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Erhöhter PSA-Wert – 6 Gründe, die nicht Prostatakrebs heißen
02. Juni 2022 | von Ingrid MüllerAktualisiert und medizinisch geprüft am 2.6.2022 von Ingrid Müller, Chefredakteurin und Medizinjournalistin |
Ein erhöhter PSA-Wert treibt vielen Männern die Sorgenfalten auf die Stirn. Doch es muss nicht gleich Prostatakrebs dahinter stecken – sechs mögliche Ursachen im Überblick!
Kurzübersicht
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Was sagt der PSA-Wert über die Prostata aus?
PSA ist die Abkürzung für “prostataspezifisches Antigen”. Dabei handelt es sich um ein Eiweiß, das nur die Drüsenzellen der Prostata herstellen. Die Aufgabe des Proteins: den Samen verflüssigen und die Spermien beweglicher machen. PSA ist größeren Mengen in der Samenflüssigkeit und in geringeren Konzentrationen auch im Blut nachweisbar – dort hat es jedoch keine Funktion. Weil die Prostata gut durchblutet ist, gelangen permanent kleine PSA-Mengen ins Blut. Das Eiweiß findet sich also bei jedem gesunden Mann.
Aber auch Prostatakrebszellen schütten PSA aus, und zwar in viel größeren Mengen als gesunde Prostatazellen. Verändert sich die Prostata oder ist das Prostatagewebe Reizungen ausgesetzt, gelangt mehr PSA ins Blut. Dann steigt der PSA-Wert. Erhöhte PSA-Werte können deshalb auf verschiedene Erkrankungen der Prostata hindeuten, etwa ein Prostatakarzinom. Ärztinnen und Ärzte ziehen diesen Wert als “Marker” zur Diagnostik von Prostatakrebs mit heran.
PSA kompakt |
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Neben dem Prostatakrebs gibt es jedoch noch viele andere Gründe, die den PSA steigen lassen. Lesen Sie 6 mögliche Ursachen für einen erhöhten PSA-Wert, die nicht Prostatakrebs heißen.
1. Erhöhter PSA-Wert durch ProstataentzündungDie Prostataentzündung (Prostatitis) bedeutet, dass die Vorsteherdrüse akut oder chronisch entzündet ist. Die häufigsten Auslöser sind Bakterien, die über das Blut oder die Harnröhre in die Prostata gelangen. Die Krankheitserreger siedeln sich dort an und vermehren sich. Meist handelt es sich dabei um Darmbakterien. Das wichtigste Symptom für eine Prostataentzündung: Schmerzen! Auch der PSA-Wert ist bei einer Prostataentzündung leicht bis mäßig erhöht. Bei jüngeren Männern unter 35 Jahren ist es in vielen Fällen so: Ist der erhöhte PSA-Wert auf eine Krankheit zurückzuführen, dann steckt in den meisten Fällen eine Prostatitis dahinter. |
2. Gutartige ProstatavergrößerungDie gutartige Prostatavergrößerung oder in der Fachsprache "benigne Prostatahyperplasie" trifft fast jeden Mann mit zunehmendem Lebensalter. Die Prostata vergrößert sich immer weiter und engt schließlich die Harnröhre ein, die mitten durch die Prostata verläuft. Die wichtigsten Symptome: Probleme beim Wasserlassen. Durch die altersbedingte Prostatavergrößerung ist auch ein erhöhter PSA-Wert keine Seltenheit. |
3. Erhöhter PSA-Wert durch MedikamenteWenn Sie Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel gegen eine gutartige Prostatavergrößerung einnehmen, können diese das PSA-Testergebnis verfälschen. Solche Medikamente sind zum Beispiel die 5-Alpha-Reduktase-Hemmer Dutasterid und Finasterid. Sagen Sie Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin, wenn Sie solche Medikamente einnehmen. In die Bewertung des PSA-Testergebnisses lässt sich das einbeziehen. |
4. HarnwegsentzündungEine Blasenentzündung kommt zwar bei Frauen viel öfters vor, weil sie eine viel kürzere Harnröhre haben, in der Bakterien aufsteigen können. Die Harnwegsentzündung kann aber auch Männer betreffen. Bakterien können in den Harntrakt eindringen und dort unangenehme Entzündungen hervorrufen. Die wichtigsten Symptome einer Harnwegsentzündung: häufiges Wasserlassen mit stechenden Schmerzen und Brennen. |
5. Erhöhter PSA-Wert durch Druck auf die ProstataGerät die Prostata unter Druck, erhöht sich der PSA-Wert ebenfalls. Dies geschieht zum Beispiel beim Radfahren, bei dem durch den Sattel Druck auf die Prostata ausgeübt wird. Dies kann den PSA-Wert geringfügig in die Höhe treiben. Auch wer zu Hause auf dem Heimtrainer radelt, drückt dadurch auf die Vorsteherdrüse und erhöht den PSA-Wert. Daneben drückt der Arzt bei einer Tastuntersuchung oder einer transrektalen Ultraschalluntersuchung (TRUS) auf die Prostata. Deshalb sollten Ärzte und Ärztinnen diese Untersuchungen nicht direkt vor der Blutabnahme zur PSA-Bestimmung durchführen – sie verfällschen des Testergebnis und der PSA-Wert fällt deutlich höher aus. Es sollte einige Zeit zwischen diesen Untersuchung und dem PSA-Test liegen. Oder: Erst die Blutabnahme – dann die jeweilige Untersuchung. In der Regel fragen Ärzte und Ärztinnen vorher nach und berücksichtigen dies. Mehr zu Tastuntersuchung und TRUS lesen! |
6. Sex und EjakulationAuch nach einem Samenerguss (Ejakulation) kann der PSA-Wert erhöht sein. Wenn Sie auf der sicheren Seite sein wollten: Verzichten Sie mindestens 24 Stunden (am besten noch länger) vor dem PSA-Test auf jegliche Art der Stimulation Ihrer Prostata. Ganz allgemein erhöht körperliche Anstrengung, etwa beim Sex, den PSA-Wert. |
Was ist beim PSA-Test zu beachten?
- Bevor Sie einen PSA-Test durchführen lassen: Sagen Sie Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, ob Sie solchen Einflüssen (zum Beispiel Druck auf die Prostata) ausgesetzt waren. Nur so lässt sich das Testergebnis anschließend richtig einordnen und bewerten.
- Eventuell verschieben Sie die Messung des PSA-Wertes auf einen anderen Zeitpunkt. Alternativ verzichten Sie etwa eine Woche vor der anstehenden Untersuchung auf Aktivitäten, welche die Prostata unter Druck setzen.
- Für den PSA-Test entnehmen Fachkräfte in der Arztpraxis eine Blutprobe aus einer Armvene und schicken sie in ein Labor. Dort wird der PSA-Wert aus dem Blut bestimmt. Es kann jedoch einige Tage dauern, bis das Testergebnis vorliegt.
- Den PSA-Test müssen Sie selbst bezahlen – er gehört zu den sogenannten Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL). Darunter fallen Leistungen, deren Wirksamkeit noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt oder untersucht wurde. Der PSA-Test selbst kostet rund 20 Euro. Mit Gespräch, Blutentnahme und weiteren ärztlichen Leistungen belaufen sich die Kosten auf ungefähr 50 Euro.
PSA-Selbsttest für zu Hause – wie gut ist er?
Inzwischen sind auch PSA-Selbsttests für zu Hause auf dem Markt, die in Apotheken oder im Internetversandhandel erhältlich sind. Die Blutprobe gewinnen Sie durch einen kleinen Stich mit einer Lanzette in die Fingerkuppe (wie beim Blutzuckermessen). Bei einigen Heim-Tests schicken Sie die Probe anschließend in ein professionelles Labor ein, in dem Fachleute sie analysieren und den PSA-Wert bestimmen. Das Ergebnis erhalten Sie in der Regel wenige Tage, nachdem die Blutprobe eingegangen ist.
Es gibt auch PSA-Schnelltests, die mit einer Verdünnungslösung und einer Probenkassette ausgestattet sind. Dort können Sie das Testergebnis nach wenigen Minuten selbst ablesen. Ist der Wert über 4 ng/ml, ist das Ergebnis „positiv“. Es erscheint eine farbige Linie im Testfeld (neben dem Kontrollfeld). Im Grunde funktioniert dieser Schnelltest ähnlich wie ein Corona-Selbsttest.
Kostenpunkt: sehr verschieden, aber zwischen 10 und ca. 40 Euro.
Solche PSA-Schnelltests sind zur Prostatavorsorge und Diagnostik für zu Hause gedacht. Ein PSA-Selbsttest birgt jedoch gleich mehrere Risiken. Einige Beispiele:
- Nicht aussagekräftig genug: Ein einzelner PSA-Test lässt keine Rückschlüsse darüber zu, ob Prostatakrebs vorliegt oder nicht. Ärzte und Ärztinnen beobachten den PSA-Wert immer über einen längeren Zeitraum und wiederholen den PSA-Test. Dazu kommt, dass viele Faktoren den PSA-Wert erhöhen und das Testergebnis verfälschen können, etwa vorheriges Radfahren oder Sex.
- Bei welchen Werten schlägt der Selbsttest an? Die Schnelltests basieren darauf, dass ein PSA-Wert unter 4 ng/ml „gut“ ist und über dieser Schwelle als „bedenklich“ gilt. Dazwischen liegt eine Art Grauzone. Ärzte und Ärztinnen stellen das Testergebnis immer in einen größeren Zusammenhang und beleuchten auch das Risikoprofil eines Mannes.
- Kein Arzt in der Nähe: Zeit der Schnelltest einen erhöhten PSA-Wert an, ist meist so schnell kein Urologe oder keine Urologin verfügbar, um das Testergebnis zu interpretieren – dies schürt unnötig Sorgen und Ängste bis zum nächsten Arzttermin.
Fazit: Statt PSA-Selbsttest lieber gleich die Arztpraxis aufsuchen und sich kompetent beraten lassen!
Wie hoch sollte der PSA-Wert sein?
Medizinische Experten haben einige PSA-Werte festgelegt, die Anhaltspunkte dafür liefern, ob die Prostata gesund oder krank ist. Manche Werte gelten als auffällig und Sie sollten diese öfters kontrollieren lassen.
PSA – Normalwerte und KontrollintervalleAltersgruppe ab 45 Jahren und eine Lebenserwartung von mehr als 10 Jahren (PSA-Wert in Nanogramm pro Milliliter = ng/ml)
Für Männer über 70 Jahre und einem PSA-Wert < 1ng/ml ist eine weitere Früherkennung anhand des PSA-Tests nicht empfohlen. |
Je höher der PSA-Wert ist, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Prostatakrebs vorliegt. Es lässt sich jedoch kein genauer Wert festmachen, aber dem es kritisch wird und es sich mit Sicherheit um ein Prostatakarzinom handelt. Der PSA-Wert alleine ist nicht aussagekräftig genug. Es müssen immer noch weitere Untersuchungen folgen, etwa eine Ultraschalluntersuchung oder Gewebeentnahme (Biopsie), um die Diagnose Prostatakrebs eindeutig zu stellen.
Im Rahmen der Prostatakrebs-Früherkennung sollte eine Biopsie erfolgen, wenn mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:
- Kontrollierter PSA-Wert von ≥ 4 ng/ml bei der erstmaligen Früherkennungsuntersuchung und unter Berücksichtigung von Einflussfaktoren
- Krebsverdächtiges Ergebnis bei der digital-rektalen Untersuchung;
- Auffälliger PSA-Anstieg, ohne dass das Messverfahren gewechselt wurde
Ein unauffälliger, nicht erhöhter PSA-Wert besagt übrigens umgekehrt nicht, dass mit Sicherheit kein Prostatakrebs vorliegt. Manchmal liegt der PSA-Wert trotz Prostatakrebs im normalen Bereich. Deshalb ziehen Ärzte und Ärztinnen zur Diagnose von Prostatakrebs immer noch andere Untersuchungen (beispielsweise Tastuntersuchung, Biopsie) und Faktoren heran, etwa Ihr individuelles Risikoprofil.
Prostatakrebs |
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Kann man den PSA-Wert senken?
Es sind keine speziellen Maßnahmen bekannt, mit denen Sie den PSA-Wert senken oder beeinflussen können, etwa durch eine gesunde Ernährung. Es hängt eben maßgeblich von der Ursache ab, die zu dem erhöhten PSA geführt hat. Ist die Ursache behoben, etwa die Prostataentzündung, fällt in der Regel auch die Menge des Eiweißes im Blut wieder.
Der PSA-Wert kann in bestimmten Grenzen schwanken, also steigen und wieder sinken, etwa bei einer Prostatitis. Auch wenn Sport oder Sex der Auslöser des erhöhten PSA-Wert sind, kann ein Verzicht den Wert wieder sinken lassen. Bei einer unbehandelten Prostatavergrößerung oder Prostatakrebs steigt der PSA dagegen an.
Warum steigt der PSA im Alter?
Im Alter steigt der PSA-Wert bei den meisten Männern. Der Grund ist die benigne Prostatahyperplasie, mit der fast jeder Mann mit zunehmenden Lebensjahren zu kämpfen hat. Wenn sich die Prostata vergrößtert, vermehren sich auch die Prostatazellen, die PSA produzieren. So gelangt mehr PSA ins Blut und ist dort nachweisbar. Die Höhe des PSA-Wertes hängt deshalb auch bis zu einem gewissen Maß vom Alter eines Mannes ab.
PSA-Werte nach Alter: Tabelle
Alter | PSA-Normbereich |
40 - 49 Jahre | < 1,4 ng/ml |
50 - 59 Jahre | < 2,0 ng/ml |
60 - 69 Jahre | < 3,1 ng/ml |
70 - 79 Jahre | < 4,1 ng/ml |
Diese altersabhängigen PSA-Werte sind jedoch nicht als “absolut” zu verstehen. Sie geben lediglich eine Orientierung, wie hoch der PSA in welchem Alter sein sollte. Ärztinnen und Ärzte müssen die Werte immer im Zusammenhang mit individuellen Faktoren interpretieren, zum Beispiel einem vorhandenen Prostatakrebs in der Familie.
Was ist ein risikoangepasster PSA-Test?
Risikoangepasst oder risikoadaptiert bedeutet, dass Ärztinnen und Ärzte das individuelle Risikoprofil eines Mannes für Prostatakrebs berücksichtigen. Viele medizinische Fachleute sehen in diesem risikoadaptierten PSA-Test die Zukunft, denn das flächendeckende PSA-Screening (PSA-Tests an gesunden Männern) bringt bringt nur wenigen Männern Vorteile.
Diese Risikofaktoren spielen bei der Erstellung des individuellen Risikoprofils eine Rolle:
- Ein erhöhter PSA-Ausgangswert im Alter von 40 oder 45 Jahren bedeutet ein besonderes Risiko für Prostatakrebs. Diese Männer entwickeln öfters und in jüngeren Jahren ein aggressives Prostatakarzinom. Fachleute schlagen daher vor, bei jedem Mann in diesem Alter erstmalig den PSA zu messen.
- Auch ein gehäufter Prostatakrebs in der Familie ist riskant und erhöht die Gefahr, selbst an einem Prostatakarzinom zu erkranken. Genetische Faktoren spiele dabei eine große Rolle. Ärztinnen und Ärzte erfragen, ob der Vater, Bruder oder Onkel an Prostatakrebs erkrankt ist. Auch eine Brustkrebs-Erkrankung der Mutter erhöht das Risiko eines Sohnes für Prostatakrebs. Es gilt also, das persönliche, familiäre Risiko zu erfassen.
Ist der PSA-Ausgangswert niedrig, besteht kein familiäres Risiko und war der körperliche Untersuchungsbefund unauffällig, kann die nächste Kontrolle erst fünf Jahre oder später stattfinden. Bei älteren Männer ab 70 Jahren, die diese Kriterien erfüllen, kann die Prostata-Vorsorge womöglich sogar ganz entfallen. Anders ist es bei Männern, die persönliche Risiken mitbringen. Sie sollten sich in engen zeitlichen Abständen untersuchen lassen. Ein erhöhtes Risiko hat ungefähr jeder zehnte Mann.
Die Vorsorgeintervalle sind also individuell verschieden und hängen vom persönlichen Risikoprofil eines Mannes ab. Überdiagnosen und Übertherapien, wie sie bei flächendeckenden PSA-Tests an allen Männern vorkommen, lassen sich auf diese Weise vielleicht vermeiden.
Warum ist der PSA-Wert für den Verlauf von Prostatakrebs wichtig?
Ärztinnen und Ärzte messen den PSA aber nicht nur, um Prostatakrebs frühzeitig zu erkennen. Vielmehr ist der PSA-Wert ein wichtiger “Marker”, um den Verlauf von Prostatakrebs einzuschätzen.
Nach einer Krebsbehandlung wie der Operation (radikale Prostatektomie) oder Strahlentherapie fällt der PSA-Wert normalerweise ab und sinkt unter die Nachweisgrenze. Dies lässt sich als Erfolg der jeweiligen Krebsbehandlung interpretieren. Steigt der PSA jedoch anschließend wieder an, könnte der Prostatakrebs zurückgekehrt sein. Fachleute sprechen von einem PSA-Rezidiv, weil der Wert des prostataspezifischen Antigens der einzige Hinweis auf einen Rückfall (Rezidiv) ist.
Daher kontrollieren Ärzte und Ärztinnen den PSA-Wert regelmäßig im Rahmen der Nachsorge, um ein Wiederaufflammen des Prostatakrebses so früh wie möglich zu erkennen.
Quellen:
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