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Prostatakrebsfrüherkennung – 3 Gründe, warum Männer nicht hingehen
03. November 2023 | von Ingrid MüllerMänner sind zurückhaltender als Frauen, wenn es um die Krebsfrüherkennung geht. Doch was hält sie davon ab, ihre Prostata auf Krebs untersuchen zu lassen? Lesen Sie drei Hauptgründe – und welche vielleicht noch eine Rolle spielen.
Für viele Frauen ist die Krebsfrüherkennung selbstverständlich – nicht aber für viele Männer. Sie suchen oft erst dann eine Arztpraxis auf, wenn sie Symptome und Beschwerden haben, zum Beispiel beim Wasserlassen. Das ist wahrscheinlich mit ein Grund, warum sie kürzer leben als Frauen. Im Schnitt sei ihre Lebenserwartung ungefähr 4,5 Jahre geringer, berichtet die Initiative „Movember“.
Movember 2023 |
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Dass Männer allzu zögerlich sind, wenn es um Krebsfrüherkennung und ihre Gesundheit geht, hatte eine Umfrage der Barmer aus dem Jahr 2019 ergeben. Nur rund zwölf Prozent der befragten Männer hatten eine Früherkennungsuntersuchung auf Prostatakrebs wahrgenommen hatte. Bundesweit entspricht dies etwa 4,73 Millionen Männern. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen ab dem 45. Lebensjahr eine jährliche Tastuntersuchung, um ein Prostatakarzinom frühzeitig aufzuspüren. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum gingen rund 40 Prozent der befragten Frauen (16,73 Millionen) zur Früherkennung auf Brust- und Gebärmutterhalskrebs.
Große Unterschiede gab es zwischen den Bundesländern, was die Krebsfrüherkennung bei Männern angeht. Besonders zurückhaltend sind Männer im Saarland und in Bayern. An der Spitze liegen dagegen Männer im Mecklenburg-Vorpommern. Rein medizinisch seien diese regionalen Unterschiede nicht erklärbar, so die Barmer. Nach Gründen wird gesucht.
Prostatakrebs: Ein Drittel geht nicht zur Früherkennung
Auch das Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov hatte 1020 Männer ab 45 Jahren befragt, wie es mit der Früherkennungsuntersuchung auf Prostatakrebs steht. Die wichtigsten Ergebnisse:
- 20 Prozent der befragten Männer hat sich noch nie mit dem Thema Prostata-Vorsorge auseinandergesetzt.
- Etwa zwei Drittel der Männer haben sich schon damit beschäftigt. Die Mehrheit davon hat sich auch mindestens einer Krebsfrüherkennungsuntersuchung unterzogen. Umgekehrt bedeutet dies auch: Ungefähr ein Drittel war noch bei keiner Krebsfrüherkennung.
- Die Mehrheit der Männer in Deutschland ab 45 Jahren nimmt mindestens alle zwei Jahre einen Termin zur Prostatakrebs vorsorge wahr (ratsam ist eine jährliche Tastuntersuchung der Prostata).
- Mehr als die Hälfte der befragten Männer wurde auf Prostatakrebsvorsorge hingewiesen – am häufigsten vom Arzt oder der Ärztin.
- Rund 32 Prozent der Befragten wurden jedoch noch nie auf die Vorsorgeuntersuchung aufmerksam gemacht.
- Der wichtigste Grund für die Männer, zur Prostatakrebsvorsorge zu gehen, war der hohe Stellenwert der Gesundheit. Dahinter folgten die Angst vor Prostatakrebs und die Verantwortung gegenüber der eigenen Familie.
Keine Prostata-Vorsorge? Diese 3 Gründe spielen mit
Der YouGov-Umfrage zufolge gibt es drei Hauptgründe für Männer, warum sie die Prostatakrebsvorsorge nicht wahrnehmen:
1. Beschwerden und Symptome fehlen
Dies kann ein fataler Irrtum sein, weil Prostatakrebs oft zunächst keine Symptome verursacht. Der Prostatakrebs wächst meist langsam und unbemerkt. Wenn jedoch Beschwerden auftreten, zum Beispiel Probleme beim Wasserlassen, dann ist der Krebs oft schon weiter fortgeschritten. Er hat dann die Kapsel der Prostata durchbrochen und sich vielleicht schon auf umliegendes Gewebe und weiter entfernt liegende Organe ausgebreitet. Dann ist der Prostatakrebs zwar behandelbar, aber manchmal nicht mehr heilbar.
Es ist also keine gute Idee, auf Symptome zu warten – und erst dann einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Außerdem können Probleme beim Wasserlassen auch mit einer gutartigen Erkrankung wie der Prostatavergrößerung zusammenhängen. Mit einer vergrößerten Prostata bekommt fast jeder Mann mit zunehmendem Alter zu tun. Die Beschwerden müssen also nicht unbedingt Prostatakrebs bedeuten.
2. Angst vor der Gewissheit, Prostatakrebs zu haben
Für die meisten Menschen – Männer wie Frauen – ist die Diagnose einer Krebserkrankung eine echte Hiobsbotschaft. Es dürfte wohl kaum jemanden geben, der eine Krebsdiagnose einfach so „wegsteckt“. Das bisherige Leben gerät oft aus den Fugen und es stellen sich unzählige Fragen, wie es weiter geht – mit den Therapien, dem Beruf und Alltag.
Die Erkenntnis, plötzlich zu den Krebskranken zu gehören und vielleicht schwach zu sein, ist für die meisten nicht leicht. Außerdem betrifft Prostatakrebs auch die Männlichkeit (wie der Brustkrebs bei Frauen die Weiblichkeit). Aber: Es gibt Möglichkeiten, einen guten Umgang mit dem Prostatakrebs zu finden und auch wieder ein normales, zufriedenes Leben zu führen. Und es gilt: Je früher Ärztinnen und Ärzte den bösartigen Tumor in der Prostata finden, desto besser ist es behandelbar und desto höher stehen die Heilungschancen.
Prostatakrebs gehört (wie auch Brustkrebs) zu den Krebsarten, die eine gute Prognose haben. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) leben fünf Jahre nach der Diagnose Prostatakrebs noch 89 Prozent der Männer. Zehn Jahre nach der Diagnose sind noch 88 Prozent der Männer am Leben.
3. Respekt vor der Untersuchung selbst
Die Tastuntersuchung (digital-rektale Untersuchung, DRU) funktioniert mit dem Finger über den Enddarm. Diese Vorstellung ist vielen Männern unangenehm. Sie schämen sich und haben Angst, die Kontrolle abgeben zu müssen. Allerdings führen Ärzte und Ärztinnen die DRU sehr häufig durch, sie ist also für sie Routine. Außerdem dauert die Tastuntersuchung nur kurz und ist innerhalb weniger Minuten wieder vorbei. Und schmerzhaft ist sie ebenfalls in der Regel nicht.
Tastuntersuchung und PSA-Wert – für weitere Verwirrung ist gesorgt
Vielleicht tragen aber noch einige andere Gründe dazu bei, dass Männer die Prostatakrebsfrüherkennung auslassen. Für Frauen gibt zum Beispiel in Deutschland ein Mammografie-Screening zur Brustkrebsfrüherkennung. Eine zentrale Stelle lädt sie mit einem Brief und einem konkreten Terminvorschlag ein. Sie können den Termin wahrnehmen, müssen es aber nicht. Sie können ihn verstreichen lassen, ohne Begründung absagen oder auch auf einen anderen Zeitpunkt verschieben. Jedenfalls werden Frauen an die Mammografie alle zwei Jahre erinnert und müssen den Termin nicht selbst mühsam vereinbaren. Für Männer gibt es hierzulande noch kein Screeningprogramm auf Prostatakrebs – und somit auch keine Einladung per Post, die ja eine gute Erinnerungshilfe oder ein Gedankenanstoß sein könnte.
Ein weiterer Punkt für die Zurückhaltung der Männer in Sachen Krebsfrüherkennung könnte sein, dass kürzlich mehrere Studien zu folgendem Ergebnis kamen: die Tastuntersuchung ist viel zu ungenau und kann Prostatakrebs nicht zuverlässig erkennen. Das gilt besonders für kleinere Prostatatumore. Männer könnten sich also die Frage stellen, warum sie eine Tastuntersuchung überhaupt durchführen lassen sollten, wenn die Chancen schlecht stehen, dass Ärzte und Ärztinnen den Prostatakrebs tatsächlich finden.
Diskussionen gibt es auch um die Aussagekraft und Zuverlässigkeit des PSA-Tests. Männer können sich über die Vor- und Nachteile von Ärzten und Ärztinnen beraten lassen. Allerdings ist der PSA-Test als alleinige Maßnahme zur Früherkennung von Prostatakrebs ebenso wenig geeignet wie die Tastuntersuchung. Zwar ist der PSA-Wert der empfindlichste Krebsmarker für ein Prostatakarzinom, aber er kann auch aus anderen Gründen erhöht sein, die nichts mit Prostatakrebs zu tun haben.
Außerdem bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen den PSA-Test in Deutschland im Rahmen der Krebsfrüherkennung nicht. Er liefere zu viele falsch-positive Ergebnisse, nütze nur wenigen Männern und richte bei zu vielen Männern Schaden an. Männer müssen also selbst 40 bis 50 Euro in die Bestimmung ihres PSA-Wertes investieren.
Prostatakrebsfrüherkennung 2.0 |
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Prostatakrebsfrüherkennung – neue Ideen müssen her
Jetzt aber soll die Prostatakrebsfrüherkennung in Deutschland neu geordnet werden. Der Anlass dafür ist eine neue Empfehlung der Europäischen Kommission. Sie forderte schon im Jahr 2022, dass das Screening-Programm zur Früherkennung von Prostatakrebs in Deutschland verbessert werden muss. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) hat einen Algorithmus vorgeschlagen, wie diese Prostata-Vorsorge zukünftig individuell angepasst stattfinden könnte.
Der Gemeinsame Bundesausschuss und das Bundesgesundheitsministerium prüfen den Vorschlag, wie die Prostatakrebsfrüherkennung „smarter“ gestaltet werden könnte. Der Urologe Dr. Frank Schiefelbein sagt: „Leider sind wir hierzulande bei der Früherkennung auf dem Stand von 1971.“ Höchste Zeit also, das zu ändern. Dann ließen sich vermutlich auch mehr Männer für die Prostata-Vorsorge gewinnen.
Quellen:
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