakrebs. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten die Forschenden um Anna Ioannidou im renommierten Fachmagazin PLOS Medicine.
Prostatakrebs |
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Risiko für Prostatakrebs – spielen die Blutfette mit?
Schon frühere Studien hatten nahegelegt, dass Fette (Lipide) mit einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs verknüpft sein könnten. Und wenn dies so ist, sollten Medikamente zur Blutfettssenkung auch die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Prostatakrebs vermindern können – jedenfalls in der Theorie. Allerdings sind die Ergebnisse dieser Studien, die den Zusammenhang zwischen den Blutfetten und dem Prostatakarzinom untersucht hatten, bisher sehr uneinheitlich. Ob und welcher Einfluss besteht, ist bislang wissenschaftlich noch nicht aufgeklärt.
Das britische Forscherteam analysierte daher jetzt die Verbindung zwischen dem Prostatakrebs und verschiedenen Blutfetten. Dazu gehörten:
- Lipoprotein A – ein „Transporter“ oder eine Art „Last-Taxi“ für das Cholesterin. Es besteht aus Lipoprotein niedriger Dichte (LDL), das mit einem zusätzlichen Eiweiß, dem Apolipoprotein A, fest verbunden ist. Lipoprotein A begünstigt Blutgerinnsel (Thrombosen) und die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Es lässt das Risiko für eine koronare Herzkrankheit steigen. Die Konzentration des Lipoprotein A im Blut hängt zum größten Teil von den Genen ab. Es wurden bereits verschiedene genetische Veränderungen (Genmutationen) nachgewiesen, die zu unterschiedlichen Konzentrationen von Lipoprotein A im Blut führen. Die Ernährung oder körperliche Aktivität beeinflussen den Lipoprotein A-Spiegel nicht.
- LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein = Lipoprotein niedriger Dichte) - das „böse“ Cholesterin, welches das Herz-Kreislauf-Risiko erhöht und mit Krankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall in Verbindung steht.
- HDL-Cholesterin (High Density Lipoprotein = Lipoprotein hoher Dichte) – das „gute“ Cholesterin, welches einen Herz-Kreislauf-Schutz bietet.
- Triglyzeride – eine chemische Verbindung aus Glyzerin und drei Fettsäuren. Hohe Werte an Triglyzeriden steigern das Herz-Kreislauf-Risiko und begünstigen Herzinfarkt und Schlaganfall.
- Apolipoproteine A und B – der Proteinanteil der Lipoproteine, beispielsweise LDL, HDL – sie dienen als Transporter der wasserunlöslichen Lipide im Blut.
Mehr Lipoprotein A – höheres Prostatakrebsrisiko
Die Blutfette wurden aber nicht direkt aus Blutproben von Männern analysiert. Vielmehr zogen die Forschenden Daten zu den Genen und zum Prostatakrebsrisiko aus der britischen UK Biobank zu Rate – und zwar von Hunderttausenden von Männern. Die Analyse basierte also auf Variationen in der individuellen Abfolge von Erbgutbausteinen, der DNA-Sequenz. Diese unterschiedlichen genetischen Varianten sind mit verschieden hohen Spiegeln von Blutfetten verbunden. Untersucht wurde, ob sie mit einem statistisch erhöhten Prostatakrebsrisiko einhergingen.
Ursachen und Risikofaktoren Lesen Sie, welche Risikofaktoren für Prostatakrebs bekannt sind – vom Alter bis hin zur Ernährung. |
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Die Forschenden fanden heraus, dass genetische Varianten, die erhöhte Blutwerte an Lipoprotein A bedeuteten, auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Prostatakrebs verknüpft waren. Zudem war die Gefahr erhöht, dass der Prostatakrebs sich schon in jungen Jahren entwickelte oder aggressiv und fortgeschritten war, wenn vermehrt Lipoprotein A im Blut vorhanden war.
Kein Zusammenhang ließ sich dagegen zwischen anderen Blutfetten und der Gefahr für Prostatakrebs nachweisen – dem HDL-Cholesterin, LDL-Cholesterin, den Triglyzeriden und Apolipoproteinen A und B.
Medikamente gegen zu hohes Lipoprotein A entwickeln
Die Entwicklung von Medikamente, welche das Lipoprotein A im Blut senken, könnte Männern mit diesen genetischen Varianten womöglich in Zukunft helfen, schreiben die Forschenden. Eventuell ließen sich schon für andere Krankheitsbilder zugelassene Medikamente dafür „umwidmen“, also die Zulassung für die Indikation „Prostatakrebsschutz“ erweitern. Allerdings seien dafür noch weitere Studien nötig, um mehr Licht in die zugrundeliegenden biologischen Mechanismen zu bringen.
Die Behandlung von erhöhten Lipoprotein A-Werten mit Hilfe von Medikamenten ist nur eingeschränkt möglich. Denn eine Therapie mit Cholesterinsenkern verändert Lipoprotein A-Spiegel nicht wesentlich. Auch eine Umstellung der Ernährungsweise und Sport können die Werte nicht beeinflussen.
Prostatakrebs – mehrere Risikofaktoren bekannt
In Deutschland ist das Prostatakarzinom der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Im Jahr 2017 erkrankten 62.230 Männer neu an dieser Krebsart. Die Ursachen sind noch weitgehend unbekannt, wohl aber einige Risikofaktoren.
Risikofaktoren – daran wird geforscht Lesen Sie, welche Rolle die Sterilisation, Unfruchtbarkeit, Hormone, Fettleibigkeit und die Verwandtschaft bei Prostatakrebs spielen könnten. |
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Das Alter ist der wichtigste Risikofaktor für Prostatakrebs. Im Schnitt sind Männer 72 Jahre alt, wenn sie die Diagnose Prostatakrebs erhalten. Dieser bösartige Tumor in der Prostata ist also in den meisten Fällen eine Alterserkrankung. Vor dem 50. Lebensjahr ist ein Prostatakarzinom dagegen sehr selten.
Neben den zunehmenden Lebensjahren spielen jedoch auch die Gene eine Rolle – Prostatakrebs kommt in manchen Familien gehäuft vor. So haben Männer, deren Brüder und/oder Väter an dieser Krebsart erkrankt sind, ein zweifach erhöhtes Risiko, im Lauf ihres Lebens ebenfalls Prostatakrebs zu entwickeln.
Daneben scheint auch die Ernährung das Risiko für Prostatakrebs zu beeinflussen. Einen schützenden Effekt könnten sogenannte Phytoöstrogene (besonders Soja) sowie das Lycopen (in Tomaten) entfalten. An der Beteiligung von entzündlichen Prozessen, der Vasektomie und Adipositas bei der Entstehung von Prostatakrebs forschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen derzeit noch.
Quellen:
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