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Rückfall bei Prostatakrebs: PSA-Rezidiv erkennen und behandeln
10. März 2022 | von Ingrid MüllerAktualisiert und medizinisch geprüft am 10.3.2022 Ingrid Müller, Chefredakteurin und Medizinjournalistin |
Manchmal kehrt der Prostatakrebs trotz einer Prostata-OP oder Bestrahlung zurück. Lesen Sie, was ein steigender PSA-Wert bedeutet, wie sich ein PSA-Rezidiv erkennen lässt und wie Ärzte den Rückfall behandeln.
Kurzübersicht
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Was ist eine PSA-Rezidiv?
Ein PSA-Rezidiv bedeutet, dass der PSA-Wert nach einer Krebsbehandlung wie der Operation (radikale Prostatektomie) oder Strahlentherapie wieder ansteigt. Normalerweise fällt der PSA-Wert einige Wochen nach dem chirurgischen Eingriff beziehungsweise dem Ende der Bestrahlung in einen Bereich ab, in dem er nicht mehr nachweisbar ist. Dies gilt als Anzeichen dafür, dass der Chirurg ooder die Chirurgin den bösartigen Tumor vollständig entfernt hat beziehungsweise die Strahlentherapie erfolgreich war.
Erhöht sich der Wert nach der Entfernung der Prostata oder der Bestrahlung wieder, besteht der Verdacht, dass der Prostatakrebs zurückgekehrt ist und der Tumor wieder wächst. Der medizinische Fachausdruck für einen solchen Rückfall heißt Rezidiv. Ärzte kontrollieren den PSA-Wert regelmäßig im Rahmen der Nachsorge, um ein Wiederaufflammen des Prostatakrebses so früh wie möglich zu erkennen. Deshalb sind regelmäßige Nachsorgetermine auch so wichtig.
Nachsorge Lesen Sie, was die Nachsorge ist und warum Sie die Kontrollen regelmäßig wahrnehmen sollten. |
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Welche PSA-Werte sind verdächtig?
Ärzte und Ärztinnen messen das prostataspezifische Antigen (PSA) zweimal nacheinander. Folgende Werte liefern wichtige Hinweise:
- Beträgt der PSA-Wert beide Male nach einer Operation mehr als 0,2 Nanogramm/Milliliter (ng/ml), liegt aller Wahrscheinlichkeit nach ein Rezidiv vor.
- Das Gleiche gilt, wenn der PSA-Wert nach einer Strahlentherapie in mindestens zwei Messungen mehr als 2 ng/ml über dem tiefsten gemessenen Wert – dem Nadir – liegt.
- Wenn Sie keine Symptome und Beschwerden verspüren, sprechen Mediziner von einem biochemischen Rezidiv, PSA-Rezidiv oder PSA-Progress. Allein der erhöhte PSA-Wert weist dann auf den Rückfall hin.
PSA-Rezidiv – örtliche Rückkehr oder Metastasen?
Bei einem PSA-Rezidiv gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: Entweder ist der Prostatakrebs örtlich im Operationsgebiet der Prostata zurückgekehrt (Lokalrezidiv). Haben sich die Krebszellen dagegen auf Wanderschaft begeben und über die Blut- und Lymphbahnen ausgebreitet, bilden sich Tochtergeschwülste in anderen Organen (Metastasen oder Fernmetastasen). Bei Prostatakrebs entwickeln sich solche Krebsabsiedelungen oft zunächst in den Knochen, aber auch in der Leber oder Lunge.
Um zwischen einem Lokalrezidiv und Fernmetastasen zu unterscheiden, ziehen Ärzte bestimmte Faktoren heran:
- Biologische Merkmale des Prostatakrebses bei der ersten Diagnose, zum Beispiel die Ausbreitung oder Aggressivität
- Verlauf des PSA-Wertes: Wie lange liegt die Operation schon zurück? Wie schnell ist der PSA angestiegen?
- Eventuell bildgebende Verfahren, um den Ort des Rezidivs zu bestimmen
Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick, welche Anhaltspunkte Ihr Arzt oder Ihre Ärztin für ein Lokalrezidiv oder Fernmetastasen hat und wie sie sich einordnen lassen:
Hinweise auf ein Lokalrezidiv | Hinweise auf Metastasen |
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PSA-Rezidiv diagnostizieren: welche bildgebenden Verfahren?
Bei sehr niedrigen PSA-Werten unter 0,5 ng/ml können Ärztinnen und Ärzte Tumoren mit herkömmlichen bildgebenden Verfahren nicht immer zuverlässig aufspüren.
Dazu gehören zum Beispiel:
- Computertomografie (CT) – eine Röntgenuntersuchung, die dreidimensionale Bilder des Körpers liefert
- Transrektaler Ultraschall (TRUS) – eine Ultraschalluntersuchung über den Enddarm
- Knochenszintigrafie – die Methode arbeitet mit radioaktiven Substanzen, die sich in Zellen anreichern, deren Stoffwechsel besonders aktiv ist – auch Krebszellen gehören dazu.
Mehr Aussagekraft besitzt die multiparametrische Magnetresonanztomografie (mpMRT). Die Methode arbeitet mit starken Magnetfeldern und liefert dreidimensionale Schichtaufnahmen aus dem Körper. Auch eine neue Variante der Positronenemissionstomografie (PET) liefert zuverlässigere Ergebnisse. Sie arbeitet mit einem radioaktiven Marker, der das sogenannte Prostata-spezifische Membranantigen (PSMA) sichtbar macht.
PSMA-PET/CT Erfahren Sie, was ein PSMA-PET/CT ist und wann die Untersuchung eine Kassenleistung ist. Außerdem: Alles über das PSMA in der Diagnostik und Therapie. |
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Studien deuten darauf hin, dass eine Kombination aus PSMA-PET und CT schon bei sehr niedrigen PSA-Werten nachweisen kann, ob ein Lokalrezidiv oder Metastasen vorliegen. Ärzte und Ärztinnen empfehlen die PSMA-PET/CT, wenn das Untersuchungsergebnis mit hoher Wahrscheinlichkeit Auswirkungen auf die Therapiewahl hat. Von diesen Erkenntnissen hängt es ab, welche Therapien medizinische Fachleute Ihnen jetzt vorschlagen. Denn ein Lokalrezidiv behandeln sie anders als Metastasen, zum Beispiel in den Knochen.
Manchmal liefern mpMRT und PSMA-PET/CT negative Ergebnisse, aber es gibt andere Anhaltspunkte, die für ein Lokalrezidiv sprechen. Dann beginnen Ärzte und Ärztinnen meist gleich mit der Behandlung und warten die weitere Entwicklung nicht erst ab.
PSA-Rezidiv – wann abwarten?
Manchmal ist die Ausgangssituation günstig und der PSA-Wert nimmt nach einer Operation über Jahre hinweg zu, ohne dass die betroffenen Männer Beschwerden entwickeln. In folgenden Fällen können Ärzte und Ärztinnen das PSA-Rezidiv zunächst nur beobachten:
- Der PSA-Wert steigt nur langsam an – die Verdopplungszeit des PSA-Wertes beträgt mehr als zwölf Monate.
- Das PSA-Rezidiv tritt mehr als 18 Monate nach der Operation auf.
- Der Gleason-Score liegt unter 8 – er lässt Aussagen über die Aggressivität des ersten Prostatatumors zu
Bei der Entscheidung – abwarten oder behandeln – spielen auch Ihr allgemeiner Gesundheitszustand, Ihr Alter und natürlich Ihre persönlichen Wünsche mit. Sprechen Sie immer ausführlich mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Wägen Sie gemeinsam alle Vor- und Nachteile ab – erst dann entscheiden Sie.
PSA-Rezidiv: Behandlungen
Die Wahl der Behandlung hängt davon ab, ob das PSA-Rezidiv lokal vor Ort auftritt oder ob sich Metatastasen in anderen Organen gebildet haben. Auch vorausgegangene Krebstherapien, etwa die Prostata-Op oder Strahlentherapie, spielen bei der Therapiewahl eine Rolle – alle Möglichkeiten im Überblick.
- Lokalrezidiv nach Prostata-OP behandeln
Ein Lokalrezidiv nach einer Operation lässt sich mit einer Strahlentherapie behandeln, bei der Radiologen und Radiologinnen die betroffene Region von außen bestrahlen. Diese Art der Bestrahlung heißt auch Salvage-Strahlentherapie (engl. salvage = Rettung), Salvage-Radiotherapie oder nachgeschaltete Bestrahlung. So lässt sich das Rezidiv in der Umgebung des Operationsgebietes oft heilen. Je früher die Bestrahlung beginnt, desto besser sind die Erfolgschancen. Besonders gut stehen sie, wenn der PSA-Wert noch unter 0,5 ng/ml liegt.
Männern mit einem hohen Risiko, dass der Prostatakrebs fortschreitet, sollten Ärzte und Ärztinnen zusätzlich zur Salvage-Strahlentherapie eine Hormonentzugstherapie oder den Wirkstoff Bicalutamid (ein Antiandrogen) anbieten. Eine alleinige Hormontherapie ist nicht empfohlen.
Auch eine Kältetherapie (Kryotherapie) oder die HIFU sind Möglichkeiten, wenn schon eine Prostata-Operation stattgefunden hat. Eine zweite OP an der bereits operierten Stelle ist übrigens nicht möglich.
- Lokalrezidiv nach Strahlentherapie behandeln
Bei einem Lokalrezidiv nach einer Strahlenbehandlung als Ersttherapien kommt die Operation in Form einer radikalen Prostatektomie in Frage. Sie heißt “Salvage-Prostatektomie”. Die OP sollte nur erfahrene Ärzte und Ärtinnen durchführen, weil zuvor bestrahltes Gewebe schwieriger zu operieren ist. Zu beachten ist auch, dass die Spätfolgen dieser OP oft gravierender ausfallen als wenn Chirurgen und Chirurginnen den Prostatakrebs zuerst operieren. Zu leiden haben Männer besonders unter Erektiler Dysfunktion und Inkontinenz.
Auch die HIFU ist eine Behandlungsmöglichkeit für das Lokalrezidiv, das sich nach einer Bestrahlung gebildet hat. Allerdings ist die HIFU eine experimentelle Therapie.
- Metastasen: Behandlung
Bei Metastasen ist die Hormontherapie eine gute Möglichkeit, um die Tochtergeschwulste in Schach zu halten und ihre Ausbreitung zu hindern. Diese Krebsbehandlung wirkt im Gegensatz zu OP und Bestrahlung nicht nur örtlich, sondern im gesamten Körper. Auch lässt sich durch die medikamentöse Hormonbehandlung das Auftreten von Beschwerden hinauszögern. Eine Heilung gelingt jedoch in den meisten Fällen nicht. Die Hormontherapie ist ratsam, wenn
- die PSA-Verdopplungszeit weniger als drei Monate beträgt.
- der Prostatakrebs örtlich fortschreitet und Symptome hervorruft.
- Fernmetastasen vorhanden sind, etwa in den Knochen, der Leber oder Lunge
Wichtig ist, dass Sie sich gut über sämtliche Behandlungsmöglichkeiten informieren und Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin alle Fragen stellen, die Ihnen auf dem Herzen liegen. Sie können sich auch jederzeit eine Zweitmeinung zu den Therapievorschlägen einholen, wenn Sie sich nicht ganz sicher sind.
Quellen:
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