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PCA3-Test – das steckt dahinter
31. Mai 2023 | von Ingrid MüllerDer PCA3-Test soll unterscheiden helfen, ob ein Mann Prostatakrebs hat oder nicht. Lesen Sie, was PCA3 ist, wie der molekulargenetische Test funktioniert, welche Aussagekraft er besitzt und wie hoch die Kosten sind.
Kurzüberblick
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Was ist der PCA3-Test?
Der PCA3-Test (auch Prostate Cancer 3 Test) ist ein diagnostischer Test, um erhöhte PSA-Werte bei einem Mann genauer abzuklären. Denn nicht immer steckt ein Prostatakrebs (Prostatakarzinom) dahinter, wenn das PSA (prostataspezifisches Antigen) im Blut erhöht ist. Die Ursachen für erhöhte PSA-Werte können nämlich sehr verschieden sein. Sie reichen von Druck auf die Prostata (beispielsweise Sex oder Radfahren) bis hin zu einer vergrößerten Prostata (benigne Prostatahyperplasie) oder einer Prostataentzündung (Prostatitis).
Der PCA3-Test soll Ärztinnen und Ärzten helfen, besser zwischen dem bösartigen Prostatakrebs und einer gutartigen Erkrankung wie der Prostatavergrößerung oder Prostataentzündung zu unterscheiden. Somit könnte der Test Männern eine Gewebeentnahme (Biopsie) aus der Prostata ersparen. Diese invasive Methode ist zwar in der Regel sehr zuverlässig, aber mit einigen Risiken und Nebenwirkungen verbunden.
Das Kürzel „PCA3“ steht für engl. „Prostate Cancer Antigen 3“. Es heißt auch noch „DD3“. Im Jahr 1999 wurde PCA3 von einer Forschungsgruppe um MJ Bussemarkers aus den Niederlanden identifiziert und genauer beschrieben. Sie hatte bei 56 Männern, die an Prostatakrebs erkrankt waren, das Tumorgewebe sowie gesundes Gewebe aus der Prostata analysiert. In 53 Proben ließen sich hohe Mengen PCA3 nachweisen. Zum Vergleich untersuchte das Forschungsteam 18 weitere Proben aus verschiedenen Geweben sowie menschliches Krebsgewebe aus anderen Organen. In diesen ließ sich jedoch kein PCA3 nachweisen. Es kommt also nur in der Prostata vor.
Wie funktioniert der PCA3-Test?
Der PCA3-Test ist ein molekulargenetischer Test, der die Aktivität des PCA3-Gens analysiert. Dieses Gen ist nur im Prostatagewebe zu finden. Entarten die Prostatazellen, kommt PCA3 in etwa 60- bis 100-mal höherer Menge als in gesunden Prostatazellen vor. Fachleute sagen auch, dass das PCA3 “überexprimiert“ wird. Gesundes Prostatagewebe hat also einen viel niedrigeren PCA3-Wert als normale Prostatakrebszellen. Daher gilt PCA3 als Biomarker und möglicher Hinweislieferant auf Prostatakrebs.
Das PCA3-Gen ist für die Bildung von sogenannter „Messenger-RNA“ (mRNA oder Botenribonukleinsäure) zuständig. Diese überträgt die Informationen für den Aufbau bestimmter Eiweiße. Nachgewiesen wird also PCA3-mRNA.
Im Gegensatz zum PSA-Test, der mit Hilfe einer Blutprobe funktioniert, wird beim PCA3-Test der Urin eines Mannes analysiert. Im Rahmen einer digital-rektalen Untersuchung (DRU) wird die Prostata vorsichtig massiert. Dadurch gelangen Prostatazellen über das Gangsystem der Prostata in den Harntrakt - und somit in den Urin. Nach der Stimulation wird die erste Urinprobe aufgefangen und anschließend im Labor analysiert. Die Dauer, bis das Testergebnis vorliegt, beträgt ungefähr eine Woche.
PCA3-Test: Wie lässt sich das Ergebnis interpretieren?
Prostatakarzinomzellen produzieren deutlich mehr PCA3 als normales Prostatagewebe. Ärztinnen und Ärzte setzen PCA3 ins Verhältnis zum PSA. Dann erhalten sie einen sogenannten PCA3-Score. Neben dem Anteil an PCA3-RNA wird also zusätzlich der Anteil an PSA-RNA bestimmt, der mit in die Berechnung einfließt.
Das Ergebnis lässt sich so interpretieren:
- Je niedriger der PCA3-Score ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Prostatabiopsie Krebszellen nachweisbar sind.
- Umgekehrt gilt: Je höher der PCA3-Score ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich bei einer Biopsie Prostatakrebszellen finden lassen.
- Der Schwellenwert für den PCA3 Score liegt bei 35 – ab diesem Ergebnis gilt das Ergebnis als „positiv“.
Ein Vorteil des PCA3-Scores ist, dass er nach bisherigen Erkenntnissen nicht vom Prostatavolumen abhängig ist - im Gegensatz zum PSA-Wert. Außerdem ist der PCA3 umso höher, je größer der bösartige Tumor in der Prostata ist. PCA3 könnte daher neben dem PSA-Wert ein zusätzlicher Biomarker sein, um Prostatakrebs zu identifizieren und Männern womöglich eine Biopsie der Prostata zu ersparen.
PCA3-Test – für welchen Mann?
Der PCA3-Test kann eine Möglichkeit sein, wenn bei einem Mann ein starker Verdacht auf ein Prostatakarzinom besteht. Dies ist zum Beispiel der Fall:
- bei einem auffälligen Befund in der digitalen-rektalen Untersuchung (Tastuntersuchung)
- bei einem erhöhten PSA-Wert
- wenn eine oder mehrere Gewebeentnahmen (Biopsien) aus der Prostata den Verdacht auf Prostatakrebs nicht ausräumen konnten
Der PCA3-Test hilft Ärzten und Ärztinnen bei der Entscheidung, was die nächsten Schritte sind. Dies können zum Beispiel eine Biopsie oder der Einsatz von bildgebenden Verfahren sein.
Prostatabiopsie Alles über den Ablauf, die Dauer und Risiken einer Biopsie und wann sie notwendig ist. |
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Wichtig ist: Der PCA3-Test ist kein Ersatz für die Tastuntersuchung oder die Bestimmung des PSA-Wertes. Er gilt lediglich als zusätzlicher „Baustein“ in der Diagnostik von Prostatakrebs.
In der Früherkennung von Prostatakrebs ziehen Ärztinnen und Ärzte heute die Tastuntersuchung und den PSA-Wert heran. Beide Verfahren können Hinweise auf Prostatakrebs liefern, sind jedoch als alleinige Untersuchungsmethoden nicht aussagekräftig genug, um Prostatakrebs sicher zu diagnostizieren. Auch bildgebende Verfahren wie ein transrektaler Ultraschall (TRUS) können Hinweise geben, aber einen Prostatakrebs nicht sicher aufdecken.
Trotz mehrerer Untersuchungen können Ärzte und Ärztinnen manchmal nicht genau sagen, ob ein Mann Prostatakrebs hat oder nicht. Die Untersuchungsergebnisse lassen ein Prostatakarzinom vermuten, aber es lässt sich nicht eindeutig nachweisen. Dann folgt in der Regel eine Prostatabiopsie, bei der Zellen aus der Prostata entnommen und genauer im Labor untersucht werden.
Forscherteams suchen daher schon länger nach neuen Möglichkeiten, um ein Prostatakarzinom mit höherer Sicherheit aufzuspüren. Der Stockholm-3-Test kombiniert zum Beispiel Informationen über Bluteiweiße, genetische Varianten und individuelle Daten der Männer, etwa Prostatakrebs in der Familie. Auch an weiteren Urintests und Biomarkern wird viel geforscht. Bisher ist noch kein Test verlässlich genug, um Prostatakrebs sicher zu diagnostizieren.
Wie aussagekräftig ist der PCA3-Test?
Das gilt auch für den PCA3-Test, der als alleinige Methode nicht aussagekräftig genug ist. Er kann Prostatakrebs weder sicher diagnostizieren noch ausschließen. Auch wenn der PCA3-Score bei einem Mann niedrig ist, ist dies keine Garantie, dass er keinen Prostatakrebs hat. Bei anderen diagnostischen Tests wie dem PSA-Test gibt es ebenfalls keine 100-prozentige Sicherheit. Daher beurteilen Ärzte und Ärztinnen das PCA3-Testergebnis immer, indem sie sämtliche Untersuchungsergebnisse gemeinsam beurteilen.
Eine Schwäche des PCA3-Tests liegt in seiner Sensitivität. Studien zufolge beträgt sie 54 bis 82 Prozent. Die Sensitivität gibt den Anteil richtig positiver Ergebnisse an. Das heißt, dass ein Proband tatsächlich an Prostatakrebs erkrankt ist. Die Spezifität des Tests bezifferten Studien dagegen mit 66 bis 89 Prozent. Dies ist der Anteil der richtig negativen Testergebnissen unter allen gesunden Probanden. Ein Mann hat in diesem Fall keinen Prostatakrebs. Je höher die Sensitivität und Spezifität eines diagnostischen Tests ist, desto höher ist auch seine diagnostische Aussagekraft.
Es lässt sich bisher nicht abschließend klären, wie verlässlich der PCA3-Test wirklich ist. Der PCA3 Score könnte vor allem Männer helfen, deren PSA-Wert in einem Graubereich (4 bis 10 ng/ml) liegen. Die Entscheidung für oder gegen eine Biopsie lässt sich so womöglich leichter treffen.
Prostatavergrößerung oder Prostatakrebs? |
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Wer führt den PCA3-Test durch?
In Deutschland gibt es einige Speziallabors, die den PCA3-Test anbieten und diese Analyse durchführen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin aber immer vorab, welche Vorteile der Test für Sie bringen würde und welche Nachteile er hat. Manchmal sind anschließend dennoch eine Biopsie und weitere Untersuchungen nötig.
PCA3-Test: Kosten
Derzeit ist die Tastuntersuchung die einzige Früherkennungsmethode, deren Kosten die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernehmen. Männer ab 45 Jahren haben einmal pro Jahr Anspruch auf die digitale-rektale Untersuchung. Dabei tasten Ärzte nicht nur die Prostata, sondern auch die Geschlechtsorgane und die Lymphknoten in der Beckenregion ab.
Der PSA-Test ist hierzulande dagegen keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Männer müssen ihn nach wie vor selbst bezahlen, weil seine Wirksamkeit noch nicht ausreichend wissenschaftlich nachgewiesen ist. Er schade vielen Männern mehr als er Nutzen bringe, argumentiert das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Die Kosten für den PSA-Test im Rahmen der Prostatakrebsfrüherkennung belaufen sich auf ungefähr 40 Euro.
Weitaus mehr müssen Männer in einen PCA3-Test investieren. Die Kosten für einen PCA3-Test liegen zwischen 350 und 400 Euro. Auch hier übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nicht. Das Argument auch hier: Wissenschaftlich ist es noch nicht ausreichend nachgewiesen, wie wirksam und genau der Test ist.
Männer, die einen PCA3-Test zur Abklärung wünschen, müssen den Test also selbst bezahlen. Bei den privaten Krankenkassen hängt es von Ihrem persönlichen Vertrag ab, ob sie die Kosten übernehmen. Fragen Sie immer nach, bevor Sie den PCA3-Test durchführen lassen.
Quellen:
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