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Prostatakrebs: USA empfehlen wieder PSA-Screening

25. Mai 2018 | von Martina Häring

Das amerikanische Expertengremium USPSTF hat in puncto Prostatakrebs-Vorsorge eine Kehrtwende vollzogen.

In den USA gibt es eine Kehrtwende beim Prostatakrebs-Screening mittels PSA-Wert: Das Expertengremium U.S. Preventive Services Task Force (UPSTF) empfiehlt seit Kurzem wieder, die Blutuntersuchung bestimmten Männern anzubieten – auch wenn sonst keine Hinweise auf Prostatakrebs vorhanden sind. Davor lauteten die Empfehlungen seit 2012, das Screening – also die Reihenuntersuchung von gesunden, beschwerdefreien Männern bestimmter Altersstufen – gar nicht mehr durchzuführen. Für die aktualisierten Empfehlungen hat das Gremium die Ergebnisse von insgesamt 63 Studien ausgewertet.

Die bisherigen Argumente – das PSA-Screening sei zu ungenau und habe zudem mehr Nach- als Vorteile, da es nicht zwischen aggressiven und harmlosen Prostatakrebs-Formen unterscheide – waren in den letzten Monaten und Jahren zunehmend in die Kritik geraten. Einige Experten sagen deshalb, die Aktualisierung der Empfehlungen sei längst überfällig gewesen. Andere sehen das PSA nach wie vor kritisch.

 

Die US-Empfehlungen im Einzelnen

Konkret sagt die amerikanische „Vorsorge-Task-Force“, dass Männer zwischen 55 und 69 individuell entscheiden sollten, ob sie ein PSA-Screening machen lassen wollen oder nicht. Wenn ein Mann also bei seinem Arzt Interesse an einer solchen Vorsorge-Untersuchung bekundet, sollte dieser ihn über das Für und Wider des PSA aufklären, sodass dieser eine fundierte Entscheidung „entsprechend seiner individuellen Präferenzen“ und „persönlichen Umstände“ treffen kann. Männern, die 70 Jahre und älter sind, sollte man das PSA-Screening nach wie vor grundsätzlich nicht anbieten.

Ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs, so die USPSTF, haben Afroamerikaner sowie Männer mit frühen, aggressiven Prostatakrebs-Formen oder Prostatakrebs-Todesfällen in der Familie. Sie sollten dazu gesondert aufgeklärt werden.

 

Kehrtwende kommt nicht überraschend

Das US-Expertengremium hatte bereits 2017 einen Entwurf für neue Empfehlungen ausgearbeitet. Neu in der finalen Version: Sie kommt mit ausführlichen Informationen zu den möglichen negativen Auswirkungen eines Screenings – insbesondere den Folgen einer Überdiagnose und Übertherapie. Dass durch das PSA-Screening mehr Prostatakrebs-Fälle in frühen Stadien entdeckt werden, ist nämlich unstrittig. Kritiker sagen jedoch, die positive Wirkung werde davon überschattet, dass auch viele harmlose Prostata-Krebs-Formen entdeckt werden, die gar nicht behandelt werden müssten, weil sie dem Betroffenen zeitlebens keine Beschwerden bereitet hätten. In diesem Sinne informiert das Gremium über die psychologischen und körperlichen Folgen einer unnötigen Diagnose oder Therapie.

 

Was empfehlen Gremien in Deutschland?

Auch in Deutschland gibt es entsprechende Emfpehlungen, die von der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) herausgegeben werden. Sie empfehlen genau wie die US-Richtlinien eine individuelle Entscheidung nach eingehender Aufklärung über die Risiken durch den Arzt – allerdings schon ab 45 Jahren. Nach oben gibt es keine fixe Altersbeschränkung, allerdings muss die geschätzte Lebenserwartung mindestens zehn Jahre betragen. Ob und wie oft der PSA-Test wiederholt werden sollte, hängt von der Höhe des PSAs und vom Alter ab. Männer mit erhöhtem Prostatakrebs-Risiko sollten gegebenenfalls schon fünf Jahre früher mit dem Screening beginnen.

» Erhöhter PSA-Wert: Was dahinterstecken kann, erklärt Dr. Schiefelbein im Video

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Quellen